Royal Enfield Model G Restauration

11.08.2006 - Ein Anruf und ich flitze los - die frisch verchromten
Schutzrohre der Gabel sind fertig! Der Chrom sieht ordentlich
aus, ich hätte nur besser darauf hinweisen sollen, dass die Gewinde
oben und unten noch ca. einen Zentimeter mit verchromt werden
sollen. Unten ist das kein Problem, da die Rohre etwas in die Achs-
führungen ragen und somit das Gewinde unsichtbar ist. Wie's oben
aussehen wird, muss ich noch ausprobieren - notfalls kommt eine
kleine Gummimanschette drüber. Mit 150 Euro kommt die
Angelegenheit auch nicht ganz so teuer wie gedacht, zum Glück
gibt es bei der "Kleinen" auch nicht so viele verchromte Teile.

12.08.2006 - Schauen wir uns mal an, wie man das anzufertigende
Teil am Besten bearbeitet: Das größte Problem dürfte das
Einspannen in das Drehbankfutter werden, da aus der (jetzt noch)
langen Schraube ja eine recht dünne Scheibe werden soll. Gut, flexen
wir als erstes den Sechskantkopf ab, der stört nur. Ich spanne die
Schraube in den Schraustock ein und lege los. Oh Mann, die ganze
Angelegenheit wird noch heiß werden...Heiss...HEISS! - A U A!!!
Der Blaumann kokelt und auch das Hemd darunter hat der Funken-
flug erwischt, schnell klopfe ich den Brand aus - Puh! Schutzbrille und
Gehörschutz sind zwar ganz nett, aber eine Lederschürze hätte hier
Not getan. Was soll's, ein wenig Flurschaden gibt's immer... :-)
Das gerade Einspannen in die Drehbank erweist sch tatsächlich als
größtes Problem, immer wieder fängt die Scheibe in der Drehbank
an zu eiern und dann bricht sofort der Drehmeißel ab. Erst, als ich
statt der M10er Schraube eine Senkkopfschraube verwende, klappt
es leidlich, ich muss aber sehr vorsichtig und mit wenig Span-
abnahme arbeiten. Egal, jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt und
ich werde letztlich doch noch fertig, und auch wenn ich mir das Teil für
den Preis der abgebrochenen Drehmeißel locker in England hätte
bestellen können, kommt ein wenig Stolz über das selbst gefertigte
Teil auf. Übung macht den Meister!

Ausgangsmaterial links,
Endprodukt rechts
Links das Original,
rechts das Plagiat
Und so sieht es fertig
montiert aus (die
Hutmutter muss ich mir
noch neu besorgen)

21.08.2006 - Einige Teile werden entrostet, um sie dem Lackierer
übergeben zu können, dazu gehören die oberen und unteren Gabel-
brücken sowie die Blechabdeckhülsen der Gabelstandrohre. Die
beiden Lampenhalter muss ich erst richten, aber welcher der beiden
ist verbogen? Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, da die
Ausleger, die die Vorderlampe letztlich tragen, gewölbt und leicht
gedreht sind. Nach reiflicher Begutachtung und Vergleich entschließe
ich, dass der linke Halter verbogen ist, mit Kugelhammer und
Amboss bringe ich das Blech wieder einigermaßen in Form.
Als nächstes versuche ich den nicht mehr lieferbaren Gitterfilter zu
richten, über einer Alustange wird der Filter wieder rund geklopft und
gleichzeitig gestreckt, bis er wieder zur vollen Länge angewachsen
ist. Der stabilisierende Ring aus Messing ist noch da, muss aber
wieder angelötet werden. Mit einem dicken Lötkolben, etwas Lötfett
und Radiolot ist der Ring schnell wieder befestigt. Gut, wozu habe ich
heute noch Lust? Ich nehme mir als letzte Tat des Tages die beiden
unteren Gabelführungen und die Achsklemmungen aus Alu vor, damit
diese poliert werden können. Uff, offenbar war man 1947 mit dem
Giessen von Aluminium noch nicht so weit - die Teile weisen neben
den zahlreichen Schrammen der Jahre auch reichlich Lunkerstellen
auf. So viel kann ich nicht wegschleifen, ohne das Material über
Gebühr zu beanspruchen, also wird's nicht ganz perfekt aussehen,
aber vor 59 Jahren war das Finish wohl kaum besser... Mit 240er
und 800er Schleifpapier glätte und ebne ich, so gut es geht,
Schrammen und Gussgrate ein, das Polieren der Teile vertage ich
auf den nächsten Regentag, der sicher nicht lange auf sich warten
lassen wird...

23.08.2006 - Ich habe mir bei eBay einen 10er Satz Drehmeißel
ersteigert, heute kommen die Teile an - und passen nicht... Ich bin
aus einer im Internet gefundenen Tabelle aber auch nicht so ganz
schlau geworden, wie die Drehmeißel normgerecht bezeichnet
werden. Um die teuren Stücke aber doch noch verwenden zu können,
braucht's doch eigentlich nur einen passenden Halter, sehen wir
mal, was der örtliche Baumarkt an Rohmaterial hergibt. Benötigt
wird ein Stück Vierkantstahl und eine 4mm Senkkopfschraube,
nach kurzem Studium findet sich beides ein. Der Vierkantstahl muss
passend geschliffen werden: Er soll einerseits die Schneide
wirkungsvoll stützen, aber darf sie auch nicht behindern. Mit Hilfe
des Schleifsteins, eines Minischleifers und einer Flachfeile werden
die Flanken des Stahls passend geschliffen, dann ein Loch zur
Befestigung des Drehmeißels gebohrt und ein 4mm Gewinde
geschnitten - Prima - Passt! Es kann weiter gehen...
 

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Letztes Update: 23.08.2006