Royal Enfield Interceptor Series II

13.11.2004 - Die Abdeckplatte für die Elektrikhalterung will noch
nicht so recht passen, daher feile ich in die Durchgangsbohrungen
Langlöcher - damit geht's. Die Boyer Zündanlage passt dagegen auf
Anhieb an ihrem zugedachten Platz. Die Alarmanlage macht wieder
etwas  mehr Kummer: Der Haltebügel behindert den Spritzlappen,
der die Elektrik vor Wasserspritzern schützen soll, deshalb kürze ich
erst die oberen Halterungen etwas, um sie nach einer kurzen Probe
dann doch ganz ab zu sägen - sah sowieso ziemlich hässlich aus...
An die Haltemutter komme ich dann allerdings nicht mehr dran, also
mal wieder zurück in die Werkstatt und mittels Schweißgerät wird die
Mutter mit der Halterung verschweißt. Kurzerhand öffne ich noch die
Alarmanlage und bohre zwei 5mm Löcher in den Boden, setze zwei
Schrauben ein und befestige die ganze Sache mit Neoprenscheiben
und selbstsichernden Muttern direkt auf dem Halteblech. So langsam
sinken die Temperaturen, darum muss der Gasbrenner wieder in
Gang gebracht werden, den habe ich zuletzt im Februar beim
Zerlegen des Moppeds benutzt.

Die angefertigte Halterung ist endlich einsatzbereit

So, und nun wird's mal wieder Zeit für mich, euch, lieben Kindern
eine kleine Lehrstunde zu erteilen - Nämlich wie man mit einer
Schraube mal locker 1 1/2 Stunden Freizeit platt machen kann.
Dazu bedienen wir uns eines bewährten Konzepts, und zwar
des von einem ehemaligen Kollegen (Moin, Patrik) entwickelten
Backrezepts. Und das geht so:
Man nehme ein beliebiges englisches Alteisen- Teil und suche die
ihm zustehende Halterung (hier: der Kühlkörper der Zener- Diode).
Selbiger wird mittels einer 1/2" Schraube (ca. 13mm Durchmesser!)
am Rahmen befestigt. Die Halteschraube erweist sich natürlich als
verrottet und vergammelt und kann nicht weiter benutzt werden.
Darum sehen wir uns nach einer neuen Schraube um, die ist aber
nicht da. Warum? Weil dies eine Cycle Zollschraube ist und nur ein
einziger Backladen im fernen England diese Schrauben in der
richtigen Größe hat. Da wir aber ziemlich geizig sind, und keine
6 englische Pfund + Steuer + Versand für eine einzige benötigte
Schraube ausgeben wollen, backen wir uns eben selbst eine:
Der gute Onkel hat natürlich für solche Fälle vorgesorgt und mehrere
Rundstäbe in Edelstahl auf dem Backtisch liegen. Wir nehmen uns
den Richtigen, sägen ihn passend ab, schneiden mit viel Kraft ein
Gewinde auf den Bolzen, drehen auf das neue Gewinde eine 1/2"
Mutter und verschweißen diese mit dem Bolzen. Gut, als nächste
Zutat folgt eine Feile, um die Schweißnähte zu glätten und der
neuen Schraube einen hübschen Kopf zu verpassen. Dieser wird
noch ein wenig poliert und fertig ist die Laube, ähh Schraube.
Na, war das so schwer? Als Lohn der Mühen kann das nächste
Teil an den heißen Ofen geschraubt werden. So liebe Kinder,
das war's für heute, als nächstes zeige ich euch, wie man aus ein
paar Spaghetti einen prima Kabelbaum basteln kann, mit dem
man den Ofen wieder prima mit Strom heizen kann.
Auf Wiedersehen in unserer Backstube!

Sauberes Pizzablech

Vergammeltes Fischstäbchen

Frische Zutaten

Zubereitung

Ofenfrisch, aber noch nicht fertig

Altes und neues Menü à la carte - Bon appétit!

17.11.2004 - Kommt abends doch tatsächlich ein Anruf aus
Frankfurt, der Motor wäre fertig! Das kann aber doch unmöglich
mein Motoreninstandsetzer sein, oder etwa doch? Auf meine
wiederholten ungläubigen Nachfragen bestätigt sich der Verdacht:
Es ist Hr. Weigelt! Halleluja, Brüder und Schwestern, lasset die
Posaunen erschallen und Wein und Honig in Strömen fließen!
Ein Wunder ist geschehen! Um die Spannung aber noch ein wenig
aufrecht zu halten und mich vom sofortigen Fallenlassen des Telefon-
hörers mit anschließender Vollgasfahrt nach Frankfurt ab zu halten,
bedient er sich leider eines perfiden Tricks: Die Rechnung ist noch
nicht fertig... Hätte mich aber auch fast gewundert, wenn der Meister
aller Meister nicht doch noch ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert
hätte, und so einigt man sich auf den kommenden Montag für die
Abholung. WIR DANKEN DIR, OH WEIGELT HERR!
 

22.11.2004 - So, dieses Kapitel kann ich für's Erste ad acta legen:
Nach getaner Arbeit mache ich mich zum vorläufig letzten Mal
auf den Weg nach Frankfurt, um dem Motor ab zu holen. Hr. Weigelt
zeigt mir noch einige Details, die bei Einbau und erstem Betrieb
des Motors zu beachten sind, danach folgt die Stunde der Wahrheit:
2550.- Euro sind insgesamt für die Überholung zu berappen, ein
Großteil davon geht auf das Konto von Fremdarbeiten wie etwa
Schleifen der Kurbelwelle, Fräsen des Anschlusses für den Öldruck-
geber usw. Happig - ich hoffe, der Motor dankt die Mühen auch
mit einwandfreier Funktion... aber bis dahin wird noch etwas Zeit
vergehen. Das Getriebe muss wieder an den Motor geflanscht
werden, dann folgt der Primärantrieb, bestehend aus modifizierter
Bullet Trocken- Rennkupplung und Zahnriemenantrieb. Dann wandert
der Block wieder in den Rahmen, gefolgt von Haupt- und Seiten-
ständer, dem Ölkühler, dem Ölthermostat, den Ölleitungen zu den
Zylinderköpfen (die ich erst noch besorgen muss), den Vergasern,
dem Drehzahlmesserantrieb, sämtlichen Zügen, dem Lenker, dem
(noch zu erstehenden und zu verchromenden neuen) Tank und last but
not least der Elektrik. Und danach sehen wir mal weiter...

 

Ready to run Die heiligen Hallen
des Meisters Teil 1
...und Teil 2

 

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Letztes Update: 22.11.2004