Royal Enfield Model G Restauration

05.02.2007 - Nachdem ich Hr. Weigelt die Liste der verfügbaren
Ersatzteile per Fax geschickt habe, meldet er sich bei mir:
Er muss die Lagerschale anfertigen lassen, außerdem sind zwei
verschiedene Lagerrollen (eine Sorte Übergröße) nötig. Gut, dann
bestellen wir die Teile wie üblich in England.

08.02.2007 - Die Teile aus England sind bereits da, das war wirklich
flott - ob das daran lag, das der Händler angesichts von satten 268 £
für das Teilekonvolut (allerdings inklusive eines neuen Drehzahl-
messers für meine 750er) die Dollar- (Pfund)- Zeichen in den Augen
hatte? :-) Wie dem auch sei, nach Sichtung aller Brocken lege ich
meine bereits vor 2 1/2 Jahren gekauften Stößel, deren Führungen
sowie meine besten Nockenwellen in ein Paket, das sich umgehend
auf den Weg nach Groß-Gerau macht.

10.02.2007 - Es regnet - ideales Bastelwetter also... Was steht an?
Der Blechhalter für den Magdyno (Zündmagnet und Lichtmaschine)
muss normalerweise mitsamt den Kurbelgehäusehälften montiert
werden, das habe ich mir vor ein paar Tagen bereits angesehen und
beschlossen, die Halteschrauben so zu modifizieren, dass das auch
ohne Demontage des Motors geht. Die Drehbank freut sich heute
deshalb auf Arbeit, die Schrauben werden aus dem Vollen gedreht,
das Gewinde trotzdem lieber per Hand geschnitten... Die Spann-
schraube für den Magdyno macht schon mehr Arbeit, obwohl sie
eigentlich recht simpel ist: Zwei Zylinder mit Querbohrung, ein
Durchgangs- und ein Gewindeloch, ein Stehbolzen und eine Mutter.
Die beiden Zylinder werden auf der Drehbank aus passendem Rund-
material gedreht, durchbohrt und einer mit 1/4" Cycle Gewinde
versehen, der Stehbolzen ist schnell hergestellt. Die Bundmutter stellt
mich vor eine kleine Herausforderung, eigentlich müsste ich die aus
Sechskantmaterial herstellen, das hinter dem Kopf abgedreht wird.
Da ich kein passendes Material habe, wird kurzerhand eine kleine
Rundbuchse hergestellt: an beiden Enden plangedreht und gebohrt.
Es folgt wieder Handarbeit an den beiden Halteplatten von Motor
und Getriebe - Der Profi an der Drehbank hat die Sechskantlöcher
für die Fußrastenachse bereits vorbereitet - sogar ein wenig zu viel,
denn die eigens gekauften Feilen, um die Rundlöcher in Sechskant-
löcher zu verwandeln, werden kaum benötigt: Wenige Feilhiebe
reichen aus, um die Sechskantachse an ihren Platz zu lassen.
Für heute ist's danach erstmal genug.

Links der Magdynohalter, unten
das angefertigte Teil, oben das
Rohmaterial
Die Halteplatten von Motor
und Getriebe sind fertig

17.02.2007 - Viel Zeit habe ich heute nicht, aber ich will endlich am
Getriebe anfangen. Als Erstes nehme ich mir die Dichtflächen vor,
mit Hilfe einer Stahlplatte und eines Bogens 1200er Schmirgelpapier
ziehe ich die Dichtflächen ab, bis alle Flächen ein gleichmäßiges
Tragbild aufweisen. Die Betätigungsgabel der Schiebemuffen wird
oben und unten von einer dicken Schraube gehalten, die durch das
Gehäuse geschraubt wird. Die Gabel ist allerdings arg verschlissen,
in einem zweiten Gehäuse finde ich eine deutlich Bessere. Mit einem
kleinen Durchschlag werden die Verstemmungen aus dem Alu des
Gehäuses entfernt, anschließend mit einem Schlagschrauber die
beiden Schrauben entfernt. die Gabel wird gereinigt und in das
überholte Gehäuse montiert, die Schrauben mit einem Tropfen
Loctite gesichert. Beim Einsetzen der Vorgelegewelle merke ich
aber, dass diese kräftig in der Messingbuchse wackelt - die neue
Stahlbuchse auf der Welle reicht nicht aus... Mist, Mist, Obermist!
Die blöde Buchse habe ich natürlich nicht da - das ist mindestens
das zehnte Mal, das ich mangels Ersatzteilen nicht weitermachen
kann. Ich schwöre hoch und heilig, das es das letzte Mal war, das
ich an wichtigen Ersatzteilen spare - an einem 60 Jahre alten
englischen Alteisen ist eben kaum noch etwas zu gebrauchen...
Treten wir also wieder mal den traurigen Gang zum PC an und
bestellen bei Hitchcocks diese und zwei weitere Buchsen für das
Getriebe, damit es endlich weitergehen kann.

01.03.2007 - Die Buchsen sind da, das Getriebe könnte also weiter
montiert werden. Leider fehlt mal wieder die Zeit, es geht z. Zt. in
meinem Umfeld reichlich turbulent zu...

10.03.2007 - Alle Buchsen werden mit Hilfe von Lötlampe und
Kältespray ersetzt, dann sehe ich mir die Wellen genauer an -
irgendwie fehlen mir auf der rechten Seite die Anlaufscheiben.
Ich nehme das letzte (defekte) Getriebe auseinander, aber da sind
auch keine Scheiben zu sehen - Na denn... Die neuen Lager wandern
an ihren Platz, dann setze ich die vormontierten Wellen und den
Schaltarm ins Gehäuse ein. Der Kickstartermechanismus macht
mir mehr Schwierigkeiten - die Klinke ist abgebrochen. In meinem
Teilefundus aus England finde ich einen neuen, aber die Bohrung
für den Keil ist zu klein. Ein Test an der Bohrmaschine zeigt, dass
das Teil gehärtet ist - nix zu machen. Aber zwei andere Wellen aus
ausgeschlachteten Getrieben liegen auch noch bereit, haben aber
statt des Fahrradkeils eine Verzahnung für den Kickstarter, einen
passenden Kickstarte habe ich auch noch, der ist aber in einem
furchtbar rostigen Zustand. Der Freilauf für den Kicker ist zwar
recht simpel, ich brauche aber einige Zeit, um den Mechanismus
zu verstehen. Funktionieren tut er erst, als ich eine kleine sichel-
förmige Scheibe, die leicht asymmetrisch gebohrt ist, herumdrehe.
Da die Kickstarterwelle ganz unten liegt, kann hier natürlich zuerst
das Öl ins Freie entweichen, die neuen Lager der Haupt- und Neben-
wellen sind ja beidseitig geschlossen. Ein einfacher Gummiring um
die Welle sollte das Öl im Zaum halten können, Ich habe auch einen
ganzen Satz parat, aber die sind alle zu dick. Im örtlichen Baumarkt
werde ich in der Abteilung Gas, Wasser, Schei**e fündig, flugs wird
die Welle in die Drehbank eingespannt und eine Nut gedreht. Der
Drehmeißel beschwert sich zwar lautstark ob der oberflächen-
gehärteten Welle, bevor er aber sein Leben aushaucht, hat er eine
saubere Nut produziert. Endlich ist die Kickstarterwelle an ihrem
Platz, zur Probe setze ich jetzt das Gehäuse zusammen und
versuche, die Gänge zu schalten, es finden sich alle 4 plus einige
Leerläufe ein, das lässt hoffen. Der äußere Schaltmechanismus wird
aus den besten vorhandenen Teilen aus 3 1/2 Getrieben zusammen
gesetzt, die Funktionsweise ist aber nicht auf Anhieb ersichtlich. Als
ich mir beim Einklopfen der Schaltgabelwelle kräftig auf den Daumen
haue, merke ich, dass es Zeit ist, Feierabend zu machen...

14.03.2007 - Ein Anruf vom Meister, was denn mit der nicht
passenden Lagerschale für den rechten Kurbelwellenstumpf sei...
Da ich auch in England nichts Neues in Erfahrung bringen konnte,
schlägt er vor, das Gehäuse aufzuspindeln und die Lagerschale
danach passend zu den Lagerrollen zu schleifen. Ich stimme
notgedrungen zu - Alternativen fallen mir nicht ein. Außerdem sind
aus England ein Überholsatz für die Lucas Altette Hupe (Chromring
und Hutmuttern) angekommen.

 

▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

nächste Seite ►

horizontal rule

Letztes Update: 15.03.2007