Royal Enfield Model G Restauration

10.04.2010 - Eigentlich wollte ich den Motor noch einmal öffnen und kontrollieren
lassen, da mir ein paar Dinge nicht aus dem Kopf gehen: Da der Betrieb, der mir
Zylinder und Kolben passend geschliffen hat, nicht mehr existiert, weiß ich leider nicht,
ob die Teile auch ordentlich gemacht wurde (ich habe Gründe, das Gegenteil zu
vermuten...), außerdem hatte ich Probleme bei der Montage des Zündmagneten
- er wackelte auf dem Kurbelgehäuse und ließ sich erst nach kräftigem Festziehen
der Halteklammer arretieren. Darum wollte ich den Motor, obwohl offensichtlich
überholt, noch einmal öffnen und überprüfen lassen. Mein favorisierter Motoren-
instandsetzer sah und hörte sich vor ein paar Tagen das Drama an und lehnte
den Auftrag zu meinem Leidwesen ab - zwar verständlich, aber mir gefällt es
weniger. So bleibt mir mangels Alternativen keine Wahl, als das Beste zu hoffen.
Soweit zur Vorgeschichte.

Der Motor ist wegen der Gussteile sehr schwer, dennoch hebe ich ihn alleine in
den Rahmen. Damit der Lack nicht unnötig leidet, habe ich mir im Baumarkt
einen Plastikschlauch gekauft, der aufgeschnitten und auf die Rahmenrohre
gesteckt wurde. Der vordere Bolzen am Rahmen fixiert den Motor für's Erste
- das Kurbelgehäuse wird mit einem Holzklotz abgestützt. Das Getriebe nimmt
im hinteren Teil des Rahmens Platz, zusammengehalten wird das Ganze durch
die Haltplatten, die ich mir vor 2 1/2 Jahren bereits habe nachfertigen lassen.
Das Verwirrspiel der Bolzen, Abstandsscheiben und Distanzhülsen ist mangels
Vorbild nur schwer zu lösen. Einige Teile fertige ich mir mit Hilfe der Drehbank,
Bohrer und Reibahle aus Edelstahl an, trotzdem ist mir einiges noch nicht ganz
klar: Nach Sichtung der Angaben im Werkstatthandbuch der verbleibenden
Distanzhülsen zwischen Getriebe und Rahmen soll eine der Buchsen satte 10cm
breit sein - beim Nachmessen der Abstände komme ich auf ein ganz anders Maß.
Das muss ich mir noch einmal genauer ansehen. Trotzdem mache ich mir für den
Montag eine Einkaufsliste für den Baumarkt zurecht, ich brauche einen 15 mm
und einen 16 mm Bohrer, da das Aufreiben des Edelstahls von 14 mm (mein
dickster Bohrer) eine mühselige Angelegenheit war.


Zwei der selbst hergestellten
Buchsen - ganz links das Original
Der Motor sitzt nach nur 7 (!)
Jahren wieder im Rahmen...
Zahlreiche Bolzen und
Buchsen wollen in Einklang
gebracht werden.

15.04.2010 - An drei Abenden an der Drehbank werden die Distanzhülsen für Motor
und Getriebe hergestellt. Bei der Anprobe am Freitag zeigt sich, das ich bei zweien
die Bohrung zu klein gewählt habe. Die beiden Buchsen, die zwischen Rahmen und
Motorhalteplatten und Rahmenunterzügen sitzen, passen dagegen gar nicht: Links zu
breit und rechts zu schmal, obwohl sie laut Werkstatthandbuch beide gleich breit sein
sollen... Entweder ist die obere Motorhalterung nach links verzogen oder die Rahmen-
unterzüge schief. Nachdem auch noch die selbst gebaute "Instrumentenkonsole" an
der Gabel nicht vorbeipasst, ziehe ich mich wieder in den Bastelkeller zurück, um aus
einem Stück Vierkantaluminium einen Verstellmechanismus für das Getriebe zu bauen
(Die beiden Ketten werden dadurch gespannt, dass das Getriebe nach vorne oder
hinten gekippt wird). Beim ersten vorsichtigen Abdrehen macht es plötzlich vernehmlich
"Knack" und der Antriebsriemen der Drehbank ist gerissen! Ersatz muss in Luxemburg
bestellt werden - mir reicht's!

19.04.2010 - Mittels zweier Metallstangen und einer Wasserwaage werden der
Rahmen, die Unterzüge und die Motorhalterungen auf Verzug kontrolliert - nix... Nach
einigem Herumdrücken mittels Stemmeisen bekomme ich den unteren Bolzen nebst 2
Distanzbuchsen soweit montiert, für das 2. Rahmenauge brauche ich tatkräftige Hilfe
(Huhu, Dieter!), die aber leider erst am Dienstag Zeit hat.

20.04.2010 - Abends wird der neue Instrumentenhalter gebaut: Aus einem 2mm Edel-
stahlblech wird mit Hilfe der Flex eine grobe Form ausgeschnitten, dann am Schleif-
stein auf Maß gebracht und zuletzt mit Feile und Schleifpapier verfeinert. Die Löcher
für die Befestigung am Tacho, des Öldruckinstruments und die Aussparung für die
Tachobeleuchtung werden gebohrt und gefeilt. Zuletzt schleife ich mit immer feinerem
Schleifpapier die Kratzer aus dem Metall, soweit möglich. Vor dem Polieren klingelt
allerdings das Telefon - die Hilfe ist bereit. Zusammen gelingt es nach wenigen
Minuten, den letzten Bolzen der Motorhalterung zu montieren. Zur Belohnung gibt's
eine halbe Flasche Bier für Jeden... Jetzt heißt es Warten auf den neuen Antriebs-
riemen der Drehbank.

02.05.2010 - Eine Woche später ist der Riemen da, es kann weiter gehen. In den
letzten Tagen bekomme ich ein paar Dinge geschafft, z. B. die neu gefertigte und
polierte Instrumentenkonsole wird montiert (und passt endlich), die Spannschraube
für die Primärkette wird angebracht, am Wochenende folgen dann weitere Taten:
Ein merkwürdiges, bisher nicht zuzuordnendes Eisenteil entpuppt sich als Haltestrebe
für den Batteriehalter, den ich aber wg. Flugrost noch einmal nachbearbeiten muss.
Die Kurbelgehäuseentlüftung nimmt Platz am Motorblock, mitsamt den beiden
Messingplättchen, die als eine Art Flatterventil dienen. Der innere Teil des Primär-
kastens soll auch noch folgen, aber da gibt es ein Problem: Der vor 2 Jahren mit
Wellendichtring "veredelte" Kasten sitzt zwar, aber die Öffnung für den Dichtring
sitzt deutlich zu weit hinten und würde das Teil bei der ersten Motorumdrehung
ruinieren - mal sehen, wie ich das beheben kann.

08.05.2010 - Der innere Primärkasten soll montiert werden, aber vorher suche
ich noch ein paar Brocken: Der Auspufftopf, den ich vor einigen Jahren bestellt
hatte und den alten (aber nicht passenden) Lampentopf. Der Auspuff findet
sich nach einigem Suche wieder ein, aber der Lampentopf bleibt verschwunden...
Daran befestigt war das Trägerblech für den Lichtschalter und das Amperemeter,
das ich nun leider neu in England bestellen muss - vermutlich taucht's wieder auf,
wenn das neue Blech fertig lackiert und montiert ist... Auf in die Garage, der
Primärtrieb wartet. Für den inneren Deckel des Primärantriebs muss ich mir ein
neues Distanzstück auf der Drehbank fertigen, da das vor ein paar Tagen
gefertigte ein paar Millimeter zu schmal ist. Nachdem ich den oberen Halter
des Deckels mit dem Hammer ein wenig gerichtet habe, sieht es so aus, als
ob der Simmering nun in der Mitte sitzt. Das Sekundärritzel muss montiert
werden, bevor der innere Deckel Platz nehmen kann. Das Ritzel wird von
einer dicken Zentralmutter gehalten, eine Madenschraube sichert die Mutter.
Ich kann die Mutter nur sehr vorsichtig anziehen, das Getriebe dreht sich
immer schwerer - hoffentlich stimmt das... Als nächstes muss ich mir eine
Sekundärkette zum Hinterrad besorgen, das werde ich nächste Woche in
Angriff nehmen.

10.05.2009 - Nach Feierabend wird beim Zubehörhändler eine passende
Kette nebst Kettenschloss besorgt, aber vor dem Feiertag werde ich kaum
Zeit haben, weiter am Mopped zu arbeiten.

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Letztes Update: 10.05.2010