Royal Enfield Model G Restauration

05.05.2012 - Kaum noch Zeit, meine Motivation ist zudem auch noch im
Keller... Egal, schauen wir mal nach dem Rechten. Bei eBay habe ich einen
schönen Satz "Lucas" Aufkleber ersteigert, damit ich das Batteriegehäuse
passend bekleben kann. Passt perfekt und sieht besser aus. Sehen wir uns
die Gabel an: Das Hauptproblem ist wohl, dass die Ablassschrauben zwar
durch eine Kupferscheibe abdichten sollen, die Fläche der Schraube ist
allerdings zu rauh dafür, das dünne Gabelöl läuft dran vorbei. Ein Gummiring
würde eventuell helfen, aber der rutscht einfach weg, wenn ich die Schrauben
anziehe, folgerichtig wird in den Bastelkeller gewechselt. Hmmh, eine Scheibe
mit einer Nut, passend zu den Gummiringen könnte helfen, die muss ich mir
natürlich selbst anfertigen. In der Restekiste finde ich ein kurzes Stück
Rundstahl in VA, das bestens geeignet sein müsste. In der Drehbank werden
daraus zwei Scheiben, die knapp über die übestehenden Gewindestücke
der Gabel ragen, eine Nut im Inneren nimmt die Gummiringe auf und gibt
damit die Möglichkeit, diese unter leichtem Druck auf die Gabelfußmutter
zu drücken - das sollte reichen. Zurück in der Garage wird die Konstruktion
montiert und zum dritten (!) Mal die Gabel befüllt. Dann versuche ich, den
Motor zu starten - leider ohne Erfolg, da das Benzin aus allen Dichtungen
des Vergasers herausquillt... Nutzt nix, ich werde das Teil noch einmal
komplett zerlegen müssen, aber für Heute reicht es mir.

So drückt sich der Gummiring weg... ...und so hoffentlich nicht!

12.05.2012 - Schön, schauen wir mal wieder nach dem Rechten: Der Vergaser
wird abgebaut und zerlegt - eine Ursache für die Undichtigkeiten kann ich aber
nicht ausmachen. Alle Dichtungen werden erneuert und mit Dichtmasse
eingesetzt, für eine kleine Bohrung am Vergasergehäuse, die Falschluft durch-
lassen könnte, schneide ich ein Gewinde und setze eine M2 Schraube ein.
Der rechte Benzinhahn war ebenfalls undicht, da der Arretierbolzen für den
"Push-Pull" Hahn schlichtweg verschwunden ist. Eine spitzgeschliffene M4
Schraube erfüllt den gleichen Zweck. Nachdem ich den Vergaser und den
Benzinhahn wieder montiert habe, versuche ich das Mopped zu starten.
Nach einigen schweißtreibenden Minuten läuft der Motor, aber er geht leider
auch von selbst wieder aus. Die Ursache ist auch schnell gefunden, aber stimmt
mich nicht gerade fröhlich: Das Auslaßventil scheint sich beim Warmwerden
des Motors zu verklemmen, obwohl das Ventil nebst Führung neu ist und der
Motoreninstandsetzer beide für gut erklärt haben - keine Ahnung, wie ich das
in den Griff kriegen soll, ohne wieder alles zu zerlegen. Ich geb's für heute auf...

19.05.2012 - Die beiden schönen, aber undichten Messingbenzihnhähne muss
ich austauschen - bei eBay hatte ich mir vor einiger Zeit an paar verchromte
Hähne zugelegt, die ihren Job hoffentlich besser erfüllen. Tun sie zum Glück
auch, daher schiebe ich das Mopped vor die Haustür, um den Staub der
vergangenen Wochen und die Fettfinger abzuwaschen. Als das Mopped
danach wieder trocken ist, packt mich der Ehrgeiz: Soll ich versuchen, die
enorme Strecke von etwa 200m zwischen Haustür und Garage mittels
Motorkraft zu bewältigen? Ich riskiere es und tatsächlich hält das Fahrzeug
die enorme Strapaze der Etappe ohne Panne aus - ich komme sogar bis
in den 3. Gang! Motiviert durch diesen Erfolg beschließe ich, die notwendigen
technischen Daten für die Vorfahrt beim TÜV zusammen zu stellen und
einen baldigen Besuch der "Heiligen Hallen" anzustreben. Sehen wir mal,
was die "Götter" dort zu dem Krad zu sagen haben...

07.06.2012 - Ein Anhänger ist organisiert, die Unterlagen sind komplett,
morgen geht's zum TÜV. Um sicher zu gehen, marschiere ich am Feiertag
Richtung Garage, prüfe die Beleuchtung und versuche das Mopped zu
starten, was auf Anhieb beim ersten Kick gelingt - ein gutes Omen, wie ich
meine.

08.06.2012 - Um 08:30 habe ich den geliehenen Motorradanhänger am
Haken, das Aufladen des Moppeds auf denselben schaffe ich wegen
des geringen Gewichts alleine - los geht's! Reichlich Andrang beim TÜV,
alle nutzen den freien Tag für die Vorführung. Mit einem Honda SL125
sowie einem Triumph TR4 Fahrer komme ich ins Gespräch, während
die Enfield schon wieder etwas Öl aus der Gabel unter sich macht
(aus Angst?)... Endlich bin ich an der Reihe, aber trotz meines guten
Zuredens (...der nette Onkel vom TÜV wird dich jetzt prüfen, also benimm
dich...) blamiert mich die Enfield nach Strich und Faden: Beim Öffnen der
Benzinhähne läuft das Benzin in Strömen aus der Schwimmerkammer
und läßt sich auch nicht stoppen. Der TÜV Ingenieur nimmt derweil die
spärlichen technischen Daten auf, die ich gesammelt habe. Neuer Versuch,
der Vergaser ist zwar dicht, dafür nimmt das Mopped überhaupt kein Gas
mehr an, auch der Versuch des Ingenieurs, das Mopped mittels Standgas (!)
in Bewegung zu setzen, scheitert. #*+$%!!! Zum Glück hatte ich einiges
an Werkzeug mitgenommen, Schwimmerkammer und Verbindung zur
Hauptdüse werden zerlegt - aha: Die Silikondichtmasse zwischen den
Fiberdichtscheiben hat sich durch das Benzin aufgelöst und sämtliche
Bohrungen verstopft. Während ich versuche das Malheur zu beheben,
prüft der Ingeniur die restlichen Moppeds und gibt mir damit noch etwas
Zeit. Der Schweiß läuft mir ebenso das Gesicht herunter wie das Benzin
an den Händen, aber schließlich klappt es - Vergaser und Hähne sind
dicht, das Mopped startet und nimmt auch wieder Gas an. Die Probefahrt
meinerseits gelingt, der Prüfer eilt herbei, prüft Licht und Hupe und kann
nun ebenfalls eine fehlerfreie Runde drehen - Ufff... Ich darf das Mopped
wieder verladen und muss dann aber noch eine gute 3/4 Stunde warten,
bis die Ergebnisse der Prüfung vor mir liegen - Plakette geschafft!
Schnell das Mopped wieder zurück in die Garage, beim Abladen kippt
die Enfield leicht weg und zerkratzt sich kräftig die linke Werkzeugbox
- sie kämpft wirklich mit allen Mitteln gegen ihre Wiederinbetriebnahme...
Der Versuch, das Mopped zur Krönung des Tages auch noch zuzulassen,
scheitert dann allerdings am bereits geschlossenen Straßenverkehrsamt.
Ein denkwürdiger Tag geht zu Ende...

17.06.2012 - Ein schöner sonniger Sonntag lockt, ich ziehe mir den extra
für das Mopped erworbenen langen Ledermantel und den ebenfalls für
diesen Zweck ergatterten Cromwell Eierschalen- Helm an - Zeit für die
erste Ausfahrt! Nach den ersten paar Metern (Sorry, muss natürlich MEILEN
lauten) zum Eingewöhnen fasse ich entgegen meiner ursprünglichen Absicht,
nur Kreise um die Garage zu ziehen Mut und wage mich weiter weg. Die
eh' recht mässige Vorderbremse zieht die Gabel nach rechts, die Kupplung
verlangt Bärenkräfte und die merkwürdig aufrechte Sitzposition verlangen
Konzentration und Aufmerksamkeit - aber es macht einen Höllenspaß!
Nach gut 50 Kilometern bin ich fast wieder in der Heimat, als das Mopped
an einer Ampel ausgeht. Ich bekomme sie nicht wieder zum Laufen, dafür
läuft mal wieder die Schwimmerkammer aus... Nachdem ich die Kammer
geöffnet, den Schwimmer kontrolliert und das Mopped etwas abgekühlt ist,
erwecke ich den Motor wieder zum Leben und lege die letzten Meilen zurück.
Der Schwimmerstand ist definitiv zu hoch, dagegen muss ich was tun. Es sieht
allerdings so aus, als wird dieser lediglich über das Gewicht des Schwimmers
"eingestellt", darum bestelle ich mir in England flugs einen neuen Schwimmer
nebst Nadel als Ersatz für das gut 65 Jahre alte Teil. 

24.06.2012 - Was steht heute an? Ach ja, die "Männerkupplung"... Den Zug
hatte ich ordentlich geölt, aber das nützt nicht viel, da er konstruktionsbedingt
saudumm verlegt werden muss. Was nun? Probieren wir's mit Fett. Der
Bowdenzugöler wird leicht zweckentfremded mit Gelenkwellenfett befüllt
und der ausgehängte Zug von oben geschmiert. Es klappt halbwegs, aber
Fett ist nun mal deutlich dicker als Öl, das zeigt sich, als nach der 2. Fettfüllung
die Außenhülle des Zuges an 2 Stellen langsam platzt... :-). Egal, das reicht
für's Erste, der Zug geht nun deutlich geschmeidiger. Widmen wir uns nun
meinem Lieblingsthema: Benzin, dessen Verlust und Verbrennung... Zuerst
muss der Tank geleert werden, aber da beide Benzinhähne undicht sind, geht
es so nicht: bevor ich einen Schlauch anstecken und in den Kanister leiten kann,
schwimmt das Mopped bereits in Benzin. Also muss die althergebrachte
Methode angewandt werden: Schlauch in den Tank und nach unten leiten,
kurz ansaugen und laufen lassen. Klappt, aber der moderne Sprit schmeckt
auch nicht besser als das verbleite Benzin. Anschließend werden Vergaser
und Spritleitungen teilweise zerlegt, gereinigt und geprüft. Der neue Schwimmer
(aus Kunststoff statt aus Blech) ist knapp ein Gramm leichter als das Altteil,
ob das reicht? Die Nadel hat zwei Kerben statt wie original eine, daher stelle
ich den Schwimmerstand erstmal auf Niedrig ein. Die beiden Benzinhähne
sehe ich mir genauer an - sie haben eine dünne Mutter, die die Mechanik
straffer stellt, der rechte Benzinhahn ist nun dicht, der linke tropft noch etwas.
Soweit, so gut - Startversuch und Probefahrt schenke ich mir angesichts des
drohenden Regens.



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Letztes Update: 24.06.2012