Royal Enfield Interceptor Series II

11.02.2006 - Vor einem guten halben Jahr hatte ich eine Mail
an die Redaktion meiner Lieblings Oldtimer- Zeitschrift abgesetzt
und meine Story angeboten, aber nie eine Antwort erhalten. Ein
wenig enttäuscht war ich schon, aber was soll's, wahrscheinlich
hatten die genug Material, dachte ich mir. Umso freudig überraschter
war ich, als sich vor zwei Wochen ein Radakteur telefonisch bei mir
meldete und Interesse zeigte! Mittlerweile steht der Termin für meine
Restaurationsgeschichte wohl fest, die Ausgabe 4/2006 der
Zeitschrift Oldtimer Praxis wird es sein, jedenfalls ist im aktuellen Heft
ein Foto meiner Enfield nebst kurzem Text als Vorschau zu sehen.
Um die Redakteure bei ihrem Besuch nicht zu enttäuschen, muss ich
doch mal nach dem Mopped sehen, immerhin steht die Enfield jetzt
seit gut 2 Monaten in der Garage. Vor allem möchte ich die bei
Motorradtechnik Fürst erworbenen Original Griffe aus (hoffentlich)
haltbarerem Material als das der asiatischen Nachbauten montieren,
wäre doch peinlich, wenn beim Runterrollen vom Bordstein unter
den Augen der Fachpresse plötzlich der komplette Kupplungs- oder
Bremsgriff an den Zügen baumelt, oder? Aber wie kam ich bloß auf
die Idee, die Aktion in einer knappen Stunde erledigen zu können?
Aber der Reihe nach...: In der Garage herrschen nicht wirklich
angenehme Temperaturen, werfen wir also den Heizstrahler an -
Denkste! Gas ist alle... Okay, zurück nach Hause, das Auto holen,
in der Garage die leere Gasbuddel geholt und ab in den Baumarkt.
Aufgrund des ersten trockenen Tages nach wochenlangem Schnee-
fall haben sich offenbar sämtliche Bewohner der Stadt im Baumarkt
versammelt, um die Wartezeit vor den überlasteten Kassen zu
verbringen. Zurück in der Garage wird's endlich warm, die alten
Griffe sind schnell demontiert. Beim Montieren der beiden Neuen
fällt mir aber auf, dass diese nicht ganz identisch sind, einer von
beiden hat zwar Bohrungen für die Befestigung, aber kein Gewinde.
Logisch, das die Gewindeschneider NICHT in der Garage, sondern
in der Keller- Werkstatt liegen, um bei der Restauration meiner
350er behilflich zu sein. Gut denn, also Gasofen und Licht aus,
ab in die Werkstatt. Unterwegs entscheide ich mich aber kein
Gewinde in den Griff zu bohren, sondern den 2. Griff ebenfalls mit
einer Durchgangsbohrung zu versehen, dann kann ich von der Unter-
seite problemlos Selbstsichernde Muttern aufsetzen. Als nächstes
möchte ich mal probieren, ob dem Mopped die Winterpause nicht
zu sehr schadet und der Zündfunken mir noch gewogen ist... Mit dem
Heißluftföhn bewaffnet taue ich die Eiszapfen in der Ölwanne so weit
auf, dass sie wieder flüssig werden, dann folgt das Übliche: Vergaser
fluten, 2-3 mal ohne Zündung durchtreten, den oberen Totpunkt
suchen und - Kaschumpf! Nach sechs vergeblichen Tritten probiere
ich zusätzlich noch den Kaltstarter und muss gleich darauf feststellen,
das englisches Alteisen eindeutig für schlechtes Wetter gebaut
worden ist - der Motor läuft... Bisher habe ich den Kaltstarter noch
nie gebraucht, bei knapp unter 2° scheint er aber nötig zu sein -
alles darüber ist offenbar schon englischer Sommer. :-)) An der
Tankstelle wird flugs etwas Luft nachgefüllt, kurz Licht kontrolliert
und dann im Blaumann mit Cromwell Helm, Winterhandschuhen
und Sicherheits- Sandalen stilsicher eine Probefahrt unternommen...
Ready for Takeoff! Aber der Samstag ist mittlerweile im Eimer...

19.02.2005 - Heute war der Redakteur der Oldtimer Praxis da -
die Fotosession kann beginnen. Nachdem wir uns per Auto einige
Lokationen die ich für geeignet hielt, angesehen und verworfen
haben, wird das scharfe Auge des Profis dagegen schnell fündig:
Ein kleiner Feldweg wird für ein paar Standfotos, ein kurzes Stück
Landstrasse für "Actionszenen" ausgewählt. Während der Fahrt
erzähle ich meine Restaurierungs- Story in alles schrecklichen
Einzelheiten, dann geht es zurück, das Mopped holen. Die Enfield
ist brav, schon beim ersten Tritt erwacht der Twin zum Leben. Mal
von Links, dann von Rechts, von Oben und Unten, aus der Nähe und
der Ferne werden zahlreiche Fotos geknipst, abgeschlossen wird mit
ein paar Bildern mitsamt Fahrer. Etwas schwieriger werden die
Fotos des fahrenden Reiters mitsamt Ross: Ich muss mich strikt an
die Anweisungen des Fotografen halten, immer schön mit gleichem
Tempo, darauf achtend, dass kein anderer Verkehr die Linse kreuzt.
Nach etwa 10 x Abfahren der Strecke beäugen einige Anwohner
das Szenarium zwar kritisch, bleiben aber hinter ihren Gardinen
versteckt. Zwischendurch muss ich doch mal kurz das Bordwerkzeug
bemühen, der Hebel des Kaltstarters hat sich gelockert und lässt
das Gemisch immer fetter werden - der Schaden ist mit einem Dreh
des Schraubenzieher rasch behoben. Nach insgesamt 5 Stunden ist
das Ganze vorbei, schade nur, das von den geschätzten 200 Fotos
vermutlich nur 2 oder 3 den Weg in den Druck finden werden. Alles in
Allem verlief die Aktion reibungslos, ich bin sehr gespannt, wie der
Bericht aussehen wird.

10.03.2006 - Meine beiden Carrillo Pleuel (mein gebrauchtes Muster
und das neu angefertigte Teil) sind aus den USA angekommen.
Sie haben mir aber nur einen Satz Lagerschalen dazu gelegt. In den
nächsten Tagen werde ich mal Meister Weigelt dazu befragen, ob ich
einen 2. Satz in den USA bestellen soll, oder ob er anderweitig
welche besorgen kann.

Zwei "heiße" Pleuel...

 

horizontal rule

Letztes Update: 10.03.2006