Irland 19.08. - 20.09.2011

Tag 13:
Rosses Point zeigt schöne Aussichten, der Ben Bulben erstrahlt im Sonnenschein, perfektes
Wetter - Herz, was willst du mehr... Die Fahrt an der Küste macht richtig Spaß, lange
Kurvenabschnitte wechseln sich mit schnellen Passagen ab. Als echtes Highlight entpuppen
sich die Klippen des Sleave League. Die weitere Strecke auf Innishowen Peninsula ist extrem
buckelig und hügelig, hinter jeder Kurve locken zum Ausgleich neue Ansichten. Malin Head
ist der nördlichste Punkt Irlands und zeigt sein bestes Panorama. Man hat bei gutem Wetter
Ausblick auf die Isle of Islay und sogar einen Teil der äußeren Hebriden. Mein B&B ist nicht
ganz leicht zu finden, mein Wegpunkt liegt über einen Kilometer daneben - kein Wunder,
da kaum eine der Straßen eine ordentliche Beschilderung aufweist. Die 2. Überraschung: die
Besitzer sind nicht da, nur die kleine, vermutlich 7 Jahre alte Tochter, die mir erklärt, dass die
Eltern den Sohn zu einem Fußballspiel nach Derry begleiten, was locker 1 1/2 Stunden
entfernt ist. Das Zimmer hingegen ist absolut einwandfrei, das Haus nicht älter als 10 - 15
Jahre. Aber wo kriegt man noch was Essbares her? Tanke? Nur im Notfall... Mein Navi
spuckt das nächste Restaurant in etwa 15 km Entfernung aus, also fahre ich auf gut Glück
den nächsten Ort an, Cormagh. Dort findet sich rasch was, eine Mischung aus Cafe und
Restaurant - das Essen ist jedenfalls OK: obwohl ich noch nie Weißwein zu einem
hausgemachten Burger mit Fritten hatte, aber es schmeckt nicht schlecht. Die Bedienung
gibt mir auch noch Tipps für einen Pubbesuch, wo ein Guinness (was auch sonst?)
genossen wird. Meine Schlafstätte finde ich im Dunkeln dank korrigiertem Wegpunkt
schnell wieder. Das Bett nervt mich allerdings in der Nacht mit Knack- und Quietsch-
geräuschen.

Rosses Point am Morgen Der Ben Bulben zeigt seinen
schönen Rücken
Traumhafter Strand vor
Sleave League
Die Klippen von Sleave League Innishowen Peninsula Malin Head - nördlichster
Punkt Irlands
Küstenidyll Abendstimmung

Tag 14:
Während des Frühstücks werden ich und die beiden anderen Gäste von der besorgten
Gastgeberin mit reichlich Infos und Broschüren rund um die Halbinsel Innishowen eingedeckt
- ist zwar gut gemeint, aber ich weiß kaum, wohin mit den ganzen Broschüren... Entlang der
Ostküste Innishowens hangele ich mich bis nach Derry hinunter, das ich aber links liegen
lasse. Unterhalb davon hatte ich zu Hause versucht, eine im Reiseführer erwähnte Wander-
route "fahrbar" zu machen, was gut gelungen ist: Es geht über sehr schmale, kaum geteerte
Straßen nur langsam voran, macht aber viel Spaß. Die Ausblicke auf die Hügellandschaften,
nahezu null Verkehr und sonniges Wetter lassen das Herz höher schlagen. Da ich danach
noch recht viel Zeit habe, will ich die Ruinen von Dunluce Catle besichtigen, angesichts von
satten 10 Pfund Besichtigungsgebühr verlässt mich aber mein Humor und komme darum
reichlich früh in meinem B&B im kleinen Städtchen Bushmills an - was sich als Glücksfall
herausstellt, da ich so die letzte Tagesführung durch die nur wenige Meter entfernte
Bushmills Destillery mitnehmen kann. Die Führung macht mehr Spaß als die bei Guinness
in Dublin, alles ist etwas kleiner und überschaubarer, man erfährt und und sieht viel mehr
Interessantes aus der Produktion. Zuletzt fülle ich in einem Supermarkt noch meine Vorräte
ein wenig auf und surfe danach nur noch etwas im Netz herum, da das Städtchen selbst
außer der Hauptstraße, 2 Supermärkten, 3 (!) Fast Food Takeaways  und einem leicht
überteuerten Cafe / Restaurant nicht viel zu bieten hat.

Wanderrouten können auch
gefahren werden... :-)
Die Bushmills Destillery Hier gibt's den edlen Stoff

Tag 15:
Um den Touristenbussen am Giants Causeway zuvor zu kommen, bin ich recht früh
unterwegs. Die Steinformationen sind faszinierend schön, weniger schön, mehr
anstrengend ist die "Anreise": Man muss gut 1,5 km laufen - ich in voller Ledermontur
mit Fotorucksack - an diesem Vormittag beneide ich zum ersten und einzigen Mal die
Touristen mit ihren kleinen und leichten Digitalknipsen, ich bin dagegen mit Spiegelreflex-
kamera, 3 Objektiven, einem Blitzgerät und Stativ unterwegs. Die See ist heute recht rau,
was mir beim Herumklettern mehr als einmal "Neptun's Taufe" zuteil werden lässt. Als
nächstes steht die Carrick-a-Rede Rope Bridge auf dem Plan. Diese kleine Seilbrücke
wurde ursprünglich von Fischern im Sommer angebracht, um vom Festland auf eine
winzige, vorgelagerte Insel zu kommen, wo das Anlegen der Fischerboote einfacher war.
Diese "Brücke" bestand nur aus Seilen, auch die wenigen Sprossen und hatte nur einen
einzigen Handlauf, recht gefährlich... Heutzutage sieht das natürlich anders aus: Für die
zahlenden Touristen hat man den Charakter der Seilbrücke zwar bewahrt, aber es gibt
Planken auf den Sprossen, Drahtverstärkungen und zwei Seil- Handläufe. Trotzdem  -
ein kleiner Nervenkitzel bleibt, zumal die Brücke recht ordentlich schwankt und bei
schlechtem Wetter auch schon mal geschlossen werden muss. Zwei Aufseher sorgen
zudem dafür, dass maximal 4 Personen gleichzeitig auf der Brücke sind. Wieder muss
ich allerdings einen Kilometer recht steilen Fußweges in Kauf nehmen, am Ende bin ich
so ausgepumpt, dass ich mir im ansässigem Souvenirshop ein Eis holen muss - mein
erstes Eis in Irland. In diversen Reiseführern hatte ich das Bild einer wunderschön von
Bäumen gesäumten Straße gesehen, aber keinen Tipp, wo man die findet. Meine Gast-
geber wussten zum Glück Bescheid und gaben mir am Morgen einen Ausdruck von
Google Earth mit. Die Straße wird gesucht und gefunden und hätte mit Sicherheit einem
Harry Potter Film alle Ehre gemacht. Ein paar Fotos und ein kleines Video verewigen
diesen Besuch. So, was nun? In den kleinen Touristenbroschüren findet sich ein Hinweis
auf einen "Joey Dunlop Memorial Park", der sich im Städtchen Ballymoney finden soll.
Ich sehe dort zwar Hinweisschilder, kann den Park aber nicht finden, auch mein Navi,
das größere Grünflächen entsprechend markiert, hilft mir nicht recht weiter. Nach mehr-
maligem Hin- und Herkurven sehe ich, an einer Ampel wartend, linker Hand eine
Skulptur stehen - da ist er ja, der "Park", der eher die Ausmaße eines größeren Gartens hat.
Jedenfalls hat man dort den beiden Motorrad- Rennlegenden Joey und Robert Dunlop zu
Ehren diese kleine Oase angelegt. Da das Wetter immer mehr umzuschlagen droht
und ich nichts rechtes mehr auf dem Plan habe, wird früh das B&B angefahren. Ein letztes Mal
marschiere ich dann nach Bushmills herein, um meine Vorräte (inkl. 2 Dosen Bier) wieder
aufzustocken. Mit Entsetzen sehe ich dort, das eine normale Schachtel Zigaretten satte 8
Pfund kostet, das ist glatter Wucher! Noch reichen meine mitgebrachten Reserven, in England
werden die Glimmstengel hoffentlich wieder bezahlbar sein.

Der Giants Causeway... ...besteht aus
achteckigen Säulen...
...und kann ordentlich
schön stürmisch sein!
Die Carrick-o-Rede Rope Bridge Nichts für Angsthasen! Ausblicke, die fast an
die Karibik erinnern
Verwunschene Straße Denkmal für den Motorrad-
rennfahrer Robert Dunlop

Tag 16:
Ich fahre die Causeway Coastal Route bis nach Belfast, wobei ich mir Abstecher in die
Seitentäler weitgehend schenke, da dort heftiger Regen droht, der mich trotzdem ein-
ums andere Mal erwischt. Schade, die Coastal Route würde bei besserem Wette richtig
Spaß machen. Um meinen Bekannten von 1999 aufzusuchen, frage ich mich durch, da
mich mein Navi in die falsche Straße gelotst hat. Ein netter Ire bietet an, dass seine Frau,
die in etwa die gleiche Richtung fährt, mir bis ins Zielgebiet den Weg weist - ein Angebot,
dass ich gerne annehme. Es klappt, ich finde Straße und Haus - leider ist niemand daheim.
Auf meine Nachfrage bei einer Nachbarin, ob Helmut noch immer dort wohnt, bekomme
ich die Antwort ja, er habe bei einem Autounfall ein Bein verloren, sei aber noch dort.
Ich hinterlasse eine Nachricht und meine Visitenkarte. Mein Guesthouse ist schnell
gefunden, eine kurze Dusche und ich mache mich auf in die City. Der Weg ist aber
eindeutig zu weit, mal sehen, ob ich morgen Bus, Taxi oder Mopped nehme. Nach einigem
herumlaufen finde ich ein argentinisches Restaurant, das eine gute Küche serviert. Mein
größter Fehler danach besteht darin, in die Crown Bar zu gehen: Ich will eigentlich nur ein
paar Fotos machen, ein kleines Bier zischen und dann früh zu Bett gehen. Ein älterer Ire
spricht mich an, wir kommen ins Gespräch und ein Bier nach dem Anderen wird gesüffelt.
Gegen halb zwölf marschiert der Herr kerzengerade aus dem Pub, während ich zum
nächsten Taxi krieche und mich nach Hause chauffieren lasse...

In Carrickfergus wird immer
noch scharf geschossen!
Die Crown Bar - traditionsreiches
Pub mit sehenswertem Flair
Reichlich Auswahl

 

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TIPP:
- Belfast hat zwar nicht das Flair von Dublin, kann aber mit seinem Freizeit-
  angebot durchaus punkten. Man muss allerdings manchmal zwei Mal hinsehen.
- Die Iren sind überaus trinkfest, wie ich feststellen musste... Seien Sie
  vorbereitet!
- Irland macht zwar nicht den gleichen Fehler wie manch anderes Urlaubsland,
  dennoch sollte man die "großen" Sehenswürdigkeiten eher zu Randzeiten
  besichtigen - auf gar keinen Fall an einem Wochenende.

Letztes Update: 24.10.2011