Tag 13:
Rosses Point zeigt schöne Aussichten, der Ben Bulben erstrahlt im
Sonnenschein, perfektes Wetter - Herz, was willst du mehr... Die
Fahrt an der Küste macht richtig Spaß, lange Kurvenabschnitte
wechseln sich mit schnellen Passagen ab. Als echtes Highlight
entpuppen sich die Klippen des Sleave League. Die weitere Strecke
auf Innishowen Peninsula ist extrem buckelig und hügelig, hinter
jeder Kurve locken zum Ausgleich neue Ansichten. Malin Head ist
der nördlichste Punkt Irlands und zeigt sein bestes Panorama. Man hat
bei gutem Wetter Ausblick auf die Isle of Islay und sogar einen
Teil der äußeren Hebriden. Mein B&B ist nicht ganz leicht zu
finden, mein Wegpunkt liegt über einen Kilometer daneben - kein
Wunder, da kaum eine der Straßen eine ordentliche Beschilderung
aufweist. Die 2. Überraschung: die Besitzer sind nicht da, nur die
kleine, vermutlich 7 Jahre alte Tochter, die mir erklärt, dass die
Eltern den Sohn zu einem Fußballspiel nach Derry begleiten, was locker
1 1/2 Stunden entfernt ist. Das Zimmer hingegen ist absolut
einwandfrei, das Haus nicht älter als 10 - 15 Jahre. Aber wo
kriegt man noch was Essbares her? Tanke? Nur im Notfall... Mein Navi
spuckt das nächste Restaurant in etwa 15 km Entfernung aus, also
fahre ich auf gut Glück den nächsten Ort an, Cormagh. Dort findet
sich rasch was, eine Mischung aus Cafe und Restaurant - das Essen ist jedenfalls OK: obwohl ich noch nie Weißwein zu einem hausgemachten
Burger mit Fritten hatte, aber es schmeckt nicht schlecht. Die
Bedienung gibt mir auch noch Tipps für einen Pubbesuch, wo ein
Guinness (was auch sonst?) genossen wird. Meine Schlafstätte finde ich
im Dunkeln dank korrigiertem Wegpunkt schnell wieder. Das Bett
nervt mich allerdings in der Nacht mit Knack- und
Quietsch- geräuschen.
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Rosses Point am Morgen |
Der Ben Bulben zeigt seinen schönen
Rücken |
Traumhafter Strand vor Sleave League |
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Die Klippen von Sleave League |
Innishowen Peninsula |
Malin Head - nördlichster Punkt
Irlands |
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Küstenidyll |
Abendstimmung |
Tag 14:
Während des Frühstücks werden ich und die beiden anderen Gäste von
der besorgten Gastgeberin mit reichlich Infos und Broschüren
rund um die Halbinsel Innishowen eingedeckt - ist zwar gut
gemeint, aber ich weiß kaum, wohin mit den ganzen Broschüren...
Entlang der Ostküste Innishowens hangele ich mich bis nach Derry
hinunter, das ich aber links liegen lasse. Unterhalb davon hatte
ich zu Hause versucht, eine im Reiseführer erwähnte Wander- route
"fahrbar" zu machen, was gut gelungen ist: Es geht über sehr
schmale, kaum geteerte Straßen nur langsam voran, macht aber viel
Spaß. Die Ausblicke auf die Hügellandschaften, nahezu null Verkehr und sonniges Wetter lassen das Herz höher
schlagen. Da ich danach noch recht viel Zeit habe, will ich die
Ruinen von Dunluce Catle besichtigen, angesichts von satten 10
Pfund Besichtigungsgebühr verlässt mich aber mein Humor und komme
darum reichlich früh in meinem B&B im kleinen Städtchen Bushmills
an - was sich als Glücksfall herausstellt, da ich so
die letzte Tagesführung durch die nur wenige Meter
entfernte Bushmills Destillery mitnehmen kann. Die Führung
macht mehr Spaß als die bei Guinness in Dublin, alles ist etwas kleiner und überschaubarer, man erfährt und und sieht viel mehr Interessantes aus der Produktion. Zuletzt fülle ich in einem
Supermarkt noch meine Vorräte ein wenig auf und surfe danach nur
noch etwas im Netz herum, da das Städtchen selbst außer der
Hauptstraße, 2 Supermärkten, 3 (!) Fast Food Takeaways und
einem leicht überteuerten Cafe / Restaurant nicht viel zu bieten
hat.
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Wanderrouten können auch gefahren
werden... :-) |
Die Bushmills Destillery |
Hier gibt's den edlen Stoff |
Tag 15:
Um den Touristenbussen am Giants Causeway zuvor zu kommen, bin ich
recht früh unterwegs. Die Steinformationen sind faszinierend
schön, weniger schön, mehr anstrengend ist die "Anreise": Man
muss gut 1,5 km laufen - ich in voller Ledermontur mit
Fotorucksack - an diesem Vormittag beneide ich zum ersten und
einzigen Mal die Touristen mit ihren kleinen und leichten
Digitalknipsen, ich bin dagegen mit Spiegelreflex- kamera, 3
Objektiven, einem Blitzgerät und Stativ unterwegs. Die See ist
heute recht rau, was mir beim Herumklettern mehr als einmal "Neptun's
Taufe" zuteil werden lässt. Als nächstes
steht die Carrick-a-Rede Rope Bridge auf dem Plan. Diese kleine
Seilbrücke wurde ursprünglich von Fischern im Sommer
angebracht, um vom Festland auf eine winzige, vorgelagerte Insel
zu kommen, wo das Anlegen der Fischerboote einfacher war. Diese
"Brücke" bestand nur aus Seilen, auch die wenigen Sprossen und hatte
nur einen einzigen Handlauf, recht gefährlich... Heutzutage
sieht das natürlich anders aus: Für die zahlenden Touristen hat
man den Charakter der Seilbrücke zwar bewahrt, aber es gibt
Planken auf den Sprossen, Drahtverstärkungen und zwei Seil-
Handläufe. Trotzdem - ein kleiner Nervenkitzel bleibt, zumal
die Brücke recht ordentlich schwankt und bei schlechtem Wetter
auch schon mal geschlossen werden muss. Zwei Aufseher sorgen zudem dafür, dass maximal 4 Personen gleichzeitig auf der Brücke
sind. Wieder muss ich allerdings einen Kilometer recht steilen
Fußweges in Kauf nehmen, am Ende bin ich so ausgepumpt,
dass ich mir im ansässigem Souvenirshop ein Eis holen muss - mein
erstes Eis in Irland. In diversen Reiseführern hatte ich das Bild
einer wunderschön von Bäumen gesäumten Straße gesehen, aber keinen Tipp, wo man die findet. Meine Gast- geber wussten zum
Glück Bescheid und gaben mir am Morgen einen Ausdruck von Google
Earth mit. Die Straße wird gesucht und gefunden und hätte mit
Sicherheit einem Harry Potter Film alle Ehre gemacht. Ein paar
Fotos und ein kleines Video verewigen diesen Besuch. So, was nun? In
den kleinen Touristenbroschüren findet sich ein Hinweis auf einen
"Joey Dunlop Memorial Park", der sich im Städtchen Ballymoney
finden soll. Ich sehe dort zwar Hinweisschilder, kann den Park
aber nicht finden, auch mein Navi, das größere Grünflächen
entsprechend markiert, hilft mir nicht recht weiter. Nach
mehr- maligem Hin- und Herkurven sehe ich, an einer Ampel wartend,
linker Hand eine Skulptur stehen - da ist er ja, der "Park", der
eher die Ausmaße eines größeren Gartens hat. Jedenfalls hat man
dort den beiden Motorrad- Rennlegenden Joey und Robert Dunlop zu Ehren diese kleine Oase angelegt. Da das Wetter immer mehr
umzuschlagen droht und ich nichts rechtes mehr auf dem Plan
habe, wird früh das B&B angefahren. Ein letztes Mal marschiere
ich dann nach Bushmills herein, um meine Vorräte (inkl. 2 Dosen
Bier) wieder aufzustocken. Mit Entsetzen sehe ich dort, das eine
normale Schachtel Zigaretten satte 8 Pfund kostet, das ist
glatter Wucher! Noch reichen meine mitgebrachten Reserven, in
England werden die Glimmstengel hoffentlich wieder bezahlbar
sein.
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Der Giants Causeway... |
...besteht aus
achteckigen Säulen... |
...und kann
ordentlich schön stürmisch sein! |
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Die Carrick-o-Rede
Rope Bridge |
Nichts für
Angsthasen! |
Ausblicke, die fast
an die Karibik erinnern |
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Verwunschene Straße |
Denkmal für den
Motorrad- rennfahrer Robert Dunlop |
Tag 16:
Ich fahre die Causeway Coastal Route bis nach Belfast, wobei ich mir
Abstecher in die Seitentäler weitgehend schenke, da dort heftiger
Regen droht, der mich trotzdem ein- ums andere Mal erwischt.
Schade, die Coastal Route würde bei besserem Wette richtig Spaß
machen. Um meinen Bekannten von
1999 aufzusuchen, frage ich mich durch, da mich mein Navi in die
falsche Straße gelotst hat. Ein netter Ire bietet an, dass seine
Frau, die in etwa die gleiche Richtung fährt, mir bis ins
Zielgebiet den Weg weist - ein Angebot, dass ich gerne annehme. Es
klappt, ich finde Straße und Haus - leider ist niemand daheim. Auf meine Nachfrage bei einer Nachbarin, ob Helmut noch immer
dort wohnt, bekomme ich die Antwort ja, er habe bei einem Autounfall
ein Bein verloren, sei aber noch dort. Ich hinterlasse eine
Nachricht und meine Visitenkarte. Mein Guesthouse ist schnell gefunden, eine kurze Dusche und ich mache mich auf in die City. Der
Weg ist aber eindeutig zu weit, mal sehen, ob ich morgen Bus,
Taxi oder Mopped nehme. Nach einigem herumlaufen finde ich ein
argentinisches Restaurant, das eine gute Küche serviert. Mein größter Fehler danach besteht darin, in die Crown Bar zu gehen:
Ich will eigentlich nur ein paar Fotos machen, ein kleines Bier
zischen und dann früh zu Bett gehen. Ein älterer Ire spricht mich
an, wir kommen ins Gespräch und ein Bier nach dem Anderen wird
gesüffelt. Gegen halb zwölf marschiert der Herr kerzengerade aus
dem Pub, während ich zum nächsten Taxi krieche und mich nach
Hause chauffieren lasse...
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In Carrickfergus
wird immer noch scharf geschossen! |
Die Crown Bar -
traditionsreiches Pub mit sehenswertem Flair |
Reichlich Auswahl |
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