Tag 21 (Höfn-Jökulsárlón-Höfn, ca.
190 km):
Wieder ein herrlich sonniger Tag. Da ich noch keinen rechten Plan
habe, was ich in den drei Tagen in Höfn anfangen will, möchte ich
zuerst die Gletscherausstellung in Höfn besuchen - die hat aber seit
Anfang September bereits zu, dummerweise ist das Gebäude gleich-
zeitig auch die Touristeninfo. In der Bibliothek finde ich aber auch
was, einige Prospekte. Einer davon bietet verschiedene
Gletschertouren auf den Vatnajökull an, sogleich rufe ich dort an
und buche für morgen eine kombinierte Jeep- und Snowmobiltour, das
wird spannend. Für heute fahre ich nochmal den Jökulsárlón an, um
eine Bootstour zu machen. Auf den letzten 10 km bis zur
Gletscherlagune fliege ich vor Seitenwind fast vom Mopped, ich muß
das Tempo bis auf 60 drosseln. Daher bin ich auch nicht ganz
überrascht, das dort momentan wegen des heftigen Windes gar keine
Bootstouren möglich sind. Überrascht bin ich eher, dort das
Niederländisch/Deutsche Paar wieder zu treffen, mit dem ich ein
paar Worte wechsele. Mein Gott, ist Island klein... Nach ein paar
"stürmischen" Fotos fahre ich die nächste Gletscherlagune
Fjallsárlón an, die nicht so überlaufen ist
und genieße ein wenig die Ruhe. Dann geht es einer spontanen Laune
folgend ein wenig in's Hochland, wo ein fabelhafter Ausblick auf
den Gletscher Skaftafellsjökull lockt. Bis
auf über 700 m traue ich mich und kann die wirklich exklusive Aussicht
auf den Gletscher in Augenschein nehmen. Weiter bis zur Spitze traue
ich mich nicht, was aber weniger an der harten und steilen
Schotterpiste liegt als am mit der Höhe zunehmenden Sturm, der mich
teils völlig aus dem Kurs bringt, das wird mir schlicht zu
gefährlich. Der Tag ist damit fast rum, ein Abendessen lockt...
Direkt am Hafen gibt's noch ein Restaurant, das aber fast nur
Meeresfrüchte anbietet, ich nehme daher das einzige vegetarische
Gericht auf der Karte. Angesichts der Preise und der für mich
unpassenden Speiseauswahl wird das für mich aber wohl der einzige
Besuch bleiben. Immerhin, das Menü ist wirklich erstklassig, eine
Art Kartoffelauflauf mit heimischem Fetakäse und anderen, mir
unbekannten Zutaten gefüllt, das ganze überbacken, mit Salat und
etwas Gemüse, aber für fast 21 Euro auch kein Schnäppchen.
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Ausblick auf die
Gletscher- landschaft von Höfn aus |
Die örtliche Tanke
versorgt auch die Reiter mit passendem Zubehör... |
Der Jökulsárlón... |
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...zeigt große und
kleine Eisbrocken |
Eine isländische
Spezialität... |
...und eine, die es
nur am Jökulsárlón gibt |
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Mit diesen
Amphibienfahr- zeugen kann man sich über die Lagune
schippern lassen |
Faszinierende
Ansichten im Großen... |
...wie im Kleinen |
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Der Vatnajökull... |
...und die Piste
dahin |
Tag 22 (Höfn-Vatnajökull-Jökulsárlón-Höfn, ca.
210 km):
Um 08:45 mache ich mich auf, um pünktlich an der Stichstraße zum
Gletscher anzukommen, witzigerweise ist es die gleiche Piste, die ich
gestern bereits mit dem Mopped befahren habe. Einige andere Gäste
warten schon dort. Schließlich kommt ein Riesen- Ford mit
Ballonrädern, 14 (!) Sitzplätzen, einem dicken V8 und
Automatikgetriebe, der uns in flottem Tempo die Schotterpiste
hinaufträgt, bis zur höchstgelegenen Herberge Islands, Jöklasel auf
840 m. Wir bekommen Thermoanzüge und Helme, Gummistiefel und
Handschuhe, dann geht's los: Die Schnee- mobile und der Vatnajökull
Gletscher warten! Aber zuerst gibt's eine Einweisung in Bedienung
und Fahrweise der Ski-Doo's. Das Fahren macht Spaß, mein Körper
macht aufgrund des Motorradfahrens instinktiv das Richtige: man muß
stark Hanging-Off fahren, da sich das Ski-Doo nicht wie ein Zweirad
in die Kurve legen läßt, trotzdem sind mehr als 30-40 km/h für
einen Anfänger kaum beherrschbar: Der Lenker schlägt wild um sich,
von den Spuren im Schnee und den vorderen Kufen geleitet. Der
Gletscher ist unglaublich eindrucksvoll, wir machen 4 Fotostopps und
erfahren, daß das Eis unter unseren Füßen gut 1000 m dick ist, dann
geht's leider schon wieder zurück. Im Jöklasel gibt's noch eine
Stärkung, dann fahren wir wieder herunter. Auf halbem Weg zeigt uns
der Fahrer noch eine Schlucht, in der einige Szenen des Films
"Batman begins" gedreht wurden. Unten an der Ringstraße sehen wir
noch einen Haufen LKW's, die zu einer Filmtruppe gehören: Der
amerikanische Schauspieler Ben Stiller dreht gerade einen Film in
dem Gebiet. Der Jökulsárlón war bereits mehrere Male Kulisse für
Kino- und Werbefilme, u. a. auch für 2 James Bond Filme - der
Faszination der Landschaft kann sich auch die Film- industrie nicht
entziehen. Schauen wir doch nach, ob der Wind am Jökulsárlón
nachgelassen hat - hat er, ich kann gleich die erste Bootsfahrt
mitmachen. Diese Amphibienfahrzeuge hat man von der Army, die diese
u. a. im Vietnamkrieg eingesetzt hat. Die halbstündige Fahrt wird zur
ausgiebigen Foto- und Videosession genutzt, die wechselnden Farben-
und Formenspiele sind einmalig. Der Gletscher, der die Lagune
"betankt", geht pro Jahr um rund 2-3 m zurück, aber nicht wg.
globaler Erwärmung, sondern weil das Salzwasser aus dem (Ab-)Fluß
diesen anschmilzt. Für einige Szenen aus einem James Bond Film
musste die Lagune zugefroren sein, was sie aufgrund des
Salzgehaltes des Wassers normalerweise nicht ist. Man hat dazu im
Winter für 2 Wochen den Fluß geblockt, um dann ein Autorennen auf
dem dann zugefrorenen See filmen zu können. Danach sehe ich mir
noch einen weiteren Gletscher aus der Nähe an und fahre weiter an
der Küste entlang bis hinter Höfn, wo sich ein guter Ausblick auf
die Küstenlinie bietet - mehr brauche ich als Ausklang für diesen Tag
der Superlative nicht. Zurück im Gasthaus befestige ich den rechten
Schalldämpfer der BMW neu, der sich auf den Schotterpisten los-
gerappelt hat. Ein Hamburger und ein paar Biere später überlege ich
mir, was ich mit dem nächsten Tag Gescheites anstellen kann. Im
Gegensatz zu Vorgestern ist in dem Restaurant deutlich mehr los -
wie die anwesenden Damen in den High-Heels aber überhaupt laufen
können, ist mir ein Rätsel...Auf jeden Fall war das ein Tag, der
mir sehr lange in Erinnerung bleiben wird!
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Man kleidet sich passend ein... |
...bekommt eine Einweisung... |
...und dann geht es
los! |
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Der Gletscher lockt... |
...die Piloten ins Freie |
Puerto Rico grüßt
Island |
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Man posiert für die Kamera |
Gefährliche Gletscherspalte, wenn da
eine dünne Schneedecke drüber liegt... |
Bizarre Eisberge in
der Jökulsárlón Lagune... |
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..zeigen
sich in vielfachen Formen und Farben |
Bucht
unweit von Höfn |
Tag 23 (Höfn-Skaftafell-Nationalpark-Höfn, ca.
290 km):
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage hat sich verschlechtert,
aber heute geht's noch. Ich entscheide mich, den Naturschutzpark
Skaftafell anzufahren, obwohl der gut 130 km entfernt liegt. Dort
angekommen findet sich ein großes Besucherzentrum, das zahlreiche
Aktivitäten anbietet, vom Wandern über Radfahren bis hin zum
Gletscherklettern - danach steht mir aber nicht der Sinn... Ich fahre
darum das nächste Gletschergebiet an, den Breiðamerkurjökull und
wandere ein paar Meter an der Gletscherzunge entlang. Prompt
"erwische" ich einen Touristen (Hallo, Jörg) beim Pies... :-) Er ist
länger unterwegs als ich und fotografiert auch sehr gerne, man
kommt schnell ins Gespräch. Nach einer guten Stunde Unterhaltung
trennt man sich, ich suche noch ein paar Fotomotive und fahre dann
gemütlich zurück. Trotzdem komme ich nicht drumherum, dem
Jökulsárlón noch einmal einen Besuch abzustatten, ich wende mich
aber der Seeseite zu, wo zahlreiche der aus der Lagune
herausgetragenen Eisberge von den kräftigen Wellen an den
vulkanisch-schwarzen Strand gespült werden und binnen kurzer Zeit
von den Brechern zerlegt werden. Ich habe mich aber mit dem Mopped
etwas zu weit an den Strand herangewagt und habe verteufelt Mühe,
die BMW aus der feinen Vulkanasche herauszumanövrieren. Unter
Inanspruchnahme der ganzen Motorleistung, der leicht rauchenden
Kupplung und meinen bescheidenen Fahrkünsten gelingt es aber
schließlich. Kurz vor Höfn lockt noch einmal eine Gletscherzunge, der
Brúarjökull, der über eine Schotterpiste erreichbar ist. Allerdings
liegt eine kleine Furt im Weg - nachdem ich die Wassertiefe und den
Unter- grund sorgfältig erkundet habe, entschließe ich mich, es zu
wagen. Es klappt ganz gut, ich muß nur zusehen, die Balance und
den Schwung nicht zu verlieren. Der Gletscher verfügt auch über
einen schönen Gletschersee inkl. Eisbergen, aber auch hier fâllt
auf, daß das Eis vom letzten Vulkanausbruch fast schwarz ist, es
scheint in den letzten beiden Jahren wirklich sehr wenig Schnee
gefallen zu sein. Zu früh für das Abendbrot komme ich im Gasthaus
an und haue mich noch eine Stunde auf's Ohr. Bei BBQ Hamburger und
Bier wird der Tagesbericht verfaßt, morgen geht's weiter nach
Osten, das Ende meines Island- Aufenthaltes nähert sich mit großen
Schritten, so langsam erfaßt mich ein leichter Blues...
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Der
Breiðamerkurjökull... |
...wird auch gerne
zu Fuß erkundet |
Am Ausgang des
Jökulsárlón findet so mancher Eisberg sein Ende... |
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...so wie diese hier
direkt auf dem Strand |
Auch der Brúarjökull
verzaubert |
Tag 24 (Höfn-Reyðarfjörður, ca. 240 km):
Die ersten 100 km von Höfn Richtung Reyðarfjörður sind grausig:
Der Wind bläst aus allen Richtungen gleichzeitig, der Regen peitscht
und diese Kombination wird ganz schön frisch, dummerweise gehen
seit ein paar Tagen auch die Heizgriffe der BMW nicht mehr, die
könnte ich jetzt ganz gut gebrauchen... Dann lassen Wind und
Regen endlich nach, lassen sich aber nicht endgültig vertreiben:
An den Küstenabschnitten ist es sonnig und angenehm, in den
Fjorden schüttet es. Daher warte ich entweder, bis das
Regengebiet weitergezogen ist oder ändere die Route, soweit dies
möglich ist, einfach ab. Da ich Zeit genug habe, ist das kein
Problem. Ich bin gar noch zu früh für's Gasthaus und suche mir
aus dem Navi noch einen Aussichtspunkt heraus. Der will aber
erkämpft werden: es geht über eine wüste Schotterpiste bis auf
410 m, dann wieder bergab, sogar einen kleinen Fluß durchquere ich,
beim zweiten, kurz vor dem Ziel, kapituliere ich aber. Dessen Bett
besteht nämlich aus sehr grobem Schotter, die Gefahr, daß ich
mich dabei hinlege und samt Gepäck im Wasser lande, ist mir zu
groß. Dennoch kann ich ein paar Fotos schießen, bevor ich im
Gasthaus ankomme. Ein kleiner Rund- gang durch das Städchen
bestätigt mir nur, daß Supermarkt und der einzige
Tankstellenladen seit etwa 5 Minuten geschlossen haben - macht
weiter nix. Die "kleine" Pizza im Restaurant des Gästehauses
entpuppt sich als King- Size-Format - die örtlichen Fischer
scheinen einen gesunden Appetit zu haben... Nur gut,
daß ich keine große Pizza bestellt habe, jedenfalls brauche ich
definitiv kein Dessert mehr, wie ursprünglich angedacht. Mit dem
Wetter habe ich scheinbar sogar noch Glück gehabt heute: von
meinem Fensterplatz im Gasthaus aus läßt sich gut erkennen, das
draußen ein echter Regensturm tobt.
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Unbekannte Insel |
Blick auf
Reyðarfjörður |
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Ausgang der Bucht bei
Reyðarfjörður |
Einzigartiger Anblick
in Island... |
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