Tag 17 (Reykjavik-Blaue
Lagune-Reykjavik, ca.
100 km):
Das Wetter ist, wie angekündigt, sehr schlecht. Zuerst kümmere ich
mich ums Mopped: Sowohl Rück- als auch Bremslicht funkionieren
nicht, zum Glück ist's nur die Birne. Vermutlich haben die
Schlaglöcher auf den Schotterpisten den Schaden verursacht. Trotz
des Regens wage ich einen Ausflug zur Blauen Lagune - wunderschön.
Zwei Fotos später fahre ich wieder zurück, der scharfe Wind und der
Regen haben das Wasser überall auf und in meiner Kleidung verteilt,
ich drehe die Heizung im Zimmer auf und hoffe, daß die Klamotten
bis zur Abfahrt morgen wieder trocken sind. In der City kaufe ich
im Supermarkt von dem Zeugs ein, das so herrlich ungesund ist, um
es mir vor dem Laptop gemütlich zu machen... Auf dem Rückweg zum
Gasthaus mache ich am "Volcano Café" Halt, da in einer
Viertelstunde eine Doppelvorführung der Vulkanausbrüche von 1973 und
2010 geboten wird - ein beeindruckender Film und der perfekte
Zeitvertreib für diesen Regentag. Im Gasthaus sehe ich mir die
heute erworbenen Island- DVD's auf dem Laptop an - wozu ich
allerdings erst per 80 Euro teurem Download meine DVD Software
updaten muss... :-( Zu spät fällt mir das von Húsavík nach
Reykjavik umgezogene Phallusmuseum ein, das hat bereits geschlossen
- zu schade, ich hätte so gerne Vergleiche angestellt... ;-)
Nachdem ich die beiden DVD's angesehen, meine Klamotten getrocknet
und geduscht habe, geht es gegen 21:30 nochmal in die City für ein
paar letzte Biere. Abschließend muß ich über Reykjavik sagen, das
mir ein wenig der historische Flair anderer Städte fehlt - keine
großartigen alten Gebäude, große Plätze usw. Das touristische
Angebot ist dennoch groß und das Nachtleben kann begeistern. Im
"English Pub" geht's um 20:00 erst richtig los, dann beginnt auch
die tägliche (!) Livemusik. Ein großer Erfolg ist das Bierrad: Das
Gejohle ist groß, als kurz hintereinander die beiden "Hauptgewinne"
"8 Beer" und "1 Meter Beer" getroffen werden. Der Live- Musiker
bittet immer wieder um Wünsche, aber leider kennt er meinen
Vorschlag "Locomotive Breath" von Jethro Tull nicht... Ein
glücklicher Gewinner von 8 Bieren verkauft mir 2 Biere für 500 ISK -
knapp 2,87 Euro - ich verschenke sie an die nächsten "Bedürftigen".
"Superstition" von Stevie Wonder kennt der Musiker dagegen und spielt
es nach einer Pause. Während einer Zigarette unterhalte ich mich noch
kurz mit einer netten Nowegerin, die nur 3 Tage hier ist.
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Die blaue Lagune -
auch bei schlechtem Wetter sehenswert |
Das "Beer Wheel" im
English Pub |
Tag 18 (Reykjavik-Hrauneyjar Highland Center, ca.
230 km):
Ein herrlicher Tag lockt, zuerst wieder Richtung Þingvellir, dann
wird der Strokkur angefahren, Islands nun größter Geysir. Ein
wirklich beeindruck- endes Spektakel: Ein etwa 3 m Durchmesser
großes Loch, mit Wasser gefüllt, in dem es brodelt, zischt und
raucht. Dann baut sich unvermittelt eine Riesenblase auf und
explodiert in einer großen Gischtfontäne. Dieses Schauspiel
wiederholt sich alle paar Minuten, mal mehr, mal weniger gewaltig.
Der direkt daneben liegende "Große Geysir" ist mittlerweile zwar
wieder aktiv, bricht aber nur noch sehr selten aus. Im ganzen
Haukadalur- Gebiet brodelt und zischt es aus dem Boden, überall
treten heiße Quellen zu Tage - wahrlich ein einzigartiges
Schauspiel, dem die zahlreichen Touristen gebannt zusehen. Dann
wende ich mich dem Gulfoss zu, ein mächtiger Wasserfall, der im
Sonnenlicht einen verschwenderischen Regenbogen zaubert. Nachdem ich
reichlich Fotos und Videos erstellt habe, suche ich den kleineren,
aber sehr schönen Wasserfall Faxifoss auf. Prompt spricht mich dort
ein Bonner an, der mit einer Reisegruppe unterwegs ist - ist man
vor den deutschen Touris denn nirgends mehr sicher? ;-) Mein
Tagesziel ist das Hrauneyjar Highland Center, der Ausgangspunkt
vieler Reisender für Wanderungen, Angeln oder Fahrten mit dem
Geländewagen. Das Center sieht ein wenig aus wie die Wohncontainer
in der Arktis, der Vergleich drängt sich auf: In den 70er und 80er
Jahren waren dies Arbeiterunterkünfte für die in den nahen Kraftwerken
Beschäftigten. Der gebotene Komfort ist aber nicht schlecht, obwohl
die eigentlichen Zimmer recht knapp ausfallen: Vom kleinen Buffet
über einen Speisesaal nebst Poolbillard ist alles vorhanden. Ich
unterhalte mich noch etwas länger mit einem
Niederländisch/Deutschen Paar, am späten Abend kann ich sogar noch
ein kleines Polarlicht erspähen. Nach dem Abendessen genieße ich
nach Jahren mal wieder ein paar Runden Poolbillard.
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Der Strokkur brodelt
schon... |
...dann bricht er aus |
Dieser Geysir ruht
momentan... |
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...ebenso wie dieser |
Der Gulfoss in voller
Pracht |
Gewaltige Wassermassen |
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Ein 8x8 Truck für die
winterliche Erkundung des Hochlandes |
Faxifoss Wasserfall |
Tag 19 (Hrauneyjar Highland
Center-Hochland, ca.
90 km):
Ein echter Schlechtwettertag, wie angekündigt, trotzdem wage ich
einen Ausflug ins Hochland. Das Hochland ähnelt einer
Mondlandschaft, nur Steine und Lavasand, ganz wenig Vegetation in
Form von Moosen und Flechten. Die Piste ist schlimmer als alles,
was ich bisher befahren habe, trotzdem sehe ich 2 Autos und 2
Radfahrer (!) unterwegs. Der Wind ist extrem kräftig, der Regen
fliegt mir ins Gesicht, da ich das Visier nicht schließen kann, um
sehen zu können, wohin ich überhaupt fahre und die Wellblechpiste
schüttelt Mensch und Material kräftig durch. Nach etwa 2 1/2
Stunden und knapp 45 km gebe ich auf und drehe um. Wieder
zurück im Gasthaus muß ich das Zimmer wechseln, da in meinem die
elektrische Heizung nicht funktioniert und ich die Handschuhe und
andere Sachen dringend trocknen muß... Die BMW macht auch Mucken,
alle 4 Blinker sind permanent an und lassen sich durch Abschalten
der Zündung nicht ausschalten - das kann eigentlich nur ein Problem
der Alarmanlage sein und richtig, als ich am Gasthaus den
Hauptstecker der Anlage ziehe, ist Ruhe im Karton - anderenfalls
wäre morgen früh die Batterie leer gewesen. Egal, dann wird halt
erstmal der Nachmittag verpennt, am Abend wird ein
(ausgezeichneter) Burger verdrückt und recht lange mit dem
Niederländisch/Deutschen Pärchen unterhalten. Ein paar Biere später
habe ich die notwendige Bettschwere zusammen. Morgen wartet die
längste Tour mit rund 510 km auf mich.
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Heute wg. schlechten
Wetters leider keine
Bilder... :-( |
Tag 20 (Hrauneyar
Highland Center-Höfn, ca. 510 km):
Nachdem ich die Alarmanlage nach dem nächtlichen "Reset" wieder an-
klemme, funktioniert wieder alles - Glück gehabt. Außerdem scheint
es nach einem Gespräch mit einer dänischen Touristin möglich zu
sein, Landmannalaugar anzufahren, ohne Flüsse durchqueren zu
müssen: Es gäbe die Möglichkeit, vorher zu parken und 10 Minuten
Fußmarsch in Kauf zu nehmen - soll ich's probieren? Ich
probier's... Die 30 km Schotter- piste ziehen sich, aber auf der
plattgewalzten Vulkanasche läßt es sich ganz gut fahren. Die
Anfahrt alleine lohnt sich: Die Landschaft verändert sich
ständig, von Wüstenei über einsame Seengebiete bis hin zu leuchtend
bunten Gebirgsformationen ist alles dabei. Das Zielgebiet ist ein
einziger Farbenrausch der Natur, die Berge schillern je nach
Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben - fantastisch! Ich komme
allerdings mangels passendem Schuhwerk und Zeit nur auf eine
kleine Anhöhe, um das Schauspiel zu genießen. Weiter drin soll es
noch viel interessanter sein, das merke ich mir für den nächsten
Island- Urlaub vor. Die Piste zurück will ich filmen, aber das
Gerappel auf der Piste setzt der Kamera wohl zu sehr zu - sie ist
mittendrin ausgegangen und den Film will sie nicht abspielen. Mal
sehn, ob ich am heimischen PC noch was retten kann. Außerdem
spinnt nach der Etappe schon wieder die Alarmanlage. Da ich den
gleichen Weg auch wieder zurück fahren muß, tanke ich am Gasthaus
nochmal voll und resette die Alarmanlage erneut. Nach etwa 10 km
geht es Richtung Süden, womit ich allerdings nicht gerechnet habe
ist, das die etwa 35 km lange Piste unvermittelt und ohne
Warnschild, wie sonst üblich, in Schotter übergeht. Da ich mit
knapp 100 Sachen angefegt komme, lege ich mich fast hin, bis ich
abbremsen und die Maschine unter Kontrolle bringen kann. Der
Schotter tut sein Werk wie gehabt: etwa 10 km vor dem Abzweig auf
die Ringstraße geht in voller Fahrt der Alarm los, obwohl ich die
Anlage inaktiv geschaltet hatte! Und auch noch just in dem
Moment, als 2 Reiter auf Island- Ponys nicht weit entfernt
vorbeireiten. Die suchen ob des schrillen Alarmtons schnell das
Weite, während ich einen weiteren Reset durchführe, wozu schon
wieder der Packsack unter meinen Flüchen abgenommen werden muß.
Die Ringstraße wird zügig befahren, lediglich am
Dyrhólaey- Strand und am Skaftafell Gletscher wird kurz
angehalten und ein paar Fotos geschossen. Aber trotz, oder gerade
wegen der schon recht fortgeschrittenen Zeit muß ich am
Jökulsárlón Gletschersee so lange Pause
machen, bis die Sonne untergeht und die Gegend in ein schönes
Abendlicht taucht. Bis es soweit ist, habe ich bestimmt 40 Fotos
geschossen, die kleinen und großen Eisberge faszinieren mit ihrem
wechselnden Farben- und Formenspiel, etwas Vergleichbares habe ich
vorher noch nie gesehen, bestenfalls in einem Reiseführer! Dann muß
ich mich aber sputen, erst gegen 20:15 komme ich am Gasthaus an,
das nett am Hafen der kleinen Stadt Höfn gelegen ist. Schnell
umziehen, einen Bank- automaten finden, meine Bargeldkasse
wieder auffrischen und noch irgendwo was zum Futtern
auftreiben. Das vom Gastgeber angepriesene Restaurant sieht schon
von außen teuer aus, das ist nix für mich. Das Navi vermeldet
aber noch eine Bar/Restaurant ein paar 100 m enfernt, die
tatsächlich noch offen hat. Die Menükarte offeriert: Hamburger oder
Pizza... Da ich in den letzten 2 Tagen bereits Hamburger gegessen
habe, nehme ich zur "Abwechslung" eine kleine
Pizza...Interessantes Detail am Rande: Die Aschenbecher vor dem
Restaurant sind nicht mit Sand gefüllt, sondern mit, was sonst:
Vulkanasche...
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Die Piste nach
Landmanna- laugar besteht zum großen Teil aus Lavasand |
Die ersten Berge |
Auch ein Fluß will durchquert werden... |
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Landmannalaugar
präsentiert... |
...sich in bestem
Fotolicht... |
...und
eindrucksvollen Farben |
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Solche
Hinweisschilder sind im Hochland unbedingt ernst zu
nehmen! |
Dyrhólaey - eine einladende... |
...Küste mit
verlockenden... |
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...Fotomotiven |
Die Hausbewohner
scheinen keine Angst zu haben, daß ihnen eines Tages
der Himmel auf den Kopf fallen könnte... |
Bizarre
Felsformation |
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Skaftafell
Gletschergebiet |
Fjallsjökull Gletscher |
Der
Jökulsárlón... |
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...ist eine echte
Augenweide... |
...die Eisberge sind
ein Fest... |
...für jeden
Fotografen! |
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