Island 18.08. - 17.09.2012

Tag 17 (Reykjavik-Blaue Lagune-Reykjavik, ca. 100 km):

Das Wetter ist, wie angekündigt, sehr schlecht. Zuerst kümmere ich mich
ums Mopped: Sowohl Rück- als auch Bremslicht funkionieren nicht, zum
Glück ist's nur die Birne. Vermutlich haben die Schlaglöcher auf den
Schotterpisten den Schaden verursacht. Trotz des Regens wage ich einen
Ausflug zur Blauen Lagune - wunderschön. Zwei Fotos später fahre ich
wieder zurück, der scharfe Wind und der Regen haben das Wasser überall
auf und in meiner Kleidung verteilt, ich drehe die Heizung im Zimmer auf
und hoffe, daß die Klamotten bis zur Abfahrt morgen wieder trocken sind.
In der City kaufe ich im Supermarkt von dem Zeugs ein, das so herrlich
ungesund ist, um es mir vor dem Laptop gemütlich zu machen... Auf dem
Rückweg zum Gasthaus mache ich am "Volcano Café" Halt, da in einer
Viertelstunde eine Doppelvorführung der Vulkanausbrüche von 1973 und
2010 geboten wird - ein beeindruckender Film und der perfekte Zeitvertreib
für diesen Regentag. Im Gasthaus sehe ich mir die heute erworbenen Island-
DVD's auf dem Laptop an - wozu ich allerdings erst per 80 Euro teurem
Download meine DVD Software updaten muss... :-(  Zu spät fällt mir das
von Húsavík nach Reykjavik umgezogene Phallusmuseum ein, das hat
bereits geschlossen - zu schade, ich hätte so gerne Vergleiche angestellt... ;-)
Nachdem ich die beiden DVD's angesehen, meine Klamotten getrocknet
und geduscht habe, geht es gegen 21:30 nochmal in die City für ein paar
letzte Biere. Abschließend muß ich über Reykjavik sagen, das mir ein
wenig der historische Flair anderer Städte fehlt - keine großartigen alten
Gebäude, große Plätze usw. Das touristische Angebot ist dennoch groß
und das Nachtleben kann begeistern. Im "English Pub" geht's um 20:00
erst richtig los, dann beginnt auch die tägliche (!) Livemusik. Ein großer
Erfolg ist das Bierrad: Das Gejohle ist groß, als kurz hintereinander die
beiden "Hauptgewinne" "8 Beer" und "1 Meter Beer" getroffen werden.
Der Live- Musiker bittet immer wieder um Wünsche, aber leider kennt
er meinen Vorschlag "Locomotive Breath" von Jethro Tull nicht... Ein
glücklicher Gewinner von 8 Bieren verkauft mir 2 Biere für 500 ISK -
knapp 2,87 Euro - ich verschenke sie an die nächsten "Bedürftigen".
"Superstition" von Stevie Wonder kennt der Musiker dagegen und spielt
es nach einer Pause. Während einer Zigarette unterhalte ich mich noch
kurz mit einer netten Nowegerin, die nur 3 Tage hier ist.

Die blaue Lagune - auch bei
schlechtem Wetter sehenswert
Das "Beer Wheel" im English Pub

Tag 18 (Reykjavik-Hrauneyjar Highland Center, ca. 230 km):

Ein herrlicher Tag lockt, zuerst wieder Richtung Þingvellir, dann wird der
Strokkur angefahren, Islands nun größter Geysir. Ein wirklich beeindruck-
endes Spektakel: Ein etwa 3 m Durchmesser großes Loch, mit Wasser
gefüllt, in dem es brodelt, zischt und raucht. Dann baut sich unvermittelt
eine Riesenblase auf und explodiert in einer großen Gischtfontäne. Dieses
Schauspiel wiederholt sich alle paar Minuten, mal mehr, mal weniger gewaltig.
Der direkt daneben liegende "Große Geysir" ist mittlerweile zwar wieder aktiv,
bricht aber nur noch sehr selten aus. Im ganzen Haukadalur- Gebiet brodelt
und zischt es aus dem Boden, überall treten heiße Quellen zu Tage - wahrlich
ein einzigartiges Schauspiel, dem die zahlreichen Touristen gebannt zusehen.
Dann wende ich mich dem Gulfoss zu, ein mächtiger Wasserfall, der im
Sonnenlicht einen verschwenderischen Regenbogen zaubert. Nachdem ich
reichlich Fotos und Videos erstellt habe, suche ich den kleineren, aber sehr
schönen Wasserfall Faxifoss auf. Prompt spricht mich dort ein Bonner an,
der mit einer Reisegruppe unterwegs ist - ist man vor den deutschen Touris
denn nirgends mehr sicher? ;-) Mein Tagesziel ist das Hrauneyjar Highland
Center, der Ausgangspunkt vieler Reisender für Wanderungen, Angeln oder
Fahrten mit dem Geländewagen. Das Center sieht ein wenig aus wie die
Wohncontainer in der Arktis, der Vergleich drängt sich auf: In den 70er und
80er Jahren waren dies Arbeiterunterkünfte für die in den nahen Kraftwerken
Beschäftigten. Der gebotene Komfort ist aber nicht schlecht, obwohl die
eigentlichen Zimmer recht knapp ausfallen: Vom kleinen Buffet über einen
Speisesaal nebst Poolbillard ist alles vorhanden. Ich unterhalte mich noch
etwas länger mit einem Niederländisch/Deutschen Paar, am späten Abend
kann ich sogar noch ein kleines Polarlicht erspähen. Nach dem Abendessen
genieße ich nach Jahren mal wieder ein paar Runden Poolbillard.

Der Strokkur brodelt schon... ...dann bricht er aus Dieser Geysir ruht momentan...
...ebenso wie dieser Der Gulfoss in voller Pracht Gewaltige Wassermassen
Ein 8x8 Truck für die winterliche
Erkundung des Hochlandes
Faxifoss Wasserfall

Tag 19 (Hrauneyjar Highland Center-Hochland, ca. 90 km):

Ein echter Schlechtwettertag, wie angekündigt, trotzdem wage ich einen
Ausflug ins Hochland. Das Hochland ähnelt einer Mondlandschaft, nur
Steine und Lavasand, ganz wenig Vegetation in Form von Moosen und
Flechten. Die Piste ist schlimmer als alles, was ich bisher befahren habe,
trotzdem sehe ich 2 Autos und 2 Radfahrer (!) unterwegs. Der Wind ist
extrem kräftig, der Regen fliegt mir ins Gesicht, da ich das Visier nicht
schließen kann, um sehen zu können, wohin ich überhaupt fahre und die
Wellblechpiste schüttelt Mensch und Material kräftig durch. Nach etwa
2 1/2 Stunden und knapp 45 km gebe ich auf und drehe um. Wieder
zurück im Gasthaus muß ich das Zimmer wechseln, da in meinem die
elektrische Heizung nicht funktioniert und ich die Handschuhe und andere
Sachen dringend trocknen muß... Die BMW macht auch Mucken, alle 4
Blinker sind permanent an und lassen sich durch Abschalten der Zündung
nicht ausschalten - das kann eigentlich nur ein Problem der Alarmanlage
sein und richtig, als ich am Gasthaus den Hauptstecker der Anlage ziehe,
ist Ruhe im Karton - anderenfalls wäre morgen früh die Batterie leer
gewesen. Egal, dann wird halt erstmal der Nachmittag verpennt, am
Abend wird ein (ausgezeichneter) Burger verdrückt und recht lange mit
dem Niederländisch/Deutschen Pärchen unterhalten. Ein paar Biere
später habe ich die notwendige Bettschwere zusammen. Morgen wartet
die längste Tour mit rund 510 km auf mich.

Heute wg. schlechten Wetters leider keine Bilder... :-(

Tag 20 (Hrauneyar Highland Center-Höfn, ca. 510 km):

Nachdem ich die Alarmanlage nach dem nächtlichen "Reset" wieder an-
klemme, funktioniert wieder alles - Glück gehabt. Außerdem scheint es
nach einem Gespräch mit einer dänischen Touristin möglich zu sein,
Landmannalaugar anzufahren, ohne Flüsse durchqueren zu müssen: Es
gäbe die Möglichkeit, vorher zu parken und 10 Minuten Fußmarsch in
Kauf zu nehmen - soll ich's probieren? Ich probier's... Die 30 km Schotter-
piste ziehen sich, aber auf der plattgewalzten Vulkanasche läßt es sich
ganz gut fahren. Die Anfahrt alleine lohnt sich: Die Landschaft verändert
sich ständig, von Wüstenei über einsame Seengebiete bis hin zu leuchtend
bunten Gebirgsformationen ist alles dabei. Das Zielgebiet ist ein einziger
Farbenrausch der Natur, die Berge schillern je nach Sonnenlicht in allen
Regenbogenfarben - fantastisch! Ich komme allerdings mangels passendem
Schuhwerk und Zeit nur auf eine kleine Anhöhe, um das Schauspiel zu
genießen. Weiter drin soll es noch viel interessanter sein, das merke ich
mir für den nächsten Island- Urlaub vor. Die Piste zurück will ich filmen,
aber das Gerappel auf der Piste setzt der Kamera wohl zu sehr zu - sie
ist mittendrin ausgegangen und den Film will sie nicht abspielen. Mal sehn,
ob ich am heimischen PC noch was retten kann. Außerdem spinnt nach
der Etappe schon wieder die Alarmanlage. Da ich den gleichen Weg auch
wieder zurück fahren muß, tanke ich am Gasthaus nochmal voll und resette
die Alarmanlage erneut. Nach etwa 10 km geht es Richtung Süden, womit
ich allerdings nicht gerechnet habe ist, das die etwa 35 km lange Piste
unvermittelt und ohne Warnschild, wie sonst üblich, in Schotter übergeht.
Da ich mit knapp 100 Sachen angefegt komme, lege ich mich fast hin, bis
ich abbremsen und die Maschine unter Kontrolle bringen kann. Der Schotter
tut sein Werk wie gehabt: etwa 10 km vor dem Abzweig auf die Ringstraße
geht in voller Fahrt der Alarm los, obwohl ich die Anlage inaktiv geschaltet
hatte! Und auch noch just in dem Moment, als 2 Reiter auf Island- Ponys
nicht weit entfernt vorbeireiten. Die suchen ob des schrillen Alarmtons schnell
das Weite, während ich einen weiteren Reset durchführe, wozu schon wieder
der Packsack unter meinen Flüchen abgenommen werden muß. Die Ringstraße
wird zügig befahren, lediglich am Dyrhólaey- Strand und am Skaftafell
Gletscher wird kurz angehalten und ein paar Fotos geschossen. Aber trotz,
oder gerade wegen der schon recht fortgeschrittenen Zeit muß ich am
Jökulsárlón Gletschersee so lange Pause machen, bis die Sonne untergeht
und die Gegend in ein schönes Abendlicht taucht. Bis es soweit ist, habe ich
bestimmt 40 Fotos geschossen, die kleinen und großen Eisberge faszinieren
mit ihrem wechselnden Farben- und Formenspiel, etwas Vergleichbares habe
ich vorher noch nie gesehen, bestenfalls in einem Reiseführer! Dann muß ich
mich aber sputen, erst gegen 20:15 komme ich am Gasthaus an, das nett
am Hafen der kleinen Stadt Höfn gelegen ist. Schnell umziehen, einen Bank-
automaten finden, meine Bargeldkasse wieder auffrischen und noch
irgendwo was zum Futtern auftreiben. Das vom Gastgeber angepriesene
Restaurant sieht schon von außen teuer aus, das ist nix für mich. Das Navi
vermeldet aber noch eine Bar/Restaurant ein paar 100 m enfernt, die
tatsächlich noch offen hat. Die Menükarte offeriert: Hamburger oder Pizza...
Da ich in den letzten 2 Tagen bereits Hamburger gegessen habe, nehme ich
zur "Abwechslung" eine kleine Pizza...Interessantes Detail am Rande: Die
Aschenbecher vor dem Restaurant sind nicht mit Sand gefüllt, sondern mit,
was sonst: Vulkanasche...

Die Piste nach Landmanna-
laugar besteht zum großen
Teil aus Lavasand
Die ersten Berge Auch ein Fluß will
durchquert werden...
Landmannalaugar präsentiert... ...sich in bestem Fotolicht... ...und eindrucksvollen Farben
Solche Hinweisschilder sind
im Hochland unbedingt
ernst zu nehmen!
Dyrhólaey - eine einladende... ...Küste mit verlockenden...
...Fotomotiven Die Hausbewohner scheinen
keine Angst zu haben, daß
ihnen eines Tages der
Himmel auf den Kopf
fallen könnte...
Bizarre Felsformation
Skaftafell Gletschergebiet Fjallsjökull Gletscher Der Jökulsárlón...
...ist eine echte Augenweide... ...die Eisberge sind ein Fest... ...für jeden Fotografen!

 

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TIPP:
- Der "Golden Circle" ist von Reykjavik aus in einer Tagestour machbar und
   ein absolutes Muß für Islandreisende!
- Das Hochland will erkämpft werden, passende Ausrüstung, Fahrzeug,
   Kleidung und vor allem Treibstoff sind Pflicht - Mangelnde Sorgfalt bei
   der Vorbereitung zu einer Tour kann sich bitter rächen - die Einheimischen
   können mit entsprechenden Geschichten aufwarten...
- Der Süden Islands ist reich an spektakulären Attraktionen, man sollte sich
   entsprechend Zeit nehmen und lassen

Letztes Update: 29.09.2012