Kroatien 13.09. - 02.10.2014

Tag 13 (Dubrovnik Besichtigungstour):

Der Himmel sieht nicht sehr vielversprechend aus heute, ich muss mir
einen Schlachtplan zurechtlegen. Als ich bereit für die City bin, kommt
die Sonne doch wieder hervor, ich bin angesichts der Altstadt etwas
schockiert: Zahllose Reisebusse und Ausflugsboote haben Tausende
von Touristen, bewaffnet mit Smartphones und Digitalkameras in die City
gespült, jeder Platz, jede Ecke und jeder Winkel sind absolut übervölkert,
es wird zumeist ziellos geknipst, es wird gegessen, getrunken, herum-
gestanden und -gelaufen. Ich trabe zuerst gleichfalls ziellos durch die
Gassen und hole mir dann die "Dubrovnik Card", die zu vielen Ein-
richtungen kostenlosen oder ermässigten Eintritt anbietet, z. B. dem
"klassischen" Rundgang um die Altstadt über die Stadtmauer. Die Aus-
blicke sind wirklich sehenswert, sowohl auf die Küste als auch die Stadt
selbst. Anschliessend brauche ich unbedingt ein Eis - Restaurants gibt
es en Masse, aber Eiscafés? Fehlanzeige... Schliesslich hole ich mir
einen Becher auf die Faust und setze mich damit an den Hafen. An-
schliessend gelüstet es mich nach Nachschlag in Form von einem
grossen Radler, das Lokal offeriert aber nur 0,3 l, daher darf mir die
Bedienung gleich 2 Flaschen bringen, die er mir mitsamt grossem Glas
serviert. Soll ich noch eine Bootstour machen? Angebote gibt es
jedenfalls reichlich. Nach ein wenig weiterem Herumstromern in den
Gassen und einem Museumsbesuch buche ich eine 50-minütige Kurz-
rundfahrt, die allerdings recht wacklig verläuft - das Boot schaukelt
recht kräftig, zum Glück wird keiner der 7 weiteren Passagiere see-
krank... Die Aussicht ist nett, aber wegen des wieder bedeckten
Himmels sind die Fotos nicht allzu spektakulär. Da mir die Beine
schmerzen, wähle ich für den Weg zurück den Bus, der in meiner
"Dubrovnik Card" mit drin ist. Datensicherung, den leeren Akku des
GPS Trackers laden und ein Telefonat mit Freund Dieter, dann geht
es via Bus zurück in die Altstadt, Essen fassen. Aber vorher besorge
ich mir im kleinen "Tante Emma" Laden ums Eck noch ein paar Kekse
für's Frühstück, da sich die beiden Baguettes vom Vormittag in Beton
verwandelt haben. In der Altstadt schlage ich mich in eine der Seiten-
gassen, in der ich heute ein Restaurant nach dem Anderen entdeckt
habe, da sollte sich was Passendes für meinen Gourmet- Gaumen
finden... Nicht auf Anhieb dagegen finde ich den Irish Pub wieder,
das steigert natürlich den Durst. Ein Pint O'Hara später geht's mir
besser - und nach dem 3. erst recht... 23:45 - Zeit zur Rückkehr!

Die Festung Malerisches Ambiente Die Altstadt mitsamt
begehbarer Stadtmauer
Diese Gassen...! Der Hafen Die Altstadt bietet von
der Stadtmauer aus...
...einen grandiosen
Ausblick
Der Onofrio Brunnen Die sind schwerer
beladen als ich...
Seltsames Ausflugsboot Ausblick auf die
Insel Lokrum
Eine wilde Fels-
landschaft
Ein Strassenkünstler
"dekoriert" einen jungen Touristen
Bunte Vasen - ein Blickfang

Tag 14 (Dubrovnik-Trogir, ca. 290 km):

Schade, dass ich Dubrovnik verlassen muss, hier könnte man gut ein paar
Tage verbringen. Das Wetter ist gut, aber sehr windig, das könnte an der
Küste zu Schwierigkeiten mit dem beladenen Mopped führen - wird's zum
Glück bis auf ein paar Böen aber nicht. Das Navi lotst mich auf eine Maut-
Autobahn, als ich's merke, ist's zu spät zum Umdrehen. Darauf habe ich
aber keinen Bock und verlasse die Bahn bei nächster Gelegenheit wieder,
zu dumm, das ich bald darauf schon wieder an der Grenze zu Bosnien-
Herzegowina stehe. Der Zöllner will meine grüne Versicherungskarte sehen
und vergleicht sie tatsächlich mit meinem Nummernschild. Irgendwie fühle
ich mich nicht recht wohl hier, nicht wegen der Menschen, sondern den
Staatsorganen: ich habe auf den knapp 35 km bis zur nächsten Grenze
zurück nach Kroatien gut 20 Polizeikontrollen gezählt, ob heute was los
ist? Bei der Ausreise ist der Beamte auch noch etwas unwirsch - ich bin
froh, wieder raus zu sein, obwohl auf der kroatischen Seite die Kontrollen
kaum weniger werden. Ich fahre eine der Dolinen in Topana an, komme
nochmals an Split vorbei und suche mir eine Tanke - ratsch - der
Reissverschluss des rechten Seitenfachs des Tankrucksacks ist hin -
Herrje, ist das eine miese Qualität! Den ersten dieser Marke habe ich
bereits in der Garantiezeit austauschen lassen müssen, da es das Teil in
Blau (passt perfekt zur weiss-blauen BMW) nicht mehr gibt, musste ich
bei diesem Exemplar bereits den Reissverschluss des Hauptfachs von
einem Sattler reparieren lassen (man finde erstmal einen Sattler, der das
kann und bereit ist, die Fummelarbeit zu machen...), jetzt wird er mir
hoffentlich auch noch das Seitenfach flicken. Mein Appartement in Trogir
ist schnell gefunden, der Gastgeber ist aber etwas im Stress: 2 Gäste
reisen gerade ab und er muss offenbar auch noch einige Räume reinigen,
daher ist er etwas kurz angebunden, aber freundlich. Das Mopped kann
ich im Hinterhof unter einem Carport parken, nach dem Abladen und
Umziehen knipse ich schnell das WLAN im Smartphone an, sehe nach
dem Wetterbericht und checke meine Mails. Dabei sehe ich, das ein
Update für das erst kürzlich veröffentlichte Update meines Smart-
phones verfügbar ist, das wird auch noch gleich geladen und installiert.
Meine drei übriggebliebenen Büchsen Radler verstaue ich im Kühlschrank
und mache mich dann in die nur wenige Minuten entfernte Altstadt Trogirs
auf, die den Namen Altstadt wahrlich verdient: enge, verwinkelte Gässchen,
uralte, teils liebevoll ungepflegte Häusschen, verwunschene Ecken und
zauberhafte Ausblicke locken das Auge des Betrachters - und es gibt mal
wieder viele Augen, da auch dieses Städtchen massiv von Touristen heim-
gesucht wird. Natürlich gibt es auch hier wieder die allgegenwärtigen
Souvenirshops, Restaurants, Cafés, Schuh- und Modeläden, aber irgend-
wie ist das hier nicht so aufdringlich wie z. B. in Split. Ich fotografiere
wieder viel, besonders die kleine Kathedrale hat es mir angetan, sie ist
absolut prächtig ausgestattet - hätte ich hier nicht unbedingt erwartet.
Nur auf den Glockenturm traue ich mich nicht rauf, die uralte Holztreppe
wackelt verdächtig, die folgende rostige Eisentreppe erst recht, aufgeben
tue ich aber erst kurz vor dem Glockenraum, der nur durch ein schmales
Loch betreten werden kann, durch das ich mit Rucksack und Kamera
nicht durch passe - das ist zuviel. Mit leicht schlotternden Knien und
beiden Händen am rostigen Handlauf trete ich den Rückweg an. Im
Gewirr der Gassen ist rasch ein ansprechendes Restaurant gefunden,
das mir eine perfekte Pleskavica serviert.

Doline in Topana Trogir - die "Neustadt" Die Kirche...
...beeindruckt sowohl... ...von Innen wie... ...von Aussen
Da traue ich mich nicht rauf... Stillleben
Der Rathausplatz Was für ein Sonnenuntergang! Stimmungsvoll
Andere Sichtweisen
sind manchmal spannend
Auch hier gibt es
wieder tolle Gassen
Fabergé Eier im
Souvenirshop?
Die Festung mit passender
Beleuchtung
Der Hafen wimmelt nur so
von teuren Yachten und Segelschiffen

Tag 15 (Trogir-Plitvicer Nationalpark, ca. 280 km):

Um 06:00 weckt mich der erste Urlaubsflieger, der in Split landen will
und praktisch direkt über mein Bett donnert... Bis acht döse ich noch
vor mich hin,  dann wird gefrühstückt (da die Unterkunft kein Frühstück
offeriert, besteht es diesmal aus M&M's mit etwas Mineralwasser),
umgezogen und aufgerödelt. Nach dem Bezahlen des Zimmers starte ich
die BMW, lege frohen Mutes den ersten Gang ein und - komme 50 m
weit. Die kleine Brücke nach Trogir und die einzige Kreuzung kurz danach
sind mit dem morgendlichen Verkehr hoffnungslos überlastet, ich brauche
für die knapp 800 m bis zur alles entscheidenden Strassenkreuzung satte
48 min! Das Navi lotst mich bis kurz vor Split, dann soll es in die Berge
gehen, klappt aber nicht, die Strasse wird gerade aufgerissen. Prompt
stehe ich in der Umleitung wieder im Stau, während es dem Motor der
BMW und mir immer wärmer wird. Die Strecke wird immer kurviger
und spassiger, leider wird reziprok dazu das Wetter immer düsterer, in
Knin werfe ich einen kurzen Blick auf die Festungsruine, dann nehme ich
direkten Kurs auf den Plitvicer Nationalpark. Es wird immer düsterer und
erbärmlich kühl, dazu nieselt es immer wieder einmal, 20 km vor dem Ziel
mache ich kurz Pause, um zu entscheiden, ob ich die Regensachen anziehe
oder nicht. Ich lass' es drauf ankommen und komme tatsächlich trocken an,
mein Appartement ist in einem relativ frisch renovierten Haus untergebracht,
die Besitzerin erlaubt mir, das Mopped in der Garage zu parken. Das
Zimmer ist recht modern eingerichtet und in gutem Zustand, angesichts der
nur wenigen Häuser könnte es aber Schwierigkeiten geben, etwas zum
Futtern zu finden. Scheint aber kein Problem zu sein, wie mir die Besitzerin
erklärt: 2 der umliegenden Gasthäuser haben eigene Restaurants. Sie erklärt
mir ausserdem, das der Eintritt in den Nationalpark momentan reduziert ist,
da wegen des vielen Regens in diesem Sommer manche der Wanderwege
überflutet und daher unpassierbar sind! Die Kroaten sind definitiv nicht
begeistert vom Verlauf des Sommers. Da es hier mitten im Nirgendwo
nichts zum Ansehen gibt (jedenfalls jetzt am frühen Abend), lege ich mich
für eine Stunde aufs Ohr. Es so still hier (ist man als Städter gar nicht mehr
gewohnt...), das ich eine Weile brauche, um einzuschlafen. Wieder wach,
spaziere ich die paar Meter bis zum ersten Gasthaus und bin angesichts des
grossen, rustikal, aber dennoch modern eingerichteten Gasthauses etwas
überrascht, das hatte ich nicht erwartet. Ich bestelle mir von der Karte ein
Gulasch mit Polenta, was sehr gut mundet, jedenfalls bis ich das Stück
Knochen im Fleisch finde - jetzt ist mir irgendwie etwas übel... Als der
Ober abräumt und ich ihn leise darauf hinweise, ist er um eine Antwort
jedenfalls nicht verlegen: dies müsse bei einem "richtigen" Gulasch eben
so sein, meint er... Dieses Schlitzohr, ich hätte nicht übel Lust, den Knochen
untersuchen zu lassen, ob es sich vielleicht um Katzenknochen handelt...
Morgen probiere ich besser mal die andere Gaststube.

Ein malerischer See... ...ist alles, was sich heute
als Fotomotiv anbietet.

Tag 16 (Plitvicer Nationalpark Besichtigungstour):

Der Tag beginnt mit eher bedecktem Wetter - keine guten Voraussetzungen
für den geplanten Besuch des Plitvicer Nationalparks. Kurz nach neun habe
ich mein Ticket, mit einem kleinen Fährboot geht es über den ersten See zur
Anlegestelle. Von dort aus kann man sich für links oder rechts herum ent-
scheiden, ich wähle rechts... Über hölzerne Stege und Wanderwege geht
man um, teilweise sogar durch die Seen (an flachen Stellen), und von
Wasserfällen zu Wasserrutschen. Die Ausblicke sind fabelhaft, besonders,
als sich gegen Mittag das Wetter bessert und die Sonne herauskommt, das
Wasser schimmert teils unglaublich grün und ist glasklar, auf dem Grund
liegen langsam vermodernde Bäume und Pflanzen, dies gibt dem Ganzen
einen fast unwirklichen Anblick. Immer wieder ziehen kleinere und grössere
Wasserfälle, kleine und grosse Seen, Strudel und Wasserpflanzen die
Blicke auf sich, ich fotografiere und filme nach Herzenslust drauflos. Bis
zum Nachmittag kann man das Spektakel auch halbwegs in Ruhe
geniessen, auf dem grossen Gelände verteilen sich die Touristen gleichmäßig,
erst, als am Nachmittag die Touristenbusse gleich hunderte Passagiere aus-
spucken, wird's eng - an den spektakulärsten Stellen bilden sich Staus,
man muss für ein Foto regelrecht anstehen. Nach fünf Stunden Wandern habe
ich dann auch genug, ein Boot bringt mich wieder zurück an den Eingang.
So, was nun? Bevor ich heute Abend das "Risiko" eines warmen Abend-
essens eingehe, besorge ich mir in einem Supermarkt per Mopped einen
Croissant, ein paar Kekse und 3 Büchsen Radler, zudem muss ich für die
Bezahlung meiner Unterkunft meinen Bargeldbestand wieder aufstocken,
ein Bankautomat spukt die benötigten Kuna aus. Im Appartement wird
gefuttert, dann lese ich was, höre Musik per MP3 Player, dann wird
ferngesehen. Morgen geht es nach Zagreb, meiner letzten Station auf
kroatischem Boden - ich bin gespannt, was die Stadt zu bieten hat. 

Der Plitvicer Nationalpark... ...beeindruckt durch... ...Wasserfälle, Seen und...
...Natur bis zum Abwinken! Einfach ein toller Anblick Was für ein Grün...
Ein Pilz? Keine Ahnung... Ein Panorama zum Träumen Unter Wasser ist
auch Leben
Schlangestehen für den
Schnappschuss
Die Spinnen zaubern
in den Grashalmen
Kein Wunder, dass der
Nationalpark als Film-
kulisse diente und dient

 

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TIPP:
- Der Nationalpark Plitvicer Seen ist ein weiteres Highlight Kroatiens,
   einen Tag Zeit sollte man sich mindestens gönnen.
- Die Altstadt von Trogir macht was her - der tägliche Stau an der Brücke
   nervt allerdings - besser wäre vielleicht ein Zimmer abseits des Trubels...
- Auf die Grenzkontrollen zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina
   muss man sich einstellen und die erforderlichen Dokumente bereithalten,
   auch, wenn man das sonst in Europa kaum noch gewohnt ist.
- Die Plitvicer Seen werde ich mir noch mal im Winter ansehen - bei Schnee
   und Eis sieht das alles bestimmt ebenfalls beeindruckend aus.

Letztes Update: 12.10.2014