Tag 17 (Plitvicer Nationapark-Zagreb, ca.
460 km):
Zagreb ist eigentlich nur knapp 150 km entfernt, aber ich habe noch
zwei andere Stationen auf dem Plan. Beim Frühstück helfe ich mitsamt
der Gastgeberin erstmal 2 japanischen Touristen, den besten Weg durch
den Plitvicer Nationalpark zu finden. Nur 10 Minuten später sehe ich
sie wieder am Haus vorbeikommen - sie haben sich schon beim Hinweg
verlaufen und fragen mich nach dem Weg... Das kann ja was werden, ich
empfehle der Gastgeberin, falls die beiden nicht bis 6 Uhr zurück sein
sollten, die Polizei zu alarmieren. Ich starte Richtung Nordosten, je
näher man der Grenze zu Bosnien-Herzegowina kommt, desto öfter
sieht man zerschossene oder gar zerbombte Häuser, daneben stehen
oft relativ neue Häuser, die aber (noch) nicht verputzt sind -
bedrückend, wenn man weiss, dass diese Episode gerade mal 20 Jahre
her ist... An einer Land- strasse steht ein völlig demoliertes Haus
und gegenüber ein Kriegsdenk- mal, ich sehe mir beides etwas
genauer an. Man mag sich kaum vorstellen, welche Dramen sich hier
abgespielt haben, dieses Haus fotografiere ich auch als Einziges,
bei den anderen traue ich mich nicht, so mitten im Dorf oder der
Kleinstadt, die Kamera zu zücken. Ich durchfahre die National-
parks Lonjisko Polje und Papuk, die zwar nicht viel hermachen, deren
geschwungene Strassen aber viel Spass machen, zumal das Wetter heute
mitspielt, was angesichts der teils heftig überfluteten Felder und
der Spundwände an den Ufern der Flüsse in manchen Orten überrascht. In Zagreb komme ich verblüffend zügig voran, ich hatte
mit Feierabend- verkehr nebst Stau gerechnet, zum wiederholten Male
finde ich meine Unterkunft auf Anhieb. Das Zimmer (obwohl dem Namen
nach schon wieder ein Appartement) ist in Ordnung, ich muss
allerdings im Voraus bezahlen, da die Rezeption morgens nicht
besetzt ist. Ich bin hundemüde und die Knochen tun mir weh - ich
werde eindeutig alt... Wie soll das erst bei der Rückfahrt mit den
730 km werden? Ich nehme nach dem Abladen trotzdem den gut 30 min
langen Fussmarsch Richtung Altstadt auf mich, die geschäftigen
Hauptstrassen weisen den Weg ins Zentrum. Ich stolpere auch noch
über ein Musikgeschäft, das ich mir natürlich ansehen muss - die
Instrumente sind sehr preiswert, aber nicht meine Kragenweite...
:-) Des Weiteren hätte ich auch auf dem Mopped (leider) gar keinen
Platz dafür. In der Altstadt schiesse ich nur einige wenige Fotos,
ich bin zu müde und zu hungrig, beim Abendbrot lese ich noch ein
wenig über die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten. Ich mache früh
Feierabend, zumal ich mich den ganzen Tag über schon nicht ganz gesund
fühle, ich huste und die Nase ist zu - ob ich mir beim Besuch des
National- parks eine Erkältung zugezogen habe? Trotzdem wird vor
der Pension noch das letzte von Plitvice mitgebrachte Radler
gesüffelt. ;-)
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Das
Dorf Rastoke... |
...beherbergt mehrere Wassermühlen |
Ein
Kriegsdenkmal... |
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...und dieses zerschossene Haus machen einem klar... |
...dass der Krieg hier noch nicht so lange her ist. |
Kirche
des heiligen Markus |
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Die Gastronomen in
Zagreb haben Humor |
Der zentrale Platz in
Zagreb |
Tag 18 (Zagreb Besichtigungstour):
Ich bin tatsächlich krank, die Nachtruhe hat nicht geholfen. Schau'n
mer mal, was heute geht. Nach dem Duschen stelle ich fest, das
wieder einmal kein Fön im Badezimmer ist, bei fast allen
Unterkünften die gleiche Leier. Ist es denn so schwierig, einen 10
Euro Fön zu kaufen und damit die Gäste bei Laune zu halten? Halt,
in der Schublade unter dem Wasch- becken ist einer, grossartig!
Wenn jetzt noch eine Steckdose im Bad wäre... Fönen wir uns halt in
der Küchenzeile, geht ja auch. Um die Ecke hatte ich einen Bäcker
gesichtet, dem kaufe ich ein Croissant und ein Muffin ab, der Tante
Emma Laden gleich daneben hat einen Kakaodriink - Herz, was willst
du mehr. Beim Reinbeissen in das Croissant stelle ich zu meiner
Verblüffung fest, dass dieses mit einer Wurst gefüllt ist - in
Kroatien liebt man Fleisch. Ist zwar kein englisches "Cooked
Breakfast", aber immerhin... ;-) Nachdem der 30 minütige Anmarsch
in die City erledigt ist, trabe ich relativ ziellos durch die
Oberstadt, die die meisten touristischen Sehenswürdigkeiten zu
bieten hat, fehlen dürfen auf keinen Fall aber die Kirche des
heiligen Markus, die Kathedrale sowie die zahlreichen Strassen mit
den schönen alten Hausfassaden. Empfehlen kann ich das "Museum of
broken Relationships", das aus aller Welt Gegenstände und dazugehörige
Geschichten rund um zwischenmenschliche Beziehungen ausstellt - mal
traurig, mal lustig, mal nachdenklich stimmend. Dann sehe ich mir die
Unterstadt an, der botanische Garten z. B. lädt zum Pausieren und
Seele baumeln lassen ein - jedenfalls, bis die Parkaufsicht jeden um
14:15 hinauswirft - vermutlich findet irgendein Event statt. Ich
brauche dringend ein Eis, das aber nicht so einfach aufzutreiben
ist: eines auf die Faust gibt's schon mal, hinsetzen und einen
Becher geniessen? Schwierig, selbst in der Restaurant-/ Café-
Meile Zagrebs, der Tkalciceceva Ulica. Hier gibt's Cocktails,
Drinks, Fast Food, ordinäres Bier, Bier in 2,5 l Säulen, aber Eis?
Erst fast am Ende der Strasse weist eine überdimensionale Eistüte
auf das Vorhandensein hin. Abendessen werde ich vermutlich flach
fallen lassen: erstens geht es mir nicht besser und zweitens habe ich
keinen grossen Hunger, daher werde ich mir vom Bäcker was zum
Kimmeln und vom Mini- Market ein oder zwei Radler holen, that's it.
Nach vier verlasse ich das Zentrum, lege mich etwas auf's Ohr und
verfahre dann exakt nach Plan: Bäcker, Mini- Markt, Abendbrot. Das
Croissant lasse ich zur Hälfte weg, da es ohne Butter so trocken
ist, dass es beim Kauen staubt... Morgen muss ich unbedingt noch
eine Vignette für Slowenien ergattern, laut Internet gibt's die an
diversen Tankstellen. Tscha, das war's mit Kroatien für's Erste! Das
Wetter für Zagreb sieht gut aus für morgen, was man für meinen Ziel-
ort nicht behaupten kann - das riecht eher nach Dauerregen...
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Der Wochenmarkt ist
gut besucht |
Jo mei, hammer denn
schon Ostern? |
Altstadtszenerie |
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Die Kirche hat ein
markantes Dach |
Aus allen Perspektiven
ansehnlich |
Poller- Arts |
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Aus dem "Museum of
broken Relationships"... |
Zwei Bilder
erzählen... |
...eine nette
Kurzgeschichte! ;-) |
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Überblick |
Detail der Kiche |
Definition des
Begriffs "Würgeschlange" |
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Interessantes Motiv:
Fensterläden |
Typische
Altstadtstrasse |
Eingangstor der
Kathedrale |
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Prachtvoller Lüster |
Das Mittelschiff |
Der Platz vor der
Kathedrale |
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Beim grossen Erdbeben
von 1880 blieb das zum Ziffer- blatt gehörende Uhrwerk
stehen |
Eingangstür mit
schöner Patina |
Teil der alten
Stadtmauer |
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Am botanischen
Garten... |
...und im botanischen
Garten |
Gebrauchs- oder
Kunstgegenstand? |
Tag 19 (Zagreb-Attersee, ca. 440 km):
Zum Frühstück konnte ich zwei Schoko- Croissants ergattern - ich
bin begeistert. An mehreren Tankstellen versuche ich eine Vignette
für Slowenien zu bekommen: Auto ja, Mopped Nein. Fünf Tanken
weiter immer noch nichts, ich gebe es vorläufig auf. Die kleine Burg
Veliki Tabor ist mein letztes Ziel in Kroatien, dann passiere ich
kurz danach die Grenze zu Slowenien. Die erste Tanke hat
endlich eine Vignette, denn kurz danach muss ich auf die Bahn.
Was das Wetter angeht: In Zagreb war es komplett diesig, sogar
ein paar Tropfen Wasser fallen vom Himmel, je mehr ich mich
Österreich nähere, umso dunkler wird der Himmel. Die Frage ist
heute wohl eher, WANN der Regen kommt, nicht OB. Er kommt früher
als gedacht: knapp 10 km vor der Grenze zwischen Slowenien und
Österreich geht's schon los, ohne Unterbrechung regnet es kräftig
bis zu meinem Ziel am Attersee, zum Glück hatte ich zeitig
"Vollzeug" (wasserdichte Socken aus dem Anglerbedarf, Regenkombi
und die Regenhandschuhe aka Kellen) gesetzt, so hält sich der
Wassereintritt in Grenzen. Erst nach 305 km Autobahn, kurz vor
dem Ziel, gönne ich mir eine Pause, da ich aus dem Augenwinkel
einen Pausenhof mit einem Vordach erkannt habe. Meine Laune ist
auf dem tiefsten aller möglichen Niveaus angekommen... Sie hellt
sich deutlich nach Erreichen des Gasthofs: ein
gemütliches, sehr grosses Zimmer (dies hätte im Gegensatz zu
zahlreichen "Appartements" in Kroatien diesen Namen tatsächlich
verdient), luftig und modern-rustikal eingerichtet und mit Fön (!).
Der Besitzer begrüsst mich persönlich und stellt mir für's Mopped
eine Garage zur Verfügung, ich bekomme zudem eine Zeitung zum
Ausstopfen der klatschnassen Stiefel (die Füsse sind dank der
wasserdichten Socken trotzdem trocken geblieben). Ein kurzer
Spaziergang zum See, ein paar Fotos, dann werden einige der
nassen Sachen mit dem Fön bearbeitet, es folgt ein
ausgezeichnetes Abendessen in Form eines Schnitzels - so sehr ich
italienisches Essen auch liebe und kroatisches zu schätzen gelernt
habe, heute heisst es: Basta mit Pasta!
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Die kleine Burg
Veliki Tabor... |
...ist letzte
Station auf kroatischem Boden |
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Der Attersee ist bei Sonnenlicht beliebtes
Urlaubsziel |
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Der Regen hängt sehr
dicht in den
Bergen |
Reichlich Vignetten
an der Gabel |
Chaos im Hotelzimmer,
aber ich muss die Sachen zum Trocknen auslegen |
Tag 20 (Attersee-Bonn, ca. 730 km):
Allzu gut geschlafen habe ich nicht, die Decke war mir zu warm.
Wenigstens kann ich konstatieren, das Stiefel und Handschuhe wieder
trocken sind - wenn das Wetter jetzt noch mitspielt... Ein
Frühstück später ist auch die BMW wieder beladen, es geht los: 730
km liegen vor mir. Es bleibt trocken, auch wenn es in Österreich
und um München teils düster aussieht. Von ein paar Pausen, Tankstops
und Staus abgesehen, bleibt die Fahrt bis Limburg unspektakulär,
hier lege ich die letzte Pause ein, bei der ich leicht amüsiert
beobachte kann, wie ein polnischer Trucker sein Abendessen auf
einem offenen Benzinkocher zubereitet - den er dazu allerdings auf dem Tank
seines Lasters platziert hat! Ich glaube, nach der heutigen Tour
kann ich festhalten, dass ein paar mehr Kilometer auch noch gehen
würden, aber bei 800 km würde ich die persönliche Obergrenze
ziehen. Gegen 20:00 bin ich wieder zu Hause, ein letztes Mal wird
das Mopped abgeladen. Mein Fazit: Dubrovnik muss ich nochmal besuchen, einige der Inseln sind
(von mir) unentdeckt
geblieben, der Plitvicer Nationalpark während der Winterzeit wartet
auf mich. Einige schöne Moppedstrecken gibt es, die Kroaten sind
nett und Touristen gegenüber aufge- schlossen, wenngleich man dem
Land an vielen Stellen noch den nicht lange zurückliegenden Krieg
ansieht. Da kann man durchaus noch mal hin...! ;-)
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Sehenswertes
Voralpenpanorama |
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