Kroatien 13.09. - 02.10.2014

Tag 17 (Plitvicer Nationapark-Zagreb, ca. 460 km):

Zagreb ist eigentlich nur knapp 150 km entfernt, aber ich habe noch
zwei andere Stationen auf dem Plan. Beim Frühstück helfe ich mitsamt
der Gastgeberin erstmal 2 japanischen Touristen, den besten Weg durch
den Plitvicer Nationalpark zu finden. Nur 10 Minuten später sehe ich sie
wieder am Haus vorbeikommen - sie haben sich schon beim Hinweg
verlaufen und fragen mich nach dem Weg... Das kann ja was werden, ich
empfehle der Gastgeberin, falls die beiden nicht bis 6 Uhr zurück sein
sollten, die Polizei zu alarmieren. Ich starte Richtung Nordosten, je näher
man der Grenze zu Bosnien-Herzegowina kommt, desto öfter sieht man
zerschossene oder gar zerbombte Häuser, daneben stehen oft relativ neue
Häuser, die aber (noch) nicht verputzt sind - bedrückend, wenn man
weiss, dass diese Episode gerade mal 20 Jahre her ist... An einer Land-
strasse steht ein völlig demoliertes Haus und gegenüber ein Kriegsdenk-
mal, ich sehe mir beides etwas genauer an. Man mag sich kaum vorstellen,
welche Dramen sich hier abgespielt haben, dieses Haus fotografiere ich
auch als Einziges, bei den anderen traue ich mich nicht, so mitten im Dorf
oder der Kleinstadt, die Kamera zu zücken. Ich durchfahre die National-
parks Lonjisko Polje und Papuk, die zwar nicht viel hermachen, deren
geschwungene Strassen aber viel Spass machen, zumal das Wetter heute
mitspielt, was angesichts der teils heftig überfluteten Felder und der
Spundwände an den Ufern der Flüsse in manchen Orten überrascht.
In Zagreb komme ich verblüffend zügig voran, ich hatte mit Feierabend-
verkehr nebst Stau gerechnet, zum wiederholten Male finde ich meine
Unterkunft auf Anhieb. Das Zimmer (obwohl dem Namen nach schon
wieder ein Appartement) ist in Ordnung, ich muss allerdings im Voraus
bezahlen, da die Rezeption morgens nicht besetzt ist. Ich bin hundemüde
und die Knochen tun mir weh - ich werde eindeutig alt... Wie soll das
erst bei der Rückfahrt mit den 730 km werden? Ich nehme nach dem
Abladen trotzdem den gut 30 min langen Fussmarsch Richtung Altstadt
auf mich, die geschäftigen Hauptstrassen weisen den Weg ins Zentrum.
Ich stolpere auch noch über ein Musikgeschäft, das ich mir natürlich
ansehen muss - die Instrumente sind sehr preiswert, aber nicht meine
Kragenweite... :-) Des Weiteren hätte ich auch auf dem Mopped (leider)
gar keinen Platz dafür. In der Altstadt schiesse ich nur einige wenige
Fotos, ich bin zu müde und zu hungrig, beim Abendbrot lese ich noch
ein wenig über die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten. Ich mache früh
Feierabend, zumal ich mich den ganzen Tag über schon nicht ganz gesund
fühle, ich huste und die Nase ist zu - ob ich mir beim Besuch des National-
parks eine Erkältung zugezogen habe? Trotzdem wird vor der Pension
noch das letzte von Plitvice mitgebrachte Radler gesüffelt. ;-)

Das Dorf Rastoke... ...beherbergt mehrere
Wassermühlen
Ein Kriegsdenkmal...
...und dieses zerschossene
Haus machen einem klar...
...dass der Krieg hier noch
nicht so lange her ist.
 Kirche des heiligen Markus
Die Gastronomen in Zagreb
haben Humor
Der zentrale Platz in Zagreb

Tag 18 (Zagreb Besichtigungstour):

Ich bin tatsächlich krank, die Nachtruhe hat nicht geholfen. Schau'n mer
mal, was heute geht. Nach dem Duschen stelle ich fest, das wieder
einmal kein Fön im Badezimmer ist, bei fast allen Unterkünften die gleiche
Leier. Ist es denn so schwierig, einen 10 Euro Fön zu kaufen und damit
die Gäste bei Laune zu halten? Halt, in der Schublade unter dem Wasch-
becken ist einer, grossartig! Wenn jetzt noch eine Steckdose im Bad
wäre... Fönen wir uns halt in der Küchenzeile, geht ja auch. Um die Ecke
hatte ich einen Bäcker gesichtet, dem kaufe ich ein Croissant und ein
Muffin ab, der Tante Emma Laden gleich daneben hat einen Kakaodriink
- Herz, was willst du mehr. Beim Reinbeissen in das Croissant stelle ich
zu meiner Verblüffung fest, dass dieses mit einer Wurst gefüllt ist - in
Kroatien liebt man Fleisch. Ist zwar kein englisches "Cooked Breakfast",
aber immerhin... ;-) Nachdem der 30 minütige Anmarsch in die City erledigt
ist, trabe ich relativ ziellos durch die Oberstadt, die die meisten touristischen
Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, fehlen dürfen auf keinen Fall aber die
Kirche des heiligen Markus, die Kathedrale sowie die zahlreichen Strassen
mit den schönen alten Hausfassaden. Empfehlen kann ich das "Museum of
broken Relationships", das aus aller Welt Gegenstände und dazugehörige
Geschichten rund um zwischenmenschliche Beziehungen ausstellt - mal
traurig, mal lustig, mal nachdenklich stimmend. Dann sehe ich mir die
Unterstadt an, der botanische Garten z. B. lädt zum Pausieren und Seele
baumeln lassen ein - jedenfalls, bis die Parkaufsicht jeden um 14:15
hinauswirft - vermutlich findet irgendein Event statt. Ich brauche dringend
ein Eis, das aber nicht so einfach aufzutreiben ist: eines auf die Faust gibt's
schon mal, hinsetzen und einen Becher geniessen? Schwierig, selbst in
der Restaurant-/ Café- Meile Zagrebs, der Tkalciceceva Ulica. Hier
gibt's Cocktails, Drinks, Fast Food, ordinäres Bier, Bier in 2,5 l Säulen,
aber Eis? Erst fast am Ende der Strasse weist eine überdimensionale
Eistüte auf das Vorhandensein hin. Abendessen werde ich vermutlich
flach fallen lassen: erstens geht es mir nicht besser und zweitens habe ich
keinen grossen Hunger, daher werde ich mir vom Bäcker was zum
Kimmeln und vom Mini- Market ein oder zwei Radler holen, that's it.
Nach vier verlasse ich das Zentrum, lege mich etwas auf's Ohr und
verfahre dann exakt nach Plan: Bäcker, Mini- Markt, Abendbrot.
Das Croissant lasse ich zur Hälfte weg, da es ohne Butter so trocken
ist, dass es beim Kauen staubt... Morgen muss ich unbedingt noch
eine Vignette für Slowenien ergattern, laut Internet gibt's die an
diversen Tankstellen. Tscha, das war's mit Kroatien für's Erste! Das
Wetter für Zagreb sieht gut aus für morgen, was man für meinen Ziel-
ort nicht behaupten kann - das riecht eher nach Dauerregen...

Der Wochenmarkt ist gut besucht Jo mei, hammer denn
schon Ostern?
Altstadtszenerie 
Die Kirche hat ein
markantes Dach
Aus allen Perspektiven
ansehnlich
Poller- Arts
     
Aus dem "Museum of
broken Relationships"...
Zwei Bilder erzählen... ...eine nette Kurzgeschichte! ;-) 
     
Überblick Detail der Kiche Definition des
Begriffs "Würgeschlange"
     
Interessantes Motiv: Fensterläden Typische Altstadtstrasse Eingangstor der
Kathedrale
     
Prachtvoller Lüster Das Mittelschiff Der Platz vor der
Kathedrale
     
Beim grossen Erdbeben von
1880 blieb das zum Ziffer-
blatt gehörende Uhrwerk stehen
Eingangstür mit
schöner Patina
Teil der alten Stadtmauer
Am botanischen Garten... ...und im botanischen Garten Gebrauchs- oder
Kunstgegenstand?

Tag 19 (Zagreb-Attersee, ca. 440 km):

Zum Frühstück konnte ich zwei Schoko- Croissants ergattern - ich
bin begeistert. An mehreren Tankstellen versuche ich eine Vignette
für Slowenien zu bekommen: Auto ja, Mopped Nein. Fünf Tanken
weiter immer noch nichts, ich gebe es vorläufig auf. Die kleine Burg
Veliki Tabor ist mein letztes Ziel in Kroatien, dann passiere ich kurz
danach die Grenze zu Slowenien. Die erste Tanke hat endlich
eine Vignette, denn kurz danach muss ich auf die Bahn. Was das
Wetter angeht: In Zagreb war es komplett diesig, sogar ein paar
Tropfen Wasser fallen vom Himmel, je mehr ich mich Österreich
nähere, umso dunkler wird der Himmel. Die Frage ist heute wohl
eher, WANN der Regen kommt, nicht OB. Er kommt früher als
gedacht: knapp 10 km vor der Grenze zwischen Slowenien und
Österreich geht's schon los, ohne Unterbrechung regnet es kräftig bis
zu meinem Ziel am Attersee, zum Glück hatte ich zeitig "Vollzeug"
(wasserdichte Socken aus dem Anglerbedarf, Regenkombi und die
Regenhandschuhe aka Kellen) gesetzt, so hält sich der Wassereintritt
in Grenzen. Erst nach 305 km Autobahn, kurz vor dem Ziel, gönne ich
mir eine Pause, da ich aus dem Augenwinkel einen Pausenhof mit einem
Vordach erkannt habe. Meine Laune ist auf dem tiefsten aller möglichen
Niveaus angekommen... Sie hellt sich deutlich nach Erreichen des
Gasthofs: ein gemütliches, sehr grosses Zimmer (dies hätte im
Gegensatz zu zahlreichen "Appartements" in Kroatien diesen Namen
tatsächlich verdient), luftig und modern-rustikal eingerichtet und mit Fön (!).
Der Besitzer begrüsst mich persönlich und stellt mir für's Mopped eine
Garage zur Verfügung, ich bekomme zudem eine Zeitung zum Ausstopfen
der klatschnassen Stiefel (die Füsse sind dank der wasserdichten Socken
trotzdem trocken geblieben). Ein kurzer Spaziergang zum See, ein paar
Fotos, dann werden einige der nassen Sachen mit dem Fön bearbeitet,
es folgt ein ausgezeichnetes Abendessen in Form eines Schnitzels - so
sehr ich italienisches Essen auch liebe und kroatisches zu schätzen gelernt
habe, heute heisst es: Basta mit Pasta!

Die kleine Burg Veliki Tabor... ...ist letzte Station auf kroatischem Boden
 
Der Attersee ist bei Sonnenlicht beliebtes Urlaubsziel 
     
Der Regen hängt sehr dicht
in den Bergen
Reichlich Vignetten
an der Gabel
Chaos im Hotelzimmer,
aber ich muss die Sachen
zum Trocknen auslegen

Tag 20 (Attersee-Bonn, ca. 730 km):

Allzu gut geschlafen habe ich nicht, die Decke war mir zu warm.
Wenigstens kann ich konstatieren, das Stiefel und Handschuhe
wieder trocken sind - wenn das Wetter jetzt noch mitspielt... Ein
Frühstück später ist auch die BMW wieder beladen, es geht los:
730 km liegen vor mir. Es bleibt trocken, auch wenn es in
Österreich und um München teils düster aussieht. Von ein paar
Pausen, Tankstops und Staus abgesehen, bleibt die Fahrt bis
Limburg unspektakulär, hier lege ich die letzte Pause ein, bei der
ich leicht amüsiert beobachte kann, wie ein polnischer Trucker
sein Abendessen auf einem offenen Benzinkocher zubereitet - den
er dazu allerdings auf dem Tank seines Lasters platziert hat! Ich
glaube, nach der heutigen Tour kann ich festhalten, dass ein paar
mehr Kilometer auch noch gehen würden, aber bei 800 km würde
ich die persönliche Obergrenze ziehen. Gegen 20:00 bin ich wieder
zu Hause, ein letztes Mal wird das Mopped abgeladen. Mein Fazit:
Dubrovnik muss ich nochmal besuchen, einige der Inseln sind (von
mir) unentdeckt geblieben, der Plitvicer Nationalpark während
der Winterzeit wartet auf mich. Einige schöne Moppedstrecken
gibt es, die Kroaten sind nett und Touristen gegenüber aufge-
schlossen, wenngleich man dem Land an vielen Stellen noch
den nicht lange zurückliegenden Krieg ansieht. Da kann man
durchaus noch mal hin...! ;-)

Sehenswertes Voralpenpanorama

 

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TIPP:
- Zagreb ist eine moderne Weltstadt mit alten Wurzeln - das macht
   sie sympathisch. Alte Gemäuer, moderne Shopping-Malls und
   Erholungsgebiete liegen dicht gedrängt beeinander.
- Am Attersee finden sich mehr deutsche Urlauber als Einheimische...
- Einiges ist in Kroatien deutlich günstiger als in anderen Ländern, z. B.
   Unterkünfte, Verpflegung und auch Benzin.
- Ein paar Fakten und Summen gefällig?:

1118,92 Unterkünfte
500,49 Benzin
295,09 Essen und Trinken
88,91 Eintrittsgelder, Parkgebühren, Fährkosten
82,34 Mautgebühren
52,25 Sonstiges
2138,00 Gesamt

Letztes Update: 12.10.2014