Polen - 16.07. - 07.08.2021

Tag 22 (Stettin-Schwerin, ca. 385 km):

Frühstück gibt‘s aus dem kleinen Supermarkt an der Ecke: ein Apfelsaft
und ein Käse-Schinken Sandwich in Plastik verpackt. Die Wettervorhersage
für meine Strecke nach Schwerin hat sich leicht gebessert, wir werden sehen,
was draus wird. Am grossen Haff entlang ist die Strasse einfach furchtbar,
zerschossen von Schlaglöchern und garniert mit unzählichen Baustellen, ich
brauche eine Pause… Dann hält ein Radrennfahrer an, dem ich ein wenig helfe,
den defekten Schlauch seines Hinterrades zu ersetzen. Ich verliere zu viel Zeit
und auch die Wolken werden dichter und dunkler. Es reißt mich insgesamt 4
mal, 3 mal sogar mit Gewitter - den Schwenk Richtung Ostsee hätte ich mir
auch schenken können, es gibt nichts zu sehen und das Wetter läßt auch keine
Ausblicke zu. Das Schweriner Schloß leuchtet schon von Weitem durch seine
goldenen Türme, das macht was her. Ich lasse das Mopped illegal vor dem
Hotel stehen, ansonsten müsste ich es 500 m entfernt auf einem offenen Park-
platz stehen lassen. Soll ich erst was Essen oder erst auf Fotorunde gehen?
Da die Restaurants, an denen ich vorbei komme, alle voll belegt sind, mache
ich trotz des Regens erst meine Entdeckungsrunde, die einige nette Details
zu Tage bringt. Weniger nett ist, das ich kurz vor 9 offenbar nirgendwo mehr
was zu futtern bekomme, alle Lokale winken ab - Küche zu! Nicht zu fassen
an einem Freitagabend! So klein ist Schwerin doch nicht und selbst in einem
Landgasthof im Nirgendwo kriegt man um die Uhrzeit noch was. Ein kleines
italienisches Lokal erbarmt sich meiner, ich bekomme die Wahl zwischen
Tomatensuppe oder Minestrone… Die Minestrone mundet nicht schlecht,
aber was für ein trauriger Abgesang auf diesen schönen Urlaub! Der Pub
„The Scotsman“ macht Sommerpause - wie bitte? Ich bin fassungslos… Eine
Clubkneipe um‘s Eck hat noch offen - Uff… Ich werde dem Bürgermeister
von Schwerin eine E-Mail schreiben - kein Witz! Die Bar hat immerhin
Guinness, einen brauchbaren Tullamore Dew und Erdnüsse. Um kurz vor 12
will ich Feierabend machen, aber man nötigt mich zum Bleiben: der Wirt
hat Geburtstag!

Der Ausblick aus
dem Hotelzimmer.
Wahrzeichen Schwerins:
 Das Schloß.
Sehr fotogen!
Ich bin mir sicher: Die
suchen ein Abendessen...
In der Altstadt. Schmucke Ansicht.
Passend zum Abendregen... ...aber immerhin mit
Regenbogen.
Seltsame Getränke werden...
...in diesem Land kredenzt... Abendstimmung. Noch einmal: das Schloß.

Tag 23 (Schwerin-Bonn, ca. 560 km):

Obwohl Schwerin mir das Abendbrot verweigert hat, sieht‘s beim Frühstück
besser aus: um die Ecke findet sich eine Selbstbedienungsbäckerei, wo ich
eine Brezel, einen Schoko-Croissant und einen Kakao geniessen kann. Über
den Rest des Tages gibt es nicht viel zu sagen: 560 km Fahrt zerren an den
Nerven, es gibt bei Hamm einmal kräftigen Regen, sonst bleibt‘s bewölkt,
aber trocken. Ärgerlich ist der Spritpreis an den Autobahntanken: an einer
zahle ich tatsächlich 2 Euro für den Liter Super E10 - an meiner Haustanke
(die auch nicht gerade günstig ist), derzeit 1,56… Ansonsten mache
ich ein paar Pausen, ein paar Snacks bekämpfen den Hunger, gegen 17:30
bin ich wieder zurück. Abends gönne ich mir was, das ich lange schmerzlich
vermisst habe: ein Kilkenny!

Mein Fazit: Polen hat eine Menge interessanter Städte und viel Landschaft,
ist fahrtechnisch aber nicht besonders anspruchsvoll - macht trotzdem Spaß.
Meine persönlichen Favoriten sind eindeutig Krakau, Warschau und Breslau.
Auch die Küche hat was zu bieten, wenngleich auch hier überall der internationale
Tourismus zuschlägt und die tratitionellen Sachen in den Hintergrund treten.

Eine Menge hungriger
Mäuler warten
auf Frühstück.
Regenkombi anziehen
oder nicht?
Es endet da, wo es
begonnen hat. 



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TIPP:
- Schwerin hat durchaus was zu bieten, auch jede Menge Gastronomie - wäre
   nur schön, wenn's da auch was zu Essen gäbe nach 20:30...
- Die Fahrt an der Ostseeküste entlang lohnt nur bei schönem Wetter,
   sonst gibt es nichts zu sehen.
 

Letztes Update: 23.08.2021