Tag 22 (Stettin-Schwerin, ca. 385 km):
Frühstück
gibt‘s aus dem kleinen Supermarkt an der Ecke: ein Apfelsaft und
ein Käse-Schinken Sandwich in Plastik verpackt. Die Wettervorhersage
für meine Strecke nach Schwerin hat sich leicht gebessert, wir werden
sehen, was draus wird. Am grossen Haff entlang ist die Strasse
einfach furchtbar, zerschossen von Schlaglöchern und garniert mit
unzählichen Baustellen, ich brauche eine Pause… Dann hält ein
Radrennfahrer an, dem ich ein wenig helfe, den defekten Schlauch
seines Hinterrades zu ersetzen. Ich verliere zu viel Zeit und auch
die Wolken werden dichter und dunkler. Es reißt mich insgesamt 4
mal, 3 mal sogar mit Gewitter - den Schwenk Richtung Ostsee hätte ich
mir auch schenken können, es gibt nichts zu sehen und das Wetter
läßt auch keine Ausblicke zu. Das Schweriner Schloß leuchtet schon
von Weitem durch seine goldenen Türme, das macht was her. Ich lasse
das Mopped illegal vor dem Hotel stehen, ansonsten müsste ich es
500 m entfernt auf einem offenen Park- platz stehen lassen. Soll
ich erst was Essen oder erst auf Fotorunde gehen? Da die
Restaurants, an denen ich vorbei komme, alle voll belegt sind, mache
ich trotz des Regens erst meine Entdeckungsrunde, die einige nette
Details zu Tage bringt. Weniger nett ist, das ich kurz vor 9
offenbar nirgendwo mehr was zu futtern bekomme, alle Lokale winken
ab - Küche zu! Nicht zu fassen an einem Freitagabend! So klein ist
Schwerin doch nicht und selbst in einem Landgasthof im Nirgendwo
kriegt man um die Uhrzeit noch was. Ein kleines italienisches Lokal
erbarmt sich meiner, ich bekomme die Wahl zwischen Tomatensuppe
oder Minestrone… Die Minestrone mundet nicht schlecht, aber was für
ein trauriger Abgesang auf diesen schönen Urlaub! Der Pub „The
Scotsman“ macht Sommerpause - wie bitte? Ich bin fassungslos… Eine
Clubkneipe um‘s Eck hat noch offen - Uff… Ich werde dem Bürgermeister
von Schwerin eine E-Mail schreiben - kein Witz! Die Bar hat immerhin
Guinness, einen brauchbaren Tullamore Dew und Erdnüsse. Um kurz
vor 12 will ich Feierabend machen, aber man nötigt mich zum
Bleiben: der Wirt hat Geburtstag!
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Der Ausblick aus
dem Hotelzimmer. |
Wahrzeichen
Schwerins: Das Schloß. |
Sehr fotogen! |
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Ich bin mir sicher:
Die suchen ein Abendessen... |
In der Altstadt. |
Schmucke Ansicht. |
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Passend zum Abendregen... |
...aber
immerhin mit Regenbogen. |
Seltsame Getränke werden... |
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...in diesem Land
kredenzt... |
Abendstimmung. |
Noch einmal: das
Schloß. |
Tag 23 (Schwerin-Bonn, ca. 560 km):
Obwohl
Schwerin mir das Abendbrot verweigert hat, sieht‘s beim Frühstück
besser aus: um die Ecke findet sich eine Selbstbedienungsbäckerei, wo
ich eine Brezel, einen Schoko-Croissant und einen Kakao geniessen
kann. Über den Rest des Tages gibt es nicht viel zu sagen: 560 km
Fahrt zerren an den Nerven, es gibt bei Hamm einmal kräftigen
Regen, sonst bleibt‘s bewölkt, aber trocken. Ärgerlich ist der
Spritpreis an den Autobahntanken: an einer zahle ich tatsächlich 2
Euro für den Liter Super E10 - an meiner Haustanke (die auch nicht
gerade günstig ist), derzeit 1,56… Ansonsten mache ich ein paar
Pausen, ein paar Snacks bekämpfen den Hunger, gegen 17:30 bin ich
wieder zurück. Abends gönne ich mir was, das ich lange schmerzlich
vermisst habe: ein Kilkenny!
Mein Fazit: Polen hat eine
Menge interessanter Städte und viel Landschaft, ist fahrtechnisch
aber nicht besonders anspruchsvoll - macht trotzdem Spaß. Meine
persönlichen Favoriten sind eindeutig Krakau, Warschau und Breslau.
Auch die Küche hat was zu bieten, wenngleich auch hier überall der
internationale Tourismus zuschlägt und die tratitionellen Sachen
in den Hintergrund treten.
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Eine Menge hungriger
Mäuler warten auf Frühstück. |
Regenkombi anziehen
oder nicht? |
Es endet da, wo es
begonnen hat. |
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