Sardinien 17.09. - 06.10.2016

Tag 1 (Bonn-Zürich, ca. 550 km):

Kurz vor 10 komme ich weg - gute Zeit. Die Fahrt am ersten Tag
ist (wie meistens) ziemlich ereignislos, wenn man vom Wetter absieht,
das im Rheinland noch gut ist, je näher ich Richtung Süden komme,
aber immer bedrohlicher aussieht. Ich komme aber a. gut voran und b.
vor Allem trocken am Zielort Zürich an. Das Hotel ist OK, wenn auch
mit 70 Euro etwas teuer, aber so ist's halt in der Schweiz, besonders
natürlich in einer Großstadt. Auf in die City! 45 min zu Fuß sagt mir das
Navi... keine Lust! An der nächsten Tramstation ziehe ich mir ein Billet,
damit komme ich bis zum Hauptbahnhof, von dort sollen es 10 min bis
zum Zürcher See sein. Viel los in der Altstadt, ein buntes Völkchen aus
Schweizern, Italienern, Indern, Pakistani, Chinesen, Japanern, Deutschen
undwasweissichwohernochalles. Die Altstadt am Limmatquai entlang ist
nett, schöne Fotomotive bieten sich an. Bald meldet sich der Hunger,
Restaurants gibt's ohne Ende, angesichts der Tatsache, daß ich in den
nächsten 2 1/2 Wochen des Öfteren Italienisch essen werde, möchte ich
hier etwas Typisches speisen: Zürcher Geschnetzeltes. Ich sichte einige
Lokalitäten, die das Gericht servieren, angesichts der Preise bleibt mir
aber fast der Appetit auf der Strecke: von 35 - 45 Franken (=35- 45 Euro)
rangiert die lokale Spezialität! Mangels preiswerterer Angebote ergebe ich
mich schließlich und kehre endlich ein. Wieder einmal zeigen sich die
Nachteile eines Alleinreisenden: Ich bekomme keinen Tisch... Ich weise
den Ober zwar auf das Vorhandensein eines kleinen 2-Mann Tisches hin,
ein entschlossenes "Nein!" seinerseits (wenngleich mit einem Lächeln vor-
getragen) weist mich indes in die Schranken - ich muß mich mit einem
Platz am Tresen bescheiden. Das Menü ist wirklich ausgezeichnet, gut
angemacht und appetitlich dargeboten. 3 Bier und ein Absacker in Form
eines "Pflümli" später ist mir eh' alles egal. Der Rückweg ist beschwerlich,
aber zumindest erwische ich fast auf die Minute eine Bahn Richtung Hotel.

Das Frühstück wartet... Zürich wird erkundet Auch hier: Das neue
iPhone ist da!
Hübsche Gassen... ...und Häuser Interessante Lampe
Pfui! ;-) Auch bei Nacht sehenswert

Tag 2 (Zürich-Mailand, ca. 300 km):

Kurz nach 10 geht's weiter, mangels Hotelfrühstück wird dieses an der ersten
Tanke eingenommen: Ein in Plastikfolie eingewickeltes Wurstbrot plus
Kakao... Das Wetter verheißt nichts Gutes, der Himmel ist ziemlich schwarz,
in der Nacht hat's geregnet. Die Fahrt über die alte Gotthardstraße bringt ein
wenig Kurvenfeeling, es tröpfelt zwar hin und wieder, bleibt aber harmlos.
Erst kurz hinter der italienischen Grenze erwischt mich ein kurzer Schauer, der
aber ohne Regenzeug bewältigt werden kann. Vor Mailand sitzt allerdings eine
fette Gewitterwolke, die ich an einer Tanke aussitze. Der Verkehr in Mailand an
diesem Sonntag Nachmittag ist mörderisch, ich stehe eine 3/4 Stunde im Stau,
während die Öltemperatur der BMW auf bedrohliche 160 Grad ansteigt.
Erst kurz vor dem Ziel sehe ich den Grund: meine Route führt am Stadion
vorbei, wo offenbar ein Fußballspiel stattfinden soll. Pech für mich... Die
Unterkunft ist nicht ganz einfach zu finden, da mein Wegpunkt 200 m daneben
liegt und das Hotel als solches nicht gekennzeichnet ist. Aber ich habe einen Tief-
garagenstellplatz für die BMW und das Zimmer ist OK. Die Dame an der
Rezeption spricht neben sehr schnellem Italienisch (viel zu schnell für mich)
auch Englisch und Deutsch. Für's Abendessen ist's noch zu früh (kein Italiener
ißt vor 8 Uhr Abends!), aber ein gutes Gelato hilft mir weiter. Nachdem ich
gut 2 Stunden kreuz und quer durch die Gegend gelatscht bin, suche ich mir
ein kleines Ristorante. Ich wußte zwar nicht, das Bismark Pizza- Fan war,
aber ich bestelle mir die gleichnamige, die ausgezeichnet mundet, mit Speck
und Tomate, verfeinert mit einer leicht scharfen Sauce. Das Fußballspiel
Juventos Turin gegen Inter Mailand (wegen dem ich im Stau stand), geht
1:2 aus. Im Ristorante sehe ich noch einen Teil von Florenz gegen Rom,
der Ausgang ist mir allerdings nicht mehr vergönnt. Ein Grappa beschließt
den Abend - jetzt weiß ich auch, warum ich den schottischen Whiskey
so mag: der kredenzte Grappa ist gut, aber eindimensional, so wie er riecht,
so schmeckt er auch. Ein guter Single Malt hat mehrere Duft- und Geschmacks-
Noten.

An dieser Tanke gibt's
auch was für andere Fahrgäste
Schön, aber trüb... ...sieht's in den Alpen aus
Leider geschlossen... Waschtag! "Air Condition" á
la Milanese ;-)
Lichter der Großstadt? Mailand im Spiegel der Nacht

Tag 3 (Mailand Stadtbesichtigung, zu Fuß):

Heute wird Mailand besichtigt - das war nicht unbedingt Ziel meiner Planung, ließ
sich aber nicht umgehen, da die Fähre von Elba nach Korsika nur 2 x in der Woche
fährt und ich daher einen Tag "Zwangspause" einlegen muß - machen wir das Beste
draus. Nach Duschen und Frühstück marschiere ich in die fast 3 km entfernte City -
der Dom ist mein Ziel. Dort wartet schon eine ganze Meute auf ein Ticket und Ein-
laß - und das an einem Montag! Wie mag das gestern erst ausgesehen haben?
Nach einer guten Stunde habe ich mein Ticket, alle müssen sich anschließend ab-
tasten lassen und die Taschen öffnen, was angesichts meines Fotorucksacks mit
zahllosen Taschen und Equipment etwas dauert, worauf ich mich bei dem Cara-
binieri entschuldige, der grinst allerdings nur... Der Dom ist sehenswert, für einen
Extra- Obulus kann (und sollte man unbedingt!) auf das Dach steigen, der Ausblick
ist einmalig, leider muß ich mich dafür ein weiteres Mal der Leibesvisitation und
Taschenkontrolle unterziehen, da der Eingang zum Dach an der Seite des Doms ist.
Wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen suche ich verzweifelt ein Eiscafé, die
offenbar rar in Mailand. Dafür gibt's an jeder Ecke stylische Cafés, Lifestyle-
Bäckereien und Cuba- Libre Bars. Irgendwie bin ich dabei ins Banker-, Börsen-
und Anwaltskanzleiviertel geraten: So viele Schlipsträger auf einmal habe ich lange
nicht mehr gesehen... Man(n) trägt gediegene Sakkos und Anzughosen in Mittel-
bis Dunkelblau mit farblich passenden Schuhen und Krawatte, ein weißes Hemd
darunter ist Pflichtprogramm. Silbergrau geht auch, schwarz ist in dieser Saison
offenbar out. In ist dagegen jede Art von Bart, egal ob als leicht ungepflegte Drei-
Tage-Version oder hingebungsvoll gepflegter Vollbart. Als ich endlich ein Eiscafé
sichte und das erstklassige handgemachte Eis anteste, habe ich einen leichten
Schwächeanfall - ich war zu lange in der prallen Sonne, da muß ich künftig etwas
besser auf mich aufpassen... Weiter geht's zum Castello Sforzesco, dessen Museen
am Montag aber geschlossen sind. Die Via Dante, Mailands Flaniermeile, sehe ich
mir an, wandere dann wieder ziellos durch die Gegend und gucke mir das bunte
Treiben am Domplatz an. Ich suche mir noch 1-2 Sehenswürdigkeiten aus dem
Navi heraus, die mich aber nicht recht überzeugen. Ein Supermarkt versorgt mich
mit 2 kleinen Flaschen Wasser für Unterwegs, dann sichte ich in Nähe des Doms
ein bezahlbares Restaurant. Die Pasta ist gut, meine Lebensgeister sind wieder
erwacht - und die brauche ich auch, angesichts der 3,8 km bis zum Hotel. Nach
1 Stunde und 5 Minuten habe ich mein Ziel endlich erreicht, wobei mich das
Navi durch dunkle Gassen und noch dunklere Parks lotst - alleine würde ich da
nie durchgehen... Huch, ich bin ja alleine! Egal, alles egal, besonders, nachdem ich
einige Meter hinter meinem Hotel noch eine Mini- Pizzeria finde, die mir ein
Nachtbier zapft. Morgen geht's nach Elba, ich bin gespannt.

Bunte Balkone Viel los auf der Piazza
am Dom
Im Dom beeindrucken
Glasfenster und Architektur...
...und vom Dach aus der Ausblick Es wird sich in Stellung gebracht
Riesiges Glaskuppeldach Castello Sforzesco Detail eines Hochhauses

Tag 4 (Mailand-Elba, ca. 460 km)

Es heißt schon wieder packen. Kurz vor 10 geht's weiter, direkt hinter Mailand
ab auf die Bahn. Leider verpasse ich trotz Navi aufgrund der undurchsichtigen Be-
schilderung den richtigen Autobahnabzweig, was unweigerlich zu Strafpunkten in
Form von zusätzlichen Mautgebühren führt... Der Himmel ist Richtung Süden
etwas bewölkt, was mir momentan nur Recht ist, dann ist's nicht so heiß. Ich weiß
allerdings nicht, ob ich rechtzeitig an der Fähre von Piombino nach Elba ankomme
- das Navi sagt eindeutig Nein. Zum Glück hat das Ding unrecht: Dank zügiger
Fahrt komme ich 15 min vor Abfahrt an. 2 Leute kontrollieren mein Ticket, der an
der Mole will's leider auch noch mal sehen. Darauf war ich nicht gefaßt, das Ticket
steckt im Rucksack. Absteigen, Rucksack aus, Ticket rauskramen und Plumps, die
BMW scheppert zu Boden... der Officer hilft mir beim Aufstellen und entschuldigt
sich sogar - nix passiert. Die Überfahrt dauert gut 1 Stunde, die ich in vollen Zügen
genieße: Tolle Ausblicke, ein leicht bewölkter Himmel und eine herrliche Brise. Auf
Elba geht es auf sehr kleinen Straßen in Richtung Ziel, an einem Abzweig blicke ich
jedoch in einen dunklen Waldweg - soll ich wirklich da durch? Das Navi sagt ja!
Na schön, dann auf in den Kampf: die folgenden 6 km sind Offroad pur, ein steiler,
steiniger Waldweg, von tiefen Fahrrinnen, zahllosen Pfützen bis hin zu kleineren
Seen gespickt, fordern meine Aufmerksamkeit heraus, aber ich meistere die Strecke
mit Bravour. Danach kommt die Helmkamera zum Einsatz, die die zahllosen Kehren
und Ausblicke bis zum Hotel aufnehmen darf. Mein Wegpunkt zum Hotel liegt um
einige 100 m daneben, was angesichts des Miniatur- Städtchens und der winzigen
Straßen kein Wunder ist, stellt aber kein Problem dar, da der Weg zum Hotel gut
ausgeschildert ist. Das Zimmer ist OK, aber etwas hellhörig. Der Angestellte zeigt
mir noch die restlichen Räumlichkeiten und weist darauf hin, das Abendessen um
20:00 serviert wird, nicht um 19:55 oder 20:05! Nachdem ich mich umgezogen habe,
laufe ich noch ins Städtchen zum Strand hinab und trete wenigstens etwas Wasser.
Ein schönes Fleckchen Erde ist Elba, zweifellos. Die Temperaturen sind OK, um
die 25 Grad, ich kann mir allerdings gut vorstellen, wie hier noch vor 2-3 Wochen
der Planet gebrannt hat... Das Abendessen besteht aus 2 Gängen plus Nachspeise,
woraufhin ich gut abgefüllt bin. Nach dem Abendessen setze ich mich auf die
Terrasse und unterhalte mich eine ganze Weile nett mit einem Pärchen aus Zürich.

Elba voraus!
Ebenso schroffe wie
farbenprächtige Küste
Wie an den Berg geklebt
wirkt dieses Städtchen
Einladender Felsenstrand
Der kleine Hafen und Strand
von Marciano Maritima...
...übt auch bei Nacht noch
seine Wirkung aus

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TIPP:
- Zürich ist mindestens gleichauf mit Norwegen bei den Preisen
   was den täglichen Bedarf angeht, Unterkünfte etwas abseits sind
   durchaus noch in bezahlbarem Rahmen zu finden.
- Mailand ist für einen Besuch von 1-3 Tagen gut, der Besuch des Doms
   ist Pflichprogramm!
- Selbst in der Nebensaison sollte man sich auf lange Warteschlangen am
   Dom einstellen...

Letztes Update: 20.10.2016