Tag 5 (Elba Rundfahrt-Korsika, ca. 180 km):
Heute ist Bummeltag - meine Fähre nach Korsika startet um 20:30, bis
dahin kann ich in aller Ruhe Elba erkunden. Kurz hinter Poggia geht's auf den Monte Perone, ein schönes, kurviges Sträßchen. Dann sehe ich eine Tanke,
tanken müssen muß ich ja nicht, aber es schadet auch nicht. Die
Tanke hat doch tat- sächlich einen Hochdruckreiniger, ich kann
nicht wiederstehen und wasche das Mopped... ;-) Dann suche ich mir
aus der Karte ein paar weitere Punkte heraus, genieße Landschaft
und
Ausblicke, mache Fotos und leiste mir ein Eis. Groß ist Elba wahrlich
nicht, aber man könnte trotzdem gut ein paar Tage hier verbringen.
Je mehr ich mich dem Norden nähere, desto mehr scheint das Wetter
umzuschlagen, einige Pfützen künden von kürzlichen Regenfällen. In
Marciana, wo ich gestern auch schon naß geworden bin, bekomme ich doch tatsächlich einen kleinen Regenguß ab - ob Marciana sowas wie
das "Bergen" von Elba ist? Zeitig fahre ich Richtung Hafen, ein
Supermarkt liefert mir 2 Flaschen Wasser und ein Dosenbier (nur für
den Fall der Fälle...). Das Ab- und Aufladen der Fähre geht zum
Glück schnell, denn über Elba beginnt es zu gewittern. Da ich in
Bastia nicht damit rechne, zu so später Zeit (21:30 + Fahrt zum
Hotel + Einchecken) noch ein offenes Restaurant zu finden, genehmige ich mir an Bord der Fähre einen HotDog. Auf See gewittert
es recht kräftig, hoffentlich nicht auch auf Korsika. Die Lichter
von Korsika kommen bald in Sicht, es scheint trocken zu sein, die
Blitze bleiben auf See hinter der Fähre zurück. Das Hotel ist flott
gefunden, nebenan ist eine Bar, in der sogar noch Gäste sitzen,
also schnell abladen, Zimmer einräumen, die am Körper klebende Lederhose mit
der Kneifzange ausziehen und mit reichlich Deodorant die dezenten
Ausdünstungen des Korpus übertünchen, dann geschwind Richtung Bar
rennen. Ich bekomme sogar noch etwas zu futtern, obwohl die Küche
bereits zu ist: eine üppige Wurstplatte und 2 Brötchen, ein
durchaus willkommenes und deftiges Mahl. Das erste Bier ist in 15
Sekunden den durstigen Schlund herabgelaufen, das zweite kann ich genießen, sogar ein Radler gibt's noch, das auf Elba gekaufte
Dosenbier schaffe ich danach zurück im Zimmer aber nur noch zur
Hälfte.
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Turmruine |
Kurven! Serpentinen! |
Toller Ausblick... |
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...aber nicht von
jedem Punkt aus |
Hat die BMW
gebrannt? Nein, das ist Shampoo ;-) |
Überall gegenwärtig
sind die Kaktusfeigen |
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Seltsame Bäume... |
...hat's teilweise auf
Elba |
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Die Biene - Napoleon
Bonapartes Wappentier |
Auf der Fähre wartet
das größte Sandwich, das ich je gesehen habe |
Tag 6 (Bastia-La Maddalena, ca. 280 km):
Zu gerne hätte ich in der Nacht die Klimaanlage eingeschaltet, aber ich
konnte keine Fernbedienung finden, kein Wunder: ein Pärchen
erklärt mir beim Frühstück, daß man an der Rezeption Bescheid geben
muß, dann kommt jemand mit auf's Zimmer und schaltet die Anlage
ein - Seltsam... So mußte ich das Fenster offen lassen und mir
von meinem Fenster zur Hauptstraße aus die Rennversuche der
Korsen des Nachts anhören. Weiter an der Ostküste Korsikas entlang -
nicht sehr schön, aber man kommt zügig voran. Einmal Tanken, ein
kleiner Supermarkt offeriert Getränke und ein Eis. Etappenziel
Bonifacio: Wenn ich's richtig ver- standen habe, öffnet das
Ticketoffice um 14:30, die Fähre fährt um 15:30. Nachdem eine
Gruppe Italiener Schwierigkeiten mit ihren Tickets nach 25 (!)
Minuten endlich erledigt haben, bekommen auch die restlichen
Wartenden ein Ticket. Die
Fähre fährt zeitig genug ab, das man vom Sonnendeck aus sehen kann, wie
sich über Südkorsika und Bonifazio ein düsteres Unwetter zusammenbraut
- nix wie weg hier! Etwas später am Tag folgt für mich die nächste Fähre nach La Maddalena,
die erwische ich direkt vor der Abfahrt. Da es schon etwas spät
für die eigentlich geplante Inselrundfahrt ist, checke ich direkt im
Hotel ein. Das Städtchen ist ein quirliger Ferienort: jede Menge Segelboote und Yachten, eine Flaniermeile, eine Shoppingmeile mit
preis- werten (und überteuerten) Souvenirs, Schmuck, die Kids toben sich mit
ihren Fahrrädern aus, die Jugendlichen fahren mit ihren Scootern
auf und ab, Touristen kurven mit Autos herum und ein paar ältere
Herrschaften mit Bauch- ansatz schwingen sich auf eine rassige
Ducati - irgendwie mag ich das Ge- wimmel. Ein 2. T-Shirt wird
erstanden, dann suche ich mir eine nicht ganz so teure Pizzeria -
morgen Abend will ich aber wieder eine Pasta haben! Während ich
noch die Speisekarte studiere, weist mich ein älterer Herr
darauf hin, daß ich meine Kamera, die offen auf dem Tisch liegt,
besser nicht aus dem Auge lassen sollte - er hat ja Recht, ich verstaue sie
besser unter dem Tisch. Je später der Abend, desto mehr
Einheimische schlagen auf - sie sind laut, lebens- froh, lustig,
temperamentvoll, freundschaftlich und beredt - so kenne und liebe ich
Italiener und Sarden... ;-)
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Frei
nach Loriot: Das Bild hängt schief... ;-) |
Bonifacio |
Über
Korsika braut sich was zusammen |
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La Maddalena und Caprera |
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Schöner Ausblick aus
dem Hotelfenster |
Der kleine Hafen |
Der Sonnenuntergang
unterstreicht die Abend- stimmung perfekt |
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Malerische Piazza... |
...sogar mit
Springbrunnen |
Souvenirshops ohne
Ende |
Tag 7 (La Maddalena-Caprera-Alghero, ca. 310
km):
Die kleine Insel Caprera wird angefahren - ein herrliches Fleckchen. Einige Ecken von La Maddalena sehe ich mir ebenfalls noch an
dann geht es zurück auf's Festland - zum Wochenende sind die Fähren
ganz schön voll. Das Capo Testa mit seinen malerischen Badebuchten
steht auf dem Programm, dann der Monte Limbara. Einige kleinere
Punkte lasse ich weg, da die Runde auf La Maddalena und Caprera
Zeit gekostet hat. Den Rocchio dell Elefante MUß ich mir noch
ansehen, dort erwerbe ich bei einem Straßenhändler ein echt
sardisches Hirtenmesser (vermutlich in China hergestellt...), während
der Kollege nebenan ihn als Gauner brandmarkt - und umgekehrt - der
Kollege verkauft natürlich ebenso "echt handgemachte sardische
Hirtenmesser", und natürlich viiiieeel bessere... In der Tat hat er
sogar welche mit Damszenerklinge, die kosten allerdings auch satte
150 Euro, während mein "echtes" Hirtenmesser "nur" 60 gekostet hat.
Ein kurzer Blick auf Castelsardo folgt, dass sich malerisch auf
einer Halbinsel um einen Berg schmiegt, dann geht's im Schweinsgalopp
in Richtung Alghero. Mein B&B ist schnell gefunden, aber nix
Dolles: die Besitzer sind nett, die Räume sind sauber, aber nur ein
Minifenster gibt es, das vermutlich nur bei Vollmond im richtigen
Winkel etwas Licht einläßt. Zudem ist der Zugang zur City nur am
Rand einer fast lebensgefährlichen Schnellstrasse zu erreichen.
Zuerst suche ich einen Supermarkt auf und decke mich mit ein
paar Getränken ein, dann folgt das unvermeidliche Restaurant - die
sind in Alghero-"Neustadt" dünn gesät: ein paar Strandbars und
einige wenige Restaurants. Schließlich finde ich eines, bei dem ich
Sardische Gnochetti teste, etwas herb, aber sehr schmackhaft, dazu als
Beilage Pommes Frittes (!). Keine Ahnung, warum es mich heute
danach gelüstet... Dennoch ist Alghero bisher eine leichte
Enttäuschung, angefangen von der Unterkunft bis hin zur City, es
kann also nur besser werden, die Altstadt und die Umgebung werden
hoffentlich für Ausgleich sorgen. Eine Band in der Bar nebenan
schafft es bis 22:15 nicht über ein paar Proben hinaus - ich werde
langsam müde. Auf dem Heimweg entlang der stockfinsteren Schnell-
straße, unterbrochen nur von den Scheinwerfern der vorbeirasenden
Autos, fühle ich mich nicht eben wohl, das bessert sich auch nicht,
als ich auf der Stichstrasse zu meinem B&B auch noch von diversen
sardischen Kötern angeblafft werde. Die Biester geben auch nach 15
min noch keine Ruhe, sondern stacheln sich gegenseitig an - meine
Stimmung nähert sich dem Nullpunkt. Vor dem Zimmer trinke ich daher
noch eines der gekauften Radler, mal sehen, ob's hilft.
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Caprera trumpft mit
seiner naturbelassenen Schönheit auf |
Am Capo Testa - leider
total überlaufen |
Überbleibsel einer
alten Bahnlinie |
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Rocchio dell Elefante
- der Name ist Programm |
Castelsardo - tolle
Lage |
Tag 8 (Alghero-Bootsausflug)
Gut geschlafen habe ich eigentlich nicht, morgens um 07:00 geht's
los: Die Hunde bellen, nebenan schnattern Gänse, ein Hahn kräht,
Traktoren knattern - Landleben pur. Das Frühstück ist unter
Durchschnitt - gewiß, ich weiß, die Italiener sind keine Meister
des Frühstücks sondern eher des Abendessens, aber das geht
eigentlich gar nicht: Zum Frühstück begrüßt mich niemand, es gibt
plattgedrückte Supermarkt- Croissants in Folie verschweißt, ebenso
einge- schweißte Zwiebäcke, Fertigkuchen und Yoghurt, das ganze
garniert mit Plastik- Einweggeschirr - naja, eßbar ist es immerhin.
Ich packe die kleine Fotoausrüstung und mache mich auf zum Hafen
von Alghero. Ein Boot, das einen Ausflug zur sehenswerten Küste und
zur Grotte di Nettuno anbietet, findet sich schnell. Zu dieser
Stunde ist das Fotolicht nahezu ideal, die Höhle selbst ein
Augenschmaus, wenn auch recht stark besucht. Kurz zurück ins B&B,
die große Fotoausrüstung holen, dann setze ich mich zu einer kleinen
Rundfahrt auf's. Mopped. Argientiera mit seiner verfallenen
Industrieansammlung fahre ich an, dann das traumhaft schöne
Badeparadies Capo Falcone. Der Rückweg zum B&B wird mir aber durch
eine Regen- und Gewitterfront versperrt - was nun? Ich bin im
T-Shirt unterwegs... ich suche mir im Navi eine Verbindung heraus,
die mich durch einen schmalen Wolkenkorridor nach Alghero führen
sollte. Es
klappt, außer ein paar Tropfen bleibe ich trocken. Eine Stunde Dösen
später muß ich feststellen, das es sich offenbar eingeregnet hat, es
ist zwar nicht viel, aber die Wolken sind düster. Auf in die
Altstadt! Nach 200 m zu Fuß entscheide ich mich um und setze mich
doch auf's Mopped - 3,5 km sind mir jetzt zu weit, zumal der Wind
offenbar von Land- auf Seewind dreht und die dunklen Wolken
weitgehend verscheucht. Die Altstadt begeistert mich deutlich
mehr als die Neustadt: eine schöne, quirlige, lebendige und ver-
winkelte Stadt, wie man sie von vielen Ecken in Italien kennt. Ganz
auf Touristen ausgerichtet, mit teuren Modeläden, billigem Tand,
T-Shirt- und Souvenirshops, unzähligen traditionellen Ristorante,
Pizzeria, Osteria, Bars, Gelaterie, ebenso Chillout- Bars,
Schickeria- Treffs und Lifestyle- Cafés. Wer wie ich mit Blick zum
Meer speisen möchte, muß Wartezeiten in Kauf nehmen - macht nix, die
Mahlzeit ist ausgezeichnet und nicht zu teuer. Danach beäuge ich die
vorbei- flaniernden Pärchen, komischerweise ausgerechnet die Schuhe
(obwohl ich gar keinen Schuh-Tick habe...). Junge Frauen tragen
gerne hohe Absätze, klassische High-Heels sehe ich nicht. Ältere
Damen tragen meist flache Schuhe, Herren zumeist bequeme Latschen
oder Turnschuh - den auch Frauen gerne mal tragen, aber niemals in
Verbindung mit einem Rock! Wer Rock trägt, trägt zwingend schickes
Schuhwerk! Einige wenige Paare tragen Partnerlook, aber das ist die
Ausnahme - die in jedem Fall aber die Regel bestätigen. Seltsam,
auf was für Ideen man im Urlaub kommt... ;-) Um die Ecke singen und
spielen einige Gruppen, für die traditionellen Sänger bin ich nach
dem Bezahlen des ordentlichen Mahls leider zu spät, 2 Damen singen noch
ein brauchbares Duett, dann fahre ich heim und genieße ein Radler
vor der Tür meines Zimmers.
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Die Küste bietet
tolle Fotomotive... |
...die von allen
Touristen gerne konsumiert werden |
Der Eingang zur
"Grotte di Netuno", rechts die sehr
beschwerliche Treppe |
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Fabelhafte
Naturschönheiten... |
...die effektvoll
beleuchtet... |
...und in Szene
gesetzt sind |
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Sieht giftig aus,
ist aber ausgesprochen köstlich! |
Argentiera -
verlassene Industrieansammlung |
Capo Falcone ist
eine... |
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...wahrlich
traumhafte schöne... |
...Badebucht - sofern
man genug Platz hat! |
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Promenade Alghero |
Was man aus 2 alten
Kanistern so alles machen kann |
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