Tag 17 (Marina de Porto-Bastia-Savona, ca.
320 km):
Auch heute sieht das Wetter gut aus - nicht übel! Nachdem um 09:30
eine Angestellte des Campingplatzes meinen Bungalow begutachtet und
für kommende Generationen nutzbar erklärt hat, bekomme ich meine
200 Euro Kaution wieder. Danach fahre ich die wenige Kilometer vor
Porto liegende Schluchtenlandschaft "Calanche de Piano" erneut für
ein paar Fotos an, dann geht es weiter. Die Piste der Küste entlang
bietet erstklassige Aussichten, wird aber immer buckliger, so daß
ich kaum voran komme, ich seh's im Navi an der Ankunftszeit am Hafen in
Bastia, die sich immer weiter nach hinten schiebt. Wirklich
lästig ist eine Gruppe von 5 Wohnmobilen, die ich insgesamt 4 x
überholen muß (bedingt durch meine Fotostops) - die sind so
langsam, wenn die heute noch nach Bastia wollen, wird's wohl
Mitternacht werden... :-) Über die kleine Hochebene bei L'Agriate
fegt ein kräftiger Wind - durch die Berge links und rechts wirkt
die Hochebene wie ein Windkanal, man muß aufpassen, in welcher
Richtung man seinen Urin abschlägt... Den letzten Schlenker bis ganz
rauf an die Küste schenke ich mir, kurz vor 19:00 bin ich an der
Fähre. Das Zeug für die Nacht und den Morgen aus der großen Tasche
holen und in eine Tüte packen, dann heißt es warten bis zum
Einchecken - und warten, und warten, und warten... Ich werde
buchstäblich als Letzter an Bord gelassen, PKW, LKW, Wohnmobile,
andere Motorräder, alles ist an Bord! Ich fluche lautstark in
sämtlichen mir bekannten Sprachen herum, zeige den Mittelfinger,
aber es bleibt dabei. Die Fähre ist offenbar bis zum Bersten
gefüllt, direkt an der Laderampe steht meine treue BMW, liederlich
mit einer dünnen Kordel gesichert. Meine Kabine liegt selbst-
verständlich am anderen Ende des Schiffes, bis ich dort bin, rauche
ich vor Zorn! Ich brauche eine Dusche und Klamottenwechsel, da mein
T-Shirt durchtränkt ist mit Haß, zersetzt von Mordlust, feucht vom
Rachedurst! Gut, das ich nicht an mein sardisches Hirtenmesser gedacht
habe, das griffbereit im Tankrucksack wartet, es hätte ein Gemetzel
erster Kajüte gegeben... Erst, nachdem ich ein Bordessen in
brauchbarer Qualität (allerdings zu schiffstypischen, gesalzenen
Preisen...) und ein erstes Bier intus habe, verraucht der Zorn so
langsam. Bastia liegt bereits zurück im Dunkeln, als ich endlich an
Deck komme. Wie üblich wird in jedem Winkel übernachtet, den
meisten Mitreisenden ist die Kabine zu teuer.
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Die Calanche de
Piano sind... |
...zweifellos ein
Highlight dieser Region |
Der Felsen soll die
Form eines Hundekopfes haben |
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Bildhübsche
Buchten... |
...gibt es entlang
der Westküste in rauhen Mengen |
Village de
Sant'Antonino |
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Das nenne ich Kurven |
Auf der Fähre wird
gepennt, wo eben Platz ist |
Titanic? |
Tag 18 (Savona-Verona, ca. 360 km):
05:45: Schlecht, sehr schlecht und zu wenig geschlafen. Ein
Frühstück würde evtl. helfen, aber 9 Euro? Ich hab' doch noch
zwei Mars und Mineralwasser, das muß genügen. Ein paar Unverzagte
haben tatsächlich an Deck über- nachtet, wie ich bei der
Morgenzigarrette feststellen kann! Dann hat die Fähre das
Festland erreicht, es geht durch Savona und mitten durch Genua -
keine gute Idee vom Navi und eine noch schlechtere von mir,
dessen Idee zu folgen. Der Verkehr ist höllisch, aber nicht
mörderisch wie in Rom, es wird weniger gehupt und gleich gar
nicht herumgebrüllt... ;-) Trotzdem sausen einem die Roller links
und rechts um die Ohren, qualmende Diesel rauben einem den Atem,
ich bin froh, als dies hinter mir liegt. In 3 Stunden habe ich satte
80 km geschafft... Während ich noch meine erste Pause genieße,
kommt ein lustiges Pärchen auf 2 höllisch lauten Harleys
angefahren: Rockermami und Rockerpapi (beide nur echt mit
lamettabestickten Kutten!) mit Sohnemann hinten drauf - ebenfalls
passend gewandet zeigt mir im Vorbeifahren das "Peace" Zeichen
- ich bin sprachlos... :-))) Ein wenig Pässefeeling kommt auf, als
ich von der Küste aus ins Inland abbiege, der Passo del Bocco
bietet kleinen Kurvenspaß. Ein paar weitere kleine Pässe folgen,
in der Sonne läßt's sich noch gut aushalten, aber im Schatten der
Bäume ist's frisch. In 2 Wochen wird hier vermutlich ernsthaft
der Herbst beginnen, die Bäume zeigen deutliche Anzeichen. An einem
Castell schieße ich 2 Fotos, 250 m weiter werde ich doch tatsächlich
von Carabinieri kontrolliert, die geben sich allerdings mit
meinem Führerschein zufrieden. Langsam macht sich der
Schlafmangel bemerkbar, ich entscheide mich daher trotz
Mautgebühren, auf die Autobahn zu wechseln. Nicht schön, die
Piste Brescia-Verona, aber zweckmäßig: ich spare fast 2 Stunden
Zeit, in denen ich mir - sofern ich nicht zu müde bin - Verona
ansehen kann. Meine Unterkunft ist eine Schule, genauer gesagt
eine Art College, das einen Trakt für Gäste bereithält -
spartanisch, aber Ok. Nach dem Duschen bin ich wieder halbwegs
fit, zu Fuß in die City ist aber definitiv zu weit. Der Rezeptionist
gibt mir einen Tip: an einem Fast-Food Restaurant gäbe es jede Menge
freie Zweiradparkplätze - ein guter Tip, wie sich herausstellt.
Zuerst brauche ich was für's Frühstück, da meine "Schule" nichts
dergleichen anbietet. Ein Super- markt ist rasch
gefunden, dann trabe ich ziellos durch die Altstadt von Verona, fotografiere und genieße das Flair dieses letzten Highlights
meiner Tour. Veronas Altstadt bietet reichlich Anschauungsmaterial für das Auge, viele Ecken
haben interessante
Fotomotive: natürlich die Arena, unzählige kleine Gassen,
blumengeschmückte Balkone und malerische alte Gemäuer, das Ganze
natürlich garniert mit zahllosen Touristen. Nach 2 1/2 Stunden
habe ich genug und suche mir direkt an der Arena ein Restaurant.
Ich beobachte noch etwas das Treiben auf der Piazza, dann wird es
dringend Zeit für's Bett.
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Malerische Ortsdurchfahrt |
Schöne
alte Brücke |
2
Minuten nach dem Foto werde ich angehalten ;-) |
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Reichlich Shopping- möglichkeiten in Verona |
Die
Altstadt macht was her |
Einsamer
Glockenturm |
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Der örtliche Markt hat
lange Öffnungszeiten |
Es wird Nacht - jetzt
erwacht die City zum Leben |
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Die Arena ist... |
...eines von Veronas
Wahrzeichen |
Tag 19 (Verona-Lindau, ca. 440
km):
Die Morgenzigarette inmitten von pubertierenden 14-18- jährigen auf
dem Schulhof genießen - das hatte ich lange nicht mehr. ;-) Der
Vorhof ist vollgestellt mit Rollern und Mopeds aller Art, zu meiner
Zeit standen dort meist (frisierte) Hercules, Zündapp und Kreidler,
aber im Grunde hat sich wenig verändert - auch den ein oder anderen
nicht zugelassenen Auspuff habe ich gesehen. Um mein Gepäck
aufzurödeln, muß ich an den Zimmern der Professoren, Lehrern sowie
den Sekretariaten vorbei und fühle mich leicht unbehaglich dabei -
habe ich eigentlich meine Hausaufgaben gemacht? Nach einigen
langweiligen Autobahnkilometern geht's in die Berge, der Passo
Aprica und der Passo Forcola präsentieren die Voralpen bei strahlendem
Sonnenschein und stahlblauem Himmel, aber natürlich wird's auch
langsam kühl. Auf dem Berninapass ist's dann wirklich kalt, aber
die Ausblicke angesichts des komplett wolkenlosen Himmels, der
herrlich beleuchteten Felsenlandschaft und der kleinen Seen ist
grandios, folgerichtig müssen alle optischen "Beweismittel" in Gang
gebracht werden: Kamera (mit allen verfügbaren Objektiven), Handy,
Camcorder und die Helmkamera ebenso, die alsbald eine volle
Speicherkarte meldet - hatte ich bisher noch nie... Auf dem Gipfel
des Passes treffe ich einen Australier (!) auf seiner BMW, der schon
kreuz und quer durch Europa gereist ist, lustiger Typ. Der Julier-
pass folgt alsbald, dann geht es wieder bergab - gut so, mich friert's
nämlich langsam erbärmlich. Komisch, auf Sardinien dachte ich
immer, meine Leder- jacke ist viel zu dick, jetzt ist sie definitiv
zu dünn... ;-) Aufwärmen kann ich mich bei einem kurzen Stop vor
Chur wieder ein wenig. Beim Auftanken werde ich auch meine
restlichen Schweizer Fränkli vollständig quit - Punkt- landung
nennt man sowas! Wärmer wird es aber leider nicht mehr, zeit- weise
friere ich ganz ordentlich, mein Tagesziel Lindau wird durch den
langen Stop am Bernina etwas später als vorgesehen erreicht, ist aber
egal. Einige Ecken in Lindau erkenne ich wieder, aber es hat sich
auch viel verändert. Ein paar Fotos, ein Rundgang durch die
Altstadt, ein Abendessen in einem traditionellen Gasthof, das
letzte Büchsenbier von der Tanke, damit neigt sich der Tag dem Ende
entgegen.
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Lago d'Iseo - gute
Ausblicke auf den See... |
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...gibt es aus vielen
Perspektiven |
Die Alpen präsentieren
sich bei feinstem Wetter - sieht man auch nicht alle Tage |
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Auf dem Berninapass -
eindrucksvoll in Szene gesetzter Bergsee |
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Dieses arme Würstchen macht mich nicht
an... |
Die Altstadt von Lindau... |
...mit ihren alten Gemäuern... |
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...weiß zu gefallen |
Der Hafen mit den beiden Wahrzeichen |
Häuserfront leicht verfremdet |
Tag 20 (Lindau-Bonn, ca. 550 km)
Laut Wetterauskunft sind es in Bonn gerade einmal 3 Grad und es
könnte Schauer geben im Laufe des Tages - Brrr... Nach dem Bepacken
der treuen BMW komme ich
nicht sehr weit bis zum 1. Stop, mir ist eiskalt, es nieselt dann und wann,
ich muß mich etwas aufwärmen. Es bleibt weiterhin kalt, ich muß die
Heizgriffe in Gang bringen, damit geht es etwas besser. Hinter
Pforzheim wird es zumindest 1-2 Grad wärmer, ansonsten gibt's wie
üblich am letzten Urlaubstag nicht viel: Baustellen, ein paar
Staus, viel Verkehr - es zieht sich... Ein letzter Halt 80 km vor dem
Ziel - hatte ich schon erwähnt, das mir kalt ist? Der Hinterreifen der
BMW hat vermutlich noch einen Millimeter Profil, das reicht knapp,
so lange hat schon ewig kein Satz Reifen mehr gehalten. ;-) Um
17:45 stelle ich den Motor der BMW vor der Haustür ab, rödele ein
letztes Mal das Gepäck ab und fahre das Mopped zur Garage. Als
letzte Tat dieses Urlaubstages bestelle ich noch 2 neue Reifen, die
schönen Tage sind nun Geschichte.
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Seltsames Dach eines
Autobahnrestaurants |
Der ist hin... |
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