Sardinien 17.09. - 06.10.2016

Tag 13 (Arbatax Tagesausflug, ca. 170 km):

Heute mache ich mir einen ruhigen Tag: ein Supermarkt steht auf dem
Programm, ebenso der Besuch eines CD Shops, dann will ich die
Grotta su Marmuri bei Osini/Ulassai anfahren, dann sehen wir mal
weiter... Ein Supermarkt ist schnell gefunden, der Musikladen, den
ich bei der gestrigen Ankunft aus dem Augenwinkel gesehen hatte
führt sogar passende traditionelle Musik. Weiter geht es zur Grotte,
die nächste Führung ist erst um 2, bis dahin sind's noch 2 Stunden.
Was macht man in Italien, in Sardinien, wenn man Zeit totschlagen
muß? Richtig, natürlich erst mal ein Gelato! ;-) Ich kurve noch etwas
durch die Gegend, oberhalb der Grotte geht ein schmaler, steiniger
Weg mitten durch die Berge, schöne Ausblicke belohnen die Mühen,
dann wird es Zeit für die Grotte. Der Einstieg zur Selbigen ist be-
schwerlich, schlagartig fällt die Temperatur um mehr als 15 Grad. Die
Grotte selbst ist viel größer als die Grotte di Nettuno, bis zu 60 m
hoch, gut und gerne 1 km lang. Im Winter darf die Höhle nicht
betreten werden, dann überwintern dort über 20.000 Fledermäuse.
Stalagmiten und Stalaktiten sind nicht so präsent und zahlreich wie
in Neptun's Grotte, dafür beeindruckt die Höhle alleine schon durch ihre
schieren Dimensionen. Beim Heraustreten aus der Höhle trifft einen fast
der (Temperatur-) Schlag, meine Brille beschlägt sofort. Ich mag mir gar
nicht vorstellen, wie das im Hochsommer wirkt. Was mache ich mit dem
Nachmittag? Das Problem ist überraschend schnell gelöst: Während ich
im Ristorante nebenan einen Apfelsaft trinke, spielt im Speiseraum jemand
auf der Gitarre und singt dazu, der Gastwirt und ein paar Einheimische
lauschen. Man winkt mich dazu, ich bekomme gleich einen Limonenlikör
kredenzt, ich höre zu und kann schließlich nicht widerstehen: Da eine 2.
Gitarre da ist, frage ich den Besitzer (den Vater des Musikers), ob ich
sie benutzen darf - darf ich. Bald spielen wir ein paar Stücke zusammen,
singen, trinken ein Glas Wein und unterhalten uns mit einer Mischung aus
Englisch, Italienisch und Deutsch. Erst gegen 20:00 (weitere Gäste waren
eh' nicht da), löst sich die lustige Runde auf, im Stockfinsteren und bei
recht frischen Temperaturen fahre ich zurück, das Abendessen wartet
- ein denkwürdiger Tag! Ein weiterer, guter Single Malt rundet diesen
Tag passend ab.

Noch eine Stadt wie an
den Felsen geklatscht
Könnte glatt als Kulisse für
einen Fantasyfilm dienen
Der Eingang zur Grotta
su Marmuri
Immer wieder beeindruckend,... ...was Mutter Natur so zaubert,...
...wenn man sie ein paar Tausend
Jahre in Ruhe läßt
Fast wie ein Wüsten- Kaktus
Rechts der Musiker, in der Mitte sein Vater, links der Gastronom
Ciao!

Tag 14 (Arbatax-San Paolo, ca. 260 km):

Gestern war mein letzter "freier" Tag, heute habe ich nur wenige Kilometer
(260) und kann's ruhig angehen lassen. Die Gola di Goroppu Schlucht ist
2-3 Fotos wert, die Grotta di Ispinigoli sehe ich mir nur von außen an, da
ich einerseits eine 3/4 Stunde auf die nächste Führung warten müßte und
andererseits wieder das Problem mit Gepäck und Ledersachen hätte - das
nächste Mal... Die Serpentinen im Naturpark Petra Istampata sind mit das
Härteste, das ich je gesehen und er-fahren habe: reichlich sehr spitze Haar-
nadelkurven, wenige, sehr kurze Geraden und die steile Piste selbst fordern
Alles von Mann und Maschine. Etwa auf halber Höhe steht in einer Kehre
ein Holzschild, von dort führt ein 300 m langer Fußweg zum Felsentor, das
einen atemberaubenden Anblick bietet, auch wenn's momentan etwas
dunstig ist. Noch einmal gibt Sardinien Alles, um das Herz des Motorrad-
fahrers zu erfreuen: es folgt eine weitere Rennpiste mit unzähligen Kurven,
die keine Langeweile aufkommen lassen, mal links, dann wieder rechts herum,
Spitzkehren, Doppelkurven, langgezogene, schnelle und knackige Wechsel,
dann wieder langsame Kurven wechseln sich mit kurzen Sprintgeraden ab
- ein Paradies! Mein B&B in San Paolo ist schnell gefunden, der zuhause
gesetzte Wegpunkt sitzt perfekt. Entgegen meinen Befürchtungen ist diese
Unterkunft eindeutig der besseren Sorte zuzuordnen: Ausreichend groß,
modern eingerichtet. Ein kurzer Spaziergang zum kleinen Hafen, in einem
Tabakladen finde ich ein ordentliches Zippo als Ersatz für meines, bei dem
das Scharnier gebrochen ist (ja, ich weiß, dass die Dinger lebenslange
Garantie haben, ich werd's auch wieder richten lassen), dann folgt die Suche
nach einem passenden Platz für die Abendmahlzeit. Zum ersten Mal bin ich
mit dem Abendessen in Sardinien nicht zufrieden: Der Pizzaboden ist dünn
und hart, der Belag eher nicht ganz durch - nicht wirklich schlecht, aber
dergleichen wäre selbst selbst aus dem heimischen Supermarkt bekömmlicher.
Das ärgert mich insofern, da dies mein letzter Abend in Sardinien ist, ob's der
Nachtisch wieder rausreißt? Das deutsche Pärchen am Nachbartisch meckert
hörbar über das Essen - zu teuer, zu wenig, schlecht angemacht und serviert,
offenbar bin ich nicht der Einzige, dem's nicht so recht mundet. Der Nach-
tisch kommt direkt aus dem Kühlschrank, ist aber in Ordnung. 2 Bier später
habe ich die nötige Bettschwere intus.

Tornante! ;-) Typische Wandmalerei Etwas dunstig heute
Imposanter Anblick Genau so mag ich's! Das Felsentor beeindruckt
Hinter dem Felsentor
geht's steil abwärts
Verwunschener Baum Im B&B mangelt es
etwas an Steckdosen...
Von Westen her droht Regen Blumenbalustrade mit
Straße und Stadt dahinter
ergeben ein schönes Motiv
Macht eindeutig was her

Tag 15 (San Paolo-Propriano, ca. 220 km):

Das gestrige Abendessen hat definitiv nicht nur nicht geschmeckt, es ist mir auch
nicht gut bekommen und liegt schwer im Magen, gut geschlafen habe ich daher
nicht. Was sagt das Wetter? Sieht nicht wirklich prickelnd aus, bleibt aber vorerst
trocken. Beim Beladen der BMW kippt sie mir fast um, ich kann sie gerade
noch halten - Uff! Die Fahrpläne für die Fähre nach Korsika im Internet reichen
nur bis September, aber jetzt haben wir Oktober. Ich habe aber noch im Kopf,
daß die Fähre von Korsika aus um 09:00 und 12:00 abfährt, ich rechne mir
daher aus, daß die Fähre von Sardinien aus um 11:00 abfahren wird. Daher,
und angesichts des sich verschlechternden Wetters lasse ich die beiden letzten
kleinen Punkte auf meiner Liste weg und fahre bis zum Hafen durch. Gut getimed:
ich komme 10 vor 11 an, die Fähre fährt tatsächlich um 11 ab - Glück gehabt.
Ich muß unbedingt noch mein T-Shirt wechseln - da steht in großen Lettern
"Sardegna" drauf - das sehen die Korsen sicher nicht gerne. ;-) Da ich noch viel
Zeit habe, möchte ich Sartene anfahren, Richtung Berge wird der Himmel aber
immer dunkler. Am Straßenrand lege ich eine halbe Stunde Pause ein und warte
ab, woher der Wind weht. Er weht offenbar in die richtige Richtung, ich bekomme
aus den pechschwarzen Wolken über dem Gebirge zwar ein paar dicke Tropfen
ab, aber mehr auch nicht. Sartene fahre ich zwar an, es ist dort am Samstag
Nachmittag derart voll, daß ich auf einen Stop verzichte. Mein Hotel ist nichts
Besonderes, aber OK und es hat eigene Parkplätze, dazu liegt es nur 100 m von
der Flaniermeile Proprianos entfernt. Das heute morgen frisch angezogene T-Shirt
ist aufgrund des schwül-warmen Wetters schon wieder durch, duschen ist angesagt.
Zwischenzeitlich hat es tatsächlich etwas geregnet, aber ich gehe trotzdem, bewaffnet
mit dem neuen "Napoleon" T-Shirt (auf Elba erworben) auf die Suche nach einem
Supermarkt, um was für's Frühstück zu organisieren - das Hotel will nämlich
satte 9 Euro haben, das Geld lege ich lieber in Souvenirs wie z. B. CDs für meine
Urlaubs- DVD an. Noch viel Zeit übrig, was macht man da auf Korsika? Oh Nein,
man holt sich kein "Gelato", stattdessen genießt man ein "Glacé". ;-) Es gibt viel
zu gucken, das Städtchen ist auf Touristen eingestellt, viel los am Hafen, den
vielen Shops und Restaurants. Probieren wir in einem derselben eine Pizza Corsica.
Die ist um Längen besser als das undefinierbare, ungenießbare Etwas von Gestern
- die Korsen können demnach auch gute Pizzen machen! Um 21:15 geht ein sehr
heftiger Gewitterregen über Propriano nieder, nach 10 Minuten ist der Spuk
zum Glück vorüber. Einige "Pietras" später macht sich die Müdigkeit breit,
die Matratze wartet auf mich.

Bonifacio - steht da eine
ägyptische Sphinx?
Zurück in Korsika Das sieht nach Regen aus...
Leicht lädierte "Sonder"
ausführung eines R4
Gepflegte Ungepflegtheit
in Propriano
Der Hafenbereich macht was her Starkregen läßt den
Strahler dampfen

Tag 16 (Propriano-Marine de Porto, ca. 220 km)

Das mitgebrachte Frühstück von gestern ist lecker, auch die Hauskatze des Hotels
bekommt eine Kostprobe davon (inkl. Milch, versteht sich). Nur 175 km heute,
wie kriege ich die Zeit nur rum? Ich suche mir ein paar zusätzliche Ziele aus dem
Navi heraus und fahre auch durch Ajaccio. Da hätte ich an der Strandpromenade
gerne ein Eis gegessen, aber an diesem Sonntag ist da soviel Betrieb, das man kaum
zum Zuge kommen würde. Aber ich sichte eine Tanke mit Selbstwaschanlage,
daher: Mopped- Badetag! Es folgen ein Ausflug an die sehr sehenswerte Küste mit
traumhaften Badestränden, ein kleiner Abstecher in die Berge und kurz vor dem Ziel
noch ein fantastisches Stück Straße mitten durch eine rote Felsformation (Les Calanche
de Piana), bei der ich umdrehe und die Helmkamera anwerfe, sonst müßte ich alle
5 Meter anhalten und die Kamera zücken. Diesmal habe ich als Unterkunft kein B&B
oder Hotel, sondern: einen Bungalow auf dem Campingplatz! Allerdings muß ich
200 Euro Kaution hinterlegen! Da habe ich beim Buchen wohl nicht ganz aufgepaßt,
macht aber nix, das Häuschen ist in Ordnung - bis auf den Umstand, das nichts im
Haus ist: im örtlichen Supermarkt muß ich daher sogar Schei**papier kaufen, das
es dort nur in Familienpackungen gibt, na ja, freut sich halt die nächste Familie, das
was übrig ist... Für's Frühstück finde ich nur 8er Packs Croissants, ganze Toasts
oder Brote - viel zu viel für eine Person. Ich entscheide mich für eine Mini- Packung
Schokokekse nebst einem ganzen Liter Kakao - ob ich den am Morgen schaffen
werde? Aber ich freue mich auch über 2 Dosen Panaché (Radler) und 2 Büchsen
korsisches Bier. Nachdem der Strom in meiner Hütte angestellt ist, darf auch der
Kühlschrank sein Glück probieren. Das Panaché ist rasch weg, auf zum Städtchen.
Die Restaurants auf dem Weg haben alle schon zu, aber die an der Küste haben gut
Kundschaft, ich suche mir eines aus, das Spaghetti Carbonara anbietet, mich
gelüstet es an meinem letzten Abend in Korsika danach, dazu bestelle ich mir ein
Pietra "formidable" (1 Liter!) zur Abrundung des Menüs. Aus den nahen Bergen
drohen schon wieder dunkle Wolken, hoffentlich bleibt's trocken, schließlich bin
ich zum wiederholten Mal nur im T-Shirt auf dem Mopped unterwegs - der Weg
vom Bungalow zum Städtchen ist zwar nicht weit, aber steil... Mein letzter Abend
auf Korsika, morgen Abend geht meine Fähre zurück auf's Festland, übermorgen
bin ich in Savona, am selben Tag geht's noch nach Verona, meine letzte Station
in Italien. Im Restaurant nebenan müht sich ein älterer Herr, die Gunst des
Publikums mit Gitarrenspiel und Gesang zu gewinnen - er ist wirklich gut, aber wohl
verpflichtet, nur sanfte Balladen zu spielen, dementsprechend verhalten fallen die
Reaktionen des Publikums aus. Ich möchte ihm empfehlen, zur Abwechslung mal
"Highway to Hell" zu spielen, damit das Publikum aufwacht... :-)) Ich notiere
meinen Musikwunsch auf dem Smartphone und halte ihm dies hin: Zu dumm: die
Bedienung zeigt mir an, das er blind ist. .. Bei der Abfahrt zum Bungalow blamiere
ich mich erneut: der Parkplatz ist mit ziemlich dicken Kieseln belegt, ich habe
leider vorwärts eingeparkt, das und der Liter Bier ergibt: Pardautz! Ich und die
BMW liegen schon wieder auf der Nase! Gänzlich unnötig... ich brauche fast
10 Minuten, um das Visier vom Helm wieder zu befestigen, das auf einer Seite
aus der Halterung gesprungen ist. Zwei Schweizer wollen mir mit einem Stück
Tape aushelfen, das ich zur Not aber selbst dabei habe - wie peinlich... Endlich
gelingt es mir, das Visier wieder zu befestigen, immerhin hat bei der Ankunft
der Kühlschrank ganze Arbeit geleistet und das Büchsenbier auf trinkbare
Temperatur herab gekühlt, aber ich ärgere mich über mich selbst.

 
Ajacchio Unglaubliche schöne... ...Landschafts- und Küsten-
formationen warten...
...auf einen Bewunderer Malerisch einsames Haus Ein alter Wachturm?
An der Küste von Porto 1 Liter Bier und 1x Spaghetti,
beides lecker, aber das 1.
wurde mir zum Verhängnis ;-)
Nächtliche Beleuchtung
leicht verfremdet


 

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TIPP:
- Der Asphalt der Nebenstraßen auf Korsika ist etwas buckliger als
   der auf Sardinien, dementsprechend langsamer geht's voran.
- Die B&B "Kultur" ist in Sardinien offenbar noch nicht sehr weit
   fortgeschritten, dementsprechend dünn ist das Angebot und
   unterschiedlich die dargebotene Qualität der Unterkünfte.

Letztes Update: 20.10.2016