Tag 13 (Arbatax Tagesausflug, ca. 170 km):
Heute mache ich mir einen ruhigen Tag: ein Supermarkt steht auf dem
Programm, ebenso der Besuch eines CD Shops, dann will ich die
Grotta su Marmuri bei Osini/Ulassai anfahren, dann sehen wir mal
weiter... Ein Supermarkt ist schnell gefunden, der Musikladen, den
ich bei der gestrigen Ankunft aus dem Augenwinkel gesehen hatte
führt sogar passende traditionelle Musik. Weiter geht es zur Grotte,
die nächste Führung ist erst um 2, bis dahin sind's noch 2 Stunden.
Was macht man in Italien, in Sardinien, wenn man Zeit totschlagen
muß? Richtig, natürlich erst mal ein Gelato! ;-) Ich kurve noch etwas
durch die Gegend, oberhalb der Grotte geht ein schmaler, steiniger
Weg mitten durch die Berge, schöne Ausblicke belohnen die Mühen,
dann wird es Zeit für die Grotte. Der Einstieg zur Selbigen ist be-
schwerlich, schlagartig fällt die Temperatur um mehr als 15 Grad. Die
Grotte selbst ist viel größer als die Grotte di Nettuno, bis zu 60 m
hoch, gut und gerne 1 km lang. Im Winter darf die Höhle nicht
betreten werden, dann überwintern dort über 20.000 Fledermäuse.
Stalagmiten und Stalaktiten sind nicht so präsent und zahlreich wie
in Neptun's Grotte, dafür beeindruckt die Höhle alleine schon durch
ihre schieren Dimensionen. Beim Heraustreten aus der Höhle trifft
einen fast der (Temperatur-) Schlag, meine Brille beschlägt sofort.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das im Hochsommer wirkt. Was
mache ich mit dem Nachmittag? Das Problem ist überraschend schnell
gelöst: Während ich im Ristorante nebenan einen Apfelsaft trinke,
spielt im Speiseraum jemand auf der Gitarre und singt dazu, der
Gastwirt und ein paar Einheimische lauschen. Man winkt mich dazu,
ich bekomme gleich einen Limonenlikör kredenzt, ich höre zu und
kann schließlich nicht widerstehen: Da eine 2. Gitarre da ist,
frage ich den Besitzer (den Vater des Musikers), ob ich sie
benutzen darf - darf ich. Bald spielen wir ein paar Stücke zusammen,
singen, trinken ein Glas Wein und unterhalten uns mit einer Mischung
aus Englisch, Italienisch und Deutsch. Erst gegen 20:00 (weitere
Gäste waren eh' nicht da), löst sich die lustige Runde auf, im
Stockfinsteren und bei recht frischen Temperaturen fahre ich
zurück, das Abendessen wartet - ein denkwürdiger Tag! Ein weiterer,
guter Single Malt rundet diesen Tag passend ab.
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Noch eine Stadt wie
an den Felsen geklatscht |
Könnte glatt als
Kulisse für einen Fantasyfilm dienen |
Der Eingang zur
Grotta su Marmuri |
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Immer wieder
beeindruckend,... |
...was Mutter Natur so
zaubert,... |
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...wenn man sie ein
paar Tausend Jahre in Ruhe läßt |
Fast wie ein Wüsten-
Kaktus |
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Rechts der Musiker, in
der Mitte sein Vater, links der Gastronom Ciao! |
Tag 14 (Arbatax-San Paolo, ca. 260 km):
Gestern war mein letzter "freier" Tag, heute habe ich nur wenige
Kilometer (260) und kann's ruhig angehen lassen. Die Gola di
Goroppu Schlucht ist 2-3 Fotos wert, die Grotta di Ispinigoli sehe
ich mir nur von außen an, da ich einerseits eine 3/4 Stunde auf
die nächste Führung warten müßte und andererseits wieder das
Problem mit Gepäck und Ledersachen hätte - das nächste Mal... Die
Serpentinen im Naturpark Petra Istampata sind mit das Härteste,
das ich je gesehen und er-fahren habe: reichlich sehr spitze Haar-
nadelkurven, wenige, sehr kurze Geraden und die steile Piste selbst
fordern Alles von Mann und Maschine. Etwa auf halber Höhe steht
in einer Kehre ein Holzschild, von dort führt ein 300 m langer
Fußweg zum Felsentor, das einen atemberaubenden Anblick bietet,
auch wenn's momentan etwas dunstig ist. Noch einmal gibt
Sardinien Alles, um das Herz des Motorrad- fahrers zu erfreuen:
es folgt eine weitere Rennpiste mit unzähligen Kurven, die keine
Langeweile aufkommen lassen, mal links, dann wieder rechts herum,
Spitzkehren, Doppelkurven, langgezogene, schnelle und knackige
Wechsel, dann wieder langsame Kurven wechseln sich mit kurzen
Sprintgeraden ab - ein Paradies! Mein B&B in San Paolo ist
schnell gefunden, der zuhause gesetzte Wegpunkt sitzt perfekt.
Entgegen meinen Befürchtungen ist diese Unterkunft eindeutig der
besseren Sorte zuzuordnen: Ausreichend groß, modern eingerichtet.
Ein kurzer Spaziergang zum kleinen Hafen, in einem Tabakladen
finde ich ein ordentliches Zippo als Ersatz für meines, bei dem
das Scharnier gebrochen ist (ja, ich weiß, dass die Dinger
lebenslange Garantie haben, ich werd's auch wieder richten
lassen), dann folgt die Suche nach einem passenden Platz für die
Abendmahlzeit. Zum ersten Mal bin ich mit dem Abendessen in
Sardinien nicht zufrieden: Der Pizzaboden ist dünn und hart, der
Belag eher nicht ganz durch - nicht wirklich schlecht, aber
dergleichen wäre selbst selbst aus dem heimischen Supermarkt
bekömmlicher. Das ärgert mich insofern, da dies mein letzter
Abend in Sardinien ist, ob's der Nachtisch wieder rausreißt? Das
deutsche Pärchen am Nachbartisch meckert hörbar über das
Essen - zu teuer, zu wenig, schlecht angemacht und serviert,
offenbar bin ich nicht der Einzige, dem's nicht so recht mundet. Der
Nach- tisch kommt direkt aus dem Kühlschrank, ist aber in
Ordnung. 2 Bier später habe ich die nötige Bettschwere intus.
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Tornante! ;-) |
Typische
Wandmalerei |
Etwas
dunstig heute |
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Imposanter Anblick |
Genau so
mag ich's! |
Das
Felsentor beeindruckt |
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Hinter
dem Felsentor geht's steil abwärts |
Verwunschener Baum |
Im B&B
mangelt es etwas an Steckdosen... |
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Von
Westen her droht Regen |
Blumenbalustrade mit Straße und Stadt dahinter ergeben
ein schönes Motiv |
Macht
eindeutig was her |
Tag 15 (San Paolo-Propriano, ca. 220
km):
Das gestrige Abendessen hat definitiv nicht nur nicht geschmeckt, es
ist mir auch nicht gut bekommen und liegt schwer im Magen, gut
geschlafen habe ich daher nicht. Was sagt das Wetter? Sieht nicht
wirklich prickelnd aus, bleibt aber vorerst trocken. Beim Beladen der BMW
kippt sie mir fast um, ich kann sie gerade noch halten - Uff! Die
Fahrpläne für die Fähre nach Korsika im Internet reichen nur bis
September, aber jetzt haben wir Oktober. Ich habe aber noch im Kopf,
daß die Fähre von Korsika aus um 09:00 und 12:00 abfährt, ich rechne
mir daher aus, daß die Fähre von Sardinien aus um 11:00 abfahren
wird. Daher, und angesichts des sich verschlechternden Wetters
lasse ich die beiden letzten kleinen Punkte auf meiner Liste weg
und fahre bis zum Hafen durch. Gut getimed: ich komme 10 vor 11 an,
die Fähre fährt tatsächlich um 11 ab - Glück gehabt. Ich muß
unbedingt noch mein T-Shirt wechseln - da steht in großen Lettern
"Sardegna" drauf - das sehen die Korsen sicher nicht gerne. ;-) Da ich
noch viel Zeit habe, möchte ich Sartene anfahren, Richtung Berge
wird der Himmel aber immer dunkler. Am Straßenrand lege ich eine
halbe Stunde Pause ein und warte ab, woher der Wind weht. Er weht
offenbar in die richtige Richtung, ich bekomme aus den
pechschwarzen Wolken über dem Gebirge zwar ein paar dicke Tropfen
ab, aber mehr auch nicht. Sartene fahre ich zwar an, es ist dort
am Samstag Nachmittag derart voll, daß ich auf einen Stop verzichte.
Mein Hotel ist nichts Besonderes, aber OK und es hat eigene
Parkplätze, dazu liegt es nur 100 m von der Flaniermeile Proprianos
entfernt. Das heute morgen frisch angezogene T-Shirt ist aufgrund
des schwül-warmen Wetters schon wieder durch, duschen ist angesagt.
Zwischenzeitlich hat es tatsächlich etwas geregnet, aber ich gehe
trotzdem, bewaffnet mit dem neuen "Napoleon" T-Shirt (auf Elba
erworben) auf die Suche nach einem Supermarkt, um was für's
Frühstück zu organisieren - das Hotel will nämlich satte 9 Euro
haben, das Geld lege ich lieber in Souvenirs wie z. B. CDs für meine
Urlaubs- DVD an. Noch viel Zeit übrig, was macht man da auf Korsika?
Oh Nein, man holt sich kein "Gelato", stattdessen genießt man ein
"Glacé". ;-) Es gibt viel zu gucken, das Städtchen ist auf
Touristen eingestellt, viel los am Hafen, den vielen Shops und
Restaurants. Probieren wir in einem derselben eine Pizza Corsica. Die
ist um Längen besser als das undefinierbare, ungenießbare Etwas von
Gestern - die Korsen können demnach auch gute Pizzen machen! Um
21:15 geht ein sehr heftiger Gewitterregen über Propriano nieder,
nach 10 Minuten ist der Spuk zum Glück vorüber. Einige "Pietras"
später macht sich die Müdigkeit breit, die Matratze wartet auf mich.
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Bonifacio - steht da
eine ägyptische Sphinx? |
Zurück in Korsika |
Das sieht nach Regen
aus... |
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Leicht lädierte
"Sonder" ausführung eines R4 |
Gepflegte
Ungepflegtheit in Propriano |
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Der Hafenbereich macht
was her |
Starkregen läßt den
Strahler dampfen |
Tag 16 (Propriano-Marine de Porto, ca. 220 km)
Das mitgebrachte Frühstück von gestern ist lecker, auch die
Hauskatze des Hotels bekommt eine Kostprobe davon (inkl. Milch,
versteht sich). Nur 175 km heute, wie kriege ich die Zeit nur rum?
Ich suche mir ein paar zusätzliche Ziele aus dem Navi heraus und
fahre auch durch Ajaccio. Da hätte ich an der Strandpromenade
gerne ein Eis gegessen, aber an diesem Sonntag ist da soviel Betrieb,
das man kaum zum Zuge kommen würde. Aber ich sichte eine Tanke mit
Selbstwaschanlage, daher: Mopped- Badetag! Es folgen ein Ausflug an
die sehr sehenswerte Küste mit traumhaften Badestränden, ein
kleiner Abstecher in die Berge und kurz vor dem Ziel noch ein
fantastisches Stück Straße mitten durch eine rote Felsformation (Les
Calanche de Piana), bei der ich umdrehe und die Helmkamera anwerfe,
sonst müßte ich alle 5 Meter anhalten und die Kamera zücken.
Diesmal habe ich als Unterkunft kein B&B oder Hotel, sondern: einen
Bungalow auf dem Campingplatz! Allerdings muß ich 200 Euro Kaution
hinterlegen! Da habe ich beim Buchen wohl nicht ganz aufgepaßt,
macht aber nix, das Häuschen ist in Ordnung - bis auf den Umstand, das
nichts im Haus ist: im örtlichen Supermarkt muß ich daher sogar
Schei**papier kaufen, das es dort nur in Familienpackungen gibt, na
ja, freut sich halt die nächste Familie, das was übrig ist... Für's
Frühstück finde ich nur 8er Packs Croissants, ganze Toasts oder
Brote - viel zu viel für eine Person. Ich entscheide mich für eine
Mini- Packung Schokokekse nebst einem ganzen Liter Kakao - ob ich
den am Morgen schaffen werde? Aber ich freue mich auch über 2 Dosen
Panaché (Radler) und 2 Büchsen korsisches Bier. Nachdem der Strom
in meiner Hütte angestellt ist, darf auch der Kühlschrank sein
Glück probieren. Das Panaché ist rasch weg, auf zum Städtchen. Die
Restaurants auf dem Weg haben alle schon zu, aber die an der Küste
haben gut Kundschaft, ich suche mir eines aus, das Spaghetti
Carbonara anbietet, mich gelüstet es an meinem letzten Abend in
Korsika danach, dazu bestelle ich mir ein Pietra "formidable" (1
Liter!) zur Abrundung des Menüs. Aus den nahen Bergen drohen schon
wieder dunkle Wolken, hoffentlich bleibt's trocken, schließlich bin
ich zum wiederholten Mal nur im T-Shirt auf dem Mopped unterwegs - der
Weg vom Bungalow zum Städtchen ist zwar nicht weit, aber steil...
Mein letzter Abend auf Korsika, morgen Abend geht meine Fähre
zurück auf's Festland, übermorgen bin ich in Savona, am selben Tag
geht's noch nach Verona, meine letzte Station in Italien. Im
Restaurant nebenan müht sich ein älterer Herr, die Gunst des
Publikums mit Gitarrenspiel und Gesang zu gewinnen - er ist wirklich
gut, aber wohl verpflichtet, nur sanfte Balladen zu spielen,
dementsprechend verhalten fallen die Reaktionen des Publikums aus.
Ich möchte ihm empfehlen, zur Abwechslung mal "Highway to Hell" zu
spielen, damit das Publikum aufwacht... :-)) Ich notiere meinen
Musikwunsch auf dem Smartphone und halte ihm dies hin: Zu dumm: die
Bedienung zeigt mir an, das er blind ist. .. Bei der Abfahrt zum
Bungalow blamiere ich mich erneut: der Parkplatz ist mit ziemlich
dicken Kieseln belegt, ich habe leider vorwärts eingeparkt, das und
der Liter Bier ergibt: Pardautz! Ich und die BMW liegen schon
wieder auf der Nase! Gänzlich unnötig... ich brauche fast 10
Minuten, um das Visier vom Helm wieder zu befestigen, das auf einer
Seite aus der Halterung gesprungen ist. Zwei Schweizer wollen mir
mit einem Stück Tape aushelfen, das ich zur Not aber selbst dabei
habe - wie peinlich... Endlich gelingt es mir, das Visier wieder zu
befestigen, immerhin hat bei der Ankunft der Kühlschrank ganze
Arbeit geleistet und das Büchsenbier auf trinkbare Temperatur herab
gekühlt, aber ich ärgere mich über mich selbst.
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Ajacchio |
Unglaubliche
schöne... |
...Landschafts- und
Küsten- formationen warten... |
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...auf einen
Bewunderer |
Malerisch einsames
Haus |
Ein alter Wachturm? |
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An der Küste von
Porto |
1 Liter Bier und 1x
Spaghetti, beides lecker, aber das 1. wurde mir
zum Verhängnis ;-) |
Nächtliche
Beleuchtung leicht verfremdet |
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