Tag 1:
Um 12:45 geht's los, nachdem ich eine gute 3/4 Stunde Gepäck (inkl.
Reserve- Hinterreifen verrödelt habe. Bis Tempo 120 läuft die BMW
ruhig, danach fängt sie an zu pendeln, lassen wir's also dabei. Bis
Eindhoven geht es flott voran, dann laufe ich auf einen Stau auf, der mich fast eine Stunde kostet - gut, das ich zeitig losgefahren
bin... Ein Regenschauer lässt Wasser bis in die Stiefel und die
neue Lederhose rinnen - da sollte man rechtzeitig die Regenbux
anlegen. Pünktlich zum Einchecken bin ich an der Fähre. Die
"Doppelkabine" reicht allerdings gerade aus, um eine Katze
umzudrehen. Das Schiff ist bestens mit allen Vergnügungen
ausgestattet, inkl. Bars, Restaurant, zahlreichen Shops und
Spielcasino. Bei ein paar Murphy's und Chili Chips lasse ich den Tag
passieren. In der Irish Bar müht sich ein einsamer Alleinunterhalter
mit seiner E-Gitarre, unterstützt von Musik vom Band, das etwas
gelangweilte Publikum mit seichtem Pop und Rock zu begeistern. Ich
lasse mir derweil auch das 3. Murphy's munden...
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Nicht gerade üppig, so eine 3. Klasse
Kabine... :-) |
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Das Bier ist da schon angenehmer |
4,5 KG Schokolade - Wer kann so viel
Hunger (oder Frust?) haben? |
Tag 2:
Die englischen Zöllner nehmen's ganz genau, die Ausfahrt vom Schiff
dauert: Helm ab, Gesichtskontrolle und angesichts meiner schwer
beladenen BMW die Frage, ob ich nicht besser mit dem Auto
gekommen wäre (die Frage sollte ich später noch öfter hören). Die nahen Yorkshire Dales entschädigen für die Warterei mit ihrer
herrlich bunten Heide- landschaft, die von den Briten gerne zum
Malen in freier Natur oder zum Picknick genutzt wird. Ich mache
immer wieder kurze Pausen, um die Landschaft zu genießen und die Ruhe in mich einkehren zu lassen. Bei Fylingdale Moore mache ich
die ersten richtig guten Urlaubsfotos, außerdem zeigen sich die
Yorkshire Dales in ihrer ganzen Farben- pracht, wenn auch arg bewölkt.
Das Bed and Breakfast House etwas außerhalb von Thirsk finde ich
auf Anhieb nicht, aber Passanten helfen mir weiter. Das Zimmer
ist sehr angenehm, hell und gut ausgestattet. In Thirsk haben
heute die sehr populären Pferde- rennen (und auch noch die letzten der
Saison) stattgefunden, deshalb ist viel los und aus dem gleichen
Grunde hatte ich auch ganz schön Schwierigkeiten, überhaupt ein Zimmer zu bekommen. Ich laufe 2,5 km bis in die City, aber nur in
einem indischen Restaurant finde ich ein Plätzchen zum Futtern.
Das Essen ist allzu reichlich und mir viel zu süß, für englische
Verhältnisse aber nicht zu teuer.
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Küste bei Fylingdale Moore |
Schwer beladen, das Mopped |
Yorkshire Moore |
Tag 3:
Das reichhaltige traditionelle "Cooked Breakfast" mit Würstchen,
dreieckigen Toastscheiben mit Marmelade, gebratenen
Speckscheiben, Eiern und Cereals schmeckt sehr gut, obwohl ich
die Besitzerin ein wenig beleidigt habe, als ich den angebotenen
Yorkshire Pudding etwas zu brüsk abweise... Erste Station des
Tages ist Askrigg, das mit seinen Steinhäusern als Kulisse für
zahlreiche Szenen der 1980er Fernsehserie "Der Doktor und das liebe
Vieh" diente - für mich als Fan der Serie ein Pflichtprogramm.
Die von der Houselady empfohlenen Wasserfälle Ayrsgarth Falls
liegen malerisch in einem kleinen Tal, über das sich eine alte Steinbrücke spannt - nett anzusehen. Dann geht es quer
über und durch die
Penninen
[TOURENTIPP], die absolut umwerfende Ausblicke und sehr schmale
Straßen bieten, reichlich Fotos sind die direkte Folge davon. Ein
weiterer Stopp bei den Wainwath Falls - komisch, auch hier ist das
Wasser seltsam braun und schäumt, eine vorbeiziehende Wanderin
meint, das kommt durch die aus den nahen Feldern angeschwemmten
Dünger, mir sah es fast nach Braunbier aus... Gegen 19:45
komme ich wieder an, während der Regen stark zunimmt. Im
örtlichen Pub wird bei 3 Bieren und einer Unterhaltung mit dem Besitzer der Gaststätte der Abend beschlossen.
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Das "Skeldale House" in Askrigg |
Die Ayrsgarth Falls |
Beschwingte Landschaften und Straßen |
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Ein Häusschen im
Grünen... |
Sanfte Hügel -
markantes Kennzeichen der Yorkshire Dales |
Tag 4:
Die ersten 100 km gen Edinburgh dienen dem Kilometerfressen, dann
folgt eine Fahrt durch den Northumberland National Park. kurz
entschlossen biege ich ab, als ich ein Hinweisschild "Hadrian's
Wall" sehe, leider habe ich eine der urältesten englischen
Traditionen vergessen: Der Eintritt kostet Geld... Naja, statt
der geplanten Besichtigung picknicken wir halt, wie viele Briten,
einfach am Wegesrand. Die Tour Richtung Edinburgh ist nicht
besonders aufregend, an der "Grenze" zu Schottland werden zwei
Fotos geschossen, während der dort dienst- habende Piper seine
Mittagspause genießt und sich in seinem Auto ein wenig ausruht. Das Bed
and Breakfast ist dank GPS recht schnell gefunden, beim Eintritt
wird man gleich auf Schottland eingestimmt: Der Teppich im ganzen
Gebäude hat ein Tartanmuster... Das Zimmer ist klein, aber OK,
leider im 2. Stock, ich habe Mühe, meinen ganzen Klumpatsch die
Treppen herauf zu schleifen. Eine Kleinigkeit Essen will ich
noch, deshalb wird ein italienisches (!) Restaurant aufgesucht.
Die bestellte Pizza für den "kleinen" Hunger ist allerdings riesig -
wie die meisten anderen Gerichte auch, wie ich beobachten kann.
Der italienische Besitzer gibt sich betont laut, fröhlich, jovial
und stimmt gerne ein Liedchen an - das lieben die Gäste
sichtlich. Kurz entschlossen suche ich die "Royal Mile" auf und sehe
zahlreiche Hinweise auf die zur Zeit sehr populären
"Horror-Tours", eine davon nehme ich kurzerhand war. Nach einem
kleinen Obulus von 10 Pfund wird man von einer jungen Dame in
exzentrischem Outfit durch zahlreiche dunkle Gassen und
Katakomben der Altstadt geführt, wobei sie zu jedem Ort sehr
blumig die dort verübten Gräueltaten beschreibt und gestenreich
illustriert, wobei sie einige kleine Tricks nutzt (Licht aus,
Tritte gegen verborgene Holzpodeste usw.), um dem größtenteils
jungen weiblichen Publikum einige spitze Schreckensschreie zu
entlocken - alles in Allem ein harmloser, aber unter- haltsamer
Spaß. Dadurch komme ich allerdings erst gegen etwa 00:30 wieder
in meinem Zimmer an, da die City etwa 3 Kilometer davon entfernt ist
und einen kleinen Fußmarsch bedingt.
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Na endlich, das
Ziel ist erreicht! |
Die Royal Mile bei
Nacht |
Unheimlicher
Zeitgenosse... |
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