Schottland 04.09. - 01.10.2009

Tag 1:
Um 12:45 geht's los, nachdem ich eine gute 3/4 Stunde Gepäck (inkl. Reserve- Hinterreifen
verrödelt habe. Bis Tempo 120 läuft die BMW ruhig, danach fängt sie an zu pendeln, lassen
wir's also dabei. Bis Eindhoven geht es flott voran, dann laufe ich auf einen Stau auf, der
mich fast eine Stunde kostet - gut, das ich zeitig losgefahren bin... Ein Regenschauer lässt
Wasser bis in die Stiefel und die neue Lederhose rinnen - da sollte man rechtzeitig die
Regenbux anlegen. Pünktlich zum Einchecken bin ich an der Fähre. Die "Doppelkabine"
reicht allerdings gerade aus, um eine Katze umzudrehen. Das Schiff ist bestens mit allen
Vergnügungen ausgestattet, inkl. Bars, Restaurant, zahlreichen Shops und Spielcasino.
Bei ein paar Murphy's und Chili Chips lasse ich den Tag passieren. In der Irish Bar müht
sich ein einsamer Alleinunterhalter mit seiner E-Gitarre, unterstützt von Musik vom Band,
das etwas gelangweilte Publikum mit seichtem Pop und Rock zu begeistern. Ich lasse mir
derweil auch das 3. Murphy's munden...

 
Nicht gerade üppig, so eine
3. Klasse Kabine... :-)
  Das Bier ist da
schon angenehmer
4,5 KG Schokolade -
Wer kann so viel Hunger
(oder Frust?) haben?

Tag 2:
Die englischen Zöllner nehmen's ganz genau, die Ausfahrt vom Schiff dauert: Helm ab,
Gesichtskontrolle und angesichts meiner schwer beladenen BMW die Frage, ob ich nicht
besser mit dem Auto gekommen wäre (die Frage sollte ich später noch öfter hören). Die
nahen Yorkshire Dales entschädigen für die Warterei mit ihrer herrlich bunten Heide-
landschaft, die von den Briten gerne zum Malen in freier Natur oder zum Picknick genutzt
wird. Ich mache immer wieder kurze Pausen, um die Landschaft zu genießen und die
Ruhe in mich einkehren zu lassen. Bei Fylingdale Moore mache ich die ersten richtig
guten Urlaubsfotos, außerdem zeigen sich die Yorkshire Dales in ihrer ganzen Farben-
pracht, wenn auch arg bewölkt. Das Bed and Breakfast House etwas außerhalb von
Thirsk finde ich auf Anhieb nicht, aber Passanten helfen mir weiter. Das Zimmer ist sehr
angenehm, hell und gut ausgestattet. In Thirsk haben heute die sehr populären Pferde-
rennen (und auch noch die letzten der Saison) stattgefunden, deshalb ist viel los und
aus dem gleichen Grunde hatte ich auch ganz schön Schwierigkeiten, überhaupt ein
Zimmer zu bekommen. Ich laufe 2,5 km bis in die City, aber nur in einem indischen
Restaurant finde ich ein Plätzchen zum Futtern. Das Essen ist allzu reichlich und mir
viel zu süß, für englische Verhältnisse aber nicht zu teuer.

Küste bei Fylingdale Moore Schwer beladen, das Mopped Yorkshire Moore

Tag 3:
Das reichhaltige traditionelle "Cooked Breakfast" mit Würstchen, dreieckigen Toastscheiben
mit Marmelade, gebratenen Speckscheiben, Eiern und Cereals schmeckt sehr gut, obwohl
ich die Besitzerin ein wenig beleidigt habe, als ich den angebotenen Yorkshire Pudding
etwas zu brüsk abweise... Erste Station des Tages ist Askrigg, das mit seinen Steinhäusern
als Kulisse für zahlreiche Szenen der 1980er Fernsehserie "Der Doktor und das liebe Vieh"
diente - für mich als Fan der Serie ein Pflichtprogramm. Die von der Houselady empfohlenen
Wasserfälle Ayrsgarth Falls liegen malerisch in einem kleinen Tal, über das sich eine alte
Steinbrücke spannt - nett anzusehen. Dann geht es quer über und durch die Penninen
[TOURENTIPP], die absolut umwerfende Ausblicke und sehr schmale Straßen bieten,
reichlich Fotos sind die direkte Folge davon. Ein weiterer Stopp bei den Wainwath
Falls - komisch, auch hier ist das Wasser seltsam braun und schäumt, eine vorbeiziehende
Wanderin meint, das kommt durch die aus den nahen Feldern angeschwemmten Dünger,
mir sah es fast nach Braunbier aus... Gegen 19:45 komme ich wieder an, während der
Regen stark zunimmt. Im örtlichen Pub wird bei 3 Bieren und einer Unterhaltung mit dem
Besitzer der Gaststätte der Abend beschlossen.

Das "Skeldale House"
in Askrigg
Die Ayrsgarth Falls Beschwingte Landschaften
und Straßen
Ein Häusschen im Grünen... Sanfte Hügel - markantes Kennzeichen
der Yorkshire Dales

Tag 4:
Die ersten 100 km gen Edinburgh dienen dem Kilometerfressen, dann folgt eine Fahrt durch
den Northumberland National Park. kurz entschlossen biege ich ab, als ich ein Hinweisschild
"Hadrian's Wall" sehe, leider habe ich eine der urältesten englischen Traditionen vergessen:
Der Eintritt kostet Geld... Naja, statt der geplanten Besichtigung picknicken wir halt, wie viele
Briten, einfach am Wegesrand. Die Tour Richtung Edinburgh ist nicht besonders aufregend,
an der "Grenze" zu Schottland werden zwei Fotos geschossen, während der dort dienst-
habende Piper seine Mittagspause genießt und sich in seinem Auto ein wenig ausruht. Das
Bed and Breakfast ist dank GPS recht schnell gefunden, beim Eintritt wird man gleich auf
Schottland eingestimmt: Der Teppich im ganzen Gebäude hat ein Tartanmuster... Das
Zimmer ist klein, aber OK, leider im 2. Stock, ich habe Mühe, meinen ganzen Klumpatsch
die Treppen herauf zu schleifen. Eine Kleinigkeit Essen will ich noch, deshalb wird ein
italienisches (!) Restaurant aufgesucht. Die bestellte Pizza für den "kleinen" Hunger ist
allerdings riesig - wie die meisten anderen Gerichte auch, wie ich beobachten kann. Der
italienische Besitzer gibt sich betont laut, fröhlich, jovial und stimmt gerne ein Liedchen
an - das lieben die Gäste sichtlich. Kurz entschlossen suche ich die "Royal Mile" auf und
sehe zahlreiche Hinweise auf die zur Zeit sehr populären "Horror-Tours", eine davon
nehme ich kurzerhand war. Nach einem kleinen Obulus von 10 Pfund wird man von einer
jungen Dame in exzentrischem Outfit durch zahlreiche dunkle Gassen und Katakomben
der Altstadt geführt, wobei sie zu jedem Ort sehr blumig die dort verübten Gräueltaten
beschreibt und gestenreich illustriert, wobei sie einige kleine Tricks nutzt (Licht aus, Tritte
gegen verborgene Holzpodeste usw.), um dem größtenteils jungen weiblichen Publikum
einige spitze Schreckensschreie zu entlocken - alles in Allem ein harmloser, aber unter-
haltsamer Spaß. Dadurch komme ich allerdings erst gegen etwa 00:30 wieder in meinem
Zimmer an, da die City etwa 3 Kilometer davon entfernt ist und einen kleinen
Fußmarsch bedingt.

Na endlich,
das Ziel ist erreicht!
Die Royal Mile bei Nacht Unheimlicher Zeitgenosse...

 

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TIPP:
- Die Yorkshire Dales und -Moores sind immer eine Reise wert, beliebt
   besonders bei Naturliebhabern, Malern und Wanderen.
- Die spätestens ab der Grenze zu Schottland immer wieder auftretenden
   Straßenhindernisse in Form von Schafen sollte man immer und überall
   erwarten - auch auf schnellen Überlandstraßen!

Letztes Update: 10.10.2009