Schweden - Norwegen 04.08. - 18.08.2001

-> TIPP

Tag 8: 
Das Wetter sah zwar immer noch etwas düster aus, ich beschloss aber
trotzdem, nach Norwegen einzureisen. Die E6 bis nach Oslo und die E18 
Richtung Kristiansand wurden stark von der Polizei kontrolliert, was die Fahrt 
ein wenig nervig machte. Als Entschädigung dann den landschaftlich schönsten
Campingplatz des ganzen Urlaubs gefunden und den Abend mit einem
Hamburger Pärchen im VW- Bus verplaudert.

Grimstad - Ist das eine Aussicht...und direkt vom Zelt aus!

Tag 9:
Ab Kristiansand fuhr ich die 9 bis an den Hardanger Naturschutzpark heran,
ein malerisches Kurvengeschlängel, wo das Moppedfahren wieder mal richtig 
Spass machte: Schnelle Kurven, leichte Hügel und eine fantastische Landschaft
liessen sowohl die Gashand als auch die Glückshormone kräftig rotieren. 
Felsformationen, der Byglandsfjord (guter Tip übrigens für Canyoning-
und Rafting- Fans) und der schier unendliche Wald ließen kaum Zweifel
aufkommen, das ich nicht zum letzten Mal in Nowegen war. Die Anfahrt zum
Hardanger wie erwartet a****kalt, leider setzte auch wieder Nieselregen ein.
Trotzdem fand ich bei Odda noch einen sehr nett am Sardvin- Fjord eingekesselt
vom Hardanger- Gebirge gelegenen Campingplatz. Angesichts der späten
Stunde und daraus resultierenden mangelhaften Einkaufsverhältnissen kaufte
ich einem Trüppchen Mecklenburger (die ihre Campingwagen zu einer Wagenburg
aufgebaut haben) zwei Büchsen Bier ab. Das Essen fiel dafür knapp aus - 
man muss halt Prioritäten setzen.

Byglandsfjord

Flechten und Moose
auf einem Felsen

Tag 10:
Bei Utne setzte ich über den Sørfjord nach Kvanndal über, um nach Bergen
zu gelangen. Hier passierte es mir das erste Mal seit meiner Mofa- Zeit, das
ein LKW versuchte, mich zu überholen. Der offenbar ortskundige Fahrer hatte
ein Tempo drauf, dass ich bei der schmalen und nassen Strasse (teils nur für 
EIN Auto geeignet) kaum vorlegen konnte. Leicht entnervt machte ich erstmal
eine Pause und liess die eilige Fracht passieren. In Bergen schloss ich mich
kurz einem Pärchen an, das ebenfalls den Eindruck der Ortskundigkeit erweckte, 
was sich aber als Trugschluss erwies: dreimal an der gleichen Brücke Maut 
bezahlen reichte mir (übrigens die einzige Stelle in Norwegen, wo ich als
Moppedfahrer Maut bezahlen musste, üblicherweise ist sonst immer "Fahrt frei").
Mittlerweile stark genervt vom chaotischen Verkehr, meiner Unfähigkeit das
heißersehnte Touristenziel "Brygge" zu finden und dem mal wieder einsetzenden
Regen stellte ich das Mopped kurz entschlossen am Hafen ab, machte die
obligatorischen Fotos und erstand (nach einigem Feilschen) den traditionellen
Norwegen- Pullover (hergestellt wahrscheinlich in Taiwan, dennoch hat mir
das Teil im Hardanger am nächsten Tag noch gute Dienste geleistet).
Schade eigentlich, Bergen ist bestimmt einen zweiten Blick wert. 
Wenn ich nochmal dorthin komme, fahre ich entweder mit dem Taxi in die City 
oder versuche es mal mit dem "italienischen" Fahrstil...
Die Krönung setzte dem Ganzen dann die Suche nach einer Unterkunft auf: 
Sämtliche Hütten (erwähnte ich schon, dass es mittlerweile Bindfäden regnete?)
waren natürlich belegt (meistens von armen Schweinen wie mir). Einen mir
zugewiesenen Platz von 2m x 3,5m für das Zelt (neben dem Haus des
Platzbesitzers) auf einem eigentlich guten Campingplatz lehnte ich dankend ab. 
Etwas außerhalb fand ich doch noch ein Plätzchen, 5m von der Hauptstrasse 
nach Bergen entfernt. Das ich noch "Glück" dabei hatte, merke ich erst, als
gegen 20:30 eine Familie mit Kind im Regen ihr Zelt neben meinem aufbaute
und berichtete, man habe die letzte Nacht im Auto auf dem IKEA- Parkplatz
verbracht. Egal, vier teure norwegische Lättøl später war mir allens gleich.

Alte hanseatische Kaufmannns-
häuser, die "Brygge"

Bild aus einem Reiseführer - no comment

Merkwürdiges Zelt - nicht meins!

Tag 11:
Der morgendliche Verkehr auf der Haupstrasse gleich nebenan ließ mich
früh um 05:30 den Tag beginnen, um 08:15 war ich reisefertig und frohen
Mutes verließ ich still diesen unwirtlichen Landstrich.
Ich schlug einen Bogen um Dale und Voss und überquerte den Eidfjord
bei Brimnes. Ab jetzt wurde es zwar erstmal kälter, dafür hatte der Regen
endlich ein Einsehen mit mir. Ich wusste sowieso nicht, womit ich die nordischen
Götter erzürnt haben konnte - an den reichlich gespendeten Opfergaben in Form
von "Met" am Abend zuvor konnte es nicht gelegen haben. :-)
Nach einem kurzen Abstecher zum größten Wasserfall Norwegens hatte ich
endlich Gelegenheit, den Hardanger in seiner ganzen Pracht zu genießen.
Für die knapp 70km auf dem Hardanger- Hochplateau brauchte ich fast 3 Stunden,
das Tempo reichte von Schrittgeschwindigkeit bis max. 40km/h. Das Gehirn hatte
sichtlich Mühe, die vielfältigen und atemberaubenden Eindrücke der kargen und
faszinierenden Landschaft zu verarbeiten. Ich blieb ein ums andere Mal stehen
und genoss die sich mir bietende Vielfalt. Offensichtlich wenig berührt von den
Eindrücken krachten unterdessen einige Norweger mit Thermokombi auf ihren
Yoghurtbechern die kurvenreiche Strasse an mir vorbei - man kann nicht alles haben.
Bis knapp hinter Oslo fuhr ich an diesem Tag dennoch (550km!), ich wollte
Norwegen hinter mir lassen - die Regentage in Bergen hatten ihren Tribut gefordert.

Hardangervidda National- Park

Vom Eis gesprengter Felsen

Skyttarbudalen - Gletschergebiet

Tag 12:
Da ich noch reichlich Zeit übrig hatte, entschloss ich mich noch zu einer Städtetour.
Oslo ließ ich allerdings links liegen: trotz seiner "nur" 750.000 ständigen Bewohner
hatte es für mich (zugegebenermaßen nur nach meinem flüchtigen Eindruck) den
Flair einer Millionenstadt. Daher hatte ich mir Göteborg ausgesucht, das eh' auf meiner
Reiseroute lag.  Also den einzigen Drei-Sterne- Campingplatz angefahren, der zudem
noch sehr günstig in der Nähe der City lag. Am nächsten Tag machte ich mich zu Fuß,
ausgerüstet mit Rucksack, Kamera, Kartenmaterial und der Göteborg- Städtekarte
(kostet 35.-, dafür bekommt man Eintrittsermäßigung in vielen Museen und öffentlichen
Einrichtungen) auf den Weg in die Stadt. Die Sonne meinte es mit 28 Grad seht gut
und der Marsch über die schönen Strassen und Plätze Göteborgs rückte mein von
Bergen her etwas getrübtes Skandinavien- Bild wieder gerade. Ich besichtigte das
ehemalige Haus der Ostindienkompanie, das "Maritima Centrum" und das Schifffahrts-
museum. Das Maritima Centrum hatte es mir bald schon angetan: ausgemusterte
Schiffe aller Klassen waren hier versammelt und ließen sich bei einem Rundgang von
oben nach unten vollständig besichtigen! Ich bin mir sicher, das in Deutschland ein
derartig offenes Museum schon aus Sicherheitsgründen praktisch nicht realisierbar
wäre schade drum, denn selbst wasserscheuen Gesellen wie mir hat das Herum-
kraxeln (ein wenig sportlich sollte man sein) auf, über und unter dem Wasserspiegel
(ein U-Boot ist auch dabei) sehr viel Spaß gemacht. Ich kehrte noch in ein paar
Bistros und Cafes ein und genoss den herrlichen Sonnenschein bis 10:00 im Freien.
Nach dem obligaten Abendessen (italienische Nudeln aus der Vakuumverpackung,
auch in Skandinavien überall erhältlich...) und ein paar Bieren vor dem
Zelt wurde mit einem Pärchen aus dem Hessischen noch ein wenig Benzin geredet.

Altstadt Göteborg

Einer der ersten IBM- Computer in Schweden (Museum Ostindienhaus) :-)

Maritima- Centrum in Göteborg

Leuchtfeuerschiff "Fladen" - Ankerketten

Tiefensteuerstand des U-Boots "Nordkarparen"

Schifferknoten im Schifffahrtsmuseum

Tag 13:
Nach dem Frühstück fuhr ich noch die ganze Westküste Schwedens entlang,
an der sich jede Menge malerische, zum Teil recht alte Badeorte fanden. 
Hätte ich hier eigentlich gar nicht erwartet, die Ortschaften gefielen mir aber deutlich
besser als so mancher überlaufene Badeort in Dänemark. Mittlerweile gelüstete
es mich aber verstärkt auf ein ordinäres deutsches Schnitzel (was Wunder nach
2 Wochen Tütennudeln), also nahm ich kurz entschlossen die Fähre über Helsingborg-Helsingør und quälte mich 2 1/2 Stunden über die Autobahn bis zur
Fähre Rødby-Puttgarden. In Rekordzeit hatte ich das Zelt aufgebaut und flitzte
gerade noch rechtzeitig in die örtliche Dorfgaststube. Welch simples Vergnügen,
für mich aber willkommene Labsal, standen bereit: Ein preiswertes Weizenbier
und ein Wiener Schnitzel. Nicht, das mich jetzt jemand falsch versteht:
Die Preise in Norwegen sind trotz leichter Beruhigung immer noch gepfeffert,
sodass meine leicht von Schwund geplagte Urlaubskasse mir nahe gelegt hatte,
doch statt im 3- Sterne Restaurant besser im Supermarkt nach der Tages-
verpflegung zu sehen. Jede Veränderung dieses Zustandes konnte also
nur zwangsläufig eine Verbesserung darstellen.

Tag 14:
Der Tag der Heimreise war da und ließ mich mit Grausen an die bevorstehenden
600km Autobahn denken. Ich hatte mir aber ein freiwilliges Limit von maximal
130km/h auferlegt, sodass die Heimfahrt zwar langsam, aber dafür erstaunlich
stressfrei über die Bühne ging. Sollte ich öfter so machen. 

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TIPP:
- Das Wetter in Skandinavien ist in der Nebensaison arg unberechenbar, man
sollte stets mit wechselnden Bedingungen rechnen. Warme Kleidung aber auch
Badeshorts gehören unbedingt ins Gepäck. 
- Niemals in der Nähe der Grenzen Geld wechseln oder einkaufen. Neben dem
üblichen Skandinavien- Aufschlag scheinen die Preise hier noch einmal
besonders kräftig anzusteigen. 

Letztes Update: 16.04.2004