Sizilien 07.09. - 02.10.2013

Tag 9 (Milazzo-Schiffstour-Eolische Inseln):

Nach dem Frühstück geht's zu Fuß Richtung Fähre, jede Menge Hutverkäufer
wollen einem auf Biegen und Brechen eine Kopfbedeckung verkaufen, die
sind aber eher was für "ältere" Herrschaften, zu denen ich mich (noch) nicht
zähle. Einer ist hartnäckig und läuft mir hinterher, aber ich kann ihn abwimmeln.
Sein Berufsstolz ist endgültig geknickt, als er sieht, das ich bei einem Kollegen
eine Kappe erstehe (die er nicht hatte) - Das Leben ist hart... :-) Die Fähre ist,
scheint's, bis auf den letzten Platz belegt, ob man von den Inseln angesichts
der Menschenmassen überhaupt noch was zu Gesicht bekommt? Doch, klappt,
man muß nur die Lücken zwischen den über die Bordwand ragenden Köpfen
nutzen, dann geht's... :-) Panarea ist sehenswert, winzige Sträßchen, in denen
zumeist Elektrokarren als Taxis hin- und herflitzen, um die Touristen entweder
zum Strand oder einer archäologischen Stätte zu kutschieren. Ich laufe dagegen
ein paar der Straßen ab, genieße die Ausblicke und trete noch ein wenig
Wasser. Wenn ich im Ort eine Badehose hätte kaufen können, wäre ich
schwimmen gegangen, aber auch so war's schön. Ich denke, nachdem die
täglichen Touriboote wieder abgelegt haben, sind die Einheimischen praktisch
wieder unter sich, abgesehen vom gelegentlichen Grummeln des Vulkans...
Der Bootskapitän fährt auf Stromboli recht dicht am Dörflein Ginostra vorbei,
das sich angeblich rühmen kann, den kleinsten Hafen der Welt zu besitzen.
Beim Anlegen eines anderen Touristenbootes in Stromboli fällt doch tatsäch-
lich einer der Stewards ins Wasser...und eine ordentliche Ratsche am Arm
hat er sich auch noch geholt - wie peinlich - er trägt's mit Fassung. Das
Städtchen Stromboli selbst ist zwar größer als Panarea, hat meiner Meinung
nach aber nicht dessen Ausstrahlung. Hier erstehe ich für Freund Dieter nach
telefonischer Absprache eine Kachel für dessen Hauswand, wobei man mir
glaubhaft versichert, die Kachel sei in der Glut des Vulkans gebrannt
worden... An einer kleinen Bar bekomme ich tatsächlich ein Radler, genauer
gesagt, zwei - genau das hat mir gefehlt. Nach dem obligatorischen Strand-
besuch mit Wassertreten geht's wieder an Bord. Nach dem Ablegen wartet
der Kapitän noch ein paar Meter vor dem Anleger und richtig, ein
verspätetes Pärchen taucht noch auf - der Kapitän kennt eben seine
Pappenheimer. Das Essen an Bord schenke ich mir, einerseits ist's zu voll,
andererseits kann ich mir so einen guten Standplatz an der Reling für die
Vorbeifahrt an der "Feuerrutsche" des Vulkans sichern. Zuerst noch wenig
spektakulär, aber je dunkler es wird, umso lebhafter kann man die rötlichen
Ausbrüche, die Rauchsäulen und die fliegenden Lavabrocken sehen. Ein
Schauspiel, das sich bei einer Nachtwanderung zum Gipfel noch besser
sehen läßt, wie man sogar aus der Ferne an den Blitzlichtern der Foto-
grafen auf dem Gipfel beobachten kann - das werde ich noch nachholen!
Den Abschluss findet der Tag im selben Ristorante am Hafen wie Gestern
- Ich habe Hunger! Danach schwächle ich stark, kein Wunder nach
diesem ereignisreichen Tag. Und er ist noch nicht zu Ende: Auf den paar
hundert Metern zum B&B erwischt mich noch ein heftiger Regensturm
- Wo kommt der bloß her? Vom Schiff aus war alles wolkenlos....
 

 
Der Stromboli ist schon
in Sichtweite
Fantastische Lava-
Formationen...
...finden sich überall
Panarea lockt mit... ...wunderschönen... ...Fotomotiven
Ein Fest der Farben... ...und Formen Lavagrotte
Das Dienstfahrzeug der
Polizeistation auf Stromboli -
ein Elektroauto...
Was sich jeder
Tourist wünscht!
Malerische Gassen
Das Geschäft blüht Markante Lavainsel Der Stromboli wartet
Es wird dunkler... ...und die Ausbrüche...
...immer besser sichtbar Darauf wird fieberhaft gewartet!

Tag 10 (Milazzo-Cefalu, ca. 330 km):

Ich wache von einem heftigen Donnerschlag auf - irgendwo in der Nähe
hat der Blitz eingeschlagen. Ich kann das Mopped zwar im Trockenen
beladen, aber kurz danach muß ich doch die Regenhose anziehen,
einige Straßen sind teils ordentlich überflutet. Der Regen nimmt zeitweise
apokalyptische Ausmaße an, daher kürze ich diesmal die Route aus
Eigenschutz ab, da in den Bergen der Regen festhängt. Tindari wird
daher nicht angefahren, ein schnelles Foto vom laufenden Mopped aus
und weiter geht's an der Küste entlang, wo es trockener aussieht.
Einen kleinen Abstecher ins Gebirge mache ich doch noch, als sich das
Wetter bessert: eine tolle, sehr kurvige, aber auch bucklige Piste führt
bis auf 1500 m, zeitweise ist's total vernebelt. Auf der Straße bekommt
man so ziemlich Alles zu sehen: Steine, kleine Äste, Laub, überfahrene
Katzen, Füchse und auch Hunde...Verdammt, das letzte Viech lebt
noch und pennt schlichtweg auf der Straße, im Moment, als ich's
passieren will, steht der dumme Köter auf und rennt mir genau ins
Vorderrad. Ich bremse, was das Zeug hält, halte den Lenker aber
gerade, sonst lege ich mich ganz sicher hin, ich erwische das Viech
und kann hören, wie es an der Leitplanke einschlägt, halte aber nicht
an, da ich froh bin, mich nicht hingelegt zu haben. Man mag mich für
herzlos halten, aber im Rückspiegel sehe ich noch, wie der Hund sich
aufrappelt und im Gebüsch verschwindet. Ufff, Adrenalin pur! In Cefalu
lande ich in einer Fußgängerzone, um mein B&B zu finden - parken
darf man da aber eigentlich nicht... Ich lade also schnell ab und suche
eine geschlagene halbe Stunde nach einem Parkplatz, finde aber nur
am Hafen was Legales, eine Viertelstunde Fußmarsch von der Unter-
kunft entfernt. Entsprechend bedient bin ich, besonders, da ich nach
Duschen und Klamottenwechsel nochmals an den Hafen marschieren
muß, um den extra für diesen Urlaub gekauften GPS- Tracker zu
installieren und aktivieren. Der Nächste, der mich anspricht, fängt sich
eine, soviel steht fest! Ich beruhige mich aber wieder etwas und sehe
mir das Städtchen ein wenig an, eine traumhafte Lage mit feinem Sand-
strand, die Altstadt ein atemberaubend schöner Anblick, daher aller-
dings auch total überlaufen. Meine Meinung festigt sich: Lieber
Naturschönheiten als Städte besichtigen... Am Strand etwas abseits
finde ich ein gutes Ristorante und unterhalte mich nett auf Englisch
mit einem holländischen Pärchen am Nebentisch.

 
Ausblick in die Bergwelt Siziliens Cefalu ist sehenswert Strandpromenade
Die Altstadt liegt malerisch... ...auf einem Felsvorsprung Die große Piazza

Tag 11 (Cefalu-Palermo, ca. 280 km):

Der Tag beginnt so schlecht, wie er gestern aufgehört hat, vom Abend-
essen mal abgesehen: ich versuche während der "Öffnungszeiten" der
Innenstadt (bis 09:30 darf die historische Innenstadt von Jedem befahren
werden) mein Mopped vor dem Hotel zu parken und zu beladen. Es soll
aber wohl nicht sein: Mein Navi will mich immer wieder gegen Einbahn-
straßen lotsen, bis ich entnervt aufgebe und wieder Richtung Hafen
umdrehe, um mich von dieser Seite so nahe wie möglich ans Hotel zu
pirschen. In einer Seitenstraße parke ich das Mopped und latsche dreimal
mit Gepäck beladen zum Fahrzeug, bis alles am Platz ist. Für Frühstück
ist natürlich keine Zeit mehr angesichts der schon überschrittenen "Frei-
stunde". Ich ziehe mich auf der Straße um (mir ist eh' schon alles egal...)
und rödele das Gepäck auf. Trotzdem meckert mich noch ein Polizist an,
ich komme aber nochmal davon - Puh, nix wie raus hier! Die ausgesuchte
Strecke ins Gebirge macht aber wieder Spaß, ich verabrede mich mit den
Freunden Benno und Hilde (die einige Tage vor mir nach Sizilien geflogen
und mit dem Mietwagen unterwegs sind) im Städtchen Prizzi, das halb-
wegs auf beider Route liegt. Lustig, sich mitten in Sizilien zu treffen, man
unterhält sich über die jeweiligen Erfahrungen in und mit Sizilien, außerdem
spricht uns noch ein älterer Herr an, der lange Zeit als Gastarbeiter in
Deutschland gearbeitet hat, seine Kinder wohnen auch dort und so fährt
er alle paar Monate einmal mit dem Zug nach Deutschland, um sie dort
zu treffen. Schließlich gehen die Freunde ihrer Wege und ich steuere
Palermo, mein Tagesziel, an. Der Verkehr ist ebenso chaotisch wie in
Rom, ich finde aber auf Anhieb mein B&B, lediglich mein Mopped darf
ich in der gelb markierten Zone nicht stehenlassen, wie mir die Dame des
Hauses versichert. Aber direkt vorm Haus ist noch ein blau markierter
Bereich, den ich nutzen darf. Beim Ausparken passiert's prompt: mein
Fuß rutscht ab und ich kippe auf einen Roller, der ebenfalls gerade
ausparken will. Mit vereinten Kräften heben wir die schwere BMW
wieder in die Waagerechte. Resultat: Griffgummi gelockert, Spiegel
lose und Griffarmatur verdreht - nichts Gravierendes. Der Scooter hat
womöglich eine neue Schramme abbekommen, was der Besitzer aber
mit einem Schulterzucken abtut... Mein Dank, auch für die Hilfe, ist ihm
gewiß. Das B&B Zimmer ist hochherrschaftlich, mit einer gediegenen
Einrichtung im alten Stil - sieht man in dieser Preisklasse nicht so häufig.
Ein paar Besorgungen wollen getätigt werden, gegenüber findet sich
tatsächlich ein Uhrmacher, der das fast gerissene Armband meiner Arm-
banduhr ersetzt, in einem Supermarkt erstehe ich buchstäblich eine
Minute vor Ladenschluß neben Getränkenachschub auch Sekunden-
kleber, um den losen Griffgummi der BMW wieder zu befestigen.
Nachdem dies erledigt ist (Dusche nebst Klamottenwechsel war schon
vorher fällig), geht es in die City, Essen fassen. Da ich gerne am Hafen
sitze und den Blick aufs Wasser genieße, versuche ich's dort zuerst -
Palermo enttäuscht mich da allerdings ein wenig, am Yachthafen ist
kein einziges Restaurant zu finden, lediglich ein paar Imbißbuden. Als
ich gerade umdrehen will, finde ich doch noch was, etwas zu spät
realisiere ich, das dies ein auf Fischspezialitäten ausgerichtetes
Ristorante ist und bescheide mich mit einem der wenigen Gerichte auf
der Karte, die nicht mit Ingredienzen aus dem Wasser gekocht wird:
Spaghetti al Olio, die recht scharf mit Pepperoni angemacht sind, aber
mir für Heute auch genügen, der restliche Hunger wird weggetrunken...

Die Bergwelt Siziliens... ...überrascht immer wieder... ...mit anderen Ansichten
Das Wetter hält sich In Palermo riecht es zuweilen...
Leider in ganz Sizilien (und auch
Italien) nicht selten anzutreffen

Tag 12 (Palermo-Besichtigungstour)

Nach dem Frühstück wappne ich mich für Palermo. Einige Piazzen
werden besichtigt, einige Brunnen wie die Fontana Pretoria angelaufen,
die Piazza Quattro Canti ist besonders eindrucksvoll mit ihren konkav
gewölbten Hausfassaden, aber mir ist, ehrlich gesagt, Palermo zu laut,
zu eng, zu chaotisch. In Rom ist es zwar ähnlich, aber man findet auch
Orte der Ruhe, die Straßen sind weitläufiger. In Palermo ist man praktisch
ständig von Lärm und Abgasen umgeben, mir fällt das Atmen fast schon
schwer. Man muß vermutlich in einer solchen Stadt geboren sein, um sie
zu lieben. Der Hafen schließlich erlaubt ein wenig Entspannung, ein Eis
später geht es mir wieder besser. Die Kathedrale ist recht eindrucksvoll,
der Normannenpalast wird als nächste Station angesteuert, da komme
ich aber wegen meines Fotorucksacks leider nicht rein. Na gut, ein
kleines Vorabendnickerchen hat noch Keinem geschadet... Danach finde
ich eine Buchhandlung, die auch Musik- und Video-CD's/DVD's im
Sortiment hat, auf Verdacht erstehe ich eine CD mit sizilianischer Musik,
mal hören, ob da was Brauchbares für die Urlaubs- DVD dabei ist. Das
bunte Abendleben konzentriert sich offenbar rund um das Theatro
Massimo, reichlich Cafés, Bars, Ristorante, Rosticcheria, Osteria,
Birreira, Pizzerien undwasweissich versammeln sich dort, der Trubel ist
unbeschreiblich. Der Fernseher der Pizzeria zeigt ein Fußballspiel
Neapel vs. Dortmund, bin gespannt, wer besser ist... Die zahlreichen
Straßenverkäufer mit ihren Rosen, handgemachten Figuren und
sonstigen Artikeln gehen mir langsam auf die Nerven, sie sind zwar
nicht aggressiv, aber äußerst zahlreich, manchmal hat man keine 5
Minuten Ruhe... Dortmund verliert verdient 2:1 - Neapel war einfach
besser - während sich einer der Kellner förmlich im Eilschritt zerreißt,
um die Wünsche der Gäste zu erfüllen. 

Die Fontana Pretoria Piazza de Quattro Canti Der Herr lächelt zufrieden...

Der Dom - prachtvoll Eine Hochzeitskutsche? Reich verzierte Altäre...
...schmücken das Innere
des Doms
Ein ganzer Straßenzug
voller Anitiquitäten


 

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TIPP:
- Kameras bzw. Objektive schaffen es in der Dunkelheit
  kaum, ein scharfes Bild vom Stromboli festzuhalten,
  besonders von einem schwankenden Schiff aus, besser
  geeignet ist ein Fernglas, selbst mein kleines "Opernglas"
  war hier sehr hilfreich.
- Cefalu niemals, niemals, niemals mit eigenem Fahrzeug
  anfahren - Hoffnungslos!
- Die schönen Straßen im Gebirge fressen unglaublich viel Zeit, das
  gilt es bei der Planung zu berücksichtigen. 
- Einige Ecken von Palermo sind in der Tat etwas "düster", sogar
  die Straßenbeleuchtung funktioniert nicht...

Letztes Update: 14.10.2013