Sizilien 07.09. - 02.10.2013

Tag 13 (Palermo-Marinella, ca. 225 km):

Die Abfahrt aus Palermo klappt besser als befürchtet, den Verkehr
kann ich recht zügig hinter mich bringen. Auf einem Parkplatz an der
Autobahn befestige ich den linken Spiegel wieder, der sich beim
Ausrutscher vorgestern gelockert hat. Leider kann ich sowohl Segesta
als auch Erice nur kurz anfahren und 1-2 Fotos schießen, mit Gepäck
und im Lederzeug will ich bei etwa 27 Grad nicht herumlaufen -
schlecht geplant... 2 mal verfranse ich mich auch noch, was einige Zeit
kostet, aber mangels weiterer "Termine" habe ich ja Zeit genug. In
Marsala treffe ich Benno und Hilde noch einmal, bevor die beiden am
selben Abend noch heimfliegen. Für Selinunte ist's zu spät, eventuell
lasse ich auch das zugunsten von Agrigent sausen, mal sehen. Der Ort
Marinella ist fast ausgestorben, das Hotel habe ich fast für mich alleine,
viele Restaurants sind auch schon geschlossen, man merkt dem Ort
aber auch deutlich an, das hier im Sommer der Teufel los ist: Der Strand,
das nahe Selinunte und die unzähligen Souvenirshops. In der Bar gibt's
eine gute Lasagne, aber nicht recht warm und zu wenig, darum bestelle
ich mir noch einen Cheeseburger... Die Musik ist gut, man spielt John
Mayall. Aber sogar hier wird man von Straßenverkäufern heimgesucht.

Tempel in Segesta - leider
nur aus der Ferne
Kleiner Ausblick auf Erice
Schön gelegene Stadt mit Ausblick,
müßte Trapani sein
Teil des Strandes in Marinella 

Tag 14 (Marinella-Agrigent, ca. 160 km):

Der Hotelbesitzer (der recht gut Deutsch spricht) erlaubt mir, mein Gepäck
in einem Nebenraum zu lagern, so kann ich zu Fuß Selinunte erwandern
- meinen Dank von dieser Stelle aus nochmals dafür! Selinunte will
erkämpft werden, aber man bekommt durchaus was geboten: 2 Tempel-
fragmente, ein Riesen- Trümmerfeld und die Überreste einer antiken,
befestigten Stadt, verstreut auf einem großen Areal. Es ist heiß... Wieder
im Hotel quäle ich mich buchstäblich ins Lederzeug und belade das
Mopped. Zum zauberhaften Bergstädtchen Caltabellotta führt mich das
Navi über Straßen, die kaum noch als solche zu erkennen sind. Vom
obersten Zipfel des Städtchens hat man einen fabelhaften Ausblick auf
die Landschaft. Die Rückfahrt führt zuerst durch einige ultrasteile Gassen,
in denen ich einige Male auch Spitzkehren zu bezwingen habe, was mir
zusätzlich den Angstschweiß auf die Stirn treibt... Eraclea Minoa ist
geschlossen, warum auch immer, fahren wir halt weiter. Mein Navi will
mich beharrlich von der Hauptstraße nach Agrigent, meinem Etappenziel,
fernhalten, was mich über die ehemalige Hauptstrecke führt, die nun aber,
da die Schnellstraße existiert, von niemandem mehr befahren und auch
nicht mehr instand gehalten wird, wie ich schnell merke: Selbst in der
Fahrbahnmitte peitscht mir das Gebüsch vom Straßenrand ins Gesicht,
die Breite der Fahrbahn ist nicht immer klar auszumachen. Kurz vor
dem Ziel bekomme ich noch einen kurzen Vorgeschmack auf das "Valle
dei Templi", hier stehen tatsächlich zahlreiche Tempelruinen herum. In
Agrigent merke ich wieder einmal, wie gut es wahr, vor dem Urlaub die
Adressen der Unterkünfte vorab mittels Google Earth und Google
StreetView zu kontrollieren und die Wegpunkte für's Navi dorthin zu
setzen - das heutige Ziel hätte ich z. B. sonst kaum gefunden: es gehört
zwar zur Hauptstraße, liegt aber 10 m tiefer in einer Stichstraße. Der
Besitzer des B&B spricht nur Italienisch und kommt nach einem
Telefonat innerhalb weniger Minuten angefahren. Mit Händen und
Füßen und der Hilfe von Google (schon wieder...) Translator kommen
wir aber prima klar, er zeigt mir noch auf einer Karte die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten und einige gute Restaurants. So, heute ist wieder
Waschtag! Stellt sich wieder die Frage des Wie... Das Waschbecken
ist, wie das vom letzten Mal undicht, die Dusche nicht abdichtbar.
Der Mülleimer? Ist zwar aus Plastik, hat aber ein Lochmuster, eine
Schüssel oder etwas Ähnliches kann ich nicht finden. Aber die Plastik-
tüte im Mülleimer ist neu, daher kann dieser doch genutzt werden: Er
wird mit heißem Wasser aus dem Waschbecken befüllt, dann Wasch-
mittel aus der Tube dazu und los geht's, ausgewaschen wird das Ganze
in der Dusche unter fließend Wasser, ausgewrungen und anschließend
im Kleiderschrank auf Bügeln zum Trocknen aufgehängt. Das Mopped
bekommt auch etwas Pflege, mit dem abgeschnittenen Hals einer
Plastikflasche Wasser wird ein Trichter hergestellt und ein kleiner
Schluck Öl nachgefüllt, wobei durch Kleckerei der linke Vergaser
und der Straßenteer auch eine Ölung abbekommen. Agrigent ist nicht
allzu gross, die Hauptstraße durch die historische Altstadt ist von
Touristen völlig überlaufen und demnach kein vernünftiger Platz für das
Abendessen zu finden. Auffallend: in der Altstadt wird eifrig geschwätzt,
ein riesiger Vogelschwarm tut es den Einheimischen gleich und veranstaltet
einen Höllenlärm in den Bäumen - das hatte ich in Marinella schon
einmal. Etwas abseits des Trubels findet sich ein hervorragendes
Ristorante, das, wie ich mit Freuden feststelle, Schnitzel auf der Karte
hat - nach 2 Wochen Pizza und Pasta endlich mal was Handfestes
(obwohl ich italienisches Essen wirklich schätze) zwischen die Zähne!
Als ich der Bedienung auf Englisch erklären will, warum ich ein Schnitzel
haben will, mißversteht sie mich völlig und meint, ich wollte Pasta haben.
Einem des Englischen mächtigen Kellner erkläre ich dann meinen völlig
nach hinten losgegangenen kleinen Scherz... Ich muß feststellen, das
ich total von Mücken zerstochen bin, keine Ahnung, wann das passiert
ist. Der englischsprechende Kellner ist sehr umtriebig: er will mir ein
Haus zur Miete in Cefalu schmackhaft machen und bittet um meine
Mailadresse, neben dem Kellnern steht er auch noch an der Straße
und verkauft noch irgendwas an vorbeikommende Passanten.

   
Selinunte... ...bietet reichlich... ...Anschauungmaterial... 
 
...für Fotografen und... ...Archäologen Caltabellotta 
     
Die "Häuserschlucht" Die alte Kirche Die Wäsche ist gemacht! 

Tag 15 (Agrigent-Besichtigungstour):

Der Tipp des Gastgebers, die "Scala dei Turki", werden zuerst an-
gefahren, eine malerische Kalk- oder Kreidefelsenformation etwas
außerhalb, ähnlich der Klippen von Dover, aber nicht so groß. Dann
geht's ins "Valle dei Templi", der Eintritt kostet satte 10 Euro, die
Übersichtskarte nochmal einen Euro, aber das ist es wert: einige
wirklich imposante Tempelanlagen warten auf in der Sonne Siziliens
schwitzende Touristen aus Frankreich, den Niederlanden, Amerika,
der Schweiz, Deutschland und aus Japan (in der Reihenfolge der
Anzahl, die ich feststellen kann...). Die Fotos dürften sensationell gut
aussehen bei diesen Lichtverhältnissen: Sonne, blauer Himmel und ein
paar Schönwetterwolken. Stunden später, zurück im B&B, muß ich
einige Dinge erledigen: Geld abheben, im Supermarkt was zum Trinken
holen, duschen nebst Klamottenwechsel und dann evtl noch ein
Museumsbesuch. Zuerst lockt mich allerdings ein Eiscafe... :-) Der
B&B Besitzer will mich unbedingt noch ins Archäologische Museum
locken, er ruft sogar noch an, ob's geöffnet ist. Na gut, versuchen wir
das auch noch und steigen nochmal auf's Mopped. Parken kostet
2 Euro, der Eintritt nochmal 8... Das Museum ist recht übersichtlich,
hat viel aus griechischer und römischer Zeit zu bieten, teils in ausge-
zeichnetem Zustand, dennoch ist mir der Preis zu hoch für das Gebotene.
Die kleine alte Kirche nebenan kann ich mir nicht ansehen, dort findet
gerade eine Hochzeit statt. Angesichts der vielen in schwarz gekleideten
Herren mit Sonnenbrille könnte sich fast der Verdacht aufdrängen, das
dort gerade eine M*fiahochzeit stattfindet... ;-) Zurück im B&B geht
es unter die Dusche, dann suche ich mir ein Ristorante. Die Stadt ist
erwacht, gegen 16:00 waren die Straßen noch wie leergefegt, jetzt
wird auf Teufel komm raus flaniert, gegessen, getrunken und
gesmartphoned (neue Wortschöpfung von mir, steht für: Telefonieren,
Internetsurfen, Social Networking, E-Mailen etc.), logisch, daß auf
der Hauptstraße der historischen Altstadt, der Via Atenea, kein
freies Plätzchen zu bekommen ist, daher marschiere ich wieder ins
Ristorante von Gestern, das war recht gut. Der Wirt freut sich
sichtlich, das ich wieder auftauche, er nimmt dies offenbar (zu recht)
als Kompliment meinerseits für sein Angebot. Als ich losgezogen bin,
zeigte das Thermometer noch satte 24 Grad, um 21:30 wird's doch
tatsächlich kühl draussen...! Vielleicht empfinde ich's auch nur so,
weil ich mir im Tal der Tempel einen mittleren Sonnenbrand geholt
habe.

Die Scala dei Turki... ...sind absolut sehenswert Tempelanlage in Agrigent
Erstklassige Fotomotive... ...und zugleich... ...beeindruckende...
...Architektur Felsengräber Kurioser Baumwuchs
Die Tempelanlagen müssen in... ...ihrer Zeit einen fantastischen... ...Anblick geboten haben
Erstklassig erhaltene... ...Zeugnisse der Vergangenheit... ...bietet das Museum

Tag 16 (Agrigent-Noto, ca. 260 km):

Der Tag beginnt gut, sonniges Wetter und eine schöne Strecke, die Villa
del Casale fahre ich zwar an, aber der Bezahl- Parkplatz und die Reise-
busse schrecken mich dermaßen ab, das ich wieder umdrehe. Die Straße
schraubt sich allmählich kaum bemerkbar bis auf 850 m hoch. Gegen
Nachmittag werde ich allmählich von dunklen Wolken eingekreist. Ich
versuche, das Regengebiet zu umfahren, aber ich habe keine Chance:
die einzig mögliche Strecke führt direkt ins Gewitter, die Straßen sind
überflutet, es donnert und blitzt. Als ich mich auf den rutschigen Straßen
auch noch fast hinlege, reicht es mir: im nächsten Dorf suche ich mir unter
einem Balkon ein trockenes Eckchen aus. Das Unwetter sitzt genau über
mir und selbst nach einer 3/4 Stunde Warten wird es nicht besser, im
Gegenteil, das Gewitter kommt zurück... Nach satten 1 1/2 Stunden
Warterei hört es soweit auf, das ich mich weitertrauen kann, also Regen-
sachen an und die restlichen 30 km bis nach Noto zurückgelegt. Die
Anfahrt gestaltet sich auf den letzten paar Metern zum Alptraum: die
Altstadt besteht aus winzigen Straßen, steil und mit jetzt nassem Kopf-
steinpflaster, jeden Moment kann ich auf der Nase liegen, ich traue mich
kaum, die vordere Bremse zu benutzen. Das B&B ist zum Glück direkt
gefunden, ein Parkplatz vor dem Haus ist auch frei und der Besitzer wartet
auf mich - Ufff! Rasch geduscht und ab in die wunderschöne Altstadt mit
ihren zahllosen Kirchen. In einer beginnt in dem Moment, als ich sie betrete,
der Abendgottesdienst - flüchten geht nicht mehr, daher setze ich mich brav
auf eine Bank und warte auf eine günstige Gelegenheit, das Gotteshaus zu
verlassen. Die bietet sich erst nach einigen Gebeten, darunter ein "Vater
unser" auf Italienisch... Ich schieße noch einige Fotos in der City, dann
meldet sich der Hunger, die vom Gastgeber empfohlene Trattoria finde
ich zwar nicht, dafür aber eine gute Touristenpizzeria, die mir eine höllisch
scharfe Pizza serviert. Einige Biere sind die direkte Folge davon... ;-)
Bisher habe ich mit den Unterkünften Glück gehabt, hoffentlich bleibt das
so. Vor dem Zubettgehen habe ich oft noch so Einiges zu erledigen, so
auch Heute: Überspielen von Videos der Actioncam auf das Laptop,
Laden des kleinen Navis (für Besichtigungstouren sinnvoll!), Kopieren
von Fotos der Spiegelreflex auf das Laptop, Laden des iPhone, Checken
der dienstlichen und privaten E-Mails, Stellen des iPhone Weckers,
Sortieren bzw. Tausch der Klamotten, evtl. Trocknen naßgewordener
Sachen, Prüfen der nächsten Fahrtstrecke, Bereitlegen der Unterlagen
für die nächste Unterkunft - So ein Urlaub ist kein Vergnügen... :-)

Die Stadt Piazza Armerina Verzauberte Bäume? Ein heftiges Gewitter

 
Die Kirchen in Noto... ...sind Innen wie Außen
eine Augenweide
Auch die Balkone... 
   
...sind kunstvoll gestaltet Die restlichen Gebäude... 
   
...in Noto begeistern... ...ebenfalls durch ihren Anblick

 

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TIPP:
- Mit dem beladenen Mopped und im Lederzeug ist es in
  Sizilien schwierig bis unmöglich, größere Besichtigungs-
  touren zu unternehmen, das klappt in kühleren Ländern
  deutlich besser... ;-)
- Die Polizei scheint besonders die späten Nachmittags-
  stunden/frühen Abendstunden für Kontrollen zu lieben - Aufgepasst!
- Wenn's in Sizilien regnet, dann entweder nur ein paar Tropfen
  oder der Weltuntergang droht... Meist dauert der Zauber aber
  nicht allzu lange.
- Sizilien ist nicht billig, einige Dinge schlagen recht heftig auf's
  Portemonnaie: Sprit ( in D ungefähr 1,60 Euro, in Italien 1,85,
  in Rom sogar über 1,90! Die Eintrittsgebühren für diverse
  Sehenswürdigkeiten schlagen ebenfalls recht kräftig zu Buche.

Letztes Update: 14.10.2013