Tag 13 (Palermo-Marinella, ca. 225 km):
Die Abfahrt aus Palermo klappt besser als befürchtet, den Verkehr
kann ich recht zügig hinter mich bringen. Auf einem Parkplatz an der
Autobahn befestige ich den linken Spiegel wieder, der sich beim
Ausrutscher vorgestern gelockert hat. Leider kann ich sowohl Segesta
als auch Erice nur kurz anfahren und 1-2 Fotos schießen, mit Gepäck
und im Lederzeug will ich bei etwa 27 Grad nicht herumlaufen -
schlecht geplant... 2 mal verfranse ich mich auch noch, was einige
Zeit kostet, aber mangels weiterer "Termine" habe ich ja Zeit
genug. In Marsala treffe ich Benno und Hilde noch einmal, bevor die
beiden am selben Abend noch heimfliegen. Für Selinunte ist's zu
spät, eventuell lasse ich auch das zugunsten von Agrigent sausen,
mal sehen. Der Ort Marinella ist fast ausgestorben, das Hotel habe
ich fast für mich alleine, viele Restaurants sind auch schon
geschlossen, man merkt dem Ort aber auch deutlich an, das hier im
Sommer der Teufel los ist: Der Strand, das nahe Selinunte und die
unzähligen Souvenirshops. In der Bar gibt's eine gute Lasagne, aber
nicht recht warm und zu wenig, darum bestelle ich mir noch einen
Cheeseburger... Die Musik ist gut, man spielt John Mayall. Aber
sogar hier wird man von Straßenverkäufern heimgesucht.
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Tempel in Segesta -
leider nur aus der Ferne |
Kleiner Ausblick auf
Erice |
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Schön gelegene Stadt
mit Ausblick, müßte Trapani sein |
Teil des Strandes in
Marinella |
Tag 14 (Marinella-Agrigent, ca. 160 km):
Der Hotelbesitzer (der recht gut Deutsch spricht) erlaubt mir, mein
Gepäck in einem Nebenraum zu lagern, so kann ich zu Fuß
Selinunte erwandern - meinen Dank von dieser Stelle aus nochmals
dafür! Selinunte will erkämpft werden, aber man bekommt durchaus
was geboten: 2 Tempel- fragmente, ein Riesen- Trümmerfeld und die
Überreste einer antiken, befestigten Stadt, verstreut auf einem
großen Areal. Es ist heiß... Wieder im Hotel quäle ich mich
buchstäblich ins Lederzeug und belade das Mopped. Zum
zauberhaften Bergstädtchen Caltabellotta führt mich das Navi über
Straßen, die kaum noch als solche zu erkennen sind. Vom obersten
Zipfel des Städtchens hat man einen fabelhaften Ausblick auf die
Landschaft. Die Rückfahrt führt zuerst durch einige ultrasteile
Gassen, in denen ich einige Male auch Spitzkehren zu bezwingen
habe, was mir zusätzlich den Angstschweiß auf die Stirn treibt...
Eraclea Minoa ist geschlossen, warum auch immer, fahren wir halt
weiter. Mein Navi will mich beharrlich von der Hauptstraße nach
Agrigent, meinem Etappenziel, fernhalten, was mich über die
ehemalige Hauptstrecke führt, die nun aber, da die Schnellstraße
existiert, von niemandem mehr befahren und auch nicht mehr
instand gehalten wird, wie ich schnell merke: Selbst in der
Fahrbahnmitte peitscht mir das Gebüsch vom Straßenrand ins Gesicht,
die Breite der Fahrbahn ist nicht immer klar auszumachen. Kurz vor
dem Ziel bekomme ich noch einen kurzen Vorgeschmack auf das "Valle
dei Templi", hier stehen tatsächlich zahlreiche Tempelruinen herum.
In Agrigent merke ich wieder einmal, wie gut es wahr, vor dem
Urlaub die Adressen der Unterkünfte vorab mittels Google Earth
und Google StreetView zu kontrollieren und die Wegpunkte für's
Navi dorthin zu setzen - das heutige Ziel hätte ich z. B. sonst
kaum gefunden: es gehört zwar zur Hauptstraße, liegt aber 10 m
tiefer in einer Stichstraße. Der Besitzer des B&B spricht nur
Italienisch und kommt nach einem Telefonat innerhalb weniger
Minuten angefahren. Mit Händen und Füßen und der Hilfe von Google
(schon wieder...) Translator kommen wir aber prima klar, er zeigt
mir noch auf einer Karte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und
einige gute Restaurants. So, heute ist wieder Waschtag! Stellt
sich wieder die Frage des Wie... Das Waschbecken ist, wie das vom
letzten Mal undicht, die Dusche nicht abdichtbar. Der Mülleimer?
Ist zwar aus Plastik, hat aber ein Lochmuster, eine Schüssel oder
etwas Ähnliches kann ich nicht finden. Aber die Plastik- tüte im
Mülleimer ist neu, daher kann dieser doch genutzt werden: Er wird
mit heißem Wasser aus dem Waschbecken befüllt, dann Wasch- mittel
aus der Tube dazu und los geht's, ausgewaschen wird das Ganze in
der Dusche unter fließend Wasser, ausgewrungen und anschließend
im Kleiderschrank auf Bügeln zum Trocknen aufgehängt. Das Mopped
bekommt auch etwas Pflege, mit dem abgeschnittenen Hals einer
Plastikflasche Wasser wird ein Trichter hergestellt und ein kleiner
Schluck Öl nachgefüllt, wobei durch Kleckerei der linke Vergaser
und der Straßenteer auch eine Ölung abbekommen. Agrigent ist nicht
allzu gross, die Hauptstraße durch die historische Altstadt ist von
Touristen völlig überlaufen und demnach kein vernünftiger Platz für
das Abendessen zu finden. Auffallend: in der Altstadt wird eifrig
geschwätzt, ein riesiger Vogelschwarm tut es den Einheimischen
gleich und veranstaltet einen Höllenlärm in den Bäumen - das
hatte ich in Marinella schon einmal. Etwas abseits des Trubels
findet sich ein hervorragendes Ristorante, das, wie ich mit
Freuden feststelle, Schnitzel auf der Karte hat - nach 2 Wochen
Pizza und Pasta endlich mal was Handfestes (obwohl ich
italienisches Essen wirklich schätze) zwischen die Zähne! Als ich
der Bedienung auf Englisch erklären will, warum ich ein Schnitzel
haben will, mißversteht sie mich völlig und meint, ich wollte Pasta
haben. Einem des Englischen mächtigen Kellner erkläre ich dann
meinen völlig nach hinten losgegangenen kleinen Scherz... Ich muß
feststellen, das ich total von Mücken zerstochen bin, keine
Ahnung, wann das passiert ist. Der englischsprechende Kellner ist
sehr umtriebig: er will mir ein Haus zur Miete in Cefalu
schmackhaft machen und bittet um meine Mailadresse, neben dem
Kellnern steht er auch noch an der Straße und verkauft noch
irgendwas an vorbeikommende Passanten.
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Selinunte... |
...bietet reichlich... |
...Anschauungmaterial... |
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...für Fotografen
und... |
...Archäologen |
Caltabellotta |
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Die "Häuserschlucht" |
Die alte Kirche |
Die Wäsche ist
gemacht! |
Tag 15 (Agrigent-Besichtigungstour):
Der Tipp des Gastgebers, die "Scala dei Turki", werden zuerst an-
gefahren, eine malerische Kalk- oder Kreidefelsenformation etwas
außerhalb, ähnlich der Klippen von Dover, aber nicht so groß. Dann
geht's ins "Valle dei Templi", der Eintritt kostet satte 10 Euro,
die Übersichtskarte nochmal einen Euro, aber das ist es wert:
einige wirklich imposante Tempelanlagen warten auf in der Sonne
Siziliens schwitzende Touristen aus Frankreich, den Niederlanden,
Amerika, der Schweiz, Deutschland und aus Japan (in der
Reihenfolge der Anzahl, die ich feststellen kann...). Die Fotos
dürften sensationell gut aussehen bei diesen Lichtverhältnissen:
Sonne, blauer Himmel und ein paar Schönwetterwolken. Stunden
später, zurück im B&B, muß ich einige Dinge erledigen: Geld
abheben, im Supermarkt was zum Trinken holen, duschen nebst
Klamottenwechsel und dann evtl noch ein Museumsbesuch. Zuerst
lockt mich allerdings ein Eiscafe... :-) Der B&B Besitzer will
mich unbedingt noch ins Archäologische Museum locken, er ruft
sogar noch an, ob's geöffnet ist. Na gut, versuchen wir das auch
noch und steigen nochmal auf's Mopped. Parken kostet 2 Euro, der
Eintritt nochmal 8... Das Museum ist recht übersichtlich, hat
viel aus griechischer und römischer Zeit zu bieten, teils in ausge-
zeichnetem Zustand, dennoch ist mir der Preis zu hoch für das
Gebotene. Die kleine alte Kirche nebenan kann ich mir nicht
ansehen, dort findet gerade eine Hochzeit statt. Angesichts der
vielen in schwarz gekleideten Herren mit Sonnenbrille könnte sich
fast der Verdacht aufdrängen, das dort gerade eine M*fiahochzeit
stattfindet... ;-) Zurück im B&B geht es unter die Dusche, dann
suche ich mir ein Ristorante. Die Stadt ist erwacht, gegen 16:00
waren die Straßen noch wie leergefegt, jetzt wird auf Teufel komm
raus flaniert, gegessen, getrunken und gesmartphoned (neue
Wortschöpfung von mir, steht für: Telefonieren, Internetsurfen,
Social Networking, E-Mailen etc.), logisch, daß auf der
Hauptstraße der historischen Altstadt, der Via Atenea, kein
freies Plätzchen zu bekommen ist, daher marschiere ich wieder ins
Ristorante von Gestern, das war recht gut. Der Wirt freut sich
sichtlich, das ich wieder auftauche, er nimmt dies offenbar (zu
recht) als Kompliment meinerseits für sein Angebot. Als ich
losgezogen bin, zeigte das Thermometer noch satte 24 Grad, um
21:30 wird's doch tatsächlich kühl draussen...! Vielleicht
empfinde ich's auch nur so, weil ich mir im Tal der Tempel einen
mittleren Sonnenbrand geholt habe.
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Die Scala dei Turki... |
...sind absolut
sehenswert |
Tempelanlage in
Agrigent |
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Erstklassige
Fotomotive... |
...und zugleich... |
...beeindruckende... |
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...Architektur |
Felsengräber |
Kurioser Baumwuchs |
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Die Tempelanlagen
müssen in... |
...ihrer Zeit einen
fantastischen... |
...Anblick geboten
haben |
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Erstklassig
erhaltene... |
...Zeugnisse der
Vergangenheit... |
...bietet das Museum |
Tag 16 (Agrigent-Noto, ca. 260 km):
Der Tag beginnt gut, sonniges Wetter und eine schöne Strecke, die
Villa del Casale fahre ich zwar an, aber der Bezahl- Parkplatz und
die Reise- busse schrecken mich dermaßen ab, das ich wieder
umdrehe. Die Straße schraubt sich allmählich kaum bemerkbar bis auf
850 m hoch. Gegen Nachmittag werde ich allmählich von dunklen
Wolken eingekreist. Ich versuche, das Regengebiet zu umfahren, aber
ich habe keine Chance: die einzig mögliche Strecke führt direkt ins
Gewitter, die Straßen sind überflutet, es donnert und blitzt. Als
ich mich auf den rutschigen Straßen auch noch fast hinlege, reicht
es mir: im nächsten Dorf suche ich mir unter einem Balkon ein
trockenes Eckchen aus. Das Unwetter sitzt genau über mir und selbst
nach einer 3/4 Stunde Warten wird es nicht besser, im Gegenteil,
das Gewitter kommt zurück... Nach satten 1 1/2 Stunden Warterei
hört es soweit auf, das ich mich weitertrauen kann, also Regen-
sachen an und die restlichen 30 km bis nach Noto zurückgelegt. Die
Anfahrt gestaltet sich auf den letzten paar Metern zum Alptraum: die
Altstadt besteht aus winzigen Straßen, steil und mit jetzt nassem
Kopf- steinpflaster, jeden Moment kann ich auf der Nase liegen, ich
traue mich kaum, die vordere Bremse zu benutzen. Das B&B ist zum
Glück direkt gefunden, ein Parkplatz vor dem Haus ist auch frei und
der Besitzer wartet auf mich - Ufff! Rasch geduscht und ab in die
wunderschöne Altstadt mit ihren zahllosen Kirchen. In einer beginnt
in dem Moment, als ich sie betrete, der Abendgottesdienst -
flüchten geht nicht mehr, daher setze ich mich brav auf eine Bank
und warte auf eine günstige Gelegenheit, das Gotteshaus zu
verlassen. Die bietet sich erst nach einigen Gebeten, darunter ein
"Vater unser" auf Italienisch... Ich schieße noch einige Fotos in
der City, dann meldet sich der Hunger, die vom Gastgeber empfohlene
Trattoria finde ich zwar nicht, dafür aber eine gute
Touristenpizzeria, die mir eine höllisch scharfe Pizza serviert.
Einige Biere sind die direkte Folge davon... ;-) Bisher habe ich
mit den Unterkünften Glück gehabt, hoffentlich bleibt das so. Vor
dem Zubettgehen habe ich oft noch so Einiges zu erledigen, so auch
Heute: Überspielen von Videos der Actioncam auf das Laptop, Laden
des kleinen Navis (für Besichtigungstouren sinnvoll!), Kopieren von
Fotos der Spiegelreflex auf das Laptop, Laden des iPhone, Checken
der dienstlichen und privaten E-Mails, Stellen des iPhone Weckers,
Sortieren bzw. Tausch der Klamotten, evtl. Trocknen naßgewordener
Sachen, Prüfen der nächsten Fahrtstrecke, Bereitlegen der Unterlagen
für die nächste Unterkunft - So ein Urlaub ist kein Vergnügen... :-)
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Die Stadt Piazza
Armerina |
Verzauberte Bäume? |
Ein heftiges
Gewitter |
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Die Kirchen in Noto... |
...sind Innen wie
Außen eine Augenweide |
Auch die Balkone... |
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...sind kunstvoll gestaltet |
Die restlichen
Gebäude... |
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...in Noto begeistern... |
...ebenfalls durch
ihren Anblick |
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