Moto Guzzi 1000 S Serie 2

10.03.2023 - Es geht weiter, ich setze die Kipphebel ein, dann wird
der rechte Ansaugstutzen montiert, gefolgt vom Vergaser. Dann mache
ich mich an die Steuerkette ran: Hupen abbauen (sind im Weg), Sturz-
bügel ab (sind auch im Weg), dann den Motor mit einem Holzklotz
abstützen, da der vordere Motorhaltebolzen raus muss. Limadeckel
und Lima raus, dann die Schrauben des Deckels lösen. Der Deckel
ist recht widerspenstig, aber irgendwann gibt er nach. Ich drehe den
Motor durch und kontrolliere die Steuerzeiten - Nix... Es bleibt also
weiterhin ein Rätsel, warum das Ventil aufgesetzt hat. Freund Ernst
wird angerufen, da ich für die Demontage der Muttern von Kurbelwelle
und Nockenwelle Unterstützung brauche. Letztere geht vergleichsweise
leicht auf, die Kurbelwellenmutter eher weniger: Sogar der neu gekaufte
Nutmutternschlüssel biegt sich auf! Meißeln? Klappt auch nicht. Dann
versuche ich's mit dem neu gekauften (und sündhaft teuren) Elektro-
schlagschrauber - der bringt's! Aber die Mutter ist hin, zum Glück hatte
ich Ersatz mitbestellt. Kette und Räder ab, dann wird kontrolliert, wie
der neue Spanner montiert werden muß. Klappen tut's erst, als wir den
Spanner von seinem Träger lösen, den Träger montieren, dann Kette und
Räder auflegen und schließlich den Spanner nebst Feder mit Würgen und
Biegen an seinen Platz zwingen - Was für ein Gemurkse.... Na gut,
Kettenradmuttern wieder drauf und mit dem Dremomentschlüssel wieder
festgezogen - das hält der Nutmutternschlüssel gerade noch so aus.
Ernst verabschiedet sich, ich kratze noch relativ lustlos an Dichtungsresten
herum, reinige den Steuerkettendeckel und montiere einen neuen Lima-
Simmering, das war's dann aber auch mal wieder.

Der Deckel ist ab... ...und die Steuerzeiten stimmen.
Das Spezialwerkzeug ist (fast) hin. Bis der Kettenspanner
endlich saß...!
Muß ich noch mehr sagen? Neuer Simmering... ...dann Schluß für Heute.

12.03.2023 - Gestern reichte das Wetter doch nicht für eine Ausfahrt, also ab
in die Garage. Limadeckel drauf, Motorhalterung wieder fest, Stützbügel und
Hupen montieren, Ventile rechts einstellen, Deckel drauf. Klappt soweit ganz gut,
dann folgt der Start. Der Motor läuft, aber nach wie vor nicht gut: Ich höre hin
und wieder ein metallisches "Tock" aus dem Motorinneren, was mich Schlimmes
befürchten lässt. Ich bekomme die Vergaser auch wieder nicht sauber eingestellt,
rechts pröttelt er nach wie vor. Ich prüfe die Kompression - rechts nur 6 Bar...
Ventildeckel wieder runter, Einlass OK, Auslaß fast null Spiel - Was ist denn da
los? Frustriert gebe ich irgendwann auf, heute teste ich bei kaltem Motor noch
mal die Kompression nach dem gestrigen Ventile einstellen: Limks fast 12 Bar,
rechts 10,5. Ich werde bei besserem Wetter eine Probefahrt machen und schauen,
was passiert, dann überlege ich, wie es weitergehen soll: Motor komplett über-
holen? Selbst oder beim Spezialisten? Oder nur weiter nach dem Fehler suchen
und Gebrauchtteile verbauen? Ich weiß es noch nicht...

 

14.03.2023 - Nach reichlichem Überlegen komme ich zu dem Schluß, das trotz
Sichtprüfung das Problem an der Nockenwelle liegen muss, daher muss sie raus.
Ich habe mir eine gebrauchte Nockenwelle zugelegt (neue sind fast nicht mehr zu
bekommen, und wenn, dann zu horrenden Preisen), die in den nächsten Tagen
ankommen wird. Weiterhin einen Satz Kolbenringe für den rechten Zylinder, noch
einmal Dichtungen und einen kompletten Satz neue Stößeltassen. Außerdem
habe ich Schrauberkollege und Freund Holger "verpflichtet", mir den Nut-
mutternschlüssel aus hochfestem Werkzeugstahl nachzubauen - mein gekauftes
Teil wird den nächsten Reparaturversuch an der Guzzi vermutlich nicht überleben.
Nicht direkt eine Folge der Reparatur, aber auch dazugehörend ist, dass ich mir
einen neuen Werkzeugwagen zulegen musste, den ich gebraucht für 130 Euro
ergattern konnte: Das No-name Altteil ist beim Aufstützen meines Arms in sich
zusammen gebrochen...

18.03.2023 - Es regnet, also wird heute nicht gefahren, sondern geschraubt.
Es folgt das mittlerweile schon bekannte "Standard-" Programm: Sturzbügel
ab, Auspuffkrümmer ab, Lima raus, Motorhalterung vorne und Hupen aus-
bauen. Es folgt der Steuerdeckel, die beiden Befestigungsschrauben von
Nocken- und Kurbelwelle bekomme ich zum Glück mit dem Schlagschrauber
los. Steuerkette mitsamt Rädern ausbauen, dann mache ich die Ventildeckel
ab, gefolgt von den Kipphebeln und dem Kipphebelbock. Die Zylinderkopf-
schrauben werden gelöst, dann kommen die Vergaser ab und die Zylinder-
Köpfe runter. Kolbenbolzensicherungsringe raus, dann kann ich die Zylinder
mitsamt den Kolben abziehen. Freund Dieter kommt zur (moralischen) Unter-
stützung vorbei, dann wird der Verteiler ausgebaut, nachdem ich vorher noch
eine Markierung angebracht habe. Dann wird's spannend: drei Schrauben los,
dann kann ich die Nockenwelle ziehen und - nichts zu sehen! Die Nocken-
welle ist nicht gebrochen, die Härteschicht ist gut, die Nocken haben vollen
Hub, wie sich im Vergleich zur gebraucht erworbenen Nockenwelle zeigt.
Was ist denn dann die Ursache? Auf jeden Fall sind die Kolbenringe auf der
rechten Seite knapp außerhalb der Toleranz, wie der Ringstoßtest beweist.
Wir sehen uns die Stößelstangen noch einmal ganz genau an: die beiden
rechts laufen teils deutlich unrund (in ein Bohrfutter eingespannt), außerdem
zeigen beide Kratzspuren am Schaft - ob der Vorbesitzer die Maschine
überdreht hat? Auf jeden Fall brauche ich weitere Teile, die ich vermutlich
nächste Woche persönlich beim Ersatzteilhändler abholen werde, da ich
dienstlich 2 Tage nicht weit weg unterwegs bin. Der Zusammenbau wird
auf jeden Fall einige Tage in Anspruch nehmen. Im Bastelkeller wird noch
eine der Zylinderkopfmuttern mit der Lötlampe erhitzt, um sie vom Steh-
bolzen zu trennen, dann ist Schluß für Heute.

Der Steuerdeckel liegt frei. Festgefressen: eine der
Muttern des Zylinderkopfs.
(Leider) einwandfrei:
die Nockenwelle.
Die Kolbenringe sind
verschlissen.
Kratzspuren und leicht
verbogen: 2 Stößelstangen.


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Letztes Update: 18.03.2023