Moto Guzzi 1000 S Serie 2

25.03.2024 - Die bestellten Lerlaufdüsen sind da, ich marschiere in die
Garage. Ein gutes Gefühl habe ich dabei nicht, denn die 50er Leerlaufdüsen
sind eindeutig korrekt und sauber, aber probieren wir's aus. Nacheinander
wechsele ich von 55, 60, 65 zu 70er Düsen, jetzt stellt sich rechts wie
links etwas Abgas ein, wenn auch noch zu wenig. Ich mache eine Probefahrt,
aber die Guzzi läuft sehr schlecht... Zurück in der Garage werden auf's Neue
die Vergaser synchronisiert, zudem setze ich in den rechten Vergaser den noch
vorhandenen neuen Gasschieber ein. Der Motorlauf wird immer schlechter,
zuletzt reagiert der rechte Zylinder nicht mehr auf die Standgasschraube. Was
ist nu schon wieder los? Die Zündkerzen sind einigermassen sauber, ich hole
den Kompressiondrucktester aus dem Regal, prüfe, staune und kann's nicht
glauben! Ich habe vor kurzem einen weiteren Tester erworben, der zeigt das
gleiche Ergebnis: Links 3 Bar, rechts 0 Bar Kompression! Es ist nicht zu
fassen, vermutlich sind schon wieder Ventile krumm! Komplett frustriert
gebe ich auf, ich muß erstmal nachdenken, was ich jetzt machen soll:

Option 1: Ende mit Schrecken, das Mopped so wie's ist verkaufen.
Option 2: Den Motor komplett aufbauen lassen.
Option 3: Einen gebrauchten Motor kaufen und verbauen.
Option 4: Einen gebrauchten Motor kaufen und diesen aufbauen lassen.
Jede der Optionen bedeutet einen enormen Verlust an investierter Zeit und
Geld, da muss ich drüber schlafen.

Und schon wieder alles im Ar***!

26.03.2024 - Ich will noch ein paar Tests am Motor durchführen, aber zuerst wird
das Teilewaschbecken geleert, gesäubert und mit frischem Reiniger befüllt, obwohl
der noch gar nicht so alt war, aber er taugte nix. Na schön, an die Guzzi: Ich baue
die Ventildeckel ab und prüfe das Ventilspiel - zu meinem Erstaunen ist das Spiel
an allen Ventilen deutlich zu knapp bzw. nicht vorhanden. Nach dem Einstellen
mache ich einen Druckverlusttest, der nichts Gutes verheißt. Mit der Endoskop-
kamera sehe ich mir die Zylinder und Ventile an, aber hier ist nichts Verdächtiges
zu sehen, man müsste wieder alles demontieren. Ein erneuter Kompressionstest
wiederholt nur das Ergebnis von Gestern: Mausetot... Ich habe noch keine Ent-
scheidung gefällt, wie es weitergehen soll.

01.04.2024 - Es regnet, also mache ich mich auf in die Garage. Ich habe mich
entschlossen, den Motor auszutauschen, da ich den Fehler nicht finden kann
kann und dem Motor nicht mehr über den Weg traue... Die Suche nach Ersatz
ist nicht schwer, aber es wird viel angeboten, das ich so nicht ohne Weiteres
einfach einbauen würde. Aber zuerst muss der Motor aus der Guzzi ausgebaut
werden, der Aufwand ist immens: Batterie raus, Batteriegrundplatte, Vergaser,
Auspuffanlage, Luftfilterkasten, Schaltgestänge, Tacho- und Drehzahlmesser-
welle, Schwinge, Kardan, Endantrieb und jede Menge Kabel werden abge-
schraubt oder gleich auf Seite gelegt. Dann gilt's: Ich hieve die Guzzi mittels
mobiler Hebebühne und Wagenheber auf den Holzblock vom letzten Mal
(den ich dafür wieder zusammensetzen muss), aber nun fehlen mir ein paar
Hände, daher rufe ich Freund Dieter an. Er hilft mir, die letzte Halteschraube
der Rahmenunterzüge zu lösen und die noch verbliebene Einheit aus Vorder-
teil und Rahmenrohren auf Seite zu legen. Motor und Getriebe verbleiben auf
dem Holzblock, ich baue noch das Getriebe ab und die Kupplung aus, dann
ist nur noch Aufräumen angesagt. Jetzt heißt es, einen Motor zu finden und
diesen in mühseliger Arbeit in den Rahmen zu setzen... Das wird auf jeden
Fall eine Mammutaufgabe!

Die ersten Teile
werden abgebaut.
Öl - stand auch im
Luftfiltergehäuse.
Der vordere (neue)
Simmerring war
auch nicht dicht.
Der Motor ist abgestützt. Erfolgreiche Trennung. Da steht er...
Die Reste werden auf
Seite geschoben...
...der Motor mobil
gelagert.
DEN Teilehaufen wieder
zu verbauen wird dauern!

09.04.2024 - Einen Motor konnte ich via Kleinanzeigen finden, der vielversprechend
klang: aus dem abgebrochenen Projekt einer Moto Guzzi Quota, gleiche Leistung,
erst 27 tkm gelaufen, optisch brauchbar. Ich kontaktiere den Anbieter, dann fällt die
Entscheidung: Ich nehme mir einen Tag frei, dann fahre ich mit dem Auto und meinem
Altmotor im Kofferaum gen Osten, gut 630 km. Beim Anbieter angekommen, prüfe
ich den Motor ausgiebig mit Endoskopkamera, Messschieber und Zollstock, dabei
fällt auf, dass er sich nicht ganz durchdrehen lässt... An einer Stelle geht's nicht weiter,
wir bauen gemeinsam die Köpfe und die Zylinder ab - da dreht er sich wieder.
Was nun? Die Laufleistung darf auch in Zweifel gezogen werden, da die Steuerkette
nebst Spanner schon einmal gewechselt wurde, zudem sind die Stösseltassen heftig
von Pitting befallen. Des Weiteren muß ich die Nockenwelle wechseln, da der
Motor für den mechanischen Drehzahlmesser und den Verteiler keinen Antrieb hat
(das wußte ich allerdings vorher). Da die anderen angebotenen Motoren eher noch
zweifelhafter und arbeitsintensiver erscheinen, einige ich mich mit dem Anbeiter auf
einen deutlich reduzierten Preis. Die restlichen 1 1/2 Tage verbringe ich gemeinsam
mit Freund und Schrauberkollege Holger in Neumünster sowie seiner Frau - Nett!
Noch am Abend der Rückkehr zerlege ich den rechten Zylinderkopf, der mut-
maßlich die Ursache für den "Hänger" ist, Ergebnis: das Einlaßventil ist am Ventil-
sitz festgerostet. Daher bestelle ich am Abend noch für 300 Euro neue Ventile,
neue Führungen und diverses anderes Zeugs, da ich die Köpfe komplett überholen
lassen will. Aber wie kriege ich den Dreck und die Korrosionsspuren von den
Teilen? Für die kleineren Brocken mache ich das am heutigen Abend nach Dienst-
schluß: Zuerst werden die Köpfe, die Zylinder, die Ölwanne und die Ventildeckel
im Teilewaschbecken geschrubbt, dann werfe ich den Kompressor an und baue
das Strahlkabinett auf. Die Teile werden gestrahlt, aber nicht zur Perfektion, dafür
würde mein Strahlkbinett auch gar nicht ausreichen. Anschließend noch einmal
abwaschen, dann mit Bremsenreiniger aussprühen und mit Druckluft ausblasen.
Jetzt muß ich auf die Teilebestellung warten.

Unglaublich: das Ventil war am
Ventilsitz festgerostet!
Auch im Einlasskanal hat sich
die Rostbrühe abgesetzt.
Links unbehandelt,
rechts gestrahlt, aber
noch nicht nach-
gereinigt.
Auch hier: Vorher... ...und nachher.

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Letztes Update: 09.04.2024