Moto Guzzi 1000 S Serie 2

10.04.2024 - Gehört nicht direkt zur Reparatur, aber indirekt: Ich habe mir
eine Ventilfederspannzange geholt, da mein Alteisen die Ventile nicht gut
genug zusammendrückt. Das neue Werkzeug kam heute an, aber ein kleines
Problem zeigt sich direkt: Das Druckstück, das auf den Ventilteller auf-
gesetzt wird, ist aus Stahl und deutlich zu dünn - das würde den Ventilteller
zerkratzen, also will ich mir was basteln. VA? Zu hart. Kunststoff? Zu
weich. Also Alu... Ich suche mir aus meinem Fundus passendes Rund-
material heraus und gehe an die Drehbank. Zuerst will ich das Teil zum
Ventilteller hin etwas ballig drehen, da die Teller meistens eher leicht hohl
geformt sind. Mit sehr schräg gestelltem Drehmeissel klappt es ganz gut,
den Rest macht die Schlichtfeile. Auf der anderen Seite wird eine Auf-
nahme für das Druckstück gebohrt und auf Maß gebracht. Prima, das
sitzt ganz ordentlich! Die Ventile können kommen.

Das Hilfsteil wird zwischen... ...Ventilteller und
Druckstück gesetzt.

13.04.2024 - Mittlerweile ist meine Teilebestellung angekommen, der Motoren-
instandsetzer
hat meine Zylinderköpfe zum Überholen, heute will ich versuchen,
den Motorblock halbwegs zu reinigen. Gestern hat mir noch Dieter's Frau Nadja
mit ihrer Bandsäge zwei dünne Holzbrettchen zugesägt, die die Öffnungen für
die Zylinder im Motorblock verschließen sollen. Ich passe die Brettchen aus
weichem Holz noch an, aber dann steht Freund Rogér mit seiner 1200er Suzuki
vor der Garagentür: er möchte Unterstützung bei der Montage eines neuen Ketten-
kits. Klappt alles ganz gut, aber 3 Stunden sind weg. Ich widme mich wieder dem
Guzzi Motor, verschließe die restlichen Öffnungen mit Putzlappen, setze den
Motor auf zwei Kanthölzer in den großen "Waschzuber" und zapfe 1 Liter
frischen Kaltreiniger ab. Dann schrubbe ich mit Hilfe eines harten Pinsels, was
das Zeug hält, lasse den Reiniger etwas einwirken und spüle ihn anschließend
mit insgesamt 3 Dosen Bremsenreiniger ab (Wasser möchte ich vermeiden,
die Kurbelwellenlager würden das nicht gut heißen...). Das Ergebnis ist weit
weg von perfekt, aber defintiv besser als zuvor. In den nächsten Tagen können
die Zylinder und Kolben mit neuen Ringen montiert werden, das Schwungrad
nebst Kupplung von meinem alten Motor umgebaut und die Ölwanne montiert
werden, außerdem kann ich die Nockenwelle einbauen. Ab dann heißt es
warten, bis die Köpfe wieder da sind.

So gut es geht versiegelt. Der Kaltreiniger bei der Arbeit.
Das Ergebnis: auf jeden Fall... ...besser als vorher. 

15.04.2024 - Der Altmotor wird nach dem wohlverdienten Feierabend zerlegt:
Zuerst den Stirndeckel ab, dann Ventildeckel, Zylinderköpfe und die Zylinder.
Zuletzt baue ich die Nockenwelle und Schungscheibe aus, dann begutachte ich
den Schaden. Rechts ist das Auslaßentil krumm, links ist Alles in Ordnung. Aber
warum war links auch kaum noch Kompression vorhanden? Hmhhh.. Die erst
vor kurzem verbauten Stößelbecher sind kaum noch zu gebrauchen, sie haben
an den Flanken starke Kratzspuren, bei zweien ist auch starker Verschleiß
an den Kontaktflächen mit der Nockenwelle zu sehen, ein Nocken der Welle
ist ebenfalls ziemlich mitgenommen. Wir bestellen folgerichtig mal wieder Teile...
Was ich noch auffällig finde: Die Kurbelwelle läßt sich nach Ausbau der
Steuerkette und der Räder um fast einen Zentimeter nach vorne und hinten
bewegen - das kann nicht normal sein, oder doch?

Die Steuerung muß raus. Ganz klar undicht!
Abgefatzt: ein Nocken. Links ein "guter" Stösselbecher,
rechts ein "schlechter".
Die Bohrungen sind
nicht mehr richtig glatt.
Die Kurbelwelle... ...bewegt sich!

16.04.2024 - Kein guter Tag: Nachdem ich die Nockenwelle des "neuen" Motors
ausgebaut habe, stelle ich fest, dass die Kurbelwelle deutlich länger ist und keinen
Konus hat - damit würde meine Lichtmaschine nicht passen. Es hilft nichts, ich muß
die Kurbelwelle aus meinem Altmotor einbauen... Aber wie bekommt man den
hinteren Lagerschild der Kurbelwelle raus? Laut Handbuch ist dazu ein Abzieher
nötig, den habe ich nicht. Ich rufe den Vorbesitzer meines Motors an, er macht dies
immer mit 2 M10er Schrauben. Meine Bedenken, dass sich die Schraube doch
vermutlich in die M8 Gewinde der darunter befindlichen Lagerschildhalteschrauben
bohren könnte, teilt er nicht. Nach über einer halben Stunde Schinderei habe ich
den Lagerschild ab und kann die Kurbelwelle, deren Pleuel ich vorab demontiert
habe, herausnehmen. Und wie befürchtet haben sich die beiden Abdrückschrauben
in das dahinter befindliche M8 Gewinde gebohrt und es zerstört. Da werde ich den
Motoreninstandsetzer aufsuchen müssen und ihn bitten, zwei Gewindebuchsen zu
setzen... Zum Abschluß dieses glorreichen Tages bestelle ich den Abzieher und
ein paar weitere Dichtungen. Ob der Umbau der Kurbelwellen überhaupt möglich
ist, werde ich erst sehen, wenn ich beide Kurbelwellen nebeneinander liegen habe.

Die Welle meines Altmotors ist
kurz und konisch...
...die des anderen Motors
länger und ohne Konus.
Das hintere Lagerschild muß ab. Das war ein zäher Kampf...
...der Spuren
hinterlassen hat.
Die Kurbelwelle ist raus... ...und sicher verstaut.


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Letztes Update: 16.04.2024