Honda CB250 G5

14.02.2013 - Ich kann die Teile vom Sandstrahler abholen, obwohl
man mich vormittags noch anrief, daß der Rahmen "ekelhaft" schlecht
blank zu bekommen sei - der scheint bereits des Öfteren lackiert
worden zu sein. Die Teile sehen gut aus, auch die empfindlichen Gußteile
wie z. B. die Gabelbrücken. Allerdings ist nach dem Strahlen zu sehen,
das die untere Schweißnaht des rechten Beifahrerfußrastenträgers
komplett gerissen ist - da muß sich mal jemand ganz kräftig hingelegt
haben... Im Baumarkt besorge ich mir noch glänzend schwarzen Lack,
um einige Kleinteile lackieren zu können, dann wandert der Rahmen
in den Bastelkeller. Das Schweißgerät wird angewärmt, die gerissene
Naht komplett nachgezogen und verschliffen - Morgen werde ich die
Teile beim Lackierer abgeben.

16.02.2013 - Als Erstes nehme ich mir die Gabel vor: Ein übles Gemisch
aus vergammeltem Öl und Dreck zeugt davon, daß diese Gabel sehr lange
keine Pflege bekommen hat. Die Tauchrohre sind brauchbar, müssen aber
gereinigt und poliert werden, die Gewinde sind allesamt in Ordnung. Die
Standrohre dagegen sind krumm wie eine Banane... Die über eBay gekaufte
Reservegabel wird demnach auch zerlegt, die Standrohre sind gerade, aber
auch nicht in wirklich gutem Zustand: Das rechte hat einen sehr tiefen
Kratzer abbekommen, als sie jemand aus der oberen Gabelbrücke ausgebaut
hat - "nur" ein optischer Mangel, aber nicht schön. Das linke dagegen hat an
einer Stelle einen Rostpickel, der zwar weggeschliffen werden kann, aber
genau an dieser Stelle gleitet der Simmerring entlang. Ich werde mal sehen,
ob ich bessere Standrohre (oder neue) zu einem vernünftigen Kurs auftreiben
kann. Die Tauchrohre und die Klemmfäuste der Vorderachse schleife ich
mit immer feinerem Schleifpapier ab, bis die Oberfläche ein sauberes Finish
zeigt. Dann folgt das Polieren - die Tauchrohre spiegeln danach wie Chrom,
mein Gesicht dagegen hat jene Farbe angenommen, die eigentlich keine ist,
nämlich Schwarz... Ich hatte fast vergessen, was das für eine Riesensauerei
gibt. Als letzte Tat des Tages stelle ich 4 neue Haltebolzen für die Klemm-
fäuste aus Edelstahl her, die die rostigen Stahlbolzen ersetzen.

Knapp 110 Euro an neuen
Edelstahl Schrauben liegen da...
Die Standrohre sind
hoffnungslos krumm
Die Tauchrohre sehen gut aus

17.02.2013 - Irgendwie habe ich keinen rechten Plan, womit ich weitermachen
soll - dabei liegt haufenweise Arbeit herum... Aber das kenne ich auch schon von
anderen Restaurierungen, daher greife ich mir die ersten Brocken, die herum-
liegen, das sind die beiden Kotflügel. Beide Teile von meiner Honda sind unbrauchbar,
darum habe ich mir vor geraumer Zeit bereits Ersatz besorgt: Der vordere ist bis auf
ein Mini- Dellchen und eine winzige Roststelle einwandfrei, der wird gründlich gereinigt,
die Innenseite mit einem Rostumwandler/Grundierer bepinselt und anschließend
die Kanten mit einem dünnen Schutzwachs versiegelt - bis ich genug Geld habe,
2 neue Kotflügel (Replikas gibt es) zu kaufen oder meine neu verchromen zu lassen,
ist das völlig in Ordnung. Der hintere ist etwas schlechter: Die Außenseite hat unter
dem Kennzeichenträger deutliche Macken, die Innenseite hat ein Vorbesitzer einmal
grob entrostet und mit Bleimennige gestrichen. Mit der Drahtbürste wird die Innen-
seite gereinigt und ebenfalls mit Rostumwandler und Wachs behandelt. Das Katzen-
auge vom unteren Kotflügelrand sitzt in einem Alugehäuse, das wird ebenfalls
gereinigt und poliert. Dann nehme ich mir die diversen Rücklichter und Blinker
vor, sortiere (die Guten ins Töpfchen...) und zerlege sie. Rücklichtkappe und
Blinkergläser sind mit langen M3 Schrauben befestigt, die muss ich mir neu bestellen.
Aber dann bleibt mein Blick am Kellerfenster hängen, hinter dem die Sonne lacht...
Lange nicht mehr Mopped gefahren, fällt mir auf. Die Strassen sind halbwegs trocken,
aber außerhalb der Stadt sicherlich noch naß und versalzen, mit dem Moppedfahren
wird's also noch nix - aber ich habe ja auch noch die Solex, die muß "dringend"
mal wieder bewegt werden, darum nehme ich mir den Rest des Tages frei!
Abends bestelle ich noch die fehlenden Schrauben und entscheide mich nach Sichtung
der Gabelteile, eines der beiden krummen Standrohre richten zu lassen, das wird
preiswerter, als einen Satz Neuteile zu kaufen. Ich habe eine Firma ausfindig
gemacht, die nicht allzu weit weg ist und neben anderen Sachen auch das Richten
und Hartverchromen von Motorrad- Standrohren anbietet, die werde ich mal
kontaktieren.

Der vordere Kotflügel sieht
wirklich gut aus
Das Katzenauge ist soweit
in Ordnung

18.02.2013 - Die Firma, die Standrohre richten kann, rät mir in diesem Fall davon
ab - 2,8 mm seien zu viel. Das eigentliche Problem ist, daß beim Richten das
Materialgefüge beschädigt werden kann, was meistens von außen nicht sichtbar
ist. Das kann über kurz oder lang zum Bruch des Standrohres führen... Aus
diesen Gründen werden Standrohre nur im Bereich von einigen Zehntel Mili-
metern Verzug gerichtet. Ich habe zwar schon von deutlich schlimmer
verbogenen Teilen gelesen, die wieder gerichtet wurden, aber das geht eben
grundsätzlich auf eigenes Risiko. Ich bitte mir darum Bedenkzeit aus, am Abend
kann ich dann zu einem vernünftigen Kurs ein gebrauchtes, gerades und rostfreies
Standrohr ergattern, so gefällt's mir besser.

20.02.2013 - Die Blinker lassen sich komplett zerlegen, so kann ich die Einzel-
teile sichten, die besten davon aussuchen und vorbereiten: Die Alugehäuse der
Blinker werden fein geschliffen und für's Polieren vorbereitet, die Gläser gesäubert
und mit Kunststoffpflege bearbeitet sowie die Elektrikteile mit Sprühöl behandelt.
Die Rücklichter werden ebenfalls zerlegt, die besten Brocken gesäubert und
mit neuen Edelstahlschrauben wieder zusammengesetzt. Soweit für Heute...

23.02.2013 - Als Erstes poliere ich die Blinkergehäuse - schon wieder bin ich
von dem herumfliegenden Polierwachs schwärzer als ein Schwarzbär... Das letzte
Gehäuse offenbart nach dem Polieren leider eine böse Überraschung - es ist an
der Befestigung zur Blinkerstange gebrochen. Daher suche ich mir aus dem Teile-
konvolut ein weiteres aus, schleife und poliere es, dann folgt der Zusammenbau:
Zuerst drucke ich mir den Schaltplan des Moppeds aus, damit ich die Original
Kabelfarben erkennen kann (ich will diesmal keine komplett neue Elektrik
machen wie bei den anderen Fahrzeugen). Aha, links sind orangefarbene Kabel,
rechts hellblaue. Ich finde in den alten Blinkern passende Kabel, die auf Brüche
und Beschädigungen untersucht werden. Die Kabelisolierung wird gesäubert,
die Kontaktflächen zu Birne und Stecker gereinigt und eingefettet. Die Kabel-
durchführungen in den Gehäusen sind mit Gummitüllen abgedichtet, die Gummis
bekommen eine Auffrischung mit Pflegemittel, desgleichen die mit Gummi
ummantelten Birnenfassungen. Die Federn unter den Fassungen und den
Kontaktflächen werden ebenfalls gereinigt, dann setze ich die Teile zusammen.
Sämtliche Schrauben werden durch neue M3 Edelstahlschrauben ersetzt, zu
guter Letzt muß ich aber feststellen, daß die extra in Amerika auktionierten
vorderen Blinkerhalter deutlich zu kurz sind - was nun? Originalteile sind nicht
mehr zu bekommen, ich kann also entweder die alten Teile neu verchromen
lassen oder mir was Neues aus Edelstahl drehen und fräsen - eine recht auf-
wändige Angelegenheit... Zwischendurch werfe ich einen Blick auf das heute
angekommene gebrauchte Standrohr der Gabel, es ist leider entgegen der
Beschreibung mit Rostpickeln übersät und gut 3 Zehntel Millimeter krumm.
Meine per E-Mail versandte Beschwerde wird nach ein paar Stunden vom
Händler beantwortet - leider hat er kein besseres Standrohr. Muß ich mir
wohl doch ein Neuteil kaufen, schade... Zuletzt will ich die beiden kurzen
Sechskantstücke, die das Rücklicht mit dem Numemrnschildhalter verbindet,
durch zwei neu anzufertigende Stücke aus VA ersetzen, aber erst bricht mir
mein letzter passender Bohrer im Werkstück ab, dann drehe ich das 2. Stück
auch noch an der falschen Seite ab - Feierabend!

Alt und Neu - beliebtes Spiel...

24.02.2013 - Neuer Versuch. neues Glück? Von wegen...: Das neu hergestellte
Teil ist fast fertig, da bricht mir der M3 Gewindebohrer im Werkstück ab! Macht
nix, der Sechskantstab als Rohmaterial ist ja noch fast einen Meter lang... ;-)
Diesmal klappt es, aber auch hier nicht ohne Komplikationen: Der M5 Gewinde-
schneider bricht beim Ansetzen ab, aber das Gewinde läßt sich in diesem frühen
Stadium noch retten. Entweder ist mir das Glück heute nicht hold, oder es mangelt
mir momentan am nötigen Feingefühl für derlei Feinarbeiten. Egal, es geht weiter:
Aus einem 2 mm starken Edelstahlblech wird mittels Schraubstock, zweier Flach-
eisen, einer massiven Schraubzwinge und einem Hammer der neue Halter des
hinteren Katzenauges zurecht gebogen - kein Meisterstück, aber wird passen.
Nachdem ich die benötigten Löcher gebohrt habe, sehe ich mir die vorderen
Blinkerhalter an: Neu herstellen oder Altteile verchromen? Hmh - passendes
Rohmaterial in Form einer Edelstahlstange hätte ich noch, aber das Teil ist
nicht einfach herzustellen: ein Kegel muß gedreht, ein Sechskant gefräst, ein
Feingewinde M12x1,25 geschnitten sowie eine Riffelung als Verdrehsicherung
für die Blinker angefertigt werden - keine einfache Aufgabe. Wage ich's? Erst
mal besser eine Nacht drüber schlafen. Zum Abschluß des Tages wird das
reklamierte Standrohr wieder verpackt und zum morgigen Versand vorbereitet.

Die Haltemuffen für das
Rücklicht sind nach 4 (!)
Versuchen endlich fertig
Nicht schön geworden,
der neue Halter für das
Katzenauge (rechts)
Ob das klappt? Ausgangs-
material oben, gewünschtes
Endergebnis unten



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Letztes Update: 24.02.2013