Honda CB250
G5
30.01.2016 - Die nächste
Runde im Kampf wartet, gehen wir's an. Vor ein paar Tagen habe ich
mir aus dem Fundus ein gutes rechtes Vergasergehäuse herausgesucht,
zuvor will ich aber noch einen schlimmen Verdacht aus dem Weg räumen:
Ich messe die Kom- pression des Motors... Zum Glück zeigt sich da
nichts, zwischen 9,5 und 10 Bar zeigen, daß sich Zylinder, Kolben,
Ringe und Ventile bester Gesundheit erfreuen - Uff, eine Sorge
weniger. Es folgt das schon bekannte Standardprogramm: Seitendeckel
ab, Tank ab, Luftfilter ausbauen und die Vergaser aus dem engen
Zwischenraum von Zylinder und Rahmen herauswurschteln. Auf der
Werkbank baue ich den rechten Vergaser aus, zerlege ihn und baue alle Teile und
Düsen Stück für Stück in das andere Ge- häuse um. Das Kaltstartgestänge
muß ich ein wenig biegen, damit beide Chokeklappen halbwegs gleich
arbeiten, sonst fällt mir weiter nichts auf. Selbstverständlich sehe
ich mir das "alte" Gehäuse genau an, kann aber nichts feststellen.
Keine Risse, keine ausgeschlagenen Achsen oder sonstige Fehler. Das
komplettierte Gehäuse wandert an seinen Platz neben dem linken
Vergaser, grob werden die Drosselklappen mit Hilfe der Stellschraube
synchronisiert. Dann alles in umgekehrter Reihenfolge wieder einbauen
und den Motor starten - kein Effekt... Habe ich was anderes erwartet?
Aber halt, je wärmer der Motor wird, umso besser läuft der rechte
Zylinder mit, synchronisieren wir die Vergaser mit Hilfe der
Synchronuhren und stellen das Abgas mittels Tester ein. Es klingt
nicht schlecht, das Patschen der rechten Seite scheint weg zu sein,
bis der Motor auf einmal gar kein Gas mehr annimmt und schließlich
ausgeht. Noch einmal im warmen Zustand Kompression messen - alles in
Ordnung. Ich öffne die Ablaßschraube der rechten Schwimmerkammer und
- es kommt kein Tropfen Sprit heraus... Ich baue ein weiteres Mal die
Schwimmerkammer ab und prüfe den Schwimmer, aber die Kammer bleibt
leer. Ich stelle den Benzinhahn auf Reserve aber auch das bringt
nichts, es fließt kein Benzin. Eine Idee taucht auf: Ich öffne den
Tankdeckel und sehe nach: Benzin ist zwar noch drin, aber nach dem
Öffnen des Deckels fließt auch wieder Sprit - demnach macht die
Tankbelüftung auch noch Ärger. Tankdeckel ab und die Sache in
Augenschein nehmen: Der Deckel hat eine winzige Bohrung, die ich mit
einem Drähtchen auf Durchgang prüfe, ich finde zwar nichts, aber es
reicht ja auch schon ein Lackpartikel des frisch lackierten Tanks
aus, um das Löchlein zu verstopfen. Jedenfalls startet der Motor
wieder einwandfrei und nimmt auch leidlich gut Gas an, eine
Probefahrt zur Bestätigung muß jedoch angesichts des überaus kräftigen
Regens ausfallen. Trotzdem macht sich so etwas wie vorsichtiger
Optimismus breit, hoffentlich habe ich jetzt endlich Ruhe.
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Da liegt das "neue"
rechte Vergasergehäuse |
Umbau der Teile |
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Schon wieder ein
leeres Rahmendreieck... |
...was gleich wieder
damit befüllt werden kann |
31.01.2016 - Das Wetter sieht zwar düster aus, aber
die Strassen sind trocken, riskieren wir eine Probefahrt. Nach einer
Stunde muß ich dennoch umdrehen, da es zu nieseln anfängt. Fazit: Das
Problem ist nicht behoben, aber das Mopped ist zumindest wieder
fahrbar. Ein weiteres Problem werde ich bei nächster Gelegenheit
angehen: Die Gabel ist dermaßen steif, das die Fahrt über buckelige
Strassen zu einem Rodeo- Ritt ausarten. Ich habe das von Honda
vorgeschlagene ATF Öl eingefüllt, aber vielleicht sind ja die Stand-
rohre verspannt, das sollte behebbar sein. Klappt das nicht, versuche
ich's mal mit dem dünnsten Gabelöl, das ich finden kann.
13.02.2016 - Ich starte einen letzten (?) Versuch, das Problem mit
dem Motor einzukreisen: Ich tausche die 100er Hauptdüsen der CB360
gegen die 95er Düsen der CB250 aus - wenn das Erfolg haben sollte,
fällt mir nur ein Grund für das Verhalten ein: die Federn, die die per
Unterdruck gesteuerten Gasschieber nach unten drücken, sind mit den
Jahren lahm geworden und sorgen dafür, daß das Gemisch abmagert - zwar
nicht sehr wahrscheinlich, da ich alle mir zur Verfügung stehenden
Federn (insgesamt 4) geprüft habe, aber möglich. Ersatz gibt's leider
nur in Verbindung mit neuen Gaschiebern und Membranen - ein recht
teures Vergnügen für 100 Euro pro Vergaser, aber das würde ich auf
jeden Fall investieren. Manch einer mag sich wundern, das ich so lange
schon nach einem "simplen" Fehler suche - so simpel ist der Fehler eben
nicht: Vom Fahrgefühl her fühlt sich's an wie ein zu mageres Gemisch,
beim Betätigen des Chokes wird das Problem aber schlimmer, die
Zündkerzen sind schwarz, was auf zu fettes Gemisch deutet. Das Problem
ist auch nur unter Last zu bemerken, ich müsste mit dem Mopped auf
einen Prüfstand, um die Fahrbe- bedingungen zu simulieren, den habe ich
leider nicht, daher dauert's etwas länger und geht nur über Versuch und
Irrtum. Testen konnte ich die Düsen leider wieder nicht - das Wetter
ist gegen mich.
27.02.2016 - Probefahrt - bringt aber nix,
das Problem ist geblieben. Ich nutze die Fahrt und fahre zu einer
kleinen "Bastelbude", bei der ein Freund meistens seine
Moppeds reparieren lässt, wenn er's nicht selbst hinkriegt. Die Mechaniker sind vom Zustand des Fahrzeuges begeistert und haben
viele Ideen, woran es liegen könnte, die meisten davon habe ich
allerdings schon getestet. Ich frage sogar nach, ob sie Zeit für meinen
Problemfall haben, da ich eigentlich so gar nicht mehr weiter weiß - haben
sie aber nicht, da die Saison langsam startet. Einer der beiden vermutet
das Problem bei den Vergasern, der andere bei der Zündung. Da das
Problem weitgehend auf der rechten Seite auftaucht, entschließe ich
mich, auf Verdacht den rechten Gasscheiber nebst Membrane
auszutauschen, vielleicht hat die Membrane ja einen Riß bzw.
Undichtigkeit, die nicht zu sehen ist. Nach dem Austausch des Schiebers
gegen einen aus meinem Fundus und Probefahrt folgt sogleich die
Erkenntnis, das es das auch nicht gewesen ist. Wat nu? Ich sinniere vor
mich hin, wo ich noch suchen könnte und entscheide mich ohne einen
besonderen Grund, mir die Zündbox genauer an zu sehen. Keine Kabel
eingeklemmt oder gebrochen, aber eine Kabelöse, die am Gehäuse mit
einer Niete befestigt ist, läßt sich relativ leicht bewegen, aber wozu
dient das? Im Schaltplan lese ich, das dies die Masseverbindung für die
Abschirmung des Geberkabels ist, das Kabel ist am anderen Ende sauber
am Motogehäuse befestigt. Ob das ein Problem ist? Finden wir's
heraus... Ich versuche zuerst, den Stecker mitsamt Niete am Gehäuse der
Box anzulöten, was mir aber trotz 100 Watt Lötkolben nicht gelingt, das
Metall des Gehäuse ist einfach zu massiv und wird nicht heiß genug. Ich
muß daher in den sauren Apfel beißen und das Gehäuse der Box öffnen, um
ein Loch zu bohren und die Kabelöse mit einer winzigen Schraube am
Gehäuse zu befestigen. Nachdem die Box offen vor mir liegt, bleibt
eigentlich nur eine Stelle übrig, in die ich ein Loch bohren kann, ohne
die empfindliche Elektronik zu zerlöchern - an der Seite. Darum muß das
Kabel zuerst verlängert und eine neue Kabelöse ange- crimpt und
verlötet werden, dann bohre ich ein 2,5 mm Loch in die Box. 2 mm
Schrauben habe ich zwar in meinem Fundus, aber nur eine einzige (!)
Mutter - die darf nicht verloren gehen. Natürlich fällt sie mir mindestens
10 mal in den Dreck und ich muß sie fluchend mit der Lupe wieder suchen,
aber dann sitzt sie endlich und wird noch mit einem Tropfen flüssiger
Schraubensicherung beträufelt. Auf zur Probefahrt, und... Die Honda
springt sofort knackig an, läuft recht sauber und vor allem ohne jegliches
massive Geruckel, dreht gut hoch und zieht durch. Es kann nicht wahr
sein! Dieses verdammte Ding! Offensichtlich haben sich Störungen durch
die Zündkabel so massiv auf die Zündung ausgewirkt, das es zu den
Aussetzern kam - warum sich das vor allem auf den rechten Zylinder
ausgewirkt hat - keine Ahnung. Mir fällt auf jeden Fall ein Riesen-
Felsmassiv vom Herzen. Ich kann's kaum glauben, aber der Fehler ist weg
- ein 3/4 Jahr Suche hat das gekostet. Perfekt ist's natürlich noch
nicht, eventuell müssen die 95er Hauptdüsen wieder gegen die 100er
Düsen ersetzt werden, aber das wird die erste größere Ausfahrt zeigen.
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Chaos - und das nur für einen Stecker! |
An dieser Niete war der Stecker (nicht)
fest... |
...und da sitzt er jetzt |
11.03.2016 - Die 95er Düsen der CB250 sollen wieder
gegen die 100er Düsen der CB 360 ersetzt, das klappt problemlos, aber
so langsam machen sich die unzähligen Demontagen der Schwimmerkammern
bemerkbar - am linken Vergaser ist das 2. der 4 Gewinde der
Schwimmerkammer hinüber... Auch da muß ich nun eine Mutter von oben
ansetzen, damit die Kammer hält. Wenn ich die Vergaser noch einmal
komplett abbauen muß, dann werde ich alle Gewinde mit Gewindebuchsen
reparieren lassen, die sind stabiler als die Gewinde im Alu- Druckguß.
Ansonsten fährt sich die Honda mit den 100er Hauptdüsen noch besser,
sie zieht kräftiger durch, besonders aus niedrigen Drehzahlen heraus.
10.07.2016 - Seit den letzten Arbeiten läuft die Honda
absolut problemlos, demnächst steht die erste Inspektion an, die ich
wg. der langwierigen Fehlersuche von 1000km auf 1500km verschoben habe,
die sind bald voll. Nach 4 1/2 Wochen wirklich miserablen Wetters ist
es am Sonntag endlich einmal stabil schön, wenn auch schon fast zu warm
- egal, rauf auf die Piste! Auch diesmal gibt es keine Schwierigkeiten,
die Honda schnurrt wie ein Kätzchen. Da sie in letzter Zeit viel Staub
abbekommen hat, nehme ich sie mir nach der 200 km Fahrt zur Brust:
Abwaschen, Chrom polieren, dann den Anblick genießen und dazu bei 33°
ein eiskaltes Radler zischen - Heaven on Earth... ;-)
18.07.2016 - Die erste Insepktion steht an, dabei kann ich gleich die
neue Hebebühne einweihen. Abgelassen ist das Öl schnell, aber das
Reinigen des Schleuderölfilters und des Ölsiebes erfordert es, den
Kupplungsdeckel zu demontieren - ausgesprochen lästig: Der komplette
Auspuff mitsamt Krümmer rechts muß abgebaut werden, dazu die rechte
Fußraste und der Kickstarter - kein Wunder, das so mancher dieser
Motoren den frühen Tod gestorben ist - den Besitzern wird das
schlichtweg zu lästig gewesen sein. Der Zustand des Ölsiebes belegt
aber eindeutig, wie wichtig diese Arbeiten sind: es ist mit
Dichtungsresten und Dreck verschmutzt. Dummerweise ist der Dichtring
des Schleuderölfilters zerrissen, einen neuen Ring finde ich in meinem
Fundus nicht. Nach langem Suchen finde ich im Bastelkeller aber in
einem alten Motorblock noch einen, der in brauchbarem Zustand ist.
Nachdem der Kupplungsdeckel mit neuer Dichtung wieder montiert ist,
wechsele ich noch das Gabelöl aus, da die Gabel zu bockig reagiert. Das
5er Öl wird das Problem hoffentlich mildern. Zu guter Letzt behebe ich
noch eine Kleinigkeit, die mir vor einer Weile ausgefallen ist: Der Honda
Schriftzung auf dem Kupplungsdeckel ist original mit schwarzem Lack
unterlegt, mit einem hauchdünnen Haarpinsel gelingt mir ein halbwegs
brachbarer Effekt. Dann behebe ich noch eine Leckage an einer Schraube
des Steuerkettenspanners, damit sollte die Honda für's Erste wieder fit
sein.
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Die Hebebühne wird
eingeweiht |
Reichlich Dreck im
Ölsieb |
Der Deckel bekennt endlich Farbe |
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