Honda CL 450

03.11.2018 - Nach der Inspektion soll's heute werden: Der Motor
soll zeigen, ob und wie er läuft. Zufällig kommt Freund Dieter gerade
vorbei, als ich an der Tankstelle 5 Liter Benzin erwerbe und kommt
mit in die Garage. Batterie montieren, Sprit in den Tank, Benzinhahn
auf, Zündung an und Startknopf drücken - der E-Starter dreht nur
müde und schafft es nicht, den Motor auf Touren zu bringen. Der
Kickstarter dagegen funktioniert und nach 3 Versuchen rührt sich
kurz was, der 4. Kick und der Motor startet tatsächlich! Ich lasse
den Motor warmlaufen, der stark qualmt und die Garage rasch mit
giftigem Dunst füllt. Mechanische Geräusche sind nicht hörbar, der
Motor reagiert nach provisorischen Einstellungen an den Vergasern
auch gut auf den Gasgriff, der Sound ist ordentlich. Alle Gänge lassen
sich schalten, das Getriebe macht keine Geräusche. Dann stelle ich den
Motor ab, bringe das Mopped nach draußen, öffne sämtliche Fenster
der Garage und starte den Motor noch einmal - ich will sehen, ob die
Lichtmaschine Strom liefert, das tut sie. Was der Motor auch noch so
so drauf hat, sehe ich bald: Er tropft aus dem linken Motordeckel
massiv den Boden voll, da ist Handlungsbedarf. Nach dem Abstellen
drehe ich die Zündkerzen raus und prüfe die Kompression - 9,5 Bar
auf beiden Zylindern, das ist nicht schlecht, allerdings nennt das Handbuch
alles unter 11 Bar als reif zur Überholung, daher mein vorläufiger Plan
für den Motor: Zylinderkopf und Zylinder runter, neue Auslaßventile,
Ventilführungen Ein- und Auslass neu, ebenso die Ventilschaftdichtungen.
Zylinder und Kolben prüfen, wenn gut, nur neue Kolbenringe, ansonsten
Schleifen der Zylinder auf Übermaß, neue Kolben und -ringe, der Rest
bleibt ungeöffnet. Da in der Garage momentan eh' kaum Sauerstoff zu
finden ist, gönne ich mir was: Eine Ausfahrt mit der Honda (der Anderen,
natürlich...) und ein Kinobesuch.

Sie läuft! ...und läuft auch aus... Nicht schlecht, aber auch
nicht top in Schuß.

06.11.2018 - Ich habe mich noch nicht ganz entschieden, wie weit ich den
Motor überholen werde. Ein Arbeitskollege mit mehr Erfahrung als ich meinte,
er würde bei diesen Kompressionswerten die Zylinder nicht schleifen und neue
Kolben verbauen. Auf jeden Fall bestelle ich mir alle benötigten Teile für die
Überholung des Zylinderkopfs: 2 neue Auslaßventile, Ventilführungen, Ventil-
schaftdichtungen, Zylinderkopf- und fußdichtung, O-Ringe für die Zylinder,
Simmerringe für die linke Motorseite (Stichwort: Ölleck, s. o.) nebst diversen
anderen Kleinteilen. Vor dem Motorausbau werde ich auf jeden Fall noch
einmal Kompression messen - aber wozu? Ganz einfach: Nach dem normalen
Messen werde ich die Zylinder mit etwas Öl aus der Ölkanne befüllen, wird
die Kompression dann besser, liegt's an den Kolben / Kolbenringen, wird es
nicht besser, liegt's an den Ventilen.

09.11.2018 - Abends hilft Freund Dieter kurz aus: Wir messen erneut die
Kompression, einmal normal, einmal unter Zuhilfenahme eines Ölspritzers
in die Zylinder, das Ergebnis ernüchtert... Links steigt die Kompression
von 9,5 auf 11 Bar, dort liegt also klar ein Problem mit Kolben und / oder
den Ringen vor, rechts ändert sich nichts, dort ist demnach ein Problem mit
den Ventilen. Bei eBay Kleinanzeigen sichte ich einen Zylinder + Kolben,
die in brauchbarem Zustand zu sein scheinen, mit dem Anbieter werde ich einig,
umso erstaunter bin ich, das er nach meiner Nachfrage auf eine Bankverbindung
nun auf einmal mitteilt, dass die Brocken verkauft sind - kein sauberes Geschäfts-
gebaren...

10.11.2018 - Es geht los: Nach den üblichen Samstags-Aktiviäten wird die
Honda Stück für Stück zerlegt, vorher habe ich den örtlichen Baumarkt noch
um 60 Euro reicher gemacht, in dem ich einige Stapelboxen gekauft habe.
Auspuff, Seitendeckel, Batteriebox, der Kabelbaum, die Blinker, Räder,
die Gabel, einfach alles wird in Baugruppen zerlegt, in den Boxen gelagert und
jede Menge Fotos zur Dokumentation gemacht. Freund Ernst hilft mir beim
Herausheben des Motors aus dem Rahmen, zuletzt stehen die Schwinge und
der Hauptständer auf dem Programm, die beide Nachhilfe in Form von
dezenten Hammerschlägen benötigen, da festgegammelt. Der Hauptständer
bzw. dessen Befestigung ist dummerweise auch noch Halter des Bremspedals,
eine ausgesprochen saudumme Idee vom Hersteller. Aber auch daß ist keine
allzu große Herausforderung, mir bleibt immerhin das Auseinandersägen der
Schwinge (wie bei der 250er Honda) erspart. Schließlich steht nur noch der
Rahmen auf der Hebebühne, nur das Fabrikschild und die Lagerschalen des
Lenkkopflager müssen noch demontiert werden, dann können die nächsten
Arbeiten beginnen: Zuerst muß die Lagerung des Hauptständers instandgesetzt
werden, danach die Schwingenlagerung, anschließend werden Rahmen,
Motorhalteplatten, der Kettenschutz, der Batteriekasten und weitere Teile
erst zum Abstrahlen und danach zum Lackierer gebracht, ab dann geht es
hoffentlich wieder aufwärts.

Alles wird akribisch... ...zerlegt und fotografiert. Da ist der Grund für das
Ölleck: Der Simmering
der Kupplungsstange
hat sich gelöst.
Ich war eine Honda. Damit wird's weitergehen!

11.11.2018 - Eigentlich wollte ich mir heute einen ruhigen Tag machen, aber
ich ertappe mich doch dabei, mit Arbeitsanzug in die Garage zu dackeln.
Ich hole mir den Rahmen, die Schwinge, den Hauptständer und das Brems-
gestänge nebst -hebel in den Bastelkeller. Mit Hilfe von Lötlampe und Durch-
schlag gelingt es mir, die festgerosteten Buchsen aus der Schwinge zu lösen,
etwas leichter habe ich es mit dem ebenfalls festgerosteten Bolzen von Haupt-
ständer und Bremspedal. Mein Plan, Buchsen für den Hauptständer anzufertigen,
wird leider daran scheitern, das der Hauptständer nicht genug Material hat,
da werde ich mir was anderes einfallen lassen müssen. Die beiden Buchsen
in der Schwinge für die Federbeine bekomme ich nicht mit dem Schraubstock
herausgedrückt, mit der Lötlampe brenne ich den Gummi ab, dann wird der
Buchsenrand dünn geschliffen, bis ich mit dem Meißel die Reste aus der
Schwinge klopfen kann. Für den Hauptständer will ich auf jeden Fall einen
Schmiernippel einsetzen, ein Loch ist schnell gebohrt, aber auch für diesen
reicht das "Fleisch" nicht, da muß eine Mutter aufgeschweißt werden, dazu
habe ich heute aber keine Lust mehr...

Das war eine echte Schinderei... ...bis die Buchsen endlich die
Schwinge verlassen haben.

12.11.2018 - Für heute Abend nur ein paar Kleinigkeiten: Auf das neu
gebohrte Loch im Hauptständer soll eine Mutter für den Schmiernippel
geschweißt werden, aber das Schweißgerät streikt... Beim Öffnen des
Deckels kommen mir ein paar Meter Schweißdraht entgegen, die sich
von der Spule gewickelt haben - was für ein Chaos! Nachdem ich das
entwirrt und den Schweißdraht in die Pistole gefädelt habe, geht's wieder.
Schön aussehen tut's nicht, aber es muß nur halten und dicht sein, das
reicht mir. Vom Rahmen werden die beiden Lagerschalen des Lenkkopf-
lagers ausgeklopft und das Typenschild vorsichtig entfernt, sobald ich einige
Öffnungen mit Panzertape verschlossen habe, ist der Rahmen fertig zum
Strahlen. Mal sehen, ob ich bis zum Wochenende alle weiteren Teile
vorbereitet habe, damit es voran geht.

17.11.2018 - In den letzten Tagen habe ich noch ein paar Teile geordert,
einige andere Teile sind angekommen, heute steht diverse Arbeiten auf dem
Programm: Alles, was schwarz lackiert werden soll (Rahmen, Schwinge,
Fußrasten, Motorhalteplatten, Kettenschutz, Batteriehalter) soll zum Strahlen
und Lackieren vorbereitet werden. Ich demontiere alle Teile soweit nötig,
mache mir aus Holz Abdeckungen für Teile, die nicht gestrahlt und lackiert
werden dürfen (z. B. die Lenkkopflagersitze oder die Schwingenlagersitze)
und repariere bedürftige Brocken, so z. B. den Kettenschutz, den ein
Vorbesitzer wg, einer abgebrochenen Halterung mit einem aufgenieteten
Blech geflickt hat. Hier mache ich mir aus einem Edelsthalblech ein passendes
Stück und schweiße es stumpf an, bohre ein Befestigungsloch und schweiße
auf der Rückseite eine Mutter an. Am alten Lenkradschloß beiße ich mir
dagegen die Zähne aus: Es gelingt mir nicht wie ein gewisser Herr M. aus
dem Westerwald, der bei DMAX eine Serie hat und notfalls Flugzeugtüren
mit Hilfe von 2 Drähten öffnet, dieses zu öffnen, ich muß es ausbohren... ;-)
Ärgerlich ist der Befund des Werkzeugfachs - hier hat jemand kräftigen
Rostbefall mit schwarzem Isolierband kaschiert, was unter dem Dreck nicht
zu sehen war. Man könnte das schweißen, aber der Aufwand wäre groß,
zu groß. Aber da war doch was? Ein paar Tage vorher konnte ich einen
Krümmer erwerben und abholen, bei dem Besitzer gab es auch noch ein
nettes Gespräch, hatte ich in seiner Grabbelkiste nicht auch noch eine Werk-
zeugbox gesichtet? Ein Anruf später bestätigt sich dies, eine Anfahrt und 10 Euro
später halte ich es in Händen - vielen Dank an dieser Stelle an Herrn K. aus W.!
Ganz fehlerfrei ist auch dieses nicht, wie sich herausstellt: Offenbar ist Werkzeug
lose darin herumgeklötert, was kleine Dellen im Deckel hinterlassen hat,
die meisten kann ich mittels Hammer und Amboß wieder ausbügeln, warten
wir ab, was der Lackierer dazu sagt.

Die Fußrastengummis sind
mit einer Art Kleber, der
mumifiziert ist, angeklebt...
Fertig repariert - das
Kettenschutzblech.
Diese Pampe war weniger
zum Schmieren der Kette
als zum Konservieren
geeignet!
Ordentlich angefressen,
das Werkzeugfach...
Ersatz konnte flugs besorgt werden.

20.11.2018 - Gestern habe ich die vorbereiteten Teile zum Strahlen weggebracht,
es wird eine gute Woche dauern, bis ich die Brocken wieder bekomme. Es
kommen immer wieder Päckchen mit Teilen an, die ich im Bastelkeller sammle.
Heute habe ich mir nach längerem Suchen auch noch 2 Reifen, Schläuche und
Felgenbänder bestellt, da neben der Gabel nun auch die Räder angegangen werden
können - bin ich etwa zu optimistisch, jetzt schon Reifen zu bestellen? Ich hoffe
nicht... Ich hätte mir übrigens gerne klassische Trial- oder leichte Enduroreifen
bestellt, aber 1. habe ich von keinem Hersteller einen passenden Satz gefunden
und 2. wurde die Honda ab Werk mit Straßenreifen ausgeliefert. Immerhin habe
ich schöne Reproprofile gefunden, die dem Mopped sicherlich gut stehen werden.

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Letztes Update: 20.11.2018