Honda CL 450

04.12.2018 - Ich nehme mir heute die Bremsankerplatten vor, was
bedeutet: Schleifen und Polieren... Reichlich Schweiß und Dreck,
bis die Teile wieder in altem Glanz erstrahlen. Die Blindstopfen
aus Blech für die Bremsbackenachsen sind jetzt zwar auch wieder
blank, werden aber schnell wieder rosten, daher bekommen sie einen
silbernen Anstrich mit dem Lackstift. Dann hole ich mir die Gabel aus
der Garage. Die zerissenenen Faltenbälge und die außen liegenden
Gabelfedern sind flugs demontiert, für die Seegerringe, die die Dicht-
ringe halten, muß ich mir eine passende Zange aus der Garage holen.
Zuletzt werden die Halteschrauben der Dämpferkolben herausgedreht,
aber die Standrohre rühren sich nicht, beim Herausziehen macht es
vernehmlich "Klong". Habe ich was übersehen? Nach Studium des
Handbuchs und des Teilekataloges steht fest: Nein. Aber warum
rühren sich die Standrohre nicht vom Fleck? In einem Internetforum
finde ich den Hinweis, das aufgrund der Gabelkonstruktion, besonders
dann, wenn die Simmerringe alt und verhärtet sind, etwas mehr
Kraftaufwand notwendig sein kann. Ich spanne die Gabelholme
in den Schraubstock ein und ziehe mehrfach beherzt, endlich lösen
sich die Standrohre. Nach dem Reinigen zeigt sich, das die Standrohre
im oberen Bereich deutlich angerostet sind - das kommt davon, wenn
man womöglich jahrelang mit kaputten Faltenbälgen herumfährt!
Ich spanne die Standrohre in die Drehbank ein und ziehe die Rost-
stellen mit Schleifpapier ab, zum Glück sitzen die Stellen ziemlich oben,
wo die Simmerringe nicht drüber streifen. Neue Standrohre sind
sehr schwer zu kriegen, offenbar hat nur ein Anbieter welche am
Lager, aber die kosten sagenhafte 250 Euro das Stück! Fazit: die
alten Standrohre bleiben drin - wird sicherlich nicht der letzte Kompro-
miss sein, den ich machen muß. Für heute ist Feierabend, ich habe
auch noch ein paar andere Sachen zu tun.

Neue Blinkermassekabel
sind teuer, ein paar gebrauchte
Teile müssen reichen...
Nicht übel! Ein wenig Silberlack
wird den Rost im
Zaum halten.
Oje... Etwas besser sehen die Standrohre
nach dem Schleifen aus.

05.12.2018 - Ich rufe bei "meinem" Galvanikbetrieb an, ob ich meine Teile
vorbeibringen kann - ich darf. Eilends werden noch ein paar Teile demontiert,
wie z. B. den Lenker, dessen Kabelanschlüsse für die Lenkerschalter arg
widerspenstig sind, dann geht es los Richtung Frankfurt. Nach gut 2 Stunden
bin ich in der City und etwas verwundert: Heutzutage würde man einen
solchen Betrieb mitten in der Stadt wohl kaum genehmigen. Der Chef ist recht
nett (und er erzählt gerne...), wir quasseln fast 2 Stunden über Gott und die Welt,
Motorräder, Menschen und wasweissich, bis es Butter bei die Fische gibt:
Kosten wird mich das Verchromen und Verzinken meiner Teile (Lenker,
Bremspedal, Aufbockgriff, Auspuffbriden, Scheinwerferring, 3 Bremshebel
und Fußrasten hinten) knapp 1100 Euro (*Schluck*), schlimmer dagegen ist,
das die Sachen vermutlich erst Mitte Februar fertig werden - nutzt nichts, es
muß gemacht werden. Wieder zurück in Bonn besuche ich noch den örtlichen
Baumarkt, da bei der Zerlegung der Gabel eine Scheibe für die Auflage der
Gabelfeder durch Abwesenheit glänzt. Verwendbaren Ersatz finde ich in
Gestalt einer Türrosette in VA, die passend gedreht werden kann.

06.12.2018 - Mit der Scheibe für die Gabel fange ich an: Zuerst wird der
Außendurchmesser passend abgedreht, dann der Innenteil - passt! Nehmen
wir uns die Tauchrohre vor: Abschleifen, polieren, dann will ich die Gabel-
holme montieren. Die Simmerringe können leider nicht zuerst in die Tauchrohre
montiert werden wie bei konventionellen Gabeln: da die Dämpfereinheiten fest
auf den Standrohren montiert sind, müssen zuerst diese und dann die
Simmerringe montiert werden, aber jetzt komme ich nicht mehr richtig dran.
Ich versuche es mit zwei Durchschlägen, aber damit habe ich nicht genug
Kraft. Was nun? Ich brauche ein Stück Rohr, das genau über die Standrohre
passt, um die Simmerringe von oben einklopfen zu können. In meinem
Sammelsurium finde ich nichts Passendes, fahren wir zum Baumarkt. Da finde
ich zwar was mit passendem Innendurchmesser, aber die Wandung des
Rohres ist viel zu dünn, damit würde ich wahrscheinlich nur die Simmerringe
beschädigen. Aber der Metallhandel nebenan hat auch noch auf, dort finde
ich ein Rohr mit genügend Wandstärke. Mit 6 Euro bin ich dabei - preis-
werter geht es nicht für ein "Spezialwerkzeug". In der Bastelbude kann ich
nun alles sauber montieren, inkl. des selbst gefertigten Stützrings für die
Gabelfeder. Sehen nicht schlecht aus, die montierten Holme! Ein paar
Edelstahlschrauben für die Gabelfüße und die Ablaßschrauben kom-
plettieren die Gabelholme, dann nehme ich mir noch die Vorderradfelge
zur Brust: Die rostige Innenseite wird mittels Akkuschrauber und Stahl-
bürste von losem Rost befreit, dann pinsele ich die rostigen Stellen mit
Rostumwandler ein. Wenn der morgen trocken ist, gibt's eine Schicht
silbernen Lack. Feierabend! Die Dusche und das Feierabendradler
habe ich mir redlich verdient...

Ausgangsmaterial links,
(fast) fertiges End-
produkt rechts.
Frisch poliert! Das Spezialwerkzeug.
Ich bin nicht ganz unzufrieden
mit dem Ergebnis.
Der Rostumwandler auf der
Felge bei der Arbeit.

07.12.2018 - Zuerst zum Baumarkt, ich brauche eine M10 Schraube mit Sechskant-
kopf, leider hat erst der 3. Baumarkt eine solche im Portfolio. Dann suche ich den
Sattler auf, den ich wegen des Neubezugs der Sitzbank befrage - klar kann er die
neu beziehen, aber leider nicht mit einem dem Original entsprechenden Bezug oder
gar dem Schriftzug. Auch eine 2. Adresse aus meinem Adressbuch hilft nicht weiter,
hier will man gar 600 Euro (!) für die Restaurierung haben - too much. Daher bestelle
ich mir via Internet aus den USA einen hoffentlich qualitativ guten Bezug, der dem
Original entspricht. Das Untergestell der Bank werde ich also selbst entrosten und
lackieren, sonst wird's zu teuer. Ein weiteres Problem: Ich will den Motor vor der
Überholung von Zylinder und -kopf Trockeneisstrahlen lassen, eine ortsansässige
Firma würde dies zwar machen, kann mit aber dieses Jahr keinen Termin mehr
anbieten - Schlecht, ich habe nur diesen Monat Zeit, zudem komme ich erst
nach dem Reinigen mit dem Motor weiter, ich muß ja auch noch Zylinderkopf,
Zylinder und Kolben demontieren und zum Instandsetzer bringen. Daher werde
ich in den nächsten Tagen herumtelefonieren, um vielleicht doch noch woanders
einen Termin zu bekommen. Auch noch der Rede wert: Meine CL hat zwar
noch die Luftfiltereinsätze, diese sind aber arg mitgenommen, jemand hatte die
Filter auch gegen Schaumstoff ersetzt - Ersatz muß her. Ich kann keine "Meter-
ware" für das typische Luftfilter- Faltenmaterial finden, daher muß ich auch hier
in den sauren Apfel beißen: Ein Satz Reproteile (die immerhin erhältlich sind),
werden via Internet zum Gunstpreis von 126 Euro inkl. Versand ersteigert.
Im Bastelkeller schaffe ich demzufolge nicht mehr sehr viel, nur die mittlerweile
trockene Vorderradfelge wird auf der Innenseite mit silberner Farbe bepinselt.

Fertig zum Montieren von Speichen und Nabe

08.12.2018 - Ich versuche eine andere Firma zu finden, die mir den Motor
strahlen kann, bei 3 Firmen im Umkreis kassiere ich leider auch nur Absagen.
Gehen wir halt wieder basteln... Die Hinterradfelge wartet auf die Nabe und
neue Speichen, also gehen wir's an: Anhand der bei der Zerlegung der Räder
gemachten Fotos sehe ich mir das Einspeichmuster an und fange beim Ventilloch
als Orientierungspunkt an. Ich komme gut voran, erst eine Seite, dann drehe ich
die Felge um und mache auf der anderen Seite weiter, bis ich bei den letzten
4 Speichen merke, das ich irgendwo durcheinander gekommen bin - Mist!
Ich finde den Fehler nicht also bleibt nur eines übrig: Wieder von vorne anfangen...
Diesmal klappt's, die Speichen sitzen da, wo sie hin sollen. Zentrieren werde ich
aber erst, wenn auch die Vorderradfelge eingespeicht ist, deren Lack auf der
Innenseite trocken ist. Zuerst prüfe ich aber das Päckchen mit den neuen Speichen
und Nippeln und stelle fest, das von jeder Sorte (stark und schwach gekröpft) je
2 Stück fehlen, es sind auch nur 36 Nippel da - das Päckchen ist also, obwohl
korrekt beschriftet, für eine Felge mit 36 Speichen gedacht - ich habe für heute
die Nase voll und reklamiere nur noch den Fehlbestand beim Verkäufer.

Eine Seite fertig - dachte ich... Nach dem Neuanfang
endlich korrekt eingespeicht.

09.12.2018 - Ich speiche auch die Vorderradfelge ein, bis mir Speichen und
Nippel ausgehen - der Nachschub wird hoffentlich nicht allzu lange auf sich
auf sich warten lassen. Dann nehme ich mir die Bremsankerplatten vor, die
Bremsschlüsselwellen werden gut eingefettet eingesetzt, dann neue Bremsbeläge
und Federn montiert, zum Schluß werden die Beläge mit U-Scheiben und
VA Splinten gesichert. Was kommt als Nächstes? Das hintere Bremsgestänge
grinst mich unverschämt an, dem werde ich helfen...: Richte ich es oder baue
ich es nach? In meinem Fundus finden sich eine Rundstange aus VA sowie
ein Stück Sechskantstab aus VA in passenden Durchmessern, daher baue ich
das Teil nach, wohl wissend, das das viel Zeit kosten wird. Zuerst wird der
Rundstab passend abgelängt, dann auf beiden Seiten Gewinde geschnitten
(bei VA echte Schweißarbeit!), auf die eine Seite kommt nachher die Nach-
stellmutter, auf die andere Seite eine Mutter, die ich anschweißen und in
Form fräsen werde - sie dient als "Anker" für die Bremshebelaufnahme. Die
Arbeit geht gut voran, ich fertige noch das Rundeisen an, das sich gegen
die Einstellschraube abstützt und bohre das Loch für das Gestänge, zuletzt
wird auf dem Gestänge noch ein Widerlager angeschweißt, das ich aus
einer Unterlegscheibe bastele. Die Feder selbst muß ich noch neu bestellen,
die Aufnahme für das Bremspedal wird entrostet und lackiert - der Nachbau
ist mir zu aufwändig. Das war's für heute.

Fertig zum... ...Einbau.
Ebenso die... ...vordere Ankerplatte.
Beliebtes Spiel:
Original und Fälschung.
Zwischenstand... ...und fertig (bis auf die Feder).


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Letztes Update: 09.12.2018