Honda SL350 K1

27.09.2024 - Am frühen Abend ist das Wetter erstmal trocken - ich hole
die Honda aus der Garage. Wieder dreht sie trotz Kaltstarter kurz bis auf
4000 Touren, da muß ich definitiv auch noch ran. Nach 2 km halte ich an
und gucke unter den Motor - dicht! Nicht zu fassen... Nach weiteren 5
Minuten sehe ich noch mal nach - sieht immer noch gut aus. Wenn der
Simmerring nicht innerhalb kürzester Zeit von den Macken "angesägt"
wird, würde es mich sehr freuen. Wenn nicht, muß der Motor wieder raus
und die Getriebewelle erneuert werden... Als nächste Tat sind die Vergaser
dran, da nach wie vor kein stabiler Leerlauf vorhanden ist und der Motor
schlecht Gas annimmt, aber das kann warten.

28.09.2024 - Sehen wir mal nach den Vergasern: Zuerst überprüfe ich anhand
meines eigenen Restaurierungsberichts, welche Düsen momentan verbaut sind,
die sind alle wieder im Serienzustand. Ich will zum Testen die Düsennadeln
eine Stufe höher hängen, beim Ausbau der Gasschieber fällt mir gleich was auf:
Der Ausschnitt des Gasschiebers zeigt nach vorn statt nach hinten, das ist
definitiv falsch! Ich habe wohl beim letzten Mal die Schieber links und rechts
vertauscht - ich schöpfe wieder Mut. Aber der wird schnell gedämpft: Der
Motor springt zwar an, läuft aber nur noch, wenn ich den Kaltstarter
komplett geschlossen halte und nimmt fast kein Gas mehr an. Wo soll ich jetzt
noch suchen? Ich entschließe mich, die Steuerzeiten des Motors zu prüfen.
Nach Abnahme von Tank, Limadeckel (dessen Dichtung dabei entzwei geht)
und der Ventildeckelchen setze ich eine Gradscheibe auf den Limarotor und
prüfe anhand der Angaben im Werkstatthandbuch die Öffnungs- und Schließ-
zeiten der Ventile - alles in Ordnung. Aber das Ventilspiel beider Einlaßventile
ist deutlich zu groß, das justiere ich nach. Eine neue Limadeckeldichtung habe
ich nicht, es muß eine "geschnitzt" werden. Neue Probefahrt - immer noch nix.
Mir gehen echt die Ideen aus... Hat wer noch Vorschläge, wie und wo ich
suchen soll?

Falsche Seite! Die Steuerzeiten
werden geprüft.
Schon wieder eine Dichtung
nachfertigen...
Paßform? Geht so...

30.09.2024 - Heute will ich den neu erworbenen "Smoker" ausprobieren: ein
Dampfgenerator für den KFZ Bereich. Damit hoffe ich evtl. Undichtigkeiten im
Bereich des Ansaugtraktes auf die Spur zu kommen. Nachdem ich die Gummis
zu den Luftfiltern entfernt habe, setze ich einen Gummistutzen auf den linken
Vergaser und stecke die Dampfdüse auf - sogleich kann ich 2 Schwachstellen
ausmachen: Die Gummitüllen der Züge sitzen nicht dicht auf den Vergaserdeckeln,
das ist schnell behoben. Gravierender ist aber das Leck am Kaltstarthebel,
an der Durchführung ins Gehäuse pfeift's ordentlich raus. Da fehlen Dichtgummis,
die ich mir von den alten Vergasern abmontiere. Obwohl die Dinger ziemlich
ausgelutscht sind, läuft der Motor jetzt erheblich besser - die Richtung stimmt!
Leider gibt's dafür keine Ersatzteile mehr, ich muss mir was einfallen lassen,
aber ich schöpfe endlich wieder Hoffnung.

Hier schlecht zu sehen, aber
es dampft aus den Leckstellen.
Die Dichtgummis gibt's
nicht mehr.


03.10.2024 - Nach dem Test mit dem Smoker baue ich heute die Vergaser ab
und prüfe, wie ich die Kaltstarterwellen dicht kriege. Nach mehreren Versuche
sieht meine Lösung jetzt so aus: Die Kunststoffbuchse an der Aussenseite wird
mit Dichtmasse eingesetzt, unter die Befestigungsmutter kommt eine EDPM
Dichtscheibe, die Mutter selbst wird mit Schraubensicherung festgeklebt. An der
Innenseite stützt nun eine Gummi-Kabeldurchführung die alte Gummidichtung,
damit baue ich die Vergaser wieder ein. Für die Probefahrt setze ich noch die
Düsennadeln eine Stufe höher, mal sehen, was das bringt. Immerhin, das Mopped
springt gut an, den Kaltstarter kann ich auch ganz runterdrücken, aber der Motor
nimmt immer noch schlecht Gas an. Zurück in die Garage, die Nadeln werden
auf die höchste Stufe gesetzt, jetzt kann man mit dem Mopped halbwegs fahren.
Eine neuer Test mit dem Smoker zeigt, das am linken Vergaser auch noch der
Alublock, der die Aufnahme des Kaltstarters trägt, undicht ist, den kann ich
nur von aussen mit Dichtmasse einkleistern, ansonsten müsste ich auf den
ursprünglichen Vergaser zurückgreifen - der linke war halbwegs in Ordnung.
Zum Test ersetze ich noch die 120er Hauptdüsen gegen 130er, aber das bringt
nichts. Leider tropft schon wieder Öl aus dem Kettendeckel, Diagnose: die
ruinierte Getriebewelle "zersägt" die Dichtlippe des Simmerrings. Was nun?
Motor wieder raus, andere Welle besorgen und dann auf ein Neues probieren?
Evtl. gibt es noch eine Alternative: Es gibt von einigen Firmen hauchdünne
Hülsen, die auf eine Welle aufgesetzt werden und dem Simmerring wieder eine
glatte Oberfläche anbieten, so eine erwerbe ich. Ausserdem tropft schon
wieder der Simmerring der Kupplungsstange, ich bestelle auch eine neue Stange,
da das alte Teil leichte Rillen hat. Was den Motorlauf angeht, so werde ich mir
zum Testen eine der alten Düsennadeln vorsichtig dünner schleifen, um dem
Motor im Übergangsbereich mehr Sprit zukommen zu lassen.

Ausgebaut... So ist's erstmal dicht. Vergaser wieder montiert.
Schon wieder Ölsabber... ...aus dem Simmerring!
Eindeutig. Der leider ebenso.

13.10.2024 - Die benötigten Teile sind schon seit ein paar Tagen da, aber Zeit hatte
ich nicht. Heute begebe ich mich in den Bastelkeller, da ich was anfertigen muss:
Die gekaufte Reparaturhülse für die Getriebewelle wird mittels Setzwerkzeug auf
die Welle aufgeklopft - das ist aber zu kurz. Ein Stück Aluminium Vollmaterial habe
ich da, die Außenseite wird auf der Drehbank auf das korrekte Mass gebracht, dann
folgt die Innenseite - hier kommt es auf 10tel Millimeter an. Bis 22 mm habe ich
Bohrer, das geht fix. Der "Rest" muss mittels Innendrehmeissel auf Mass gebracht
werden, was sich als unerwartet zeitraubend erweist: Das Material ist ungewöhn-
lich hart, der Drehmeissel verschleisst im Zeitraffer und es wird immer nur wenig
Material abgetragen. Nach 2 verschlissenen Wendeplatten und fast 3 (!) Stunden
später passt alles, auch wenn's nicht so schön aussieht, aber egal. Den Rest des
Tages nehme ich mir frei und setze mich auf ein Motorrad, das derzeit ohne
Reparaturen auskommt...

Links das mitgelieferte Setzwerkzeug, rechts mein selbst
angefertigtes Teil mit der Reparaturhülse obendrauf.


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Letztes Update: 13.10.2024