Royal Enfield Model G Restauration

10.02.2003 - Motor zerlegt - endlich zeigt sich ein Lichtblick:
der Motor ist in ordentlichem Zustand, selbst Zylinder und
Kolben ließen sich evtl. weiter verwenden. Jedenfalls kein
übermäßiger Verschleiß an allen kritischen Punkten wie
Kipphebeln, Pleuellager oder Zahnrädern des Primärtriebs
erkennbar. Leider bekomme ich die Kurbelwelle nicht aus
den Gehäuse, da auf der rechten Motorseite das Antriebs-
zahnrad für die Ölpumpe mit einer Spezialmutter gesichert
ist. Ein Blick ins Werkstathandbuch zeigt ein passendes
Werkzeug nebst Bestellnummer und siehe da - in der Online-
Datenbank von Hitchcocks findet sich dieses Werkzeug
wieder, also gleich geordert. Mittlerweile liegen die Kosten
für die Ersatzteile bei knapp 1000 £...

12.02.2003
- Die zweite Lieferung Ersatzteile aus England
ist angekommen, leider fehlt das Spezialwerkzeug zum
Abziehen des Ölpumpenantriebs, also kann ich den Motor
vorerst noch nicht weiter zerlegen. Die Lieferung des fehlenden
Teils wird mir aber per Mail von England für die nächste
Lieferung zugesagt.

14.02.2003 - Den Freitag habe ich mir frei genommen, um
zu Cornucopia Enterprises nach Vahlbruch zu fahren.
Der in der Szene bekannte Engländer Peter Long hat sich
dort niedergelassen und vertreibt Neu- und Gebrauchtteile
für englisches Alteisen. Die 300km Fahrt dorthin sind zwar
ätzend, aber ich möchte die dort evtl. zu habenden Teile
lieber selbst in Augenschein nehmen. Am Ziel offenbart
sich ein echtes Paradies für den BritBike- Freak: Tonnenweise
Teile für alte Triumph, BSA, Norton, Ariel, New Imperial...
und auch ein paar wenige Brocken für meine Enfield. Peter
ist sehr nett und nimmt sich viel Zeit, so finden sich mit der
Zeit ein brauchbarer hinterer Kotflügel, eine aus Neu- und
Gebrauchtteilen zusammengesetzte Lampe, die mega-raren
Werkzeugboxen hinten sowie Kleinteile wie Griffgummis, ein
Reparatursatz für den Batteriekasten, den lange ersehnten
Primärkastendeckel sowie weiteres Kleinzeug. Die Preise
sind natürlich mal wieder gesalzen, aber das kann mich kaum
noch schocken - ich habe nur kurz geschluckt und dann brav
595 € auf den Tisch des Hauses geblättert... Als ich schließlich
gegen 19:00 zuhause stolz meine teils rostigen Neuerwerbungen
präsentiere, nehme ich die Bemerkung eines anwesenden
Handwerkers "Das ist ja alles nur Schrott!" gelassen hin,
der Mann hat eben kein Auge für die Schönheit der Dinge...

15.02.2003 - Da mir die Original Ersatzteilliste zum Stöbern
zu schade ist, lasse ich sie in einem Copy-Shop fotokopieren,
ein Exemplar soll auch der Royal Enfield Owners Club erhalten:
Schon wieder um 11 € ärmer (Farbkopie)...
Nachmittags dann Termin mit der Fa. Elektronic-Data Kleiber,
die sich auf die Reparatur und Restauration von Oldtimer- Elektrik
spezialisiert hat. Als mir der Besitzer kurz nach der Ankunft eine
Preisliste in die Hand drückt, schwant mir sogleich, dass die
Überholung der Lucas Lichtmaschine und des Zündmagneten mal
wieder kein Schnäppchen wird... Dafür verspricht der Spezialist aber
einen neuwertigen optischen wie technischen Zustand inkl. Garantie.
Angesichts der berühmt-berüchtigten "Zuverlässigkeit" der Lucas
Komponenten (hier im Rheinland auch als "Jupp Lucas - Erfinder
der elektrischen Dunkelheit" bekannt) scheint mir der Aufwand aber
gerechtfertigt.

20.02.2003 - Dritte Bestellung mit einigen dicken Brocken aus
England angekommen, das bei der letzten Lieferung vergessene
Spezialwerkzeug ist zwar da, dafür muss ich aber andere Teile
reklamieren: Der Sattelbezug ist von minderer Qualität und weist
außerdem ein Loch auf, der neue Schalldämpfer (witzige
Bezeichnung für ein nach allen Seiten offenes Rohr) ist leider für
die falsche Seite, außerdem liederlich geschweißt und dazu auch
noch schlecht verchromt - das ist inakzeptabel und der  Auspuff geht
nach Reklamation in England am nächsten Tag mit der Post wieder
zurück (15 € Versandkosten mal wieder zum Teufel gegangen...).

24.02.2003 - Wenn an dieser Stelle mal ein paar Tage fehlen,
so heißt das noch lange nicht das ich untätig war: Sehr viel
Zeit geht für Recherchen im Web, in Fachliteratur, dem Stöbern
bei eBay nach Werkzeug und Ersatzteilen sowie ungezählten
Telefonaten drauf... Heute abend auf jeden Fall mal wieder
geschraubt und das Getriebe zerlegt. Bei der Funktionsprüfung
des lose beigelegten Getriebes (das Originale lag zerlegt, defekt,
unvollständig und völlig verrostet dem Mopped bei) zeigt sich, dass
sich dieses nicht schalten lässt - vermutlich der Grund für den Exitus
des Fahrzeuges, damit wäre auch der gute Zustand des Motors
erklärbar: Getriebe defekt - für irreparabel befunden - Ersatz-
getriebe besorgt - auch defekt - Nase voll... So oder ähnlich
dürfte sich die Szene abgespielt haben. Danach wanderte
das Teil wohl halb zerlegt in eine muffige Scheune, was
wiederum die vielen fehlenden Teile als auch den arg rostigen
Zustand erklären würde. Egal, im Getriebe macht sich auf jeden
Fall statt Öl Getriebefließfett breit - eine Riesensauerei!
Zum Glück habe ich von Anfang an mit Einweghandschuhen
gearbeitet. Die Teile muss ich erstmal reinigen, bevor ich
eine Diagnose stellen kann.

Schmierige Angelegenheit...

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Letztes Update: 16.04.2004