Royal Enfield Model G Restauration

16.04.2016 - Die Inspektion ist Routine - keine besonderen Vorkommnisse.
Interessanter wird's bei den Problemen mit der Kupplung: Ich baue den
Ausrückhebel ab und ziehe die Betätigungsstange aus dem Getriebe. Viel
zu sehen ist daran nicht, lediglich ein paar kleine Macken zeugen von den
gefahrenen Kilometern. Ich schleife die Stange in der Drehbank mit sehr
feinem Schmirgelpapier ab und poliere sie, mehr ist hier nicht zu tun.
Ob das hilft? Abwarten...

23.04.2016 - Das Problem läßt mir keine Ruhe, vor Allem, da ich kein
echtes Problem habe finden können. Daher habe ich mich entschlossen,
den Primärantrieb zu öffnen und mir die Kupplung genauer an zu sehen.
Nachdem ich linke Fußraste und das Bremspedal abgebaut habe, geht's
an den Deckel des Primärtriebs. Das Silikon, mit dem ich den Deckel
eingesetzt habe, löst sich nur sehr zäh vom Unterteil, aber es klappt.
Mir fällt gleich auf, daß die ganze Kupplung stark wackelt, nachdem ich drei
Schrauben des Kupplungsdeckels entfernt habe, liegt die Bescherung klar
vor mir: Die zentrale Haltemutter der Kupplung hat sich gelöst und liegt,
nur noch vom Deckel gehalten, lose auf der Kupplung - Gut, das ich
nachgesehen habe! Der Rest der Kupplung wird zerlegt, die Teile
gereinigt, überprüft und wieder montiert. Vorher sehe ich mir die Öffnung
für die Kupplungswelle im hinteren Deckel an. Da Motor und Getriebe zwei
getrennte Einheiten (Pre-Unit) sind, wird die Primärkette dadurch
gespannt, daß man das Getriebe nach hinten zieht. Dazu ist im hinteren
Deckel ein Langloch angebracht, damit die Welle stets genügend Platz hat.
Dummerweise tritt an dieser Stelle ordentlich Öl aus, was ab Werk mit
einer Art Unterlegscheibe auf der Welle verhindert werden soll. Diese
Scheibe fehlt mir, ich wusste auch lange Zeit gar nicht, daß da eine
Scheibe existiert, da das Teil 1. keine Ersatzteilnummer hat und 2. keine
Abbildung im Ersatzteilkatalog existiert. Für eine solche Scheibe wäre
hinter der Kupplung eh' wenig Platz, also denke ich mir was anderes aus:
Aus einem dünnen Stück Gummi wird ein Stück ausgeschnitten, das die
Öffnung im Deckel abdeckt, ein Loch für die Welle rein gebohrt und
mit dem Deckel verklebt - hoffentlich hält das. Die Zentralmutter der
Kupplung setze ich mit flüssiger Schraubensicherung ein, das wird
hoffentlich die Mutter am Platz halten. Die beiden Primärdeckel werden
ebenfalls penibel gereinigt und mit Silikon wieder zusammen gesetzt.
Fußraste drauf, das Bremspedal montiert, das war's. Testen kann ich's
leider noch nicht, da das Silikon einige Stunden trocknen muß, bevor
ich wieder Öl in den Primärantrieb füllen kann.
     

07.05.2016 - Öl hatte ich vor ein paar Tagen wieder eingefüllt, heute ist das
Wetter ausgezeichnet, fast schon zu warm (27°) und ich muß ein paar Besorgungen
machen, daher starte ich den Einzylinder - dachte ich zumindest... Beim Antreten
rutscht die Kupplung durch, der Motor dreht sich nicht. Das hat sie zwar immer
schon mal gemacht, aber nicht ständig. Dreimal muß ich das Werkzeug heraus-
kramen und den Kupplungszug einstellen, bevor die Kupplung funktioniert.
Die Fahrt geht Richtung City, viele Ampelstops sorgen dafür, das dem Motor
ordenlich warm wird. So warm, das ich ihn nach ein par Minuten Stillstand kaum
noch starten kann - warmes bzw. heißes Wetter mag der Motor nicht so.
Dicht ist der Primärtrieb bei Weitem nicht, es tropft ordentlich Öl auf den Boden.
Naja, bei Gelegenheit sehe ich da nochmal nach, auf jeden Fall freue ich mich,
das die Probleme mit der Kupplung gelöst sind.

05.06.2016 - Die kleine Enfield hat mir die Störung ihres Schlafes beim Umzug in
die neue Garage übel genommen und den linken Haltebolzen des hinteren Ständers
einfach von sich geworfen... Den habe ich zwar wieder gefunden, aber das Gewinde
ist völlig hinüber, daher fertige ich mir aus einer Edelstahlstange und mit Hilfe eines
7/16" BSCy Gewindeschneiders einen neuen Bolzen an. Nachdem dieser fertig und
mit einem Splintloch versehen ist, soll er an seinen Platz wandern. Vorher säubere
ich das Gewinde im Rahmen noch mit einem Gewindebohrer. Sehr tief ist die
Bohrung nicht, daher wird der neue Bolzen mit Loctite eingesetzt, das wird hoffentlich
besser halten. Als Zweites muß ich noch um die Abdichtung des Primärdeckels
kümmern, der seit der Kupplungsreparatur letzten Monat arg leck ist. Da ich den
aber nicht wieder komplett demontieren will, wird der nur von aussen gesäubert und
der Rand mit Silikonmasse eingeschmiert - das hilft hoffentlich, da diesen Monat
auch der TÜV fällig ist und dieser sich über Ölkleckereien nicht gerade freut...

Der Ständer ist wieder befestigt

11.06.2016 - Die TÜV Hürde ist gemeistert, allerdings hat sich auf der
Fahrt dorthin der linke Benzinhahn eines seiner Push/Pull Knöpfe entledigt,
da muss ich einen Neuen ordern - mit satten 40 Pfund sind die Dinger bei meinem
Teilehändler mittlerweile reichlich überteuert, wie ich finde - vor allem angesichts
der mässigen Qualität... Nutzt nix, ohne das Teil geht's nicht weiter.

27.12.2016 - Eine Kleinigkeit nervt schon seit der ersten Ausfahrt: der Gaszug,
der fertig gekauft wurde, ist gut einen Zentimeter (oder sagen wir besser: 0,39")
zu lang - so lang, dass die Stellschrauben nicht ausreichen, das Spiel im Zug
zu beseitigen. Heute habe ich Zeit und nehme mir den Zug vor. Dazu wird der
Gasgriff abgebaut, der Zug ausgehängt und das alte Lötzinn, das den Zug mit
dem Nippel verbindet, mit dem Heissluftföhn geschmolzen und entfernt. Dann
schiebe ich den Nippel um die benötigte Länge nach hinten, reinige alle Teile
und schmiere sie mit Flussmittel ein. Dann wird das Lötbad angewärmt, das
eine gute Viertelstunde braucht, um das Lot zu verflüssigen. Nippel und Zug
werden darin eingetaucht, das Lot verbindet sich mit beiden Teilen, dann
wird der Nippel mit einer Feile wieder in Form gebracht, damit er in die
Aufnahme des Gasgriffs passt - perfekt! Die Stellschrauben können nun endlich
Ihrer Aufgabe nachkommen.

Das Lötbad braucht seine Zeit Soviel ist der Zug zu lang

10.05.2018 - Der nächste TÜV Termin steht an, außerdem sind die Jahresinspektion
und einige andere Arbeiten überfällig - gehen wir's an. Zuerst wird der Deckel vom
Primärantrieb entfernt - es tropft schon wieder kräftig... Mit Hilfe eines Holzklotzes
und dem Stemmeisen löst sich das Silikon, mit dem ich die Dichtung eingesetzt hatte,
langsam aber stetig vom Untergrund. Ich baue die komplette Kupplung, das Primärritzel
und den hinteren Primärdeckel ab, da ich sehen will, wo die Undichtigkeit zu finden
ist. Einen eindeutigen Fehler finde ich nicht, aber die selbst gefertigte Gummidichtung
hinter der Kupplung hat sich fast aufgelöst. Aus einem Stück Edelstahlblech und
mit Hilfe der Drehbank fertige ich mir eine Scheibe an, die das Langloch im hinteren
Deckel halbwegs verschließen soll, ähnlich der Originalscheibe, die fehlt (leider nicht
als Ersatzteil lieferbar). Die Scheibe wird montiert, die Kupplung mit den neu
bestellten Reibscheiben montiert und das Primärritzel aufgesetzt - dummerweise
habe ich die Kette vergessen... Alles wieder ab, Kette und Ritzel werden nun
gemeinsam aufgesetzt. Die Primärkette könnte etwas gespannt werden, dazu muß
das Getriebe nach hinten geschoben werden. An die Stellschraube komme ich erst
heran, als ich die Batterie und den Batteriehalter ausgebaut habe. Der Ersatzteil-
händler
hat offenbar die Gummidichtung für den Primärdeckel verstärkt, was evtl.
der Dichtheit zugute kommt, aber die Montage des Deckels deutlich erschwert:
Ich brauche fast eine Stunde, um die beiden Deckel mitsamt der Dichtung und
der linken Fußraste, die alles fixiert, zu montieren. Es klappt erst, nachdem ich den
äußeren Deckel mit einer Schraubzwinge zusammendrücke. Mittlerweise etwas
genervt von meiner englischen Diva, montiere ich noch das Bremspedal und
will dann die Sekundärkette spannen - Knack, der linke Kettenspanner bricht
ab... !?&%$§*** Im Bastelkeller fertige ich mir aus Edelstahl eine neue Spann-
schraube, spanne die Kette und widme mich dann der rechten Moppedseite:
Der Auspuffkrümmer muß ab, um den Ölfilterdeckel ab zu nehmen, dann wird
der Ölfilter ausgetauscht und das Motoröl abgelassen. Die Pappdichtungen auf
den beiden Ablaßschrauben sehen nicht gut aus, die will ich ersetzen. Leider
haben sich die Dinger aber so auf den Dichtflächen festgefressen, daß ich fast
eine Stunde (!) brauche, um die Reste zu entfernen. Nachdem ich die beiden
Schrauben mit Aludichtringen  wieder eingesetzt habe, langt es mir für Heute.
In den nächsten Tagen muß ich noch Motoröl und Primärantriebsöl einfüllen,
die Ventile einstellen (lästig, weil dazu der Tank runter muß), die diversen
Schmiernippel befüllen und, als letzte und größte Aufgabe, das Vorderrad
ausbauen um den Halter des vorderen Kotflügels, der mehrere Risse aufweist,
zu verstärken, schweissen, lackieren und wieder montieren.
Der Deckel ist ab Der Kettenspanner
ist hin...
Ein neuer Spanner
ist angefertigt
Dichtscheibe (hoffentlich...) Ordentlich Chaos

15.05.2018
- In den letzten Tagen habe ich den Kotflügelhalter, der an beiden
Seiten gerissen ist, geschweisst und lackiert (nicht besonders gut...), heute soll
er, mitsamt Kotflügel und vorderem Nummernschild, wieder ans Mopped
montiert werden. Aber der Kotflügel ist unhandlich und die winzigen Schrauben
zierlich, da brauche ich mehr als 2 Hände - 2 weitere Hände (Hallo, Dieter!)
helfen am Abend aus. Ich habe die Schweissnähte am inneren Teil des Halters
nicht glatt geschliffen, um die Stabilität nicht zu beeinträchtigen, aber dadurch
passt die Befestigungsschraube nicht mehr dazwischen. Lösung: Ich habe mir
eine Abstandsbuchse gedreht und nun wird diese mitsamt einer etwas längeren
Schraube und dem Halter befestigt. Es folgen der Kotflügel, das Nummern-
schild und das Vorderrad, nach etwa einer Stunde sind wir damit durch.
Allerdings muß ich eine Ölspur auf der Hebebühne konstatieren - wo kommt
das nun wieder her? Mit einem Spiegel sehe ich mir die Sache von unten an
und kann die Getriebeölablaßschraube als Übeltäter ausmachen... *Seufz*
Aber heute nicht mehr...
Ein Riß hier... ...einer da... ...und einer da
Fertig geschweisst
und beilackiert
Die Abstandsbuchse Soweit fertig

30.12.2018 - Eine kleine Ausfahrt am Vorabend von Silvester - dummerweise
komme ich nicht weit: nach ein paar Hundert Metern streikt das Getriebe, es läßt
sich nur noch zwischen Leerlauf und 1. Gang schalten. Benutze ich den Enfield-
typischen Leerlauffinder, gehen alle Gänge rein, das Getriebe gibt auch keine
Geräusche von sich, das läßt mich hoffen, dass kein Getriebeschaden vorliegt,
sondern ein Problem mit der Schaltmimik, die sich vergleichsweise einfach über-
prüfen und hoffentlich auch reparieren läßt. Aber vorerst ist Sendepause...

31.12.2018 - Irgendwie ertrage ich den Gedanken nicht, dass meine kleine und
(meistens) brave Enfield kaputt in der Garage den Jahreswechsel erleben soll,
daher versuche ich ihr zu helfen. Der Auspufftopf wird gelöst, dann Schalthebel,
Leerlauffinder, Kupplungszug und Kickstarter demontiert, wobei bei letzterem
sich leider auch wieder die dämliche Kickstarterfeder löst - na toll...
Vier Schrauben später ist der Deckel ab, dann zerlege ich den Schaltmechanismus
und das Problem liegt klar vor mir: die kleine Schenkelfeder, die den Ratschen-
mechanismus nach dem Schaltvorgang wieder in die Ausgangsstellung bringen soll,
ist gebrochen. In der Neuteilekiste finde ich keine mehr - das war offenbar die,
die nun zerbrochen vor mir liegt, aber im Bastelkeller mit den Gebrauchtteilen
liegt noch eine, die einen guten Eindruck macht. Flugs zurück in die Garage,
die Feder wird gesäubert, untersucht und für gut befunden. Feder einsetzen,
Schaltmechanismus wieder zusammensetzen, Schalthebel drauf und - die Gänge
schalten wieder, sehr schön! Etwas frisches Fett an die Teile, Deckel mit Dicht-
masse aufsetzen, Leerlauffinder, Kupplungszug und Schalthebel montieren, das
war der einfache Teil. Was mache ich mit der Kickstarterfeder? Sie stützt sich
einerseits am Getriebe und andererseits an einem Hohldeckel ab, der mit einem
Mitnehmer auf der Kickstarterwelle sitzt, die Feder muß vorgespannt und der
Deckel auf den Mitnehmer der Welle gesetzt werden, daran bin ich schon mal
verzweifelt... Aber hatte ich mir nicht extra dafür ein Spezialwerkzeug gebaut?
Wühl, Kram - da ist es ja! Mit dessen Hilfe gelingt es mir nach wenigen Anläufen,
die Feder zu spannen und den Deckel aufzusetzen, jetzt bloß nicht atmen, bevor
der Kickstarter montiert ist und verhindert, dass der Deckel mitsamt Feder
wieder fliegen geht! Es klappt, zum Schluß wird nur noch der Auspufftopf
montiert, das war's. Beim Zusammenpacken des Werkzeugs bemerke ich aber
noch, das sich der Kupplungszug so langsam auflöst: Ein Draht des Zuges
ist gebrochen, der Rest sieht noch gut aus - das hat also noch etwas Zeit.
A happy New Year, kleine Enfield!

Da ist was gebrochen! New old stock und
defektes Teil.
Das Spezialwerkzeug
für die Kickstarterfeder.


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Letztes Update: 31.12.2018