Royal Enfield Model G Restauration

31.01.2019 - Der neue Kupplungszug soll in den nächsten Tagen
montiert werden, da das Teil saudumm verlegt werden muss,
will er gut geschmiert sein. Nicht ganz einfach: mein Bowdenzug-
öler streikt, daher bastele ich mir aus Klebeband einen Trichter,
befülle ihn mehrfach und warte, bis das Öl am anderen Ende
angekommen ist - Der Zug kann verbaut werden.

Wer gut schmiert...

13.05.2021 - Lange gab's nichts zu berichten, die Enfield lief gut und
zuverlässig - bis heute. Nach einer kurzen Ausfahrt und einer kleinen
Pause sprang der Motor an, lief ein paar Hundert Meter, dann
fing er an zu knallen und ging aus - zum Glück nur 100 Meter von
der Garage entfernt. Nach einer kurzen Diagnose steht fest: Der
Zündfunke glänzt durch Abwesenheit. Die Kerze ist unschuldig, aber
der Pickup, der auf dem Schleifring des Magnetzünders läuft, hat
Probleme - die durch eine Feder belastete Kohle klemmt in der
Führung. Ich bestelle mir in England einen neuen Pickup, leider ist
kein Originalteil mehr verfügbar, nur ein Reproteil, dessen Qualität
noch offen ist... Der Versand ist durch den Brexit bedingt mittlerweile
ziemlich teuer geworden, satte 32 Euro kostet der Expressversand.
Bei einem anderen Händler finde ich aber noch einen originalen Zünd-
kontakt, der wird auf jeden Fall mitgeordert, ebenso ein kompletter
Satz "BA" (British Association) Doppelmaulschlüssel, ich hatte nämlich
keinen einzigen passenden für den Zündkontakt. Hoffentlich beseitigt
dass das Problem - wenn der Zündmagnet ein Problem hat, wird's
teuer und lange dauern...
Der Pickup hat gleich... ...mehrere Probleme.

16.05.2021 - Der Versand der Teile aus England war deutlich teurer als die
Teile selbst, dafür sind sie aber schon angekommen. Ich versuche zuerst, den
alten Pickup zu reparieren, dessen Klemmschraube für das Zündkabel ab-
gebrochen ist. Ich fräse mit einem Minifräser so lange an dem abgebrochenen
Teil herum, bis ich das Gewinde sehe - zwecklos, es ist zerstört. Na schön,
benutzen wir das Reproteil. Mir fällt auf, das die Schleifkohle nicht so weit
aus dem Gehäuse ragt wie bei meinem Altteil, ich ziehe daher die Feder etwas
auseinander und setze das Teil dann mit spitzen Fingern in den Zündmagneten.
Ich hatte noch einen Satz Mini-Schraubenschlüssel in BA Maßen herumliegen,
der leistet mir beim Anziehen der beiden Schrauben gute Dienste. Dann wird
das Zündkabel in den kleinen Messingteller gefädelt, verlötet und im Pickup
versenkt. Was sagt der Zündfunke? Ist da, aber sehr sehr schwach. Was nun?
Ich nehme eine neue Zündkerze eines japanischen Herstellers und - der Funke
sieht deutlich kräftiger aus, die Enfield springt wieder an! Probefahrt? Aber
gerne! Ich traue dem Braten noch nicht so recht und ziehe Kreise durch's
Dorf, bis der Motor langsam warm wird, aber irgendjemand ist heute gegen
mich und duscht mich und das Mopped kräftig ab... Schnell zurück in den
Schutz der Garage! Das Mopped wird trockengelegt, dann notiere ich
meine Bestellliste für heute: 2 Zündkerzen, ein Kickstartgummi (gerissen),
2 Fußrastengummis und ein Schalthebelgummi (Reserve). Ich hoffe, das
der Fehler damit behoben ist, das wird sich bei der nächsten Ausfahrt zeigen.
Das Zündkabel ist
verlötet und...
...das neue Pickup montiert.

20.12.2021 - Der Ärger mit der Zündung ist noch nicht vorbei: Bei einer
der letzten Ausfahrten wollte der Motor wieder nicht, soll ich nach Ersatz
für den Zündmagneten suchen? Oder gleich auf elektronische Zündung um-
rüsten? Ich stelle einen Eintrag im Benutzerforum des Classic British Bike
Clubs
ein, wozu zahlt man sonst Mitgliedsgebühren? Ein Tipp erscheint
es mir wert, noch mal nach zu sehen: Neben dem Pickup für das Zündkabel
hat der Magnet auch noch eine Schleifkohle für die Masseverbindung -
logisch, hätte ich selbst drauf kommen müssen. Aber zuerst sichte ich
meinen Bestand an Zündmagneten bzw. die Ersatzteilllage. Ich bestelle
mir 2 neue Schrauben für den Pickup (Spezialteile...) und einen kleinen
Satz Doppelmaulschlüssel für die winzigen "BA" Schrauben. An einem
meiner Magnetzünder aus dem Bastelkeller hängt auch noch ein Original
"Lucas" Pickup, prima, den werde ich anstatt des Reproteils verbauen.
Die Freude währt nicht lange: dessen Gehäuse hat einen Riß... In der
Garage sehe ich mir bei eisigen Temperaturen den Pickup an, die Kohle
hat sich schön auf die Laufbahn angepasst, der Schleifring im Inneren
sieht, mit einem Spiegel durch das Befestigungsloch betrachtet, gut und
sauber aus. Aber die Massekohle ist fast völlig abgenutzt, die ersetze
ich durch ein besseres Gebrauchtteil aus meinem Fundus. Angehen
will der Motor aber immer noch nicht. Ich prüfe den Widerstand des
Zündkabels und des Kerzensteckers, letzterer hat einen Wackelkontakt.
Weg damit! Die fast neue Kerze ist auch verdächtig, auch diese wird ersetzt.
Der Motor geht an, stottert aber wie verrückt, ich öffne die Schwimmer-
kammer, dann reinige ich die Hauptdüse - Hurra, der Motor läuft! Ich
drehe eine kleine Proberunde, soweit, so gut. Ob's das jetzt endlich war,
wird erst wärmeres Wetter und eine längerere Probefahrt offenbaren.
Gebrauchter Ersatz links, abgenutzt rechts: Die Masse-Kohle.

11.05.2022 - Die Zündung spielt immer noch nicht mit, zuletzt musste ich
das Mopped nach Hause schieben... OK, welche Alternativen gibt es?
Den Zündmagneten neu wickeln? Erst mal einen finden, der das macht,
dann lange auf die Reparatur warten, viel Geld bezahlen und zum Schluß
immer noch das bekanntermaßen unzuverlässige Teil verwenden - keine
Option. Aber wie steht es mit elektronischen Anlagen? Ich finde 2 mögliche
Kandidaten: Die Firma BTH bietet einen volldigitalen Ersatz in originalgetreuem
Gehäuse an, das Teil ist mit rund 1200 Euro aber nicht gerade günstig...
Solange der Zündmagnet mechanisch noch in Ordnung ist, kann auch die
einfacher gestrickte Anlage von Thor Spark verwendet werden, die sowohl
deutlich günstiger ist als auch einen evtl. Rückbau ermöglicht. Dazu wird die
komplette Grundplatte nebst Zündkontakt ausgebaut und gegen einen Pickup
ersetzt, man muß nur einen Platz für die externe Zündspule finden - mit rund
200 Euro ist das einen Versuch wert. Ende März gebe ich meine Bestellung
nach einer Beratung durch den Shop auf, nach 3 Wochen ist immer noch kein
Paket da... Nachfrage: "Hängt vermutlich beim Zoll...". Aber auch weitere
2 Wochen später ist nichts angekommen, ich hake erneut in England nach.
Die Post behauptet anhand der Trackingnummer, dass das Paket nicht
abgegeben werden konnte und hat das Teil nach England zurück geschickt!
So ein Blödsinn: Ich habe die ganze Zeit im Home Office gesessen, es war
immer jemand im Hause und es gab auch keine Benachrichtigung im Briefkasten.
Ich bitte die Firma, mir das Paket (nach erneuter Überweisung von 15 Pfund)
noch einmal zuzusenden - diesmal klappt es! Als Erstes suche ich mir einen
Platz für die Zündspule, unter dem Sattel fällt die Spule am Wenigsten auf.
Ich baue mir aus Edelstahl eine Halterung für die Spule und baue sie an.
Der Pickup mitsamt Plattte ist schnell verbaut, dann geht es an die Ver-
kabelung. Da die Anlage mit externem Strom versorgt wird, muß das Mopped
entweder ein Zündschloß haben oder einen Stromkreisunterbrecher - da ich
bei der Restaurierung ein Zündschloß verbaut habe, ist das kein Problem.
Im Sicherungskasten ist auch noch ein Reserverplatz frei, da kommt die
Absicherung der Anlage unter. Umdenken muß ich wieder einmal, da ich
das Mopped wie im Original mit Plus auf Masse aufgebaut habe, nicht
wie heute üblich mit Minus an Masse - aber darin habe ich etwas Übung.
Nicht so schön finde ich, dass der einzige Funken derjenige ist, der die
Sicherung beim Einschalten der Zündung durchknallen lässt... Wo liegt der
Fehler? Nach einer Nacht Schlaf komme ich schließlich drauf: In der
Montageanleitung steht, dass die Platte des Pickup keinen Kontakt zum
Gehäuse haben darf, daher sind auch die Halteschrauben mit Kunststoff-
scheiben unterlegt. Nachdem ich diese gegen etwas dickere Scheiben ersetzt
habe, hat die Platte keinen Kontakt mehr und der Kurzschluß ist weg.
Nun habe ich auch einen Zündfunken, der Motor springt an, allerdings
meist nur kurz und mit kräftigen Fehlzündungen. Sobald er etwas warm
geworden ist, ist Feierabend. Nachdem mein rechtes Bein vom Ankicken
stark in Mitleidenschaft gezogen ist, mache ich noch ein Video und
lade es in meinen Cloudspeicher rauf - soll der Händler in England
mal drauf gucken, ob er noch eine Idee hat. 2 Tage später habe ich mich
etwas erholt und auch wieder Motivation, ich gehe nochmal systematisch
vor. Obwohl die harten Aussetzer ganz klar auf Zündprobleme hindeuten,
reinige ich die zuerst die Hauptdüse des Vergasers und sehe mir den
Schwimmerstand an - bringt aber nix. Lege ich die Kerze auf den Motorblock,
funkt es, also was ist los? Kompression geprüft - OK. Zündkerze gewechselt,
auch ohne Befund. Dann denke ich nach, ob noch irgendwelche Altteile der
Zündung verbaut sind - nur der Kerzenstecker ist noch von der alten Anlage
in Betrieb, kann das sein? Ich tausche das simple 0 Ohm Teil gegen einen
japanischen Standardstecker mit 3 Kiloohm aus - der Motor läuft! Nicht zu
fassen... Ich prüfe den alten Stecker mit dem Multimeter und setze ihn auch
mal an eine meiner Hondas - er tut's, aber offenbar mag die neue Zündanlage
das Teil ohne Widerstand nicht - warum der Fehler aber erst nach dem
Warmlaufen auftritt, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich fahre 20 Minuten
umher, das Mopped scheint ganz normal zu laufen. Zum Abschluß des
Schraubertages lege ich noch den Seitenständer lahm - der TÜV hat ge-
meckert und der Prüftermin rückt näher...
Da sitzt der Pickup, ...und unter dem Sattel die Spule.
Sauber verkabelt. Der Stecker ist in Ordnung, aber
nicht kompatibel mit der Anlage!

01.11.2022 - Nachdem ich im Sommer nach dem Ärger mit der Zündanlage
noch eine neue Batterie erworben hatte (die hat zwar nicht viel zu tun, war aber
auch schon über 10 Jahre alt), passte der Batteriehaltebügel nicht mehr ganz,
da die neue Batterie etwas fülliger um die Hüften ist. Zeit, einen neuen Bügel
anzufertigen: Ein Stück VA Stab in 6 mm wird passend abgesägt, auf beide
Enden ein 1/4" BSC Gewinde geschnitten und im Schraubstock gebogen.
In der Garage muss ich dann aber noch einmal Hand anlegen: Obwohl das
Gewinde identisch mit dem Vorgängerbügel ist, passt dieser nicht durch die
Rundbolzen durch. Mittels Standbohrmaschine und 6,5 mm Bohrer (der nach
getaner Arbeit auf Nimmerwiedersehen verschwindet...) werden die Bohrungen
etwas vergrössert - Passt. Noch mit Gewebeband umwickeln und der neue
Haltebolzen ist fertig.

Alter und neuer Haltebügel.


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Letztes Update: 01.11.2022