Royal Enfield
Interceptor Series II
21.05.2004 - Die Suche nach einer Schieblehre für
das korrekte
Ausmessen der vorderen Bremstrommel
gestaltet sich schwierig -
die Bremstrommel hat mit
210 mm Durchmesser auch durchaus
Gardemaß.
Deshalb bastele ich mir aus einem Stück Alu eine
Hilfsschiene, nehme das Maß und bringe die alten Bremsbelag-
träger zum Maßanfertigen der neue Beläge weg.
Der Rest des
Tages vergeht mit der Suche nach einem
40 mm Werkzeug für
die Halteschraube des vorderen
Kurbelwellenlagers. Leider ist 40
mm ein absolut ungewöhnliches Maß, es gibt 39 mm und 41 mm,
erst im
Katalog von "snap-on"
werde ich fündig. Da es im weiteren
Umfeld aber keine Vertretung zu geben scheint, muss ich
das
Werkzeug wohl bestellen. Zum Abschluss nehme ich
mir den Haupt-
ständer vor, die Endmontage scheitert allerdings an einer fehlenden
Buchse, die ich mal wieder in
England bestellen muss.
22.05.2004 - Die Motorhalterungen am Zylinderkopf
sind ebenfalls
ausgeschlagen und werden mittels
aufgeschweißter Unterleg-
scheiben wieder in Form
gebracht, gebohrt, geschliffen und lackiert.
Als Nächstes
warten die Haltebleche des Ölkühlers, die Rahmen-
schelle
der Batterieverkleidung und diverse Kleinteile auf ihren
frischen Farbauftrag. Da das Schleifen, Grundieren und
Lackieren
viel Zeit in Anspruch nimmt, reicht die Zeit nicht
mehr für weitere
Arbeiten aus.
23.05.2004 - Ich will die neu erstellten
Lenkkopflager auf die
Gabelbrücken montieren, was mich vor ungeahnte Schwierig-
keiten stellt: Trotz der Auswahl an geeigneten Werkzeugen und
Erwärmen des Lagers bekomme ich es nicht auf den Lagersitz
geklopft. Nach einigem Überlegen und Probieren muss ich in den
sauren Apfel beißen und die Lagerschale wieder entfernen, diese
setzt sich allerdings vehement zur Wehr und zerbricht schließlich
in zwei Teile... Zum Glück habe ich mir 4 Lagerschalen anfertigen
lassen. Als Übeltäter stellt sich schließlich ein dünner Lackfilm
heraus, der beim Lackieren trotz Abkleben auf dem Lagersitz
haften blieb und das Lager am Rutschen hinderte - Unglaublich!
Nach vorsichtigem Schleifen und erneutem Ansetzen des Hammers
rutscht das Lager leicht an seinen Platz. Danach bringe ich einige
fertig überholte Teile in die Garage und klemme mir neue Teile
unter den Arm. Nach Begutachtung derselben muss ich mal wieder
den PC anwerfen und einige Teile in England ordern. Merkwürdig
erscheint mir, dass das erst vor kurzem montierte hintere Schutzblech
schon wieder leichte Rostflecken an der Innenseite zeigt - hat da der
für teuer Geld erstandene, angeblich schlagfeste Klarlack versagt?
Das bedarf noch der genaueren Untersuchung...
25.05.2004 - Abends kann ich noch bei einem kleinen
Werkzeug-
händler eine 38 mm Nuss ergattern, die für das Festziehen der
Chrommuttern der Schwinge nötig ist. Außerdem schaffe ich's so
gerade noch, vor Geschäftsschluss den Seitenständer, die unteren
Motorhalterungen und einige Distanzbuchsen zum Strahlen und
Pulverbeschichten ab zu geben.
26.05.2004 - Der Besuch bei 2 Galvanik- Betrieben
hilft mir leider
nicht weiter, da sie mir die Federn für Haupt- Seitenständer und
hintere Bremse leider nicht verzinken können. Deshalb versuche
ich mein Glück mit einer Berechnungssoftware für Federn, um nach
passendem Ersatz zu suchen. Das
klappt aber leider auch nicht, da
man zur Bestimmung einiger
Parameter einen Kraftmesser benötigt,
den ich natürlich nicht habe.
Die bestellten Gabelfedern sind
angekommen und ich nehme mir
die Einzelteile der Gabel noch mal
vor - die Dämpferstangen sind
arg vergammelt und müssen
abgeschliffen werden. Dazu spanne
ich die Stangen in die Bohr-
maschine ein und lasse sie langsam
drehen - aber nicht langsam
genug: das Schleifpapier dreht sich
mit und versucht auch noch
meinen Daumen mit zu nehmen, was
mir einen schmerzhaften
Bluterguss einbringt und ich für's Erste
die Nase voll habe.
27.05.2004 - Ein Anruf bei
GuteKunst Federn
klärt einiges auf -
die scheinen da öfters mit Oldtimerbesitzern zu tun zu haben.
Also mache ich ein Päckchen fertig und schicke die Federn als
Muster zum Nachbauen an die Firma.
29.05.2004 - Heute sollen die Einzelteile der Gabel
wieder
zueinander finden, aber erstmal muss ich mir mittels selbst
geschossener Fotos und des Ersatzteilkataloges die Montage
zu Gemüte führen - immerhin wollen ein ganzer Haufen aus halb
Europa zusammengekaufter Neuteile und die überholten Altteile
zu einer funktionierenden Einheit komplettiert werden... Die
Führungsbuchsen aus Bronze benötigen innen eine Politur, sonst
rutschen sie auf den neuen Standrohren nicht brav herunter, dafür
passen wenigstens die Stahlbuchsen einwandfrei. Neue Edelstahl-
schrauben, Dichtringe und die neuen Gabelfedern ergeben nach
einigen Stunden wieder zwei passabel aussehende Gabelholme.
Die noch zu überholenden Abdeckkappen der Lampenhalter
müssen aber wegen vorhandener Hohlräume gestrahlt werden,
also auf zum Baumarkt und Quarzsand gekauft. Letztlich klappt
es zwar mit dem Strahlen, aber meine Mini- Strahleinheit (per
Staubsauger angetrieben!) kommt hier ganz klar an ihre Grenzen.
Nach dem Grundieren und Lackieren der Teile ist schon wieder
Feierabend für heute.
30.05.2004 - ...und wieder scheitere ich an ein
paar Kleinigkeiten:
für die Endmontage der Gabel benötige ich diverse Schrauben in
UNC, UNF und BSF, die natürlich nicht in meinem bescheidenen
Fundus sind, also bestellen. Dann kann ich ja auch gleich die
passenden Schrauben für die hinteren Fußrasten mit ordern, deren
Halter entrostet, grundiert und lackiert werden, die gleiche Prozedur
durchläuft das Bremspedal. Der Hauptständer wird mit der am
Freitag angekommenen Buchse vormontiert und einer Fettfüllung
versehen, der Getriebehalteblock bekommt neue Halteschrauben für
Hauptständerfeder und Kettenschutz.
Was hier auf diesen Seiten immer so nach ein paar Stündchen
lockerer Schrauberei aussieht, ist meistens echte Knochenarbeit:
Viel Zeit benötigen die zu entrostenden Teile, meistens müssen
unsaubere Schweißnähte, Grate und Gussfehler verschliffen werden,
damit die Teile ein ansehnliches Finish bekommen. Dann werden
die Brocken gesäubert, mit Silikon- Entferner behandelt und zum
Grundieren und Lackieren aufgehängt. Die Aluminium- Teile werden
immer feiner abgeschliffen und anschließend poliert. Nach diesen
Aktionen gleichen mein Arbeitsanzug, das Gesicht, die Haare und
die Finger dem Aussehen einer Strassen- Teermaschine. Natürlich
muss neben meiner Person auch noch das Werkzeug gesäubert
und der Boden gefegt werden. Mittlerweile nerven mich aber zwei
Dinge ganz besonders: das ständige Fehlern irgendwelcher
Kleinteile (besonders der Zollschrauben) und das nahezu
niederträchtige Auftauchen übersehener rostiger Brocken,
die die
Montage der großen Teile mal wieder für ein paar Tage
verzögern.
Man müsste einfach soviel Platz haben, um alle Teile
nach Bau-
gruppen geordnet sichten zu können, dann würden solche
Dinge die
Arbeit nicht unnötig erschweren...