Royal Enfield Interceptor Series II

04.06.2005 - Die neuen Schrauben für den Steuerdeckel müssen
passend abgesägt, das Gewinde nachgeschnitten und die Köpfe
etwas abgeschliffen werden. Nach diesen Vorbereitungen geht
es in die Garage. Der Dichtflächen von Steuerdeckel und Motor-
gehäuse werden sorgfältig gesäubert, eine neue Dichtung montiert
und der ruinierte Simmering ausgewechselt. Die obere Schraube,
deren Führung im Deckel undicht ist, wird zusätzlich mit einem
Kupfer- und einem Gummiring versehen. Die Ventile werden
nochmals nachgestellt, die Ventildeckel wieder montiert und die
Boyer Zündung eingebaut. Die vordere Bremse wird ein weiteres
Mal zerlegt aber die neuen Federn erweisen sich als noch schlapper
als die Neuen - dann eben nicht... Die Bremsschlüsselwellen nehme
ich mit in die Werkstatt, um sie zu glätten und zu polieren. Nachdem
ich alle Teile sorgfältig gereinigt, gefettet und wieder montiert habe,
schleift die Bremse immer noch - beim Festziehen der Vorderachse
verkantet sich die Bremse in der Nabe wohl so weit, dass das knapp
bemessene Spiel nicht ganz ausreicht. Die Trommel ist aber jenseits
von Gut und Böse, eine neue Trommel ist nicht mehr zu bekommen.
Bis ich einen Spezialisten finde, der einen neuen Stahlring in die
Nabe einsetzen und das Ganze sauber ausdrehen kann, muss ich
damit wohl leben. Ein etwas lustloser Versuch folgt, dem Motor einige
Töne zu entlocken - einige laute Fehlzündungen sind die Antwort auf
meine Bemühungen. Dann lassen wir's eben für Heute...

07.06.2005 - Die Suche nach einer brauchbaren Bremstrommel
gestaltet sich schwierig - immerhin sind die Teile schon über 30
Jahre alt. Bei Norton Motors könnte ich eventuell eine gebrauchte
Trommel erwerben, Norvil in England bietet mir eine neue Trommel
an, zusammen mit einer modifizierten Bremsankerplatte. Aber ob
die Teile auch das halten können, was der Lieferant verspricht, weiß
ich nicht - außerdem kosten sie eine schöne Stange Geld... Mal
sehen, was meine Anfrage im Forum des CBBC dazu bringt. Abends
prüfe ich noch die Steuerzeiten und die Ventilsteuerung, hier scheint
aber alles in Ordnung zu sein. Schlechter sieht es dagegen mit dem
Ölverlust aus: Nachdem ich den Ölwannenschutz demontiert und
dabei alle Kleinteile optisch ruiniert habe, stellt sich die tatsächlich
die Gehäusenaht zwischen den Kurbelgehäusehälften als Übeltäter
heraus. Eine schwache Hoffnung bleibt mir aber: Die weichen Kreuz-
schlitzschrauben sind wohl kaum geeignet, genügend Druck auf das
Gehäuse aus zu üben. Der Ersatzteilkatalog weist "Cap- Screws",
also Innensechskantschrauben dafür aus. Fragen wir doch mal den
Spezialisten in England, was er dazu sagt.

10.06.2005 - Nachdem wirklich alle Befragten mir vom Kauf in
England abgeraten haben, bestelle ich die Teile trotzdem. Schließlich
war ich ja auch verrückt genug, mir ein englisches Mopped zu kaufen,
warum sollte ich also den gut gemeinten Rat Anderer befolgen?
Spaß beiseite, immerhin kann mir Norvil als einzige Firma eine
neue Trommel statt einer gebrauchten anbieten, und die Brems-
ankerplatte macht auf den Bildern im Web einen guten Eindruck.
Ich hoffe nur, es klappt alles wie gewünscht, immerhin gehen gut
750 Euro für die Aktion drauf...

11.06.2005 - Die bei Hitchcocks bestellten Innensechskantschrauben
sind schon da, ebenso die, die ich telefonisch bei Southern Division
bestellt hatte. Prima, die werden erstmal passend abgesägt, dann
die alten Schrauben ersetzt, das Gehäuse gründlich gesäubert und
von Außen mit Silikon- Dichtmasse eingeschmiert - mehr kann ich
nicht machen, wenn das nicht hilft, muss der Motor wieder aus dem
Rahmen gehoben werden. Dann baue ich den Ölwannenschutz, den
Ölkühler und die Haltbleche wieder an und repariere mit Tupflack die
Schrammen im Lack. Dann begebe ich mich wieder auf die Fehler-
suche am Motor. Ich tausche zum Testen die Boyer Impulsgeberplatte
und die Zündbox aus - ohne Erfolg. Dann nehme ich mir Stück für
Stück alle Komponenten der Zündanlage vor und teste sie mit dem
Multimeter. Bei einem kurzen Probelauf des Motors fällt mir auf, dass
der linke Zylinder im Leerlauf offenbar Aussetzer hat, der rechte
Zylinder scheint zu laufen. Um die Zündanlage endgültig als Fehler-
quelle ausschließen zu können, vertausche ich die Kerzenstecker von
Links nach Rechts (bei einem Paralleltwin geht das). Das Problem
wandert nicht mit, also scheidet damit die Zündanlage als Fehler-
quelle endgültig aus. Deshalb werde ich mir den linken Vergaser
noch mal ausgiebig zur Brust nehmen.

12.06.2005 - Die Vergaser sind schnell demontiert, ich zerlege sie
sorgfältig, prüfe die Kennzeichen von Düsen, Nadeln und den
Schiebern - nix zu sehen. Dann prüfe ich mit Bremsenreiniger die
Bohrungen auf freien Durchgang - auch nichts. Ab in die Werkstatt
und den Kompressor anwerfen. Bei der Prüfung mit Druckluft fällt
mir aber etwas Merkwürdiges auf. Aus einem winzigen Loch unter
dem Gasschieber des linken Vergasers strömt Druckluft aus. Bei
meinen aus dem Internet gefundenen Unterlagen war doch auch eine
Explosionszeichnung der Vergaser dabei...? Auf einem der Bilder ist
die Bohrung zu erkennen, darunter liegt die Mischkammer des
Leerlaufgemischs. Beim rechten Vergaser ist die Bohrung frei.
Welchen Zweck dieses Loch direkt unter dem Gasschieber hat,
erschließt sich mir nicht so ganz, aber auf jeden Fall sollte die
Bohrung frei sein. Erst mit einem Stück Bowdenzugdraht bekomme
ich das Loch auf, Druckluft beseitigt die restlichen Verschmutzungen.
Sollte das der Grund für den fehlenden Leerlauf sein? Das kann ich
angesichts des Sonntags leider nicht testen, die Nachbarn wären
wahrscheinlich nicht dafür. Dann montiere ich die Vergaser wieder
zusammen und tausche gleich auch noch die Deckel gegen solche
mit Gewinde für die Bowdenzugversteller aus. Um besser an die
inneren Befestigungsschrauben zu kommen (saublöde Konstruktion),
bastele ich mir aus einem Stück Flacheisen unter Zuhilfenahme der
Eisensäge, der Flex, des Doppelschleifers und einer Feile einen
passenden Maulschlüssel mit 90°- Kröpfung. Mit einer Lötlampe wird
das neue Werkzeug erhitzt und anschließend in kaltem Wasser
abgeschreckt. Danach wird es noch einmal etwas vorsichtiger
erhitzt (angelassen) und an der Luft abkühlen lassen. Damit lassen
sich die Befestigungsschrauben etwas besser erreichen, nach der
Montage der Vergaser am Motor ist erstmal Feierabend.

 

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Letztes Update: 12.06.2005