Royal Enfield
Interceptor Series II
27.06.2005 - Ein Besuch bei Motorradtechnik Fürst
steht an,
aber zuerst mal muss ich das Ziel finden... In einem kleinen
Industriegebiet werde ich fündig, der Werkstattmeister ist aber
(offenbar aufgrund meiner per Telefon deutlich zu scharf
geäußerten Meinung über englische Moppeds im Allgemeinen
und Enfield im Besonderen sowie meiner Dienstkleidung mit
Krawatte und Jackett) etwas skeptisch, weicht dann aber im Verlauf
des Gesprächs sichtbar auf, und dass nicht nur angesichts der knapp
28° in der Werkstatt. Er kann sich noch nicht vorstellen, dass sich
eine Bremsabe beim Zentrieren um 7/10 mm verzieht, aber er wird
sein Glück versuchen, aus den englischen Teilen eine funktions-
tüchtige Bremse zu zaubern. Die Aktion wird etwa 2-3 Wochen
dauern, damit bin ich für weitere Versuche, vor allem natürlich
Probefahrten, lahm gelegt. Trotzdem werde ich in den nächsten
Tagen den linken Vergaser wieder montieren und den Leerlauf noch
einmal prüfen.
12.07.2005 - Mangels Zeit und Lust montiere ich den
Vergaser erst
jetzt. Nachdem alle Düsen wieder verschraubt, die Schwimmer-
kammer montiert und der Vergaser an Ort und Stelle sitzt, starte
ich den Motor und versuche mittels Luft- und Standgasschraube
einen vernünftigen Leerlauf ein zu stellen - ohne Erfolg. Der Motor
stottert und geht immer wieder unvermittelt aus. Jetzt gebe ich mit
dem Gerümpel endgültig auf, ich brauche zwei neue Vergaser, um
überhaupt eine weitere Fehlereingrenzung durchführen zu können.
Leider mangelt es mir aufgrund der exorbitanten Ausgaben der
letzten Monate am nötigen Kleingeld, deshalb geht es frühestens
im August weiter.
16.07.2005 - Nach einer längeren telefonischen
Konferenz mit
meinem alten Spezi Benno (nochmals vielen Dank für deine Geduld),
der unter anderem die Nockenwellen als mögliche Ursachen für
den mangelnden Leerlauf in Betracht zog, geriet ich doch langsam
etwas in Panik, da Nockenwellen für die Enfield nirgends zu
bekommen sind. Deshalb entschließe ich mich zu einem weiteren
Test und setze mir aus meinem alten linken Vergaser und den
Neuteilen etwas Brauchbares zusammen und montiere ihn. Mit
leichtem Entsetzen muss ich beim Probelauf feststellen, dass das
Problem nun wieder von der linken auf die rechte Seite gewandert
ist - sollte doch die Zündanlage (die ich eigentlich ausgeschlossen
hatte) für den Fehler verantwortlich sein? Nach einer kurzen Denk-
pause bleibt mir nur noch ein Weg, um das Problem weiter zu
analysieren: der rechte Vergaser muss ebenfalls gegen ein anderes
Exemplar ersetzt werden. Also zurück in die Werkstatt, wo war noch
mal der alte rechte Vergaser? Ach da, in der "Schrott-" Kiste. Auch
dieser wird mit den Neuteilen aus dem überholten Vergaser bestückt
und montiert. Dann der Start des Motors und eine schnelle Justage:
Hallelujah! Da ist er ja, der lange ersehnte Leerlauf - wie schmerzlich
habe ich ihn vermisst! Die Vergaser reagieren fein auf jede Drehung
an Luft- und Leerlaufschrauben, der Motor läuft stabil und ohne Fehl-
zündungen. Die Drehzahl lässt sich bis auf knapp 800 Umdrehungen
reduzieren, ohne dass der Motor protestiert. Sicherheitshalber lasse
ich ihn einige Minuten laufen, aber nichts passiert. Damit bin ich
wieder ein großes Stück weiter, aber zwei Wermutstropfen gehören
auch dazu: Unter der Ölwanne hängen schon wieder ein paar Tropfen
und auch an der Schraube des Steuerdeckels... Erstmal egal. Dann
sehe ich mir die überholten Vergaser noch einmal sehr genau an,
messe und vergleiche alle Bohrungen. In den Gehäusen ist eine
Messing- Buchse eingepresst, die dem Düsenstock der Hauptdüse
als Führung dient, diese ist bei den Vergasern unterschiedlich tief
eingepresst. Da diese Buchse direkt vor den Bohrungen des Leer-
laufsystems sitzt, liegt die Vermutung nahe, dass dies die Ursache
für den Fehler ist. Bestätigt werde ich noch in dieser Annahme,
da bei den beiden 32er Vergasern, die noch bei mir herumliegen,
diese Buchsen in der Mitte halbiert wurden, vermutlich, um die
Luftströmung zu verbessern. Das werde ich mal bei
Hitchcocks
und im CBBC Forum
erfragen. Bleibt aber die Frage, ob ich nun
versuche, die Vergaser zu reparieren (Buchsen tiefer setzen),
mir komplett neue Vergaser kaufe oder nur neue Gehäuse mit
Schiebern zulege. Angesichts meiner arg angespannten Finanz-
lage schiebe ich die Antwort auf dieses Frage erstmal notgedrungen
ein paar Tage vor mir her.
17.07.2005 - Da ich den überholten Vergasern nicht mehr so recht
traue und meine Anfrage an
Hitchcocks auch in diese Richtung
deutet, bestelle ich mir neue Vergasergehäuse, neue Gasschieber,
ein paar Dichtungen und die Hohlschrauben, die das Benzin zu den
Schwimmerkammern leitet. Mal sehen, ob die Teile noch vor dem
Wochenende ankommen... So langsam könnte auch das Vorderrad
wieder an Land kommen.
22.07.2005 - Die neuen Vergasergehäuse und Gasschieber sind
da, das Wochenende ist also gerettet... Pluspunkt der neuen
Gehäuse sind die Betätigungshebel zum Fluten - bei den alten
stanken die Finger immer so nach Benzin... Dafür haben die neuen
Teile die Leerlaufdüse innen (bushed type) - schwer zu reinigen,
wenn's mal sein muss. Als Erstes muss ich die schönen Trichter
wieder montieren, dazu müssen mal wieder Gewinde geschnitten,
Schrauben versenkt und mit Loctite eingeklebt werden.
Ein Anruf bei Motorradtechnik Fürst am Abend bringt immerhin
die Neuigkeit, dass das Vorderrad fertig ist, ich kann's aber erst
am kommenden Montag abholen. Ich bin mal gespannt, ob die
Bremse jetzt endlich wunschgemäß arbeitet.