Royal Enfield
Interceptor Series II
01.08.2005 - Soll ich's wagen und das brauchbare
Wetter für
einen morgendlichen Besuch beim TÜV nutzen? Packen wir mal
alles ein, was der Brit- Biker für die Fahrt so alles braucht:
Isolierband, die gängigsten Zoll- Schlüssel, ein Kerzenschlüssel,
zwei verstellbare Schraubenschlüssel (aka "Engländer"!"), etwas
Rödeldraht, Putzlappen, das Handy und die Notrufnummer des
ADAC... Und prompt an der ersten Ampel geht das Mopped aus:
Der übergelaufene rechte Vergaser lässt sich aber mit ein leichten
Schlägen auf die Schwimmerkammer wieder zur Mitarbeit
überreden. Dafür ist der nette TÜV- Ingenieur leider in Urlaub und
sein Kollege steht dem englischen Alteisen recht kritisch gegenüber:
Den originalen Hinterreifen will er mir nicht wahlweise eintragen, die
fehlenden Blinker hinten erregen seinen Unmut und der Aufkleber
auf den neuen Stossdämpfern bringt den preußischen Beamten
dann endgültig zum Vorschein - er möchte ein Gutachten sehen,
in dem der 1970 pleite gegangene Hersteller bescheinigt, dass
auf der Maschine die Stoßdämpfer von 2005 montiert werden dürfen,
am Besten mit vielen kleinen Prüfziffern versehen... Hätte ich Idi
bloß die blöden Aufkleber abgemacht, er hätte es nie bemerkt!
Immerhin bleibt er dabei freundlich, berechnet mir keine Gebühren
und verweist auf das baldige Urlaubsende seines Kollegen, der der
Angelegenheit womöglich etwa wohlwollender entgegen sieht.
*Seufz* Abends mache ich nach einem kleinen Abstecher zu dem
netten Harley-
Händler, der mir so viele Teile gestrahlt und so
manches Mal mit guten Tipps und Teilen ausgeholfen hat. Ihm gefällt
die Enfield bis den hohen "Amerika" Lenker recht gut und ist mit
meiner (und seiner) Arbeit zufrieden. Etwas Sorgen machen mir noch
die recht lauten Klappergeräusche aus dem Zylinderkopf, deshalb
werde ich mir am Wochenende die Ventile noch einmal vornehmen.
Der teilweise ins Bodenlose abfallende Öldruck hingegen scheint
dagegen dem zu entsprechen, dass man von verschiedenen Seiten
immer wieder hört. Nach den ersten 500 Meilen werde ich das
Mineralöl gegen Vollsynthetisches ersetzen und weiter ein waches
Auge darauf halten. Die Schraube des Steuerdeckels bleibt zu
meinem Erstaunen für's Erste dicht - das Loctite hat Wirkung gezeigt.
Unter der Ölwanne hängt dagegen ein kleiner Tropfen Öl, wenn's
nicht mehr wird, soll es wohl so sein. Das Getriebe ist seit dem
sonntäglichen Austausch des Getriebefließfettes gegen Synthetiköl
auch etwas williger geworden, nach meinem Gefühl. Es bleibt also
auch weiterhin interessant!
06.08.2005 - Die Ventile werden nochmals
kontrolliert und nach-
gestellt, dann nehme ich mir das Getriebe vor. Der rechte Deckel
lässt sich leicht entfernen, darunter sitzt der Schaltmechanismus.
Der Schalthebel dreht eine Platte, die durch einstellbare Anschläge
die Schaltgabel bewegt. Im Werkstatthandbuch steht, dass bei
zu großem oder zu kleinem Spiel die Gänge nicht sauber einrasten.
Abhilfe soll je nach Fehlerfall eine neue Einstellplatte oder das
Abfeilen (!) der Anschläge bringen. Nach einer Kontrolle der Schalt-
funktionen entscheide ich mich, den oberen Anschlag um einen
Millimeter ab zu feilen. Außerdem wasche ich mal wieder das immer
noch in den Primärantrieb austretende Getriebefließfett aus. Eine
Probefahrt zeigt leider, dass das Feilen entweder nicht ausgereicht
hat oder der Fehler doch woanders liegt. Bei der Rückkehr zeigen
sich leider zwei neue Fehler: Die Druckleitung zu den Kipphebel-
wellen ist gerissen und wirft Öl auf den Motorblock und die linke
Zylinderkopfdichtung ist undicht... Ich glaub's einfach nicht!
Folgerichtig werden Abends schon wieder ein paar Teile geordert.
07.08.2005 - Gut, probieren wir erstmal, ob sich
die Zylinderkopf-
schrauben noch nachziehen lassen - sie lassen, nachdem ich Tank,
obere Motorhalterungen und diverse Kleinteile demontiert habe.
Ob's jetzt wieder dicht wird, wage ich zu bezweifeln, da die Dichtung
wahrscheinlich durchgebrannt ist. Natürlich muss ich danach auch
wieder die Ventile neu einstellen. Warten wir mal auf die neue
Ölleitung aus England, dann werden wir weiter sehen...
16.08.2005 - Diesmal hat es etwas länger gedauert,
bis die Teile
aus England da sind. Flugs verschwinde ich nach getanem Tagewerk
in der Garage, demontiere die undichte Ölleitung, biege und verlege
die neue Leitung. Der erste Start offenbart (für's Erste) dass die
Zylinderkopfdichtungen dicht sind. Eine kurze Proberunde - und
schon wieder tropft es,
diesmal an der rechten Auslass- Kipphebel-
welle. Zum Glück habe ich
einige Dichtringe zusätzlich bestellt, damit
klappt es. Eine Probefahrt
von ein paar Kilometern zeigt keine
weiteren Schwachstellen, folglich
wagen wir morgen noch einmal den
Besuch beim TÜV.
17.08.2005 - Die Enfield ist brav an diesem Morgen,
und so hat der
(richtige) TÜV- Ingenieur auch nichts zu meckern - Reifen eintragen,
Lenkkopflager wackeln, Hupe, Bremse, Licht - Danke, Fertig! Na
also, geht doch! Die abendliche Heimfahrt verläuft dagegen weniger
zufrieden stellend: Die vermutete Tankstelle hat leider dicht gemacht,
bis zur Nächsten reicht das Benzin nicht mehr ganz und so muss ich
das Mopped die letzten 100 Meter bei 25° bis zur rettenden Zapf-
säule schieben... Nach dem Tanken fällt mir eine weitere Ölleckage
auf - das Ölfiltergehäuse ist stark undicht. Mit dem mitgebrachten
Werkzeug stelle ich fest, dass sich die Befestigungsschraube fast
vollständig gelöst hat! Nachziehen scheint nicht viel zu helfen, jeden-
falls ist es an der heimischen Garage immer noch nass. *Seufz*
Tauschen wir eben die neue Dichtung gegen eine noch neuere aus...