Royal Enfield Interceptor Series II

23.09.2005 - Bei eBay ersteigere ich eine hintere Radnabe als
"NOS" (New Old Stock), leicht fleckig, aber einwandfrei. Die soll
als Basis für die 2 Borrani- Felgen dienen, die noch im Keller auf
ihre Wiederbelebung warten. Abends erwerbe ich noch zwei etwas
heißere Zündkerzen, da die laut Betriebsanleitung passenden
reichlich schwarz aussehen.

02.09.2005 - Das Wetter spielt immer noch nicht mit, um die neuen
Zündkerzen mal zu testen. Dann machen wir eben etwas anderes:
Im Baumarkt habe ich am Samstag zwei Regale erworben, die die
am Boden liegenden Ersatzteile, Werkzeuge und Testgeräte ein
wenig ordnen sollen. Nachdem dieses montiert und der Boden in
der Garage wieder frei ist, wirkt der kleine Raum geradezu
großzügig. :-) Als letzte Tat gehe ich noch mit Handfeger und
Schaufel durch den Raum, der jetzt bereit ist, mein nächstes Projekt
auf zu nehmen. Ich werde in nächster Zeit mal nach einer kleinen
Werkbank Ausschau halten... Abends nehme ich noch Kontakt mit
Carrillo auf, um eventuell ein passendes zweites Pleuel für das von
einem weiteren Interceptor- Besitzer (Danke, Klaus) erworbenes
Einzelteil anfertigen zu lassen.

03.10.2005 - Das Wetter sieht zwar bescheiden aus, aber es soll
trocken bleiben - also nix wie raus aus der Garage! Wer weiß, ob
sich noch einmal ein solcher Tag ergibt in diesem Jahr...
Nach ein paar Stunden kreuz und quer bin ich zwar etwas müde und
durchfroren, aber ich habe jetzt die 500 Meilen voll, damit steht der 1.
Inspektion nichts mehr im Wege. Die Kopfdichtungen werde ich aber
wahrscheinlich doch erstmal so lassen, solange es nicht schlimmer
wird.

Vor historischer Kulisse - an der Mosel

09.10.2005 - Eigentlich müsste ich nach dem Besuch der Veterama
ja heute die 1. Inspektion machen, aber das schöne Herbstwetter
lockt zu sehr... Bevor ich mich jedoch auf die Sitzbank schwinge,
werfe ich noch einmal einen Blick unter den Primärdeckel. Einiger
Abrieb findet sich darunter, der (hoffentlich nur) von der Kupplung
zu kommen scheint, aber es riecht auch wieder nach Elektrik.
Ein Test mit der Fühlerlehre zeigt aber, dass der Rotor genügend
Spiel hat, Schleif- oder gar Schmorspuren sind weit und breit nicht
zu sehen - das Thema scheint aber noch nicht ausgestanden zu sein.
Aber ansonsten läuft die Enfield recht ordentlich, nur ein losvibrierter
Öleinfülldeckel verlangt unterwegs nach einer festen Hand.

15.10.2005 - Es nützt ja nix, die 1. Inspektion ist fällig... Gut denn,
also: Öl- und Filterwechsel bei gleichzeitigem Wechsel auf Voll-
synthetisches Motoröl, Getriebeöl aufgefüllt (Wechsel kann ich mir
sparen, da das Öl fast vollständig durch den Primärantrieb ausge-
laufen ist...), Zylinderköpfe nachziehen, Ventile einstellen und vor
allem sämtliche Schrauben und Muttern nachziehen. Das ist auch
dringend nötig, denn einige Exemplare haben sich schon ordentlich
los gerappelt, inkl. der Hauptständerbefestigung und der vorderen
Motorhalterung. Der Haltebolzen der hinteren rechten Fußraste hält
nicht mehr richtig im Rahmenausleger, ich bekomme ihn aber doch
noch einmal fest - da wird in absehbarer Zeit wohl eine Gewinde-
buchse rein müssen. Das Angleichen der Schwimmerstandes der
Vergaser schenke ich mir vorerst, denn ich habe noch was anderes
vor: Vor ein paar Jahren hatte ich mir für meine BMW einen Satz
Zündkabel von Nology geleistet, die den Leerlauf deutlich verbessert
und zur Laufruhe beigetragen haben. Die sind zwar für die Enfield zu
kurz, aber selbst ist der Mann: Mit einem bei Conrad bestellten
Abschirmgeflecht (für Interessierte: Artikelnummer 600367) baue ich
mir die Zündkabel nach. Ein Stück wird so abgeschnitten, dass es
etwa 20 cm vor der Zündspule endet, das andere Ende wird etwa
5 cm vor dem Kerzenstecker durchbohrt und das Zündkabel durch
das Loch statt durch das Geflecht geführt. Das überstehende Ende
wird mit einem Rundstecker verlötet, der auf dem Ventildeckel einen
Masseanschluss findet. Damit das Ganze auch funktioniert, muss es
noch isoliert werden, Schrumpfschlauch in passendem Durchmesser
ist die Lösung. Nachdem ich im Schweiße meines Angesichts etwa
40mal den Kickstarter durchgetreten habe um Öldruck auf zu bauen,
starte ich den Motor und entlüfte den Ölkreislauf. Der Leerlauf scheint
deutlich stabiler zu sein, das wird sich aber erst nach einer Probe-
fahrt klären lassen. Da ich an dieser Stelle eigentlich nichts Neues
mehr erwarte, bleibt mir nichts mehr übrig, als einen dicken Schluss-
strich unter die Restauration zu ziehen, ab jetzt stehen (hoffentlich) nur
noch Reparaturen und Wartung an, über die ich natürlich weiterhin
berichten werde, aber ein vorläufiges Ende ist offenbar erreicht.

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Fazit: Was hat es mir jetzt gebracht, außer einem irren Haufen Arbeit,
verdammt hohen Kosten, unendlichem Ärger und Verzicht auf Freizeit
und Urlaub? Natürlich sind auch einige positive Aspekte damit
verbunden: Viel Erfahrung gewonnen, eine Menge Kontakte geknüpft,
hilfreiche und nette Gleichgesinnte kennen gelernt und das Gefühl, in
dieser Konsumgesellschaft mit ihren Wegwerfartikeln etwas aus
eigener Kraft vollbracht zu haben. Was davon letztlich übrig bleibt,
weiß ich nicht, auch nicht, was mich dazu getrieben hat. Die Anzahl
der abgebrochenen Restaurationen spricht jedoch eine deutliche
Sprache, nicht jeder hat offenbar die Geduld, Zeit und auch den
Ehrgeiz, ein solches Projekt weitgehend in Eigenregie durch zu
führen. Vielleicht ist es ja das...

 

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Letztes Update: 15.10.2005