Velosolex 5000 Restauration

01.05.2009 - Bei der letzten Ausfahrt hatte ich ein wenig Pech:
Die Kette sprang ab, der Lenker wackelte und die Höchst-
geschwindigkeit betrug nicht einmal 20 km/h! Gut, die Kette ist
schnell wieder aufgelegt, der Lenker flugs befestigt, die mangelnde
Leistung (bei 0,4 Pferdestärken im Serientrimm muss man auch
jedes Schaukelpferd in die Pflicht nehmen...) dagegen ist nicht so
einfach reparabel. Klar ist jedenfalls, dass das Gemisch zu fett ist,
der Motor "viertaktet", d. h. er drosselt. Im Velosolexforum hatte
ich mir bereits diverse Tipps angesehen: Die Zündung stimmt, das
kann ich ausschließen. Einer der Forumsleser bemerkte aber, dass
seine Solex nur dann vernünftig läuft, wenn er die Luftdüse ausbaut
und dem Motor damit etwas mehr Sauerstoff zukommen lässt.
Das wird flugs ausprobiert, und siehe da - der Motor sprintet wie
von einer wilden Tarantel gestochen, das es einem glatt die Arme
langzieht! :-) Wie dem auch sei, dabei kann es für's Erste bleiben,
bis ich eine größere Luftdüse bekommen kann oder die bestehende
leicht aufgebohrt habe.

24.04.2011 - Lange nix geschrieben in dieser Ecke - liegt daran,
das ich das Moped nur selten nutze und es bisher keine Zicken
macht. Am langen Osterwochenende wage ich eine längere Tour
(einige Hardcore- Solexfahrer aus dem Forum werden wohl darüber
lachen...), nachdem ich meinen restlichen Fuhrpark schon ausgebig
bewegt habe: Es geht am Rhein entlang, von Bonn hinauf bis Bad
Hönningen, mit der Fähre auf die andere Rheinseite und wieder
zurück bis nach Bonn - auf Fahrradwegen sind das fast 70 km.
Die Tour macht Spaß, ist aber auch anstrengend, da bei fast jeder
Steigung den 0,4 PS des Motörchens die Puste ausgeht und man
genötigt wird, mitzustrampeln. Ansonsten macht die kleine Französin
alles ohne Murren mit, ich muss lediglich ein paar Mal die Luftzufuhr
nachregulieren. Am Ende der Tour muss ich mir aber so langsam
Gedanken über einen neuen Satz Reifen machen, deren Profil sich
dem Ende zu neigt. Außerdem haben die Reifen auch deutliche
Risse an den Flanken - unschön. Was die Sache allerdings etwas
kitzlig macht, ist die Tatsache, dass die Weißwandreifen oft in
zweifelhafter Qualität angeboten werden - der neue Reifen, der
in meinem Bastelkeller liegt und mangels Rundlauf nicht verwend-
bar ist, spricht da eindeutig Bände...

27.05.2012 - Nach einer Ausfahrt muss ich beim Putzen feststellen,
dass 2 Speichen am Hinterrad gebrochen sind, der Rest ist recht
locker. Nach ein paar Tagen halte ich ein paar Ersatzspeichen aus
VA in der Hand. Das Hinterrad ist flott demontiert, die defekten
Speichen werden ersetzt, der Rest nachgezogen und das Rad neu
zentriert. Kurze Probefahrt - alles wieder im Lot. Den Vorderreifen
muss ich allerdings bald ersetzen, nach knapp 500 km ist er kurz
vor dem Ende seiner Laufbahn. Hoffentlich sind die 16" Weisswand-
reifen bis dahin wieder lieferbar...

31.12.2015 - Lange gab's nichts zu berichten, aber die Solex macht
auch wenig Ärger: Außer gelegentlichem Aufpumpen der Reifen, etwas
Benzin und dem Schmieren der Züge läuft sie einfach nur. Nach 2 1/2
Jahren ist aber doch Handlungsbedarf: Mittlerweile sind 3 Speichen hinten
und eine Speiche vorne gebrochen, die vordere Bremse quietscht zum
Gotterbarmen und die hintere Bremse zieht kaum noch. Heute vor-
mittag habe ich Zeit, gehen wir's an. Mit neuen Speichen, Speichen-
schlüssel und Enthusiamus bewaffnet ziehe ich los in die Garage. Ich
probiere den Hinterreifen soweit von der Felge zu ziehen, daß ich die
defekten Speichen und die Nippel ersetzen kann, aber da die Speichen
nicht direkt nebeneinander liegen, macht es Sinn, das Hinterrad komplett
auszubauen. Vorher besorge ich mir im Baumarkt kurz vor Toresschluß
noch einen Satz Fahrradmontierhebel - die großen Montiereisen würden
in den zierlichen Felgen der Solex vermutlich Knoten hinterlassen...
Dann wird der Reifen abgezogen, die defekten Speichen gegen dickere
(und damit hoffentlich auch stabilere) Exemplare ersetzt und die restlichen
Speichen nachgespannt. Das Radlager hinten hat Spiel, das stelle ich
nach - lange wird's vermutlich aber nicht mehr halten, es hakelt an mehreren
Stellen deutlich. Die Brembeläge werden leicht abgeschmirgelt, die Trom-
mel gesäubert, dann kann das Hinterrad wieder montiert werden. Die
Bremse muß ich nachstellen, aber leider ist der Zug etwas zu lang. Zum
Kürzen muss ich den Schraubnippel öffnen, der prompt abreißt! Zum
Glück habe ich noch Ersatz im Bastelkeller, den mir hole. Das Widerlager
des Bremsverstellers hat deutlich Rost angesetzt, der mit Minischleifer
entfernt wird. Dann bekommt das Teil eine Lackierung mit Lackstift und
eine Schnelltrocknung mit der Heißluftpistole. Hinten ist wieder alles in
Ordnung, das Vorderrad braucht auch noch eine neue Speiche. Dazu
reicht es hier, den Reifen im eingebauten Zustand von der Felge zu ziehen,
dann kann ich die defekte Speiche ersetzen. Alle anderen Speichen müssen
dringend nachgezogen werden, was auch eine vorsichtige Zentrierung des
Rades erzwingt. Zuletzt widme ich mich der vorderen Bremse. Nachdem
ich die Klötze der Felgenbremse demontiert habe, ist klar, warum sie seit
einiger Zeit so schrecklich quietscht und knarzt: Das Gummi der Beläge
hat sich in Plastik verwandelt, die Beläge sind steinhart. Im Bastelkeller
liegt noch ein Satz gebrauchter Teile, die deutlich besser sind. Die Probe-
fahrt offenbart keine Schwächen außer dem Radlager hinten, dass ich
wohl bald ersetzen muß, es knackt manchmal während der Fahrt. Das
war's im Moment.

Das Hinterrad muß raus,
sonst habe ich keinen Platz
3 gebrochene Speichen
wollen ersetzt werden
Das Widerlager des Bremsver-
verstellers - frisch lackiert
Ordentlich Chaos...

11.03.2016 - Nach Anraten eines Solex Spezialisten habe ich vorne nun
breitere Bremsklötze eines Mountainbikes montiert - warten wir ab, ob
die länger halten als die Noppenklötze...

06.05.2016 - Kürzlich hatte die Solex vorne einen Plattfuß...  Da der Vorder-
reifen eh' nicht mehr sehr gut war, wird dieser nebst Schlauch ausgewechselt.
Ansonsten läuft die Solex gut, es gibt keine Probleme.

13.08.2016 - In letzter Zeit krachte es vom Hinterrad immer mal vernehmlich,
da das Radlager nach knapp 1000 km schon wieder hin ist... Tolle Qualität.
Nun musste endlich was passieren: Das Radlager kann ich als Einzelteil
nirgends entdecken, aber die komplette Nabe gibt es entweder einbaufertig
oder ohne Bremsankerplatte zu kaufen. Machen wir Nägel mit Köpfen und
tauschen die Nabe - dummerweise muß ich dazu natürlich auch die Felge
ausspeichen. Die Nabe ist da, es kann losgehen. Die Hebebühne kann die
Last der tonnenschweren (!) Solex zum Glück verkraften, daher ist das Hinter-
rad schnell ausgebaut. Auch das Abziehen des Reifens und das Ausspeichen
gehen schnell, aber dann kommt's bald dicke: Zuerst stelle ich jedoch beim
Auspacken der neuen Nabe fest, dass dort statt der anfälligen losen
Radlagerkugeln solidere geschlossene Kugellager montiert sind - eine echte
Verbesserung, wie ich hoffe. Dann setze ich die "alte" Bremsankerplatte
auf die neue Nabe und schraube eine Sicherungsmutter auf die Achse.
Da ich sowieso alles neu einspeichen muss, verwende ich die rund 1mm
dickeren Speichen, die schon eine ganze Weile in meinem Fundus auf ihren
Einsatz warten. Dummerweise muss ich die Bohrungen in den Felgenpunzen
dazu aufbohren, der notwendige Bohrer in 4,5 mm ist natürlich abgebrochen
und so kurz, dass ich ich ihn nicht neu anschleifen kann. Auf zum Baumarkt,
Ersatz kaufen. Das Aufbohren danach geht schnell, aber vor dem Einspeichen
muss noch das Freilaufritzel für die Fahrradkette von der alten Nabe ab-
montiert werden - aber das Teil rührt sich auch unter Zuhilfenahme von
Hammer und Meißel nicht, ich werde mir ein Spezialwerkzeug anfertigen
müssen. Der zweite Besuch des Baumarktes steht damit fest... Eine Nuss
in passendem Durchmesser sollte stabil genug sein, diese wird im Bastekeller
passend abgesägt und zwei Zapfen für das Ritzel eingeschnitten. Mit viel
Schmackes und Zuhilfenahme eines Stahlrohres als Verlängerung gelingt
es mir endlich, Ritzel und Nabe zu trennen. Zurück in die Garage, das
Ritzel wird auf die neue Nabe geschraubt und Nabe und Felge mit den
neuen Speichen eingespeicht. Trotz Foto des Rades vor der Demontage
muss ich am Vorderrad der Solex nachsehen, um das Einspeichmuster
wieder sauber hin zu kriegen. Es folgt das Zentrieren des Rades, nach
einer guten Stunde habe ich Höhen- und Seitenschlag auf ein Minimum
reduziert. Der Reifen wandert auf den Müll - das Profil war nicht mehr
toll und vor allem war er mittlerweile von Rissen durchzogen. Einen
neuen Reifen hatte ich noch im Keller, der wird montiert, das Rad wieder
eingebaut und festgezogen. Da die neue Nabe mitsamt Bremstrommel
aber nicht verschlissen ist wie die alte Bremstrommel, ist nun der Bremszug
zu kurz... *Seufz* Im Bastelkeller habe ich noch einen neuen Zug, die
Zughülle wird gekürzt und der neue Zug eingepasst - auf zur Probefahrt!
Scheint wieder alles im Lot zu sein, aber der Tag ist rum, satte 5 1/2
Stunden hat die ganze Aktion gedauert!
Die Hebebühne hält! Die neue Nabe Das Ritzel hat
Nerven gekostet
Selbstgefertigtes
Spezialwerkzeug
Fertig eingespeicht Uff - endlich wieder alles
zusammengebaut

28.08.2016 - Vor ein paar Tagen bin ich bei recht heißem Wetter mit der
Solex zur Arbeit gefahren (12 km eine Tour), auf der Hinfahrt waren die
Temperaturen noch erträglich, die Solex lief gut - davon abgesehen, dass
sie die Steigung vor der Firma nicht schaffte und ich schieben musste,
was angesichts der Leistung des Motörchens aber normal ist... Die Rück-
fahrt verläuft weniger harmonisch: Die Solex stottert und ich muß ständig
am Lufthebel nachregulieren, damit der Motor am Leben bleibt. Da stimmt
entweder mit der Spritversorgung was nicht oder dem Motor ist zu heiß
geworden. Daher mehme ich mir heute die Benzinpumpe vor. Ich nehme
dir vordere Motorabdeckung ab, schraube die Benzinleitungen ab und
baue die Benzinpumpe aus. Erkennen kann ich so nichts, ich zerlege die
Pumpe, baue die kleine Kugel aus und reinige alles mit Bremsenreiniger.
Die Membrane ist in Ordnung, setzen wir alles wieder zusammen. Die
Probefahrt offenbart keine Probleme, hoffentlich war's das.
Benzinpumpe und Membrane
sind in Ordnung
Da vorne am Motor sitzt
die Pumpe auf dem Membransitz

25.12.2016 - Eigentlich soll man ja an den Feiertagen nicht arbeiten, da
wird gefuttert, Freunde und Bekannte besucht, die Familie betüdelt etcetcetc...
Aber ich kann mir nicht helfen: mir ist langweilig... Basteln wir halt ein wenig.
Die Bremshebel am Lenker werden schlicht mittels Spannhülsen aus Blech
am Platz gehalten, speziell die rechte Hülse ist mir schon mehrfach fliegen
gegangen, auch eine neue Hülse hat nicht geholfen, daher hatte ich mir schon
vor einiger Zeit was überlegt, was für Abhilfe sorgen wird: Ein selbst gefertigter
Bolzen mit selbstsichernder Mutter sollte das Problem beseitigen, also gehen
wir's an. Zwei VA Schrauben mit langen Schaft als Ausgangsbasis werden
gekürzt, auf das passende Maß abgedreht, der Schraubenkopf der Optik
wegen rundgedreht und ein M5 Gewinde auf das andere Ende geschnitten.
Nach etwa 2 1/2 Stunden bin ich fertig, die Teile sehen gut aus und passen
perfekt, evtl. muß nach der Montage noch das etwas zu lange Gewinde
gekürzt werden, aber ich bin zufrieden mit der Arbeit.

Die Bremshebel sind im Original
mit Spannhülsen befestigt...
...die mir jedoch öfter verlustig
gehen, der Ersatz sieht so aus

27.12.2016 - Da ich eh' einiges in der Garage zu tun habe, kann ich auch gleich
die neu gefertigten Teile an die Solex montieren. Die alten Spannhülsen werden
mit einem Durchschlag entfernt, dann wandern die neuen Haltebolzen mit Fett
versehen an deren Platz. Die überstehenden Gewindegänge auf der Unterseite
werden mit dem Minischleifer abgetrennt und - Fertig!

Von oben sehen die Teile
etwas besser aus...
...als von unten - trotzdem akzeptabel

28.01.2017 - Bei der ersten Ausfahrt dieses Jahres fällt gleich auf, wie
schlecht die Solex zieht und wie langsam sie geworden ist. In letzter Zeit
meine ich beobachtet zu haben, dass die Leistung langsam, aber merklich
nachgelassen hat. Woran liegt's? Schauen wir nach... Die Zündung ist
korrekt eingestellt, die Hauptdüse des Vergasers durchgepustet, das
Drahtsieb des Luftfilters gereinigt. Die Zündkerze hat eine schöne Farbe,
die Räder können sich frei drehen, aber wo liegt nun das Problem? Ich
habe einen Verdacht, dem ich gleich nachgehe: Die Kompression wird
gemessen und sieht in der Tat nicht berauschend aus... Nur 7,5 Bar
zeigt das Meßinstrument, das ist zwar nicht komplett Schrott, sollte
aber besser sein - so zwischen 8 und 10 Bar darf man eigentlich erwarten.
Den Zylinder hatte ich damals gebraucht erworben, den Kolben nebst
Ringen neu, irgendwas ist aber schon verschlissen. Angesichts des Mix-
masch an Neu- und Gebrauchtteilen entschliesse ich mich zur Radikalkur:
Ein neuer Zylinder, ein neuer Kolben nebst Ringen und Dichtungen werden
umgehend geordert.Da dies im Gegensatz zum Original ein Aluteil ist,
werde ich ihn der Optik wegen schwarz anmalen müssen. Demnächst
wartet also wieder Arbeit auf mich.

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Letztes Update: 28.01.2017