Apulien - 03.09. - 21.09.2025

Tag 7 (Trani-Monopoli, ca. 100 km):

Ich würde laut Routenplanung viel zu früh in Monopoli ankommen, daher sage
ich dem Navi "Kurvenreich". Leider ist für die Technik eine Landstraßenkurve
und das Abbiegen von einer belebten Innenstadtstraße in eine Seitenstraße
offensichtlich das Gleiche... Egal, ich kann etwas Zeit abbummeln und checke
um 13:00 ein. Ich werde das Motorrad zwar auf der Straße parken müssen,
diese hier vermittelt aber einen ruhigen Eindruck. Trotzdem werde ich mich gemäß
des alten arabischen Sprichwortes verhalten (wenn‘s denn ein Solches ist): "Vertraue
Allah - aber binde dein Kamel an." Aber erstmal duschen, dann packe ich das
Notwendige für den Besuch der "Grotte de Castellana" ein. Angesichts der
Temperaturen frage ich mich, ob für die Fahrt nicht auch eine Badehose reicht,
die liegt aber zu Hause. Oder tut‘s auch eine Unterhose? Behalten wir doch lieber
die Jeans an... Die Grotten sind durchaus sehenswert, aber man darf nicht
fotografieren und wird in 2 Stunden fast schon durch die Höhle gescheucht, man
kann sich kaum was in Ruhe ansehen. Ein paar Fotos schieße ich heimlich -
machen auch einige andere Besucher. Als wir aus der Grotte kommen, hat sich
der Himmel deutlich zugezogen, ich sehe zu, dass ich zurück zur Unterkunft komme.
Wieder ist eine schnelle Dusche fällig, dann laufe ich zu Fuß in die Altstadt. Es
gibt eine Piazza und ein paar Nebenstraßen, die sehr belebt sind, aber sonst macht
die Stadt auf den ersten Blick nicht viel her. Ich halte Wort und bestelle mir Pizza
- die ist definitiv von der besseren Sorte. Eine Woche Urlaub ist nun schon rum...
Auf der Piazza ist in einer Kneipe Karaoke-Abend, offenbar auch hier beliebt.
Ich finde doch tatsächlich einen englischen Pub, stilvoll eingerichtet und mit
Bierauswahl - leider ist mein Lieblingsbier (Kilkenny) ausgegangen. 
 Ich überlege
kurz, mir für den Heimweg ein Taxi zu leisten, aber angesichts der Pizza, des
Biers, eines Whiskeys und 2er Radler laufe ich lieber, obwohl das einen 40-
minütigen Fußmarsch bei immer noch 26 Grad bedeutet.

 

Grotte de Castellana. Beeindruckend! Mit dem Mobiltelefon...
...aus der Hüfte geschossen... ...da Fotos verboten sind
- mir unverständlich.
Auf der zentralen Piazza.
Buntes Karussel... Leicht verfremdet.
Zünftige Getränke.... ...im Pub.

Tag 8 (Monopoli-Lecce, ca. 150 km):

Morgens um 09:00 schon 25 Grad - Ufff... Ich verabschiede mich von der
Gastgeberin und mache mir einen ruhigen Tag. Im "Direktflug" wären es nur 100
km bis Lecce, ich fahre daher über Land und bestaune die vielen "Trulli": früher
Behausungen der Armen, rund aus Steinen gebaut, mit einer runden Zipfelmütze
als Dach. Lange verschmäht, dem Verfall preisgegeben oder gleich abgerissen,
erinnert man sich mehr und mehr des Kulturerbes, restauriert sie oder integriert
sie in moderne Häuser. Einer hat sogar aus einem Trulli eine Garage für seinen
Fiat gemacht... Meine Unterkunft ist eine kleine Wohnung, mit Küche usw. Die
Besitzerin hat mir zur Begrüßung 2 typisch apulische Leckerli vom Bäcker mitge-
bracht - Nett! Ich hole mir im nächsten Supermarkt Getränke und was für‘s
Frühstück, dann wasche ich im Waschbecken ein paar Sachen - da der T-Shirt
Nachschub etwas stockt, muß ich nachhelfen. Zu Fuß geht‘s in die gut 2 km
entfernte Altstadt, die vor Touristen und Einheimischen schier aus den Nähten
platzt. Ich lasse mich etwas treiben, dann macht sich der Hunger bemerkbar -
der dank der "Dolce" kleiner ausfällt als sonst. Ich finde ein kleines Straßen-
restaurant und probiere "Pucce" aus: eine Art Fladenbrot in Form und Größe
einem Hamburger nicht unähnlich, das mit typischen Zutaten gefüllt wird. Nicht
zu groß, lecker und für heute völlig ausreichend. Ich finde mehrere Irish Pub in
Lecce auf der Karte, ich suche mir den aus, der näher an meiner Unterkunft liegt
- gute Wahl, der hat Kilkenny Bier! Nachdem ich ein Kilkenny und einen Whiskey
genossen habe, latsche ich 35 min. zurück zur Unterkunft - die kleine Pizzeria
schräg gegenüber erbarmt sich meiner um 23:45: ich bekomme noch ein kleines
Peroni Bier!

 

 

 
Ziemlich üppige
Meerjungfau...
Typisch für Apulien: "Trulli". Hier wird noch
renoviert.
Auch typisch Apulien
sind diese Anblicke.
Für's Frühstück. Piazza sant'oronzo
Gut erhaltenes römisches
Amphitheater.
Und weitere Schönheiten,
wenngleich nicht Antik.
Wunderschön gearbeitete Uhr. Bunt geht's Abends zu.

Tag 9 (Lecce Besichtigung, zu Fuß):

Es hat geregnet - nicht viel, kann bis zum Nachmittag aber wieder passieren.
Ich versuche mal mit dem Bus in die Stadt zu kommen. Der hat 7 Minuten
Verspätung, dafür kostet es für 14 Stationen nur 1,50, keine Tarifzonen, keine
gestaffelten Preise - geht also auch. Und: besser schlecht gefahren als gut
gelaufen! :-) Obwohl der Verkehr recht heftig ist, ist der Bus kaum besetzt,
die Menschen fahren lieber Auto oder Roller. Ich besichtige den Dom, den
Campanile (obwohl mir bei der Höhe nicht ganz wohl ist), diverse Kirchen
und verirre mich gerne in hübschen Nebenstraßen. Lecce hat ein nettes Flair,
auch wenn in den Hauptstraßen mehr Touristen als Einheimische herumlaufen.
Ein Eis muß her, aber wieder finde ich nur Cafés und Restaurants, Tante Google
weiß wie meistens Bescheid: ein etwas versteckt liegendes Gebäude außerhalb
des Altstadtkerns hat eine ordentliche Auswahl. Mit dem Bus zurück zur Unter-
kunft, die Beine und der Rücken protestieren, ich habe einen Riesendurst, das
mitgeführte Wasser hilft da nur bedingt, aber im Kühlschrank steht eine 2 Liter
Flasche Apfelsaft! Zurück fahre ich wieder mit dem Bus - es ist der Gleiche wie
der vom Morgen: die Vorderachse quietscht beim Lenken und ein Flügel der
Eingangstür ist kaputt... Die Stadt platzt auch am Abend aus allen Nähten, ich
laufe noch etwas herum und mache Fotos, dann suche ich mir die übliche Futter-
krippe. Probieren wir mal eine apulische Spezialität: Orechiette (Öhrchennudeln).
Ich unterhalte mich ein paar Minuten mit einem Pärchen aus Madrid am Neben-
tisch: er ist verwundert, das ich meine Kamera so offen auf dem Tisch liegen
lasse. An einem Tisch direkt an der Straße würde ich das nicht machen, aber
ganz hinten an der Häuserwand sehe ich da kein großes Problem, da passen
andere mit auf - z. B. er. Ein Pub am anderen Ende von Lecce ist komplett voll
besetzt, aber "mein" Pub hat Platz genug und das Kilkenny Fass ist auch (noch)
nicht leer. Der letzte Bus ist um 23:52 gefahren, also 35 Minuten zu Fuß oder
ein Taxi? Für ein Taxi bin ich heute zu geizig und es kann nicht schaden, die
Mahlzeit des Abends wenigstens ein Stück weit abzutrainieren, also: Laufen,
obwohl ich heute eigentlich schon mehr als genug gelaufen bin. Die Mini-
Pizzeria von Gestern hat zu, also nehme ich mir noch Bier aus dem Kühl-
schrank vor. 

 

Dom und Campanile... ...sind defintiv eine
Visite wert.
Palazzo vescovile.
Die zahlreichen Kirchen bieten... ..genug Fotomaterial. Blick vom Campanile.
     
Auch dafür ist Apulien
bekannt. Ton- und
Töpferwaren.
Hinterhofszene. Obelisk und Porta Napoli.
Eine tolle Architektur.... ...erstaunt die Betrachter. Aber auch die kleinen
Gassen wissen zu überzeugen.
Am Abend wird's wieder
deutlich lebhafter.
Der Dom ist auch bei
Nacht sehenswert.
Kontraste...
Orechiette - sehr schmackhaft. DAS ist mal ein Baum!


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TIPP:
- Die Grotte de Castellana sind sehenswert, aber man wird
  ziemlich durchgescheucht...
- Lecce ist für einen mehrtätigen Aufenthalt geeignet: Kirchen, Palazzi,
   Ausstellungen und das gute Nachprogramm bieten für jeden Geschmack
   etwas Passendes an.

Letztes Update: 09.10.2025