Tag 7 (Piran-Banja Luka, ca. 470 km):
Man sollte sich mit der Sprache des Gastlandes etwas mehr
auseinander- setzen... Vielleicht wäre mir dann beim gestrigen
Einkauf aufgefallen, das meine Frühstücksmilch eben keine normale
Milch, sondern Sauermilch ist. Naja, sauer soll ja bekanntlich
lustig machen. "Kislo mleko" habe ich für einen Markennamen wie
"Müller Milch" gehalten - Pech gehabt. Bald ist die Grenze zu
Kroatien erreicht, es wird immer heißer... Die Küstenstrasse zeigt
fantastische Ausblicke. Unweit der Plitvicer Seen kommt die Grenze
nach Bosnien/Herzegowina in Sicht, diese erste Hürde wird problemlos
gemeistert. Der Verkehr wird etwas ruppiger, ansonsten sieht man schon
einen Unterschied zu Kroatien oder Slowenien: alles wirkt etwas
ungepflegter, rauher. Ich muss eh' etwas besser aufpassen: in 2
Städten bin ich bereits von Starenkästen geblitzt worden
(hoffentlich nur von vorne...). Am Ziel ange- kommen überrascht
mich der (mutmaßliche) Ehemann der Besitzerin mit gutem Deutsch,
er hat während des Krieges in Deutschland gearbeitet, in
Bergisch-Gladbach! Bei einem Bier unterhalten wir uns über sein Land,
mein Land und über Motorräder. Nachdem ich eingecheckt und geduscht
habe, lädt er mich sogar noch zur Mitfahrt in die City ein, die zu Fuß
gut 40 Minuten Fußmarsch bedeuten würde - Dankend nehme ich an.
Banja Luka hat touristisch betrachtet nicht allzuviel zu bieten,
aber eine lebendige Altstadt. An einem Souvenirstand sichte ich
endlich T-Shirts, eines mit Wladimir Putins Konterfei spricht mich
an, dummerweise kann ich die kyrillische Schrift nicht lesen und
der Verkäufer kann kein Englisch. Ich sichte sogar einen Irish Pub
(!), wo man allerdings weder Englisch geschweige denn Gälisch
spricht... Ich bestelle mir einen guten, handgemachten
Cheeseburger und ein Bier. Das Fingerfood ist gut, aber arg
labberig, so daß ich um eine 2. Serviette bitten muß. Staunend
beobachte ich, wie ein paar junge Frauen eine Wasserpfeife
genießen - ich wüßte noch nicht einmal, wie man das Ding bedient.
Das Internet hilft mir bei der Übersetzung des T-Shirt Textes auch
nur bedingt weiter, da ich die kyrillischen Zeichen nicht eintippen
kann, ich bekomme nur heraus, dass das erste Wort vermutlich "Böse"
lautet, was meiner Meinung nach schonmal zutreffen könnte... ;-)
Der Rückweg zum Zimmer ist weit, besonders, als mir das kleine Navi
eine unbeleuchtete, baumbewachsene Allee vorschlägt und ich diese
verweigere - ich bin zwar nicht ängstlich, aber da lauern
sicherlich bosnische Bären, Wölfe, Vampire und wasweisich! Also
Umweg nehmen und nach nur 50 Minuten stehe ich endlich wieder vor dem
Hostel - das von Piran mitgebrachte aber nicht gekühlte Radler
schmeckt danach ausgezeichnet.
|
Kroatisches Küstenpanorama |
|
|
|
Zum Anschauen und
er-fahren |
Banja Luka - ... |
...imposante Kirche |
|
|
Auf der Shoppingmeile
ist Hochbetrieb |
Es könnte warm
werden... |
|
|
Man raucht
Wasserpfeife |
Futuristisches Gebäude |
Tag 8 (Banj Luka-Sarajewo, ca.
430 km):
Im kleinen Supermarkt an der Ecke bekomme ich einen halben Liter
Milch für's Frühstück, mehr brauche ich nicht. Hinter Banja Luka
fahre ich durch den Tijesno Canyon, der teils schöne Ausblicke
parat hält, bald folgt der Ort Pliva mit seinem See und
Wasserkaskaden, welcher gut besucht ist. Dann erwischt mich eine
gut 10 km lange, manchmal wellblechartige Schotterpiste. Als das
Navi mich kurz danach erneut auf eine solche locken will, um durch
das Vlašić Gebirge zu fahren, streike ich und umfahre den Abschnitt.
Auch gut so: dort oben lauern ein paar dicke schwarze Wolken...
Eine Tanke und ein Eis später regen sich meine Lebensgeister
wieder. Es wird spät werden, aber die Brücke von Mostar möchte
ich mir gerne noch ansehen. Die sehe ich auch, laufe drüber,
schieße ein paar Bilder - bei etwa 41 Grad im Schatten. Dumm nur
daß da gerade kein Schatten ist. Außerdem knöpft man mir 10
Mark (etwa 5 Euro) zum Parken ab - das ist hier recht viel Geld, man
bekommt dafür auch schon ein komplettes Essen im Restaurant. Als ich
mich wieder in die Lederkluft gequält habe, heißt es nur noch
raus aus diesem Backofen. Im Gebirge ist es etwas bewölkt, ich
suche mir erstmal ein schattiges Plätzchen für eine Pause. Das
Hostel in Sarajevo ist rasch gefunden, nach einer Dusche,
Klamottenwechsel und Wäsche waschen (in einer Tüte im Plastikmüll-
eimer...) unterhalte ich mich recht lange mit der jungen Frau an der
Rezeption über ihr Land, die Lebensumstände vor und nach dem
Krieg, Kriege im Allgemeinen, die USA und ihre Präsidenten,
Smartphones, das Internet und was uns sonst noch einfällt -
ihr Englisch ist besser als meines. Mein von Banja Luka
mitgebrachtes Radler ist mittlerweile im Kühlschrank etwas abgekühlt
und zischt die Kehle herunter. Hunger? Aber Ja! Die von der
Rezeptionistin empfohlene Pizzeria kann ich beim besten Willen
nicht finden, die Altstadt ist packevoll mit Flanierern, Döner-
und Eisbuden gibt es en Masse aber alle Restaurants sind bis auf
den letzten Platz besetzt, wat nu? Etwa Fast Food? Aber sogar das
McDonalds hat bereits zu, ich bin einfach zu spät dran. Ein
Straßencafé etwas Abseits hat immerhin noch ein Stück Kuchen für
mich und einen Irish Pub hatte ich auch gesichtet. Ein seltsamer
Ort, dieses Sarajevo: man sieht einerseits todschick gekleidete
Frauen und andererseits jede Menge verschleierte Frauen in
traditionellen Gewändern - wie 2 Welten, die hier
aufeinanderprallen und zusammenleben. Alkohol gibt's auch nicht
überall in jedem Restaurant, da muß man sich die Speisekarten etwas
genauer ansehen. Der Irish Pub hat noch offen, meine Nachfrage
nach Erdnüssen oder dergleichen wird mit dem leicht
entschuldigenden Hinweis auf den Ramadan abseitig beschieden.
Dergleichen lag nicht in meiner Wahrnehmung - da werde ich in
Belgrad vermutlich noch mehr auf solche für mich ungewohnte
Regeln stossen. Das avisierte "Sarajevsko" Black Label schmeckt
mir sogar besser als ein Guiness, das ich nur als "Extra Cold" gut
trinken kann. Auf jeden Fall wird's spät, es ist 00:55, als ich
diese Zeilen schreibe... Was mir in diesem Hinterhof des Irish
Pub auffällt: die Elektrik, mit denen die Häuser und manche
Leuchtreklame betrieben wird, ist schlichtweg abenteuerlich.
|
|
|
Tijesno
Canyon |
Kleiner
See (irgendwo...) |
Pliva -
interessant |
|
Tolles Bergpanorama |
|
|
|
Die Brücke von Mostar |
Schöne Aussichten
von der Brücke |
Ein Bauwerk mit
Symbolcharakter |
|
|
|
Witzige Idee |
Sarajevo - serbisch-
orthodoxe Kathedrale |
Baščaršija-Platz |
Tag 9 (Sarajevo Stadtbesichtigung, zu Fuß)
Diesmal habe ich Frühstück mitgebucht. Ein Supermarkt um die Ecke
hat Getränke für Tag und Abend, dann geht's in die City. Der Bazar ist ziemlich exotisch für meine Augen, dann trabe ich erstmal
ziellos umher, sehe mir den Veliki Park an und gehe dann gezielt ins
Nationalmuseum. Das versprüht einen etwas spröden Charme, der
botanische Garten mittendrin macht etwas mehr her. Die Stadt hat
einen seltsamen Charakter: es gibt alte, unrestaurierte, von Schüssen
zersiebte Häuserfronten, dann nagelneue Hochhäuser, Plattenbauten
und die orientalischen Minarette, dazwischen das pralle Leben, wenn-
gleich alles etwas langsamer zugeht, den Temperaturen angemessen.
Ich lasse mich noch ein wenig treiben, aber gegen 16:00 werden die
Temperatur und die schwüle Luft unerträglich, zumal dunkle Wolken
aufziehen, aber weder Regen noch Abkühlung bringen. Ich ziehe mich
ins Hostel zurück und haue mich auf's Ohr. Ab 19:00 verzieht sich die
knallige Sonne, man kann sich langsam wieder ins Freie wagen. Ich
sehe mich auf dem Basar etwas um und sauge die exotischen Eindrücke
in mich auf. Diesmal will ich nicht wieder bis in die Nacht mit dem
Abendbrot warten, zielstrebig suche ich mir was aus, das noch nicht
völlig überlaufen ist. Beim Essen beobachte ich zwei ultracoole Typen,
die lässig und sonnenbebrillt in Richtung Dom schlendern, kurz stehen-
bleiben, unisono das Smartphone zücken, ein Foto schiessen, das Smart-
phone wieder wegpacken und weitergehen - ein Bild zum Totlachen!
Schade, das ich die Videokamera nicht griffbereit habe! ;-) Im
englischen Pub mit dem Doppeldeckerbus genieße ich 2 Bier, vor dem
Hostel noch ein Radler, während ich dem Rezeptionisten leicht
amüsiert zusehe, wie er bei seinem alten Auto den Rückwärtsgang
wegen Defekts beim Rangieren nicht einlegen kann.
|
|
|
Der orientalische
Markt |
Entlang der Miljacka |
Überreste einer alten Karawanserei |
|
|
|
England mitten in
Sarajevo? |
Fast wie in einer
englischen Kleinstadt |
Interessantes Kunstwerk |
|
|
|
Für mich typisch:
Plattenbau, Altbau und Hochhaus |
Festina lente Brücke und die Akademie der feinen Künste |
Am Wochenmarkt geht es lebhaft zu |
|