Tag 13 (Belgrad-Budapest, ca. 500 km):
Sehr schlecht und viel zu wenig geschlafen: Am frühen Abend stellte
die Klimaanlage den Dienst ein, ich mußte das Fenster aufmachen.
In der Nacht gab's zwar ein Gewitter, aber richtig abgekühlt ist es
nicht, dazu haben sich mindestens 2 Mücken über mich hergemacht, eine
habe ich erwischt, die andere machte mir neben der Hitze den Schlaf
fast unmöglich. Jedenfalls habe ich um 05:35 das letzte mal auf die
Uhr geschaut... Wie ich die knapp über 500 km heute überstehen
soll? Keine Ahnung... Ich lasse Novi Sad aus, wäre eh' nur ein
kurzer Stop gewesen. An einer Tanke möchte ich neben dem Benzin
auch ein Eis und ein Radler erwerben, dies wird mir verwehrt. Ich
dürfe dies erst nach einer Stunde, wie mir der Tankwart zu erklären
versucht - seltsam. Warten wir halt auf den nächsten Supermarkt.
Aber zuerst streikt das Navi: es schaltet sich nicht mit der
Zündung ein. Ist meine provisorische Reparatur etwa schon wieder
kaputt? Nein, vermutlich habe ich beim unvorsichtigen Einstecken
des Zündschlüssels einen Kurzschluss gebaut, da die
Schnellverbinder nicht so gut isoliert sind. Werkzeug auspacken,
die (zum Glück verbaute) automatische Sicherung wieder eindrücken,
dann geht's wieder. Bald kommt die Grenze nach Ungarn. Gefühlt
dauert der Übergang eine gute Stunde, tatsächlich waren's aber nur 25
Minuten. Spaß macht die Fahrerei indes nicht: Zumindest diese Ecke
von Ungarn ist flach wie ein Pfannkuchen und verfügt nicht über
nennenswert schöne Kurven. Nach einer Pause geht das Navi schon
wieder nicht, Sicherung schon wieder durch? Nein, diesmal hat es
sich aufgehängt, Akku raus und wieder rein, dann läuft's wieder.
Dummerweise sind alle importierten Routen futsch, das
neuimportieren braucht gut 15 Minuten. Am Balaton wird kurz Halt
gemacht für ein paar Fotos, dann auf die Bahn Richtung Budapest.
Die Besitzerin der Privatunterkunft spricht sehr gut Deutsch, da sie
in Leipzig studiert hat, ist angesichts des Motorrads und meiner
Person aber etwas pikiert - obwohl sie ja wußte, wer kommt, da ich
ja nach einem Parkplatz für's Motorrad gefragt hatte. Sie bleibt
aber tapfer und erklärt mir alles Notwendige. Irgendwie hat sie in
ihrer vornehmen und zurückhaltenden Damenhaftigkeit etwas von einer
englischen Landlady... Ein kleiner Supermarkt um die Ecke liefert
mir 2 Büchsen Bier und eine große Flasche Wasser für den morgigen
Tag. Ich möchte gerne bis in die Altstadt, um ein Abendessen und ein
paar Bier zu schnappen, aber das ist weeeiiit weg, wie ich schnell
feststellen muß. Auf jeden Fall werde ich mir für den Rückweg ein
Taxi gönnen, sonst kippe ich um, ich bin todmüde... Für den
morgigen Tag muß ich mir noch einen Schlachtplan zurechtlegen,
sonst werden die Wege einfach zu weit.
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Der Balaton - beliebtes Urlaubsrevier |
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Ausser dem Kornfeld
gab's sonst nix zum Knipsen... ;-) |
Farbe mischt auch
die tristeste Häuserfront auf |
Blick auf Budapest |
Tag 14 (Budapest Stadtbesichtigung, zu Fuß):
Ich hole mir eine Tageskarte für Bus und Bahn, damit und mit einer
rumpeligen Straßenbahn geht's in die City. Die üblichen
Verdächtigen werden besichtigt: die St. Stephan's Basilika, die
Kettenbrücke, der Burgberg mit dem Palast, die Mathiaskirche, die
Siklo Zahnradbahn, das Parlamentsgebäude und die
Margaretheninsel, wo regelmäßig zur vollen Stunde die
Wasserfontänen im Takt zu klassischer, 70er Rock- oder auch
moderner Popmusik angesteuert werden - ein echter Augen- und
Ohrenschmaus. Man sollte bei Wind aber aufpassen, wo man sich
hinstellt, sonst kann's eine erfrischende Dusche geben... :-) Dazu
kann man auch noch die Beine im Wasser baumeln lassen, es ist
herrlich. Es ist heiß, aber keine 38 Grad wie in Belgrad,
trotzdem ist gegen Mittag bereits das erste Eis und ein Radler
fällig. Das Fotolicht ist leider nicht das Beste, die Sonne steht
hoch und es ist dunstig. Was mir auffällt: Es fahren
bemerkenswert viele Toyota Prius als Taxi in Budapest. Ich muß
zugeben, das Budapest etwas länger als Belgrad gebraucht hat, um
mich von sich zu überzeugen, aber es hat geklappt! Sobald die
Tempera- turen herunter gehen, wird die Margaretheninsel von
Joggern überflutet. Zum Glück habe ich bis zum Abend ausgehalten:
Ab 21:00 gibt es eine volle Stunde Musik und Wasserfeuerwerk vom
Feinsten, was bei der Dunkelheit und den LED- beleuchteten
Fontänen ein Spektakel erster Kajüte ist, was sich hunderte
Menschen nicht entgehen lassen. Ein wenig Hunger hätte ich und
pie*eln muß ich auch, aber der McDonalds an der Brücke ist
natürlich restlos voll, andere übliche amerikanische Schnell-
restaurants zu weit weg und in der falschen Richtung, ich trabe
daher am Ufer der Danube entlang in Richtung meiner Bahnstation,
da sichtet mein Auge etwas Vertrautes: eine britische Flagge!
Sollte sich dort etwa ein englischer Pub verbergen? Nein, er
verbirgt sich nicht, er zeigt Flagge! :-) Für ein "Barmeal" ist
es zwar schon zu spät, aber ein Päckchen gesalzene Erdnüsse
reichen mir heute Abend. Er hat sogar meinen Waliser Lieblings-
Whiskey! Nur bei der Bestellung eines Radler läuft was schief: ich
bestelle gemäß Karte einen "Lemun" und der Wirt legt mir auf
einem Unterteller eine aufgeschnittene Limone hin... Ich bekomme
aber doch noch ein Radler, dann wird's Zeit für die Heimfahrt.
Der Tramfahrer behauptet zwar, er kenne die Station nicht, wo ich
aussteigen will, fährt aber trotzdem in die richtige Richtung, wo
mein letztes Bier an der Unterkunft auf mich wartet. Aber vorher
muß ich mir noch Geld ziehen, meine Forint sind alle. Ich hatte
zwar für 100 Euro Forint geholt und Ungarn ist auch nicht teuer,
aber die diversen Eintrittsgelder, das Ticket für die Tram, das Eis
und die Getränke haben meinen Vorrat aufgebraucht.
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Schöner
Café-Racer |
Aber auch andere
Fahr- zeuge sind verfügbar |
St. Stephans Basilika |
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Auf dem Weg zum Dach |
Eindrucksvolle
Aussicht von oben... |
...aber auch Innen |
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Blick über die rechte Seite (Pest) der
Stadt |
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Das bunte Dach der
Matthiaskirche |
Oben Bier, unten Limo,
ein Radler wird das nicht! |
Prachtvoller Brunnen |
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Am Burgpalast |
Alte Kapelle im Museum |
Orientalische Szene |
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Kunstobjekt zur
Erinnerung an jüdische Opfer |
Hier tagt das
Parlament |
Mögen die Spiele beginnen! |
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Im Hellen schon
beeindruckend... |
...wird's im
Dunkeln... |
...zunehmend bunter... |
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...und faszinierender! |
Die Margarethenbrücke |
Parlament bei Nacht |
Tag 15 (Budapest-Eger, ca. 400
km)
Heute habe ich etwas mehr Luft bzw. Zeit beim Fahren. Die erste
Etappe raus aus Budapest zieht sich, zumal das Navi zweimal kurz den
Dienst verweigert und ich tanken muß. Aber nach der Autobahnetappe
sichte ich etwas, nach dem es mich gelüstet: Eine Selbstwaschanlage
für Autos! Ich habe auch noch reichlich Kleingeld übrig, daher
bekommt die BMW die verdiente Dusche. An der nächsten Tanke 1
Stunde später gibt es für mich ein Eis zur Belohnung, zum 2. Mal
muß ich das Navi resetten - ob's dem Ding auch zu warm ist? Es
herrschen wieder einmal ordentliche Temperaturen, etwa 36 Grad.
Dazu die eintönige Landschaft ohne Erhebungen und die schnurgeraden
Straßen, das macht keinen großen Spaß. In Debrecen muß ich mir
ein schattiges Plätzchen für eine Pause suchen. Die Suche nach der
Unterkunft in Eger ist eigentlich nicht allzu schwer, dumm nur, das
sie in einer Einbahnstraße liegt. Ich probier's von vorne, von
hinten, von der Seite, aber man kommt einfach nicht heran. Entnervt
steige ich ab, und laufe zu Fuß in die Einbahnstraße, finde die
Unterkunft aber nicht auf Anhieb (liegt in der Fußgängerzone,
hinter einer Einfahrt versteckt). Eine Dame aus einem Weingeschäft
hilft mir, sie ruft an bei den Besitzern an - man käme in 10
Minuten. Mittlerweile schmore ich im eigenen Saft, was meine Stimmung
nicht gerade hebt. Als die beiden Besitzer ankommen, bin ich leicht
genervt und gereizt, was die beiden natürlich irritiert. Ich checke
ein, bezahle, reiße mir die Klamotten vom Leib und dusche, wechsle
alle Klamotten und genieße in vollen Zügen das an der letzten
Tanke gekaufte und mittlerweile halbwegs kalte Bier. Dann wasche
ich meine Sachen (der T-Shirt Ver- schleiß ist wirklich enorm) und
hänge die Sachen zum Trocknen auf - in einem Kabuff findet sich
sogar ein Wäscheständer. Dann heißt es, einen noch offenen
Supermarkt zu finden, ich stolpere aber erst über eine Bäckerei,
der ich 2 Croissants abkaufe, der Verkäuferin (die kein Wort
Englisch kann), erkläre ich mit Hilfe der Supermarkt Liste im Navi,
was ich suche, ich verstehe immerhin soviel, daß nur noch der
Tesco Markt offen hat. Der ist in einer Tiefgeschoßpassage, wie
ich nach zweimaligem Nachfragen bei Passanten herauskriege. So, die
Einkäufe sind erledigt, wie geht's zurück? Das kleine Navi, das bis
eben noch problemlos lief, startet nicht mehr... Zum Glück habe ich
mir den Weg halbwegs gemerkt und finde meine Unterkunft wieder. Ich
lade das Ding und hoffe, das es sich wieder berappelt, da ich es in
den jeweiligen Städten gern und oft benutze. Das Abendbrot habe ich
mir redlich verdient, soviel steht fest! Eine ungarische Pasta und
ein Radler? Her damit! Eger ist ein adrettes kleines Städtchen, das
ich morgen nach dem Besuch der Baradla Höhle etwas genauer erkunden
werde. Zeitweise sah es arg nach Regen aus, der bleibt aber weg,
wodurch es schon wieder obszön schwül wird. Ein letztes Radler (mit
Kirschgeschmack - nicht ganz mein Fall) wird vor der Tür des
Appartements genossen, ich trage auch den Wäscheständer nach draußen,
weil ein wenig Wind weht - sieht lustig aus... :-) Immerhin läßt sich
das kleine Navi nach einem Soft-Reset wieder beleben. Offenbar
ist's sowohl der Technik als auch deren Besitzer deutlich zu warm.
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Immer wieder
anzutreffen: große Sonnenblumenfelder |
Auslage eines
Souvenirgeschäftes |
Draußen trocknet
die Wäsche schneller |
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