Balkan-östliches Mitteleuropa 14.06. - 07.07.2017

Tag 16 (Eger-Baradla-Höhle, ca. 180 km):

Nach dem Frühstück wird's Zeit, sich ein wenig um das Motorrad zu
kümmern: Der Ölstand wird geprüft und ein halber Liter Öl nachgefüllt
- Fantastisch, das der Motor selbst nach der Laufleistung von gut 180.000
km kaum Öl verbraucht. Was die geplante Tour zur Baradla Höhle angeht:
es regnet, der Himmel ist ziemlich düster. Die nächste Tour startet in der
90 km entfernten Höhle um 12:00, also noch ein wenig Zeit zum Abwarten,
wie sich das Wetter entwickelt. Es donnert sogar ein paar Mal, soll ich's
wagen oder nicht? Ich warte noch und sehe mir stattdessen Burg und
Städtchen etwas näher an. Zwischendurch regnet es nochmal kräftig,
demnach war meine Entscheidung richtig. Im Souvenirshop der Burg erstehe
ich eine CD mit traditioneller Musik. Soll ich die letzte Höhlenführung um
16:00 mitnehmen? Es ist wieder warm geworden, aber der Himmel hat
teils noch eine bedrohliche Färbung. Ich riskier's und werde auf jeden
Fall mit Kurven und leichten Bergstrecken belohnt - das es sowas gibt
hier in Ungarn - ich bin verblüfft... Auf dem Land werden die Sitten auf
der Straße deutlich lockerer, in einem Dorf kommt mir ein Autofahrer,
der rechts abbiegen will und dabei viel zu viel Schwung holt, komplett
auf meiner Spur entgegen, ich habe teuflische Mühe, ihm auszuweichen,
ein paar Kilometer weiter macht es ihm ein Busfahrer fast nach. Ich bin
froh, auf dem Parkplatz der Höhle angekommen zu sein. Die Höhle ist
nicht uninteressant, bei der Rückfahrt mit dem Bus zum Parkplatz muß
ich feststellen, das es anscheinend kurz geregnet hat. Meine Sorge, der
am Mopped festgemachte Helm könnte naß geworden sein, erweist
sich als unbegründet - allerdings haben sich unerklärlicherweise gleich
Dutzende von Ameisen über den Helm hergemacht, ich muß das Futter
rausnehmen, damit ich zumindest die gröbste Ansammlung entfernen kann,
zudem grummelt es in Richtung Eger vernehmlich am Himmel und ich
habe nur die Regenhose dabei, keine Jacke, Stiefel oder etwa die Leder-
jacke... Ich bekomme ein paar dicke Tropfen ab, aber mit etwas mehr
Gas komme ich aus der Regenzone raus, obgleich die Strecke immer
wieder bedrohlich nah an der Schlechtwetterzone vorbeischrammt. Ich
muß mir für die Gastgeber noch etwas einfallen lassen: nach dem
obligatorischen morgendlichen Toilettengang habe ich die dünne Toiletten-
bürste zerbrochen - die war meiner ungestümen Reinigungsaktion offenbar
nicht gewachsen. ;-) Ich lasse umgerechnet 10 Euro liegen, das sollte
für passenden Ersatz reichen. Heute abend genügt mir ein (hoffentlich)
kleines Menü: ich probiere die ungarische Gulaschsuppe. Der heutige
Musiker auf dem Marktplatz hat eine seltsame Mischung auf Lager:
Abba, Elvis, eine Art "Ententanz und sogar den "Mariachi" Song aus
dem Robert Rodriguez Film "Desperados" (!).

 

Auf der alten Festung in Eger Wertvolle alte Bücher
im Museum
Sogar eine kleine Wachs-
figurensammlung gibt's
Der Hauptplatz mit der
Minoritenkirche
Lustige bunte Stühle Die Baradla Höhle...
...präsentiert eindrucksvolle... ...Steinformationen...
...in allen möglichen... ...und unmöglichen Formen

Tag 17 (Eger-Hohe Tatra, ca. 330 km):

Es ist bereits ordentlich warm, um die 24 Grad. Das Riesen-Frühstückscroissant
schaffe ich nicht mal ansatzweise... Etwas überraschend für mich taucht die
Grenze zur Slowakei auf - ich dachte, die wäre etwas weiter weg... Die kleine
Tatra macht Laune beim Fahren, es ist angenehm warm, aber nicht heiß. Ich
merke es auch daran, daß die Ledersachen nicht mehr so am Körper festkleben.
Die große Tatra macht noch mehr Laune, schöne Kurven, tolle Ausblicke, den
kleinen Bergsee Štrbské Pleso kann ich mir leider nicht ansehen, der ist von
Hotels, Anliegerstraßen und Souvenirbuden restlos eingekreist... Dann streikt
auch noch die Fernbedienung meiner GoPro, es ist zum Verzweifeln! Mein
"Mobile Home" auf einem Campingplatz ist etwas "Basic", für eine Nacht reicht
es zwar, ich vermisse aber ein Handtuch. Für den Besuch der Eishöhle ist's zu
spät, daher wird erst ein Supermarkt zwecks Frühstücksbeschaffung angefahren
und dann ein Blick auf die Öffnungszeiten der Demänovska Dolina Eishöhle
geworfen: 09:00 wäre die erste Führung, aber die Rezeptionistin des Hotels/
Campingplatzes erklärt mir, das ich bis 10:00 auschecken müsse - das klappt
nicht, der Höhlengang dauert eine Stunde. Auf meine Nachfrage hin gewährt
sie mir eine Stunde Aufschlag, das sollte passen. Also: früh aufstehen, umziehen,
die Höhle anfahren (5 km entfernt), danach rasch packen und auf nach Bratislava,
meinem nächsten Ziel. Die Fernbedienung der GoPro lädt nicht mehr, ich mache
daher erst Datensicherung der anderen Kameras und widme mich dann diesem
Teil. Nachdem ich die Goldkontakte des Ladeadapters gereinigt und etwas
abgekratzt habe, tut sich wieder was, hoffentlich klappt's... Der Campingplatz
liegt direkt am Wald, daher wird man wohl von Mücken heimgesucht werden,
also: alle Fenster zu, kein Licht anmachen und den leichten Muff des "Mobile
Homes" ertragen. Da mir die Lage der Eishöhle nicht ganz klar ist, spreche ich
ein Pärchen an, das aus Deutschland kommt und mit einem Uralt VW Bus
unterwegs ist - man unterhält sich noch recht lange und nett über Urlaube,
Länder, Leute, Autos und Motorräder, bis einsetzender Regen den Abend
beendet.

Die Natur wird wieder
interessanter
Wird's gefährlich? Die kleine Tatra...
...und die große Tatra - wunderschön! Kleiner Bergsee
Auf dem Campingplatz - links der Uralt-VW Die wichtigsten Utensilien sind parat... ;-)


Tag 18 (Hohe Tatra-Bratislava, ca. 390 km)

Der erste Regentag... Gegen 07:00 nur ein leichter Niesel, verwandelt der
sich bis nach dem Duschen in einen kräftigen Dauerregen. Apropos Duschen:
Das Fehlen eines Handtuches erweist sich wie erwartet als lästig, soll ich das
kleine Geschirrtuch benutzen? Besser nicht, wer weiß, was damit schon alles
abgetrocknet wurde... Das alte T-Shirt von gestern muß dafür herhalten, von
dem weiß ich wenigstens, was damit schon alles getrieben wurde. Aber wage
ich bei diesem Wetter die Fahrt zur Höhle? Nope - der Regen wird heftiger,
jetzt heißt es nur noch abwarten, ob es soweit besser wird, das ich das
Mopped beladen und abfahren kann. Der dicke Regen hält zum Glück nur
25 km an, es bleibt zwar stark bewölkt mit ein paar Tropfen, aber das Wetter
scheint sich zu halten. Die Citadela Felsenburg und die Festung Bojnice
werden für ein paar Fotos angesteuert, während die Temperaturen wieder
deutlich ansteigen, in einem Städtchen zeigt ein Thermometer 26 Grad an.
3 Mal muss ich das Navi resetten, weil die wacklige Stromversorgung der
Quetschverbinder offenbar immer wieder kurz den Strom unterbricht - das
mag das Ding nicht. Ich will aber auch nicht weiter herumreparieren, solange
es noch läuft, womöglich wird's nach einem Reparaturversuch nur noch
schlimmer. Beim Spaziergang durch die wunderschöne, stark belebte
Altstadt von Bratislava entdecke ich doch tatsächlich einen auf Whiskey
spezialisierten Laden. Mit der Besitzerin unterhalte ich mich fast eine Stunde
lang über Whiskeys, Schottland, Irland und die Unterschiede zwischen
unseren Ländern - nettes Gespräch. Sie spendiert mir einen höllisch scharfen
Octomore Whiskey und ich kaufe ihr 2 Probierfläschchen Slovenischen (!)
Single Malt ab. Mein Reiseführer hat nur die wenigen touristischen Highlights
notiert, die malerische, an einem Samstagabend natürlich auch stark
frequentierte Altstadt mit vielen, gut erhaltenen Häusern, einem pittoresken
Marktplatz und dem Fluß mitten durch die City hat er nicht erwähnt - schade,
das ich nur diesen Abend habe. Großen Hunger habe ich nicht, daher wird
ausnahmsweise ein Schnellrestaurant aufgesucht, danach geht's in den schon
vorher gesichteten schottischen Pub. Dort geht's sehr laut zu, was nicht
unbedingt der lauten Musik geschuldet ist, sondern vielmehr einigen
anwesenden Touristen - definitiv Engländer! ;-) Und die sind noch nicht fertig:
einige von ihnen enden, nur mit Badehose bekleidet, im Brunnen auf dem
Marktplatz, in Begleitung einer Gummipuppe! Oh my God! Zur vorgerückten
Stunde gönne ich mir ein Taxi für die Rückfahrt.

Citadela Felsenburg Schöne Gebirgslandschaft Schloß Bojnice
Hrad Beckov Felsenburg Das Gebäude der
Rundfunkgesellschaft
Nettes Panorama
Vorstadtszenerie Die Residenz des Präsidenten Lebhaft geht's in der
Altstadt zu
Schnuckeliger Marktplatz Die Brücke des Slowakischen
Nationalaufstandes
Abendstimmung
Apollobrücke Auch hier: Die Partyschiffe
sind bereit für Gäste
Kleines Klassikkonzert
in der City
   
Wie wahr... ;-)) Die Herren werden Ärger kriegen,
auch wenn sie's für Spaß halten... 


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TIPP:
- Eger ist ein guter Startpunkt für einen Besuch der Baradla Höhle,
   die definitiv einen Besuch wert ist.
- Bratislava hat mich überrascht: Deutlich mehr dran, als der Reiseführer dazu
   anmerkt: Eine gediegene Altstadt, es gibt ein paar "Highlights" zu sehen,
   viele Restaurants, Bars, Clubs, reichlich Betrieb - nett!
- Achtung: In Ungarn ist Vignettenpflicht - diese ist auch nicht als Aufkleber
   erhältlich, sondern das Fahrzeug muß elektronisch mit dem Kennzeichen
   registriert werden.

Letztes Update: 18.07.2017