Balkan-östliches Mitteleuropa 14.06. - 07.07.2017

Tag 19 (Bratislava-Budweis, ca. 420 km):

Für das Frühstück hatte ich mir einen Croissant und einen Kakao
organisiert und mich schon auf Letzteren gefreut, dummerweise ist
der komplett sauer geworden - müssen wir uns mit Wasser begnügen.
Das Wetter sieht nicht mehr so gut aus, es nieselt leicht... Die Rezeption
behauptet, die Wettervorhersage für Slowakei und die Tschechische
Republik sieht keinen Regen vor - zu dumm, daß das Wetter in Bratislava
sich nicht dran hält! Kurz hinter Bratislava fängt es dann richtig an, ich
muß unter einer Autobahnbrücke halten und die Regensachen anziehen.
Lednice kann ich daher nur eine Stippvisite und ein paar Fotos abringen.
Der Regen hält bis Nachmittag an, aber irgendwann entscheide ich mich,
die Regensachen auszuziehen, sonst macht's keinen Spaß mehr beim
Fahren. Das Fahren über Land macht dagegen Laune: schöne Landschaften,
kleine Dörfer und Seen, es wird trocken, wenn auch nicht ganz sonnig. In
einem Waldstück scheint eine Art Militärübung oder eine Veranstaltung
des gleichen Charakters im Gange zu sein, mir kommen einige Soldaten
entgegen, einer sogar in amerikanischem Outfit und mit Stars and Stripes
Flagge - ich grüße ihn im Vorbeifahren militärisch, er grinst...  Diesmal ist
die Unterkunft nicht einfach zu finden, mein Wegpunkt liegt fast einen
Kilometer daneben... Warum? Keine Ahnung. Immerhin, das Navi kennt
Straße und Hausnummer und eine Eishockeyhalle (!) ist nicht zu übersehen,
das ist mein Hotel! Die Rezeptionistin erwartet mich, sie hat mir fleißig
SMS geschrieben, wann ich denn kommen würde. Das Zimmer ist
ziemlich neu und gut. Eine Dusche später marschiere ich Richtung Altstadt,
die ziemlich weit weg liegt, ich brauche gut 50 Minuten. Selbige konzentriert
sich offenbar auf den sehr hübschen, großen Rathausplatz und einige
wenige Nebenstrassen. Komischerweise ist kaum was los, obwohl das
Städtchen eindeutig auf Tourismus ausgerichtet ist. Ich laufe ein paar
Straßen ab, fotografiere einige interessante Motive und schaue mich
dann nach einem Restaurant um. Eigentlich zu früh für mich, aber
angesichts der Vielzahl geschlossener Restaurants, Bars und Cafés scheint
es angezeigt, rechtzeitig nach einer Mahlzeit Ausschau zu halten. Auf meine
Nachfrage beim Kellner, warum hier denn so wenig los sei, antwortet
dieser achselzuckend, es sei schließlich Sonntag... Was für ein Unter-
schied zu Bratislava, Belgrad, Budapest, Ljubljana oder Sarajevo! Und
es wird auch noch so kühl, das ich wünsche, ich hätte die Jacke mitge-
nommen. Ich nehme mir ein Taxi zurück, da ich sonst wieder fast eine
Stunde laufen müsste, das Ding sah auf den ersten Blick wie ein Maserati
aus, der Fahrer erklärt mir aber, das es "nur" ein Chrysler sei, mit
Mercedes Motor und Getriebe. Mit Verblüffung stelle ich bei der
Rückkehr fest, das mein Mopped in der Vorhalle Gesellschaft
bekommen hat: gut 10 weitere Moppeds stehen nun neben meiner
BMW...

Schloß Lednice Geometrisch angelegter Park Unterwegs - Sonnenblumen
Verträumte Landstrasse... ...mit kleinen Akzenten Keine Ahnung, was
bzw. wo das ist...
Einsame Spuren im Feld Parken IM Hotel -
ganz neue Perspektiven ;-)
Dank Mehrfachadapter
kein Problem
Das Hotel - eine
Eissporthalle!
...wie man sieht Gemütliche Altstadt...
...in Budweis... ...leider fast nix los! Auf jeden Fall hübsche...
...Häuser mit... ...dekorativer Staffelung... ...und ungewohnten
Perspektiven

Tag 20 (Budweis-Schneekoppe, ca. 340 km):

Der Himmel ist stark bewölkt, ob's trocken bleibt? Nein! Bei der Abfahrt
tröpfelt es, zeitweise wird der Regen stärker, aber es gibt auch trockene
Abschnitte. Endlich, nach 100 km sichte ich die erste Tanke, das Frühstück
wartet auf mich! Es besteht aus einem in Plastik gewickelten Stück Kuchen
sowie einem Erdbeer-Säftchen - lecker! ;-) Ein Stück Autobahn mit Baustelle
gibt der BMW den Rest: sie sieht aus wie aus einem Schlammloch gezogen...
da ist bald wieder eine Wäsche fällig. Wie oft habe ich die Sonne in Bosnien/
Herzegovina oder Serbien verflucht, heute gäbe ich viel dafür, wenn sie sich
blicken lassen würde - Seltsam. Aber sie lässt sich doch wieder sehen. Als
ich unter einer Autobahnbrücke durchfahre, fällt mir ein "Sonderziel" ein, das
ich mir notiert hatte - und richtig, nur ein paar Kilometer entfernt steht eine alte,
nicht vervollständigte Brücke aus dem 2. Weltkrieg, die mir kurz ansehe. Ein
weiterer Stop wird bei der Kirche St. Barbory eingelegt. Ein letzter Tankstop
und Pause für heute, dazu leiste ich mir ein Eis - seit Tagen keins mehr gegessen!
:-) Das Mopped stelle ich in den Schatten, ich setze mich in die Sonne, was bei
diesen Temperaturen (22 Grad) diesmal angenehm ist. Die Tanke hat einen
Hochdruckreiniger? Runter mit dem Dreck!  Im kleinen, schmucken Dörfchen
Vesec lohnt sich für die schönen alten Holzhäuser ein kurzer Fotostop. Eine
weitere kurze Pause zwingt mir die menschliche Natur am Eingang zum
Krkonošsky Národni Park auf, kurz vor dem Ziel. Es wird merklich kühler.
Das Hotel an der Schneekoppe ist auf Anhieb gefunden, das Zimmer schrammt
ganz knapp an einem "Sehr gut" vorbei. Der ganze Ort ist auf Wintersport
ausgerichtet, vieles im Bau, sogar eine ausgesprochene Scheußlichkeit von
Hochhaus-Hotel hat man in den kleinen Ort gesetzt. Man ist mit Sommer-
rodelbahn, Kletterwald, Wanderwegen und diversen anderen Freizeitmög-
lichkeiten zwar bemüht, auch außerhalb der Wintermonate Gäste hierher
zu locken, das klappt aber wohl noch nicht so ganz. Ich schlendere ein wenig
umher, viel zu sehen oder gar fotografieren gibt's nicht. Als ich um 20:30 das
Restaurant des Hotels betrete, erklärt man mir zu meinem Erstaunen, daß die
Küche bereits geschlossen ist - ich wäre allerdings auch der einzige Gast
gewesen... Das Hotel schräg gegenüber hat auch ein Restaurant und die
Küche ist noch offen, ich wähle eine Art frittierte Käseecken mit Tartar und
Fritten - definitiv kein traditionelles Gericht, aber so langsam kann ich eh'
die ganzen Fleischgerichte nicht mehr sehen, Abwechslung ist angesagt.
Als Tagesabschluß komme ich nicht mehr ins Hotel, ich klingele, der
Nachtportier macht auf und erklärt mir, dass der Nachteingang von
der Strasse aus sei - da wäre ich aber trotzdem nicht hereingekommen, da
mein kleines Navi und die Magnetkarte des Hotels sich in meiner Tasche
nicht vertragen haben: die Karte ist defekt, der arme Kerl muß auch noch
die Karte neu programmieren... 

Wasserschloss Červená Lhota Macht von allen
Seiten was her
Eine schöne Wiese
verzückt den Fotografen
Vergessene Brücke aus... ...dem 2. Weltkrieg Chrám svaté Barbory...
 
...ein imposantes Bauwerk Die herrlichen alten... ...Holzhäuser in Vesec...
     
...lassen mich hoffen, das
diese Feuerspritze nur der
Dekoration dient!
DAS nenne ich mal eine
Bodenvase!
Überblick über die Schneekoppe 
   
Im kleinen Ort ist alles... ...auf Touristen ausgerichtet

Tag 21 (Schneekoppe-Prag, ca. 400 km)

Am Morgen regnet's, bis zur Abfahrt trocknet die Straße aber wieder ab,
die Regensachen können vorerst im Tankrucksack bleiben. Genervt hat
am Morgen aber der viele Lärm der Bauarbeiten, naja. Zeitweise wartet
eine sehr schöne Strecke auf mich, auch wenn der Straßenbelag teils zu
wünschen übrig lässt. Ich versuche die Schneekoppe so weit wie möglich
herauf zu fahren, aber bis zur Spitze komme ich nicht, das geht nur per
Skilift oder Wanderweg - dachte ich mir aber schon. Bei der Suche nach
einem Parkplatz am Schloß Frydland passiert's dann doch: ich rutsche mit
dem rechten Fuß weg und segele mitsamt der BMW hin, na toll... 2 Zu-
schauer helfen mir dann, die BMW wieder aufzurichten, ich sehe mir den
Schaden an: der rechte, bis dato noch jungfräuliche Sturzbügel hat einen
fetten Kratzer, der rechte Spiegel ebenso und der Tankrucksack hat ein
Loch, da er beim Umkippen des Moppeds auf dem heißen Auspuff-
krümmer gelandet ist, der ist hin. Dabei kann ich das Schloß noch nicht
mal besichtigen, da Eintrittsgeld verlangt wird. Ich mache 2 Fotos von
außen und fahre weiter. Ans Prebisch Felsentor komme ich nicht heran,
da müsste ich Mopped und Gepäck unbeaufsichtigt lassen, dafür klappt
aber der Besuch des Panská skála Felsens. Es folgt eine wunderschöne
Naturstrecke, die einen Haken hat: An der Abzweigung zur Strecke steht
ein Schild: Sackgasse nach 18 km. Soll ich's trotzdem versuchen? Na klar,
das Navi sagt mir ja auch, das ich nach 17,5 km abbiegen soll! Dann
kommt nach 17 km die Erkenntnis, daß das Schild leider recht hatte:
50 m Baustelle, die Strasse ist weg... Was nun? Wegen 50 m umdrehen,
17 km zurückfahren und dann noch nach einer Umgehung suchen?
Kommt nicht in Frage! Das Navi findet einen schmalen Schleichweg durch
das Dorf, den offenbar auch ein paar Einheimische kennen, es geht
weiter. Der Verkehr und die Verkehrsführung in Prag sind nicht einfach,
aber nach nur 2 mal falsch abbiegen erreiche ich gegen 19:00 mein Tagesziel.
Das Zimmer ist etwas klein, aber OK. Da die Pension zu weit vom
Stadtzentrum entfernt liegt (muß ich mit Bus und Bahn anfahren), bleibe
ich für den ersten Abend vor Ort. 10 min entfernt findet sich ein kleines
Restaurant, das genügt mir für den Abend.

   
Weiter rauf auf die Schneekoppe
geht's nur mit alternativen Verkehrsmitteln
Schloß Fryland - auf dem Parkplatz
liegen nun ein paar Metall- und Plastikreste
meines Sturzes...
   
Panská skála - skurrile Felsformation Einsamer Baum in einsamer Landschaft


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TIPP:
- Budweis war für mich eine kleine Enttäuschung: die sehr kleine, aber nette
   Altstadt ist von einer eher unattraktiven großen Vorstadt umgeben. Ob die
   Brauerei (die ich leider nicht besichtigen konnte) das einzige "richtige"
   Highlight der Stadt ist? Mmmhhh...
- Die Schneekoppe ist definitiv fest in Touristenhand - was man leider an einigen
   typischen Bausünden sehen kann. Für Wintersportler aber sicherlich eine
   gute Wahl, für die Motorradfahrer gibt's obendrein ein paar schöne Strecken.

Letztes Update: 19.07.2017