Tag 13 (Bristol-Llandudno, ca. 330 km):
Der Tag beginnt früh, wir müssen packen, aufräumen, frühstücken, den
Geschirrspüler in Gang bringen, den Müll wegbringen und zu guter Letzt
abfahren. Wir machen einen grossen Bogen um Wales, aber dadurch
können wir die Autobahn nutzen und Zeit sparen. Ein kurzer
Regenschauer zwingt uns in die Regensachen, aber nach 10 Minuten
ist der schon wieder vorbei. Wir kommen zeitig in Llandudno an, ich
rufe meinen Waliser an und er kommt uns standesgemäss im Jaguar
abholen. Wir sehen uns eine kleine, aber feine Dorfkirche an, dann
geht es in den Pub, den man als normaler Tourist wohl kaum finden
würde. Dort spielen einige ältere Herren mit Bass, Keyboard,
Saxophon und Trompete enthusiastisch Jazz und Swing, dazu singt ein
84- jähriger (!). Das von Maurice organisierte Mahl (Büffelfleisch)
ist ausgezeichnet, dann baue ich das mitgebrachte Laptop auf und
wir sehen uns per Internet Livestream das WM Endspiel
Deutschland-Argentinien an. Der Abend wird noch bei einem letzten
Shandy (Radler) beschlossen, dann bringen uns die beiden wieder zurück
in unser B&B, wir verabschieden wir uns ganz herzlich von unseren
Gastgebern Jan und Maurice und bedanken uns für den tollen Abend.
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Nette kleine
Dorfkirche |
Kunstvolle Fenster |
Schöne
Deckenkonstruktion |
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Die "Boyband" in
Aktion |
Einige der
zahlreichen, jemals im Pub gezapften Biersorten... |
...haben recht
exotische Namen! |
Tag 14 (Llandudno-Portmeirion-Conwy-Llandudno, ca. 140 km):
Der Wetterbericht verheisst Schauer für den Nachmittag, der holt uns
aber schon bei der Anfahrt auf Portmeirion durch den Snowdonia
National Park ein. Durch die schönen Städtchen Conwy und
Betws-y-Coed führt unsere Route, dann geht es über zum Teil sehr
kleine Single-Track-Roads zum Ziel. In Portmeirion sind bei
diesem Landregen natürlich alle Cafés besetzt, wir finden aber
noch ein Plätzchen im Trockenen und warten erstmal ab. Der Regen
nimmt bei unserer Rückfahrt Richtung Conwy immer mehr zu, es
giesst zeitweilig recht heftig. Als wir Snowdonia hinter uns haben
und das Wetter sich bessert (Snowdonia hat sein eigenes Wetter),
halte ich an einem Abzweig an und warte auf die beiden
Nachzügler. Regine sieht mich recht spät, verbremst sich auf ein
paar Schottersteinchen und legt die Honda und sich ab - zum Glück
stand sie schon fast. Ergebnis: ein verbogener Fuss- bremshebel
(der sich vor Ort wieder richten liess), ein verbogener Hand-
bremshebel und ein Kratzer auf dem Selbstbewusstsein, mehr ist zum
Glück nicht passiert. Wir sehen uns ein wenig in Conwy um und
opfern auch noch ein Pfund pro Nase, um einen Blick in das
schmalste Haus Englands zu werfen. Zurück zum B&B, nasse
Klamotten aus, umziehen und ab in die City zum Essen fassen. Beim
Einparken rutscht Ernst ab und legt sich mit der Ducati auch noch
ab... Nach gut 40- minütigem Marsch zum City Centre entscheiden
wir uns, da das britische Restaurant bis auf den letzten Platz
gefüllt ist, für einen Italiener. Das Essen ist, wie oft schon in
England festgestellt, gar nicht oder spärlich gewürzt, wir helfen
mit Salz und Pfeffer nach, dann passt's. Ein letztes Bier im Pub
um die Ecke, das war's für heute - nur noch 40 Minuten Rückmarsch
bis zum B&B...
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Betws-y-Coed - Zeit
für ein "Bikie" |
Immer wieder ein
Foto wert: der Fluss durch den Ort |
Snowdonia National
Park - wenn nur das Wetter besser wäre... |
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Portmeirion - Resultat
der Leidenschaft eines exzentrischen Architekten |
Ein Creme- Scone mit
Messer und Gabel essen - das geht ja gar nicht... |
Viele liebenswerte und
skurrile Details... |
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...zeigt das
künstliche Dorf den Besuchern |
Die Bucht bei Ebbe |
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Es steckt viel Zeit
und Detail- verliebtheit in dem Örtchen |
Frechheit! |
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Die Burgruine in Conwy |
Grössenvergleich |
Innen nur mit dem "Fisheye"
fotografierbar |
Tag 15 (Llandudno-Mount-Snowdon-Llandudno, ca.
90 km):
Das Wetter sieht deutlich besser aus, wir wollen mit der
Schmalspurbahn auf den Mount Snowdon. Ich wähle die "Scenic View"
Mautstrasse an der Küste entlang und will dazu die Helmkamera in
Betrieb nehmen - schon wieder streikt das Ding, weil die beiden
Akkus leer sind &@!?€!!! Wir machen Zwangspause und laden das
Schei$$teil an der USB Steckdose der BMW in der Hoffnung, die
Kamera wieder in Gang zu bringen. Beim Warten sichtet Regine eine
Gruppe von (vermutlich) kleinen Walen, die sich hin und wieder an
der Oberfläche blicken lassen. In Llanberis kommt mir der
Parkwächter verdächtig bekannt vor, auf meine Nachfrage bestätigt
er mir auch, das er den Job schon sehr lange macht, den kannte ich von
meinem letzten Besuch
noch. Er bestätigt uns dies auch dadurch, das er ja ohnehin der
"beste Mann" für diesen Job" sei... Wir bekommen Tickets für den
Mount Snowdon leider erst für 17:00, eine Kinovorstellung soll helfen,
die Zeit zu vertreiben, die 2 Zeichentrickfilme sind uns aber zu
infantil. Dafür hat das Bahnhofscafe "richtige"
(=staubtrockene) Scones - endlich haben wir die auch probiert. Auf meine Empfehlung (ich kenne es ja schon von 2011) besuchen wir das Schiefermuseum, das uns die
Wartezeit
bis zur Auffahrt auf Mount Snowden vertreiben soll. Wir besuchen eine der angebotenen Demonstrationen,
wie Schiefer zugehauen wird - der Angestellte präsentiert die
kurzweilige Darbietung mit typisch britischem Humor... Die Anfahrt
auf den Mount Snowdon ist rumpelig und beengt, die erst- klassige
Aussicht heute vom Gipfel entschädigt aber bei Weitem - man
kann sogar die Insel Anglesay sehen. Da die Waggons bis zum letzten
Platz voll sind, ermahnt man uns, nach 25 Minuten wieder am Zug zu
sein, damit wir einen Platz bekommen. Wir knipsen also drauflos,
was das Zeug hält - was uns angesichts der sich bietenden Motive
recht leicht fällt. Um 19:15 sind wir wieder unten am Bahnhof,
flugs geht es zurück ins B&B, umziehen und zurück in die City.
Angesichts der vorgerückten Stunde (21:00) nehmen wir für die 4,5
km den kurz darauf auftauchenden Doppel- deckerbus, der die Strecke
in wenigen Minuten bewältigt, wofür wir gestern Abend zu Fuss 40
min benötigt haben. Wir entscheiden uns für das "Home-Cooking"
englische Restaurant, das Gestern restlos voll besetzt war. Mit
Verblüffung stellen wir fest, das es bereits um 21:30 schliesst,
obwohl nach uns auch noch Gäste gekommen sind. Man hängt zum Glück
aber nur das Schild "Closed" in die Eingangstür. Nebenan ist ein
kleiner Irish Pub, in dem sich eine Sängerin müht, die wenigen
Gäste bei Laune zu halten, dort werden noch 2 Mitternachtbiere
genossen - schade, unser Aufenthalt in Wales (und dem Rest von
England) geht dem Ende entgegen...
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Die "Scenic Route"
entlang Llandudno |
Ausgelassen... |
4 Häuser aus
unterschied- lichen Perioden nebeneinander |
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Formen für Gussmodelle
im Schiefermuseum |
Die kleinen
Industrieloks sind fahrbereit |
So wird Schiefer
zurecht gehauen |
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Hach, das wäre was
für meine englischen Alteisen... ;-) |
Die Sicht bessert sich |
Tapfer kämpft sich die
voll- beladene Zahnradbahn den steilen Pfad hinauf |
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Auch aus dem Abteil
heraus zeigen sich schöne Ansichten |
Aber erst auf dem
Gipfel... |
...von Mount Snowdon
zeigt sich der grandiose Ausblick |
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Auch die Tierwelt
bietet gute Motive dar |
Sagenhaft! |
Das war die letzte
Ausfahrt, die müden Loks kehren ins Depot zurück |
Tag 16 (Llandudno-Hastings, ca. 520 km):
Wir nehmen Abschied von Wales - 520 anstrengende Kilometer liegen
vor uns... Fahren, Tanken, kurze P*nkelpausen und weiter fahren.
Das Wetter ist teils bedeckt, teils sonnig, nur ein einziges Mal
tröpfelt es kurz. Wir kommen gut voran, sogar der übliche Stau auf
der M1 um London bleibt vergleichsweise harmlos. Um 19:45 sind wir
da, das Auffinden des B&B ist nicht ganz einfach, wird aber dank
Navi gemeistert. Der Besitzer ist ein liebenswerter Chaot, mein
Einzelzimmer ist im 1. Stock, das Doppelzimmer im 4. (!), da das
ursprünglich angedachte Zimmer nicht fertig geworden ist. Duschen
passt zeitlich nicht mehr, eine Katzenwäsche durch's Gesicht und
reichlich Deospray müssen genügen... ;-) Rasch finden wir ein
Restaurant in der Altstadt um die Ecke, das entgegen üblicher
englischer Gepflogenheiten sogar bis 23:00 Essen zubereitet. Wir
besprechen und bewerten den Urlaub, unser Fazit fällt eindeutig
positiv aus - leicht irritierend ist lediglich der Anblick eines
Gastes an der Theke von hinten, der uns, wie Regine es nennt, sein
"Bauarbeiter- Dekolleté" darbietet... ;-)
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Hastings (die Bilder stammen vom Vorabend) |
Hastings'
Strandpromenade... |
...und Nachtleben
sind ebenfalls einladend |
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Schon wieder an
einer Fähre! |
Die Klippen von
Dover entschwinden am Horizont |
Tag 17 (Hastings-Bonn, ca. 530 km):
Ohne Frühstück geht's um 08:45 los Richtung Dover, das Wetter ist
sonnig und warm, die Moppeds brummeln zufrieden und die 80 km bis
zur Fähre werden reibungslos zurückgelegt. Wir sind überpünktlich
an der Fähre, checken ein, fahren an Bord, verzurren die treuen
Rösser und holen uns erstmal was zu beissen. Wir unterhalten uns
mit einem Pärchen aus Mainz, die ebenfalls mit Mopped unterwegs
sind und uns an der ersten Tanke (bei einem obligatorischen Eis)
nochmal über den Weg laufen. Je mehr wir uns Richtung Heimat
nähern, desto heisser und ungemütlicher wird's in den
Ledersachen. Es folgen halbwegs ereignislose 450 km bis nach Hause,
die lediglich von ein paar Tank- und sonstigen Pausen
unterbrochen werden, lediglich in Holland müssen wir einmal
ungeplant abseits der Autobahn halten, da der Ducati langsam das
Benzin ausgeht - das liegt daran, das wir an der letzten
belgischen Tanke nicht volltanken konnten - in Belgien gilt auf den
Autobahntanken oft die Devise: erst bezahlen, dann tanken, was dazu
führte, das die Tanks nicht vollgemacht werden konnten, der
Bedarf liess sich schlecht abschätzen. Gegen 20:45 sind wir
wieder daheim, der Urlaub ist vorbei...
Epilog: Beim Auspacken einen Tag später muss ich feststellen, das im
"Werkzeugkoffer" meiner BMW eine Dose Reifenpilot geplatzt ist -
Riesen-Sauerei im Koffer!
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