Tag 4 (Konstanz-Meiringen, ca. 440 km):
Das Wetter ist grausig, ich muss volles Regenzeug anziehen, trotzdem
sind die Stiefel schon nach 10 km „durch“. Das Navi zickt auch
herum und will mir ab der Schweizer Grenze nicht den richtigen Weg
weisen, daher und aufgrund des Wetters geht es auf die Autobahn
statt über Land. Ab Zürich kann ich zumindest die Regenjacke
ausziehen, am Walensee lädt das Panorama zum Fotoshooting ein. Bald
locken Nufenen- und Grimselpass zum Fahren und Fotografieren ein,
auch wenn es immer wieder mal kräftig schauert. Ausgerechnet kurz
vor dem Ortseingang zum Tagesziel Meiringen fängt es heftig an zu
schütten - hätte das nicht noch 10 min warten können? So muss ich
abwarten, bis ich den großen Packsack abladen kann. Ich hänge
alles, was nass geworden ist, zum Trocknen auf, dann denke ich über
das weitere Vorgehen für den Abend nach: die Touristeninfo ist
leider schon zu, aber ich könnte noch was einkaufen, momentan
regnet es aber zu stark. Ein kleines Nickerchen sollte auch hier
für Abhilfe sorgen, dummerweise dehne ich das auf fast 2 Stunden
aus... :-) Einkaufen geht noch, die Preise sind aber typisch
gesalzen, genauso wie in den Restaurants. Ich genehmige mir Rösti
mit Speck, dazu ein paar Panaché. Da keine einzige Kneipe zu sehen
ist, kehre ich ins Hotel zurück, öffne eines der gekauften Radler
und sichere meine Daten. Leider habe ich den Akku des Laptops zu
Hause gelassen, damit funktioniert es nur, wenn ich eine Steckdose
habe - Egal...
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Walensee in der
Schweiz. |
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Die Wolken verheißen
nicht Gutes... |
Gelegentliche
Sonnenlöcher heitern Gemüt und Fotos auf. |
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Am Grimselpass. |
Tag 5 (Meiringen-Aareschlucht, zu Fuß):
Die Fahrt auf‘s Jungfraujoch klappt leider nicht: zu teuer (240
Euro) und das Wetter zu schlecht. Stattdessen hole ich mir ein
Kombiticket für die Aareschlucht und den Reichenbach-Wasserfall.
Die Schlucht macht was her, aber es regnet schon wieder kräftig,
ich bin klatschnass. Steil rauf geht es anschließend zum
Reichenbach-Wasserfall, erst mit der Zahnradbahn, dann zu Fuß -
das nächste T-Shirt ist fällig. Warum hat‘s in der Schweiz bloß
so verdammt viele Berge? Bevor ich mir diese Frage beantworten kann,
überlege ich, wie ich den Rest des Tages gestalten könnte. Zuerst
besuche ich das winzige Sherlock Holmes Museum, dann einen
Supermarkt, an- schließend versuche ich noch, das Städtchen etwas
näher zu erkunden. Aber außer der Hauptstraße gibt es nicht viel,
daher geht‘s zurück ins Hotel. Ich überlege kurz die Optionen,
doch noch zum Jungfraujoch zu kommen, aber alleine die Fahrzeit
von 3 Stunden spricht klar dagegen. Warum nicht einfach ein wenig
Ruhe genießen? Ich nehme mir ein Radler, setze mich vor das Hotel
und lese in dem Buch, was mir die Freunde Ernst und Regine geschenkt
haben. Nach 2 Stunden der Entspannung stelle ich fest, dass es
schon wieder nach Regen aussieht, ich mache mich fertig für’s
Abendprogramm. Probieren wir mal hausgemachte Raclette, dazu die
üblichen Radler, bevor der Abend zu Ende geht. Es werden 4
Radler, da der Regen einfach nicht aufhören will...
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Fliesst durch
Meiringen: der Fluss Aare. |
Die gleichnamige
Schlucht ist einen Besuch wert. |
Ebenso der
Reichenbach- Wasserfall, wo sich laut Literatur... |
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...Sherlock Holmes und
sein Gegenspieler Professor Moriarty in den Abgrund
gestürzt haben. |
Oben gibt es
klassisches Postkartenidyll... |
Nachbau des
Wohnzimmers von Sherlock Holmes im örtlichen Museum. |
Tag 6 (Meiringen-St. Moritz, ca. 290 km):
Endlich mal Sonne! Über kleine Nebenstraßen geht es Richtung St.
Moritz, bis ich irgendwann auf der Bahn lande und das Navi mir
erzählt: „Nächste Ausfahrt St. Moritz 108 km“. Habe ich das so
geplant? Egal, ich ändere die Route ab, runter von der Bahn! Ab
jetzt zieht es sich, Schweiz-typisch, mit Tempolimits von 50, 60,
wenn‘s hochkommt 80 km/h. Der Albulapass kurz vor dem Ziel St.
Moritz ist nicht spektakulär, aber schön zu fahren, die Ausblicke
sind definitiv sehenswert. Mein Hotel liegt bergauf, ich muss
einige Kehren bezwingen und „Verbotszonen“ durchqueren, um zum Ziel
zu kommen. Der Ausblick hier oben ist einmalig, dafür kommt man
aber nicht so einfach ins Städtchen runter - macht nix... Ich
dusche und wechsle Klamotten, dann setze ich mich auf die Terrasse
des Hotels, genieße zwei Radler und Gespräche mit einigen netten
Schweizern, bevor es mir in den kurzen Hosen draußen zu kühl wird.
Brotzeit! Ich weiß zwar nicht, was „Pizokels“ sind und muss
recherchieren, aber die Dinger sind ausgezeichnet, ebenso das
gereichte Brot. Auch ein guter Macallan Whiskey und weitere Radler
fügen sich ein, so bin ich mit 72 Franken (=Euro) für den feucht-
fröhlichen Abend dabei...
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Richtung St. Moritz
locken... |
...ansehnliche
Ausblicke. |
Auf dem Albulapass. |
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Der Ausblick aus
meinem Zimmer ist einmalig. |
Ein Jäger und seine
Beute! |
Kitschig-schön. |
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