Tag 7 (St. Moritz-Innsbruck, ca. 250 km):
Heute steht bei strahlendem Sonnenschein der Berninapass an,
fahrerisch keine Herausforderung, dafür tolle Ausblicke. Bald kommt
die italienische Grenze, im Touristenörtchen Livigno ist der Teufel
los: unzählige Wanderer und Radfahrer, aber die meisten
Ferienhäuser stehen leer. Kurz hinter Livigno geht‘s durch einen
3,5 km langen Tunnel, der mich, unverständ- licherweise, satte 12
Euro Maut kostet. Ich lasse die direkte Route via Autobahn erstmal
sausen und steuere den Fernpass an, von wo aus man einen schönen
Blick auf die Zugspitze hat. Wieder zurück, an einer Tanke gibt‘s
ein Eis, dann auf die Bahn. Mein Hotel finde ich sofort, ich soll den
Eincheck-Automaten benutzen. Klappt nicht: der will unbedingt die
Namen meiner Mitreisenden haben - kenne ich nicht... Mein Zimmer
ist im 4. Stock, unter dem Dach, sehr mollig bei dem Wetter...
Duschen und umziehen, dann ziehe ich ab Richtung City, nicht ohne
an einer kleinen Eckkneipe noch ein Radler herunter zu stürzen. Das
Viertel, in dem mein Hotel liegt, macht nicht viel her, die
Altstadt schon mehr: klein, aber fein. Halb verweste alte Bürger-
bauten wechseln sich ab mit restaurierten Exemplaren, erwartungsgemäß
ist am Inn das Abendleben aktiv. Und da: ein Souvenirshop mit
T-Shirts! Das erste T-Shirt des Urlaubs wandert in meine Tasche! In
der Schweiz war nichts Vernünftiges zu finden. Nachdem ich ein
wenig kreuz und quer durch die City gelaufen bin, wird‘s Zeit für
eine feste Mahlzeit, aber wo? Die großen Plätze sind zwar übersät
mit Restaurants, aber auch übersät mit Gästen. In einer
Seitenstraße finde ich was und suche im Internet gleichzeitig nach
Irish Pubs... Ohne geht‘s nicht! :-) Ich leiste mir ein Taxi zurück
zum Hotel, da es sonst 20 Minuten Fußmarsch bedeuten würde. Freund
Dieter meldet sich, er war heute am Nordkap und reist schnell nach
Finnland ein, da dies ab dem Wochenanfang wg. Corona nicht mehr so
einfach wäre - verrückte Zeiten! Ein letzter Whiskey in der
Hotelbar beschließt den Abend.
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Zauberhafte
Berglandschaften... |
...zeigen sich auf
dem Weg... |
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von der Schweiz nach
Österreich. |
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Grandiose
Landschaften... |
...bei Livigno. |
Blick auf die
Zugspitze. |
Tag 8 (Innsbruck-Hall-Innsbruck, ca. 25 km):
Der Supermarkt an der nächsten Straße hat früh auf, das passt mir
gut, da mich der Verkehrslärm schon sehr früh geweckt hat. Ein
Kakao zum Frühstück und 2 Flaschen Wasser sind meine Beute.
Zurück in die City - viel Neues sichte ich nicht, ich kann der
Stadt aber noch ein paar Fotos abringen, aber was nun? Museum? Zu
warm, keine Lust. Aber ich hatte doch noch was auf dem Plan: das
Städtchen Hall mit einer sehenswerten Altstadt. Flugs auf‘s Navi
geschaut: 8 km entfernt. Langsam und immer im Schatten gehend
nähere ich mich der Unterkunft, schnappe mir den Helm und die
Motorradschlüssel und fahre los. Das hat sich gelohnt: das kleine
Städtchen bzw. die Altstadt haben sich einen Großteil ihres ur-
sprünglichen Charakters erhalten, schöne alte Häuser, eine prächtige
Kirche, kleine Läden und Cafés laden zum Flanieren ein. Viele
Fotos landen auf der Speicherkarte, ich gönne mir ein
ordentliches Eis dazu. Fairerweise muss ich hinzufügen, das der
interessante Kern von Innsbruck derzeit darunter leidet, dass
viele Straßenbauarbeiten den Zugang und auch den Ausblick
erschweren. Zurück im Hotel ist gleich eine Dusche und T-Shirt
Wechsel angesagt - in Salzburg muss ich mal waschen. An der kleinen
Eckkneipe hole ich mir wie gestern wieder ein Radler und unterhalte
mich nett mit dem Besitzer. In der Stadt ist‘s voll, das
Wochenende ist da. Es dauert fast eine Stunde, bis mein
bestelltes Essen auf dem Tisch steht. Ich tröste mich damit, dass
die Nudeln vermutlich per Kurier direkt aus Italien geliefert
wurden... Aber delikat sind sie immerhin. Der alternative Irish
Pub ist leider geschlossen, der von Gestern arg überfüllt. Ich
genehmige mir ein schnelles Kilkenny und verlasse ihn wieder. Auf
dem Weg zurück stelle ich fest, dass das Jungvolk in Innsbruck
offenbar genauso hohl im Kopf wie anderswo ist: Kein
Mindestabstand, keine Masken, kein Ver- antwortungsgefühl... Die
Eckkneipe kurz vor meinem Hotel hat noch offen, da hole ich mir
noch ein „Feierabend-Radler“.
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Innsbruck's
Altstadt,... |
...das "goldene
Dachel",... |
...prachtvolle Bauten
überall. |
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Viel los - zuviel in
diesen Zeiten? |
Im Irish Pub gibt's
echte harte Sachen... |
Andere Archtektur kann
ebenfalls beeindrucken. |
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Hall in Tirol
begeistert... |
... mit einer
weitgehend erhaltenen Baustruktur. |
Prächtige Kirche. |
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Stilvoller
Türbeschlag. |
Der gemütliche
Marktplatz... |
...lädt zum Flanieren
und Relaxen ein. |
Tag 9 (Innsbruck-Salzburg, ca. 195 km):
Heute steht eine der kürzesten Etappen mit 195 km nach Salzburg an,
darum ändere ich die Route und lasse mich über Nebenstrassen leiten.
Klappt soweit ganz gut, auch wenn die vielen Ortsdurchfahrten etwas
nerven. Das Wetter wird erwartungsgemäß immer düsterer, aber bis
auf ein paar Tropfen bleibe ich trocken. Eine Baustelle mit Ampel
und einseitiger Verkehrsführung kostet fast 20 Minuten. Kurz wird
Deutschland angeschnitten, dann geht‘s wieder zurück nach Österreich.
Kurz vor dem einsetzenden Regen komme ich an meinem Hostel an -
Hostel? Ach ja, da war ja was... Ich muss mein Bett selber beziehen
und die Bettwäsche am Tag des Ausscheckens auch wieder abziehen.
Ich muss dringend Wäsche waschen, ich frage nach und es gibt
tatsächlich Maschinen für die Klientel. Diese akzeptiert nur 50
Cent Stücke, ich habe aber nur eines, man wechselt mir. Ich lese
die Anleitung, wähle das Programm, werfe meine Wäsche und Pulver
ein, stecke die Münzen ein und drücke „Start“ - nichts passiert!
Nach Analyse des Problems hat der letzte Benutzer, zweifellos ein
Idiot, die Maschine ausgeschaltet, meine Kohle ist futsch... Noch
mal Geld wechseln, neuer Versuch - jetzt rotiert der Lavamat. Ich
setze mir den Wecker, damit ich die Wäsche pünktlich abholen kann,
dann decke ich das Mopped ab, es fängt nämlich an zu nieseln. Da
man hier keinen Alkohol verkauft, werde ich mir im nächsten
Supermarkt ein paar „Radler to go“ holen müssen, aber erst duschen.
Ich hole mir für den Sonntag was zum Frühstück und ein paar Radler.
Da der Regen nicht nachlassen will, hole ich meinen MP3 Player
heraus, lege mich lang und höre Musik. Irgendwann wird das Wetter
besser, ich brauche Nahrung. Ein Italiener nicht weit entfernt ist
randvoll, ich muss 10 Minuten warten, bis ich einen Tisch bekomme,
es geht zu wie in einem Bienenschwarm - Kellner möchte ich hier
nicht sein. Aber es klappt trotzdem nicht alles: Nach 20 Minuten
kann ich erst eine Bestellung aufgeben - in dem Laden läuft was
schief... Bei der drangvollen Enge ist natürlich an ein
Hygienekonzept nicht zu denken, zudem ist die Luft wirklich
schlecht. Ich gebe die Pizza „Bianca“ nach 3/4 auf, das Ding ist mir
zu groß. Als auch noch eine Mücke in meinem Radler um‘s Leben
schwimmt, ist für mich der Ofen endgültig aus! Aber wieder zurück?
Es ist nicht mal 21:30 und in meinem Zimmer gibt keinen Fernseher!
Ein Grieche mit offenem Biergarten sagt mir zu, ich darf noch auf
ein paar geistige Getränke Platz nehmen.
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Malerisch gelegene
Burg. |
Die Anblicke
begeistern immer wieder. |
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