Schweiz-Österreich-Deutschland
14.08.2020 - 11.09.2020.

Tag 10 (Salzburg Stadtbesichtigung, zu Fuß):

Mal sehen, ob‘s heute trocken bleibt, der Himmel sieht nicht danach
aus. Auf in die City! Ein paar Sehenswürdigkeiten aus dem Standard-
programm für Touristen stehen auf dem Plan, leicht behindert durch
massives Polizeiaufgebot anlässlich prominenten Besuchs bei den
Salzburger Festspielen. Auf der Burg war ich zwar schon mal, aber
warum nicht noch einmal? Das Wetter sieht auch besser aus, der
Rundblick dürfte sich lohnen. Mit der kleinen Zahnradbahn geht‘s steil
nach oben, das Gelände ist angesichts des Sonntags und des doch
überraschend sonnigen Wetters gut besucht, aber nicht überlaufen.
Nach 2 Stunden habe ich genug gesehen und genügend Fotos gemacht.
Zeit für eine Pause und ein Fruchteis. Was kann ich mir noch ansehen?
„Hangar 7“ ist zu Fuß zu weit, aber auf der anderen Seite der Altstadt
ist noch das Schloss „Mirabell“ - das macht nicht viel her, dafür aber
dessen Gärten, die liebevoll arrangiert werden. OK, zuerst mal zurück
zur Unterkunft, ich öffne ein Radler, setze mich auf die Terrasse, höre
ein wenig Musik und lese im mitgebrachten Buch weiter. Die fällige
Dusche, lange Hosen anziehen (es ist kühl geworden nach dem Regen)
und wieder in die City, nächtliche Fotomotive und Abendkost suchen.
Die Abendkost ist schnell gefunden, ebenso schnell findet der Regen
zurück nach Salzburg. Ich hoffe nur, das artet nicht wieder aus, ich habe
zwar mein Regencape dabei, aber wenn die Straßen klatschnass sind,
sind die Schuhe und die Hosenbeine leider versaut... Ein Irish Pub ist
nicht weit: 2 Kilkenny, 1 Whiskey, 1 Fußballspiel und ein Regenschauer
später ist auch dieser Abend Geschichte. Noch nicht ganz: am Ende
des Fußballspiels, auf dem Weg zurück merke ich, das ich doch besser
noch im Pub die „Örtlichkeit“ aufgesucht hätte... Die Situation eskaliert
so langsam, ein einsamer, unbeleuchteter Straßenbaum bringt die Lösung.

Salzburg wartet mit... ...vielen historischen... ...Bauten auf.
Viel Betrieb während
der Festspiele.
Alte Wetterstation. Residenzplatz - eindrucksvoll.
Kunst oder Kitsch? Auch das örtliche Schnell-
restaurant muß sich anpassen...
Skurrile alte Türklingeln.
"Balkenhol-Mozartkugel" Blick auf Salzburg von
der Festung aus.
Prächtige Decken-
verzierungen.
Kunstvoll gestaltetes Wappen. Alter Kachelofen. Wirklich?
Kannibalismus...! Der Dom ist...
eindrucksvoll geschmückt. Der Garten von Schloss Mirabell.

Tag 11 (Salzburg-Berchtesgaden-Salzburg, ca. 140 km):

Eine Runde fahren steht an: zuerst fahre ich nach Berchtesgaden, um mir
den Königssee anzusehen, erste Zweifel an meinem Vorhaben kommen
mir, als ich jede Menge Besucher- und Busparkplätze sowie Souvenirshops
sehe, sogar für das Motorrad wird Parkgebühr erhoben. Keine Ahnung,
wie man den See erkunden kann, daher steuere ich die Touristeninfo an -
Aha, man kann eine Bootstour machen, dauert 2 Stunden. Aber wie groß
ist meine Enttäuschung, als ich die Boote sehe: ich hatte mit offenen Decks
gerechnet, mit Rundumsicht, und, wie ich anhand mehrerer Touristengespräche
höre, bin ich nicht der Einzige. Stattdessen sind das kleine, schmale Bötchen
mit festem Dach und Glasfenstern. Man sitzt offenbar ziemlich beengt und
kann nur nach einer Seite raussehen, zudem scheinen die Dinger noch aus
den 60ern zu stammen, ich drehe um. Stattdessen wähle ich gleich nebenan
die Seilbahn auf den Jenner, obwohl die dicke Wolkendecke Anlass zur
Befürchtung gibt, das es oben nicht allzu viel zu sehen gibt. Mit 32 Euro bin
ich dabei, es geht auf 1874 m. Die Wolkendecke oben reißt zumindest teil-
weise auf, so dass ich keine Postkarte kaufen muss, um einen Beweis zu
haben. Nach einer Stunde zieht es mich wieder runter, ich steuere den
Mondsee an, die Fahrt dahin mach Spaß, der See ist schön gelegen. An
einer Tanke sichte ich eine Selbstwaschanlage - die BMW hat sich’s verdient!
Als letzte Tat für heute steht der Red Bull „Hangar 7“ auf meiner To-Do
Liste, der Weg dahin kostet Nerven und Schweiß: in Salzburg ist Feier-
abendverkehr, für die letzten 2,5 km brauche ich 50 Minuten, ich ertrinke
fast in meinem Schweiß... Aber Hangar 7 lohnt sich, man sieht in der
futuristisch gestylten Halle einige Formel 1 Boliden, Flugzeuge und Hub-
schrauber. Zurück zum Hostel. Dort angekommen, fragen mich zwei Männer
sogleich nach Zigaretten und bewundern meine BMW, sie kommen aus
Belarus. Aus irgendeinem Grunde ist mir wohler, als ich die Alarmanlage
in Betrieb nehme. Jaja, ich weiß schon: Vorurteile! Angesichts der Gestalten
stehe ich aber dazu. Duschen und kompletter Wäschewechsel ist fällig,
dann lockt ein Abendmahl und das dazugehörige Feierabendradler, im
Anschluss evtl. auch noch ein Kilkenny. ;-) Das kriege ich zwar, aber auch
mal wieder einen kurzen, heftigen Regenschauer, natürlich habe ich den
Regenponcho im Hostel gelassen, da ja kein Regen angesagt war... und aus
dem gleichen Grund habe ich das frisch gewaschene Mopped nicht mit der
Plane abgedeckt. Buchstäblich 10 m weiter muss ich feststellen, dass ich
im „falschen“ Irish Pub gelandet bin: gleich nebenan ist noch einer, da gibt‘s
Livemusik - man kann nicht alles haben... Das letzte Radler vor dem Hostel,
eine Katze kommt mich 4 mal besuchen und daher muss ich mir 4 mal die
Hände desinfizieren - ich muss dem Zeitgenossen, der an der Rezeption sitzt,
eine Erklärung abgeben, aber er kennt die Katze schon.

   
Imposanter Findling. Der Königssee. Sieht nicht gerade
einladend aus...
     
Aber es lockert
immer wieder auf...
...und man kann den
Ausblick zumindest erahnen.
Schillert in allen
Regenbogenfarben.
Am Mondsee.
Hangar 7. Eine tolle Sammlung in
futuristischem Ambiente.
Furchteinflössend!
Mozartkugeln - was sonst? Regenschirme...

Tag 12 (Salzburg-Klagenfurt, ca. 335 km):

Zum Frühstück noch ein Rest Kuchen und einen Schluck Kakao
- Igitt! Der ist umgekippt, ich hole mir eine Limo aus dem Automaten.
Über kleine und mittlere Landstraßen geht es voran, die ländliche
Idylle mit seinen Dörfern, den Kirchtürmen und kleinen Flüssen,
eingerahmt durch die Berge, macht Laune beim Hinschauen und
Durchfahren. Die Berge werden präsenter, bis ich den Großglockner
erreiche. Zugegeben, die Passstraße ist spektakulär, schön zu fahren
und ermöglicht bei dem sonnigen Wetter einzigartige Ausblicke, aber
gleich 27 Euro für ein Motorrad? Ich will nicht allzu oft anhalten für
Fotos und nehme die Helmkamera in Betrieb. Die Fahrt ist in der Tat
beeindruckend, ich fahre relativ langsam und genieße es in vollen Zügen.
Besorgniserregend finde ich, mit welchem Affenzahn einige Radler die
Berge runterkrachen, geschätzt mit bis zu 80 km/h. Bemerkenswert
finde ich dagegen den Geruch - nicht den klaren, würzigen Duft der
Natur, sondern den Geruch von glühenden Bremsscheiben und ver-
brannten Bremsbelägen! Offenbar können viele Autofahrer mit der
Situation nicht gut umgehen und stehen offenbar mit beiden Füssen auf
dem Bremspedal, ich dagegen bremse fast ausschließlich mit dem
Motor, unten wieder angekommen, prüfe ich die Bremsscheiben - nur
leicht warm geworden. Es wird deutlich flacher, am Wörthersee entlang
hangele ich mich bis nach Klagenfurt, meinem Tagesziel. Standard-
programm: Einchecken, abladen, Duschen, diverse Geräte aufladen,
ein Radler trinken, Fotosachen einpacken und ab in die City. Es gibt
nicht allzu viel zu sehen, aber die Altstadt mit seinen gepflegten Häusern,
den Cafés, Restaurants und Geschäften lädt zum Flanieren ein, für mich
eine kleine Wohltat nach dem geschäftigen Treiben in Salzburg - vor
allem jetzt, in der Zeit der Salzburger Festspiele. Ein offenbar guter
einheimischer Restaurantbetrieb mit traditionellen Gerichten hat leider
nur noch Plätze drinnen - ohne Not mache ich das nicht. Eine Osteria
bietet erstklassigen Ersatz in Form von traditionellen „Penne“ an, auf
dem Weg durch die Altstadt habe ich auch einen Irish Pub gesichtet,
der könnte mein nächstes Ziel sein... Nach dem Pub-Besuch nehme
ich noch ein Radler im Hotel-Biergarten zu mir, wobei mir ein ziemlich
seltsamer Typ Gesellschaft leistet, aber auch sowas muss es geben...

Burg Hohenwerfen. Tolles Panorama! Am Großglockner...
...gibt es Berge satt. Wie schön grün! Klagenfurt.
Nette und gepflegte... ...Altstadt.


▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

nächste Seite ►

horizontal rule

TIPP:
- Salzburg hat viel zu bieten, ist aber während der Festspielwochen
   ziemlich überlaufen.
- Hangar 7, das "Red Bull" Quartier, sollte man sich nicht entgehen lassen!
- Den Großglockner sollte man sich einmal im Leben gönnen - öfter aber
   auch nicht, sonst wird's zu teuer...

Letztes Update: 22.09.2020