Frankreich-Schweiz 16.05. - 31.05.2008

Tag 13:
Das Wetter sieht vormittags sehr mäßig aus, es wird gegammelt. Kurz nach Mittag
entscheiden wir uns für eine kleine Tour ins Maggiatal, das laut Reiseführer sehr
sehenswert sein soll. Das ist es in der Tat: Wir fahren bis an das Ende der Strecke,
den Lago Sambuco. Dieser Stausee ist aber noch nicht das Highlight, das kleine
Dörfchen Fusio erweist sich als wahres Schmuckstück: Hier ist die Zeit stehen-
geblieben: Viele uralte Steinhäuser und -Mauern bieten einen nahezu unbeschreib-
lichen Anblick, die Kameras kommen kaum zur Ruhe. Gegenüber dieses einmaligen
Anblicks findet sich ein Hotel mit Cafe, das wir in Beschlag nehmen. Der Besitzer ist
hocherfreut ob der einzigen Gäste zu dieser Jahreszeit und bringt uns die Geschichte
dieses Dorfes näher: Bis zum Bau des Gotthardpasses war das Dorf aufgrund seiner
Lage praktisch der einzige Zugang zur Region und deshalb mit satten Einkünften aus
Zollgeschäften gesegnet. Danach versank das Dorf praktisch in die Bedeutungslosigkeit,
die jungen Leute zogen weg. Heute hat das Dorf nur noch einige wenige feste
Einwohner, der Rest ist nur zur Touristensaison anwesend. Dafür hat sich eine
japanische Investorengruppe das kleine Schlösschen gekauft und will eine Seilbahn
zum nächsten Gipfel bauen, die für die Region typischen "Rusticos" (aus Holz im
Blockhausstil erbaute Ein-Zimmer- Hauser) werden sehr teuer gehandelt, weil sich
die Schickeria gerne mit einem solchen Haus schmückt und dies Innen teils sehr
luxuriös ausstattet. Der Hotelier weist uns auch noch den Weg zu einer echten Kuriosität
im Dorf Mogno: Eine hypermoderne Kirche in extravagantem Look - dies hätte man in
dieser Gegend wohl am wenigsten erwartet. Aber nun sind wir trotz der kleinen
Strecke langsam etwas in Zeitnot für den fälligen Einkauf, der große Supermarkt am
Ortsende von Locarno hat bei unserer Ankunft seit 5 Minuten geschlossen, dazu geht
Regine auch noch der Sprit aus - die Reservelampe leuchtet seit 50 Kilometern.
Na schön, wir fahren die nächste Tankstelle an und decken uns mit Benzin
und einigem Proviant ein, für's Abendessen reichen die Kleinigkeiten mitsamt unseren
restlichen Vorräten locker aus.

Morgendlicher Ausblick -
wenn's mal nicht regnet...
Wasserfall im Maggiatal. Die beste Position
für den Schnappschuss
will erkämpft werden!
Malerisch - kurz vor dem
Lago Sambuco.
Fusio - fast unberührt seit
Jahrzehnten.
"Hauptstraße" durch Fusio.
 Typische "Rusticos". Kuriose Kirche in Mogno. Das Abendessen fällt mal
wieder reichlich aus...

Tag 14:
Schon wieder Regen... man schwankt zwischen Städtebesichtigung oder Ausflug mit kleiner
Wanderung. Die Wanderung gewinnt, wir besuchen per Auto und zu Fuß das
Valle
Verzasca und dort das Örtchen Lavertezzo, wo sich zahlreiche Felsbrocken dem Fluss
in den Weg stellen und eine spektakuläre Stromschnelle formen, überspannt von einer
sehr alten Steinbrücke,
der Ponte dei Salti. Die Felsen dürfen sogar erklommen werden, um
sich deren Farbenreichtum und die Wasserspiele aus der Nähe betrachten zu können
- fabelhaft und in Deutschland praktisch unmöglich, hier wäre sicherlich weiträumig
abgesperrt und man könnte sich nur mit einer Kitschpostkarte vom nächsten Kiosk
trösten. Das Dorf Sonogno ist unser nächstes Ziel, das ein vergleichbares Schicksal wie
zuvor Fusio ereilt hat: Praktisch von allen ursprünglichen Bewohnern aufgegeben, tummeln
sich dort kleine Läden, in denen das Touristenherz alles findet (zu wahrhaft gesalzenen
Preisen!), was es begehrt. Abgesehen davon vermittelt der Ort einen kleinen Eindruck
von der ursprünglichen Lebensweise der Dorfgemeinschaften. Auf dem Rückweg machen
wir noch Station an der Talsperre des Lago di Vogomo, die James Bond Fans ein
Begriff sein dürfte: In der Anfangssequenz des Bond Films "Golden Eye" springt Pierce
Brosnan alias James Bond mit einem Bungeeseil in die Tiefe, die immerhin satte 220
Meter beträgt. Den "007"- Sprung kann man selbst versuchen, es steht ein Sprungturm
mit Bungeeseil bereit, für schlappe 225 Franken kann man sich in die Tiefe stürzen...
Uns steht allerdings nicht der Sinn danach, zumal uns schon wieder ein Wolkenbruch
heimsucht. Trotzdem schaffen wir es diesmal pünktlich in die Riesen Shoppingmall in
Locarno, um für das Abendessen Nachschub zu besorgen. An diesem Abend nutzen
wir zum 2. Mal unser bestens ausgestatte "Multimediahaus" (inkl. Internetzugang per
WLAN und DSL!) und sehen uns zwei Filme auf DVD an, mit der Unterstützung
diverser Alkoholika.

Die Heinzelmännchen? Ponte dei Salti in Lavertezzo. Blick über die
Stromschnellen.
Tolles Farbenspiel. Ernst säuft ab! Das Dorf Sonogno.
Der Backofen mitten im Dorf. Stausee Lago di Vogomo,
im Hintergrund der
Bungeeturm.
Satte 220 Meter - auch
wenn's auf dem Foto nicht
so hoch wirkt.

Tag 15:
Die Sonne lacht über dem See - unglaublich! Wir machen uns umgehend auf den Weg und
suchen uns eine auf der Karte sehenswerte Strecke [TOURENTIPP] aus, die am Ostufer
des Sees entlang bis nach Cadenazzo führt, wo es ab in die Berge geht, in Richtung
Lugano. Kurz davor geht es allerdings wieder ab Richtung Lago di Maggiore über teils
sehr winzige Sträßchen, wobei sich das Navi wieder einmal als echter Segen erweist.
Am See angekommen, wird ein Cafe am Hafen von Luino aufgesucht, nach der Pause
wollen wir die kleine Straße über Indemini vom Montag noch einmal im Trockenen fahren.
Aber leider bleibt uns das Wetter auch diesmal treu, ein kräftiges Gewitter entlädt sich
über dem ganzen See. Wir bergen die Segel, ziehen das Ölzeug an und lassen uns vom
Regen Richtung Heimat treiben... Am späten Nachmittag müssen wir die Moppeds auf
die Anhänger verladen, morgen geht es zurück nach Deutschland. Zum Abschluss wollen
wir noch einmal Essen gehen, man wird sich aber nicht so ganz einig, so landen wir in
einem kleinen Restaurant am Rand von Locarno. Das Essen dort ist nicht jedermanns
Sache - naja... Auf der Terrasse unseres Ferienhauses werden die letzten Alkoholvorräte
vernichtet und noch nett geplaudert.

Alle Moppeds verladen... ...Ernst fährt mit seiner Guzzi -
auf den Anhängern ist
nicht genug Platz.

Tag 16:
Gegen 11:30 sind alle Sachen verpackt, die Autos vollgetankt und die Anhänger
angekuppelt. Ernst muss mit der Guzzi fahren - wir haben nicht genügend Platz auf den
Anhängern, außerdem hat er als Einziger eine Autobahnvignette am Mopped (von der
Hinfahrt). Er begleitet uns noch ein paar Meter und zieht dann davon. Wir fahren durch
den Gotthardtunnel und kommen ganz gut voran, wenn man von den reichlichen
Regengüssen und einem Navigationsfehler absieht... Gegen 23:00 sind wir endlich
wieder daheim (Ernst sitzt derweil schon seit fast 2 Stunden vor dem Fernseher und
genießt ein paar Biere), aber die Moppeds müssen noch ab- und das Gepäck umgeladen
werden. Ich bringe meine treue BMW in die Garage und fahre mit dem Auto wieder
zurück, die letzen 2 Moppeds wollen noch abgeladen werden und mein Gepäck brauche
ich auch noch. Gegen 00:15 bin ich nur noch müde und genervt, deshalb nehme ich eine
Ampel ein wenig zu spät mit- eine Streife hat dies leider bemerkt und hält mich an.
Mit einmal Alkoholtest und einer Standpauke lassen mich die Herren dann aber
netterweise wieder abziehen.


▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

 

horizontal rule

TIPP:
- Rund um den Lago Maggiore gibt es so manche Sehenswürdigkeit, die
   es zu entdecken lohnt. Praktisch für Regentage...
- Viele kleine Straßen locken, für die man reichlich Zeit einplanen sollte.
- Restaurants sind der Schweiz deutlich teurer als ihre Pendants in Italien.

Letztes Update: 24.06.2008