Tag 13:
Das Wetter sieht vormittags sehr mäßig aus, es
wird gegammelt. Kurz nach Mittag entscheiden
wir uns für eine kleine Tour ins Maggiatal, das laut Reiseführer
sehr sehenswert sein soll.
Das ist es in der Tat: Wir fahren bis an das Ende der Strecke, den
Lago Sambuco. Dieser
Stausee ist aber noch nicht das Highlight, das kleine Dörfchen Fusio
erweist sich als wahres
Schmuckstück: Hier ist die Zeit stehen- geblieben: Viele uralte
Steinhäuser und -Mauern
bieten einen nahezu unbeschreib- lichen Anblick, die Kameras kommen
kaum zur Ruhe.
Gegenüber dieses einmaligen Anblicks findet sich ein Hotel mit Cafe,
das wir in Beschlag
nehmen. Der Besitzer ist hocherfreut ob der einzigen Gäste zu dieser
Jahreszeit und
bringt uns die Geschichte dieses Dorfes näher: Bis zum Bau des
Gotthardpasses war das
Dorf aufgrund seiner Lage praktisch der einzige Zugang zur Region
und deshalb mit satten
Einkünften aus Zollgeschäften gesegnet. Danach versank das Dorf
praktisch in die
Bedeutungslosigkeit, die jungen Leute zogen weg. Heute hat das Dorf
nur noch einige wenige
feste Einwohner, der Rest ist nur zur Touristensaison anwesend.
Dafür hat sich eine japanische Investorengruppe das kleine Schlösschen gekauft und will
eine Seilbahn zum
nächsten Gipfel bauen, die für die Region typischen "Rusticos" (aus
Holz im Blockhausstil
erbaute Ein-Zimmer- Hauser) werden sehr teuer gehandelt, weil sich die Schickeria gerne mit
einem solchen Haus schmückt und dies Innen teils sehr luxuriös
ausstattet. Der Hotelier weist
uns auch noch den Weg zu einer echten Kuriosität im Dorf Mogno: Eine
hypermoderne Kirche
in extravagantem Look - dies hätte man in dieser Gegend wohl am
wenigsten erwartet.
Aber nun sind wir trotz der kleinen Strecke langsam etwas in Zeitnot
für den fälligen Einkauf,
der große Supermarkt am Ortsende von Locarno hat bei unserer Ankunft
seit 5 Minuten
geschlossen, dazu geht Regine auch noch der Sprit aus - die Reservelampe
leuchtet seit
50 Kilometern. Na schön, wir fahren die nächste Tankstelle an und
decken uns mit Benzin und einigem Proviant ein, für's Abendessen reichen die Kleinigkeiten
mitsamt unseren restlichen Vorräten locker aus.
|
|
|
Morgendlicher Ausblick -
wenn's mal nicht regnet... |
Wasserfall im Maggiatal. |
Die beste Position
für den Schnappschuss
will erkämpft werden! |
|
|
|
Malerisch - kurz vor dem
Lago Sambuco. |
Fusio - fast unberührt seit
Jahrzehnten. |
"Hauptstraße" durch Fusio. |
|
|
|
Typische "Rusticos". |
Kuriose Kirche in Mogno. |
Das Abendessen fällt mal
wieder reichlich aus... |
Tag 14:
Schon wieder Regen... man schwankt zwischen Städtebesichtigung oder
Ausflug mit kleiner
Wanderung. Die Wanderung gewinnt, wir besuchen per Auto und zu Fuß
das Valle Verzasca
und dort das Örtchen Lavertezzo, wo sich
zahlreiche Felsbrocken dem Fluss in den Weg
stellen und eine spektakuläre Stromschnelle formen, überspannt von
einer sehr alten Steinbrücke, der Ponte dei Salti. Die
Felsen dürfen sogar erklommen werden, um sich deren
Farbenreichtum und die Wasserspiele aus der Nähe betrachten zu
können - fabelhaft
und in Deutschland praktisch unmöglich, hier wäre sicherlich
weiträumig abgesperrt und man
könnte sich nur mit einer Kitschpostkarte vom nächsten Kiosk trösten. Das Dorf Sonogno ist unser nächstes Ziel, das ein
vergleichbares Schicksal wie zuvor Fusio ereilt hat: Praktisch
von allen ursprünglichen Bewohnern aufgegeben, tummeln sich dort
kleine Läden, in denen
das Touristenherz alles findet (zu wahrhaft gesalzenen Preisen!),
was es begehrt. Abgesehen
davon vermittelt der Ort einen kleinen Eindruck von der ursprünglichen
Lebensweise der
Dorfgemeinschaften. Auf dem Rückweg machen wir noch Station an der
Talsperre des Lago
di Vogomo, die James Bond Fans ein Begriff sein dürfte: In der
Anfangssequenz des Bond
Films "Golden Eye" springt Pierce Brosnan alias James Bond mit einem
Bungeeseil in
die Tiefe, die immerhin satte 220 Meter beträgt. Den "007"- Sprung
kann man selbst
versuchen, es steht ein Sprungturm mit Bungeeseil bereit, für
schlappe 225 Franken kann
man sich in die Tiefe stürzen... Uns steht allerdings nicht der Sinn
danach, zumal uns schon
wieder ein Wolkenbruch heimsucht. Trotzdem schaffen wir es diesmal
pünktlich in die
Riesen Shoppingmall in Locarno, um für das Abendessen Nachschub zu
besorgen. An
diesem Abend nutzen wir zum 2. Mal unser bestens ausgestatte
"Multimediahaus" (inkl.
Internetzugang per WLAN und DSL!) und sehen uns zwei Filme auf DVD
an, mit der
Unterstützung diverser Alkoholika.
|
|
|
Die Heinzelmännchen? |
Ponte dei Salti in Lavertezzo. |
Blick über die
Stromschnellen. |
|
|
|
Tolles Farbenspiel. |
Ernst säuft ab! |
Das Dorf Sonogno. |
|
|
|
Der Backofen mitten im Dorf. |
Stausee Lago di Vogomo,
im Hintergrund der
Bungeeturm. |
Satte 220 Meter - auch
wenn's auf dem Foto nicht
so hoch wirkt. |
Tag 15:
Die Sonne lacht über dem See - unglaublich! Wir machen uns umgehend
auf den Weg und
suchen uns eine auf der Karte sehenswerte Strecke
[TOURENTIPP] aus, die am
Ostufer des
Sees entlang
bis nach Cadenazzo führt, wo es ab in die Berge geht, in Richtung Lugano.
Kurz davor geht es
allerdings wieder ab Richtung Lago di Maggiore über teils sehr
winzige
Sträßchen, wobei
sich das Navi wieder einmal als echter Segen erweist. Am See
angekommen, wird ein
Cafe am Hafen von Luino aufgesucht, nach der Pause wollen wir die
kleine Straße über
Indemini vom Montag noch einmal im Trockenen fahren. Aber leider
bleibt
uns das Wetter
auch diesmal treu, ein kräftiges Gewitter entlädt sich über dem
ganzen See.
Wir bergen
die Segel, ziehen das Ölzeug an und lassen uns vom Regen Richtung
Heimat
treiben...
Am späten Nachmittag müssen wir die Moppeds auf die Anhänger
verladen, morgen
geht
es zurück nach Deutschland. Zum Abschluss wollen wir noch einmal
Essen gehen, man
wird sich aber nicht so ganz einig, so landen wir in einem kleinen
Restaurant am Rand
von Locarno. Das Essen dort ist nicht jedermanns Sache - naja... Auf
der Terrasse unseres
Ferienhauses werden die letzten Alkoholvorräte vernichtet und noch
nett geplaudert.
|
|
Alle Moppeds
verladen... |
...Ernst fährt mit
seiner Guzzi -
auf den Anhängern ist
nicht genug Platz. |
Tag 16:
Gegen 11:30 sind alle Sachen verpackt, die Autos vollgetankt und die
Anhänger angekuppelt.
Ernst muss mit der Guzzi fahren - wir haben nicht genügend Platz auf
den Anhängern,
außerdem hat er als Einziger eine Autobahnvignette am Mopped (von
der Hinfahrt). Er begleitet
uns noch ein paar Meter und zieht dann davon. Wir fahren durch den
Gotthardtunnel und
kommen ganz gut voran, wenn man von den reichlichen Regengüssen und
einem Navigationsfehler absieht... Gegen 23:00 sind wir endlich wieder daheim (Ernst
sitzt derweil schon seit
fast 2 Stunden vor dem Fernseher und genießt ein paar Biere), aber
die Moppeds müssen
noch ab- und das Gepäck umgeladen werden. Ich bringe meine treue BMW
in die Garage
und fahre mit dem Auto wieder zurück, die letzen 2 Moppeds wollen
noch abgeladen werden
und mein Gepäck brauche ich auch noch. Gegen 00:15 bin ich nur noch
müde und genervt,
deshalb nehme ich eine Ampel ein wenig zu spät mit- eine Streife hat
dies leider bemerkt
und hält mich an. Mit einmal Alkoholtest und einer Standpauke lassen
mich die Herren dann
aber netterweise wieder abziehen.
|