Tag 9 (Akureyri-Blönduós, ca.
280 km):
Das Wetter sieht sehr gut aus, ich starte spät gegen 10:00. Vorher
gab's noch einen Schreck: ich dachte, der Gasthausbesitzer will mir
statt 207 Euro satte 320 berechnen - zum Glück stellt sich das als
Irrtum meinerseits heraus. Die Fahrt an der Küste entlang bei
strahlendem Sonnenschein macht Spaß, trotz der frischen
Temperaturen von etwa 9 Grad, nur ein paar einsame Radfahrer sind
noch unterwegs. Als ich, kurz nachdem ich die beiden überholt habe,
an einer wunderschönen Bucht halte um ein paar Fotos zu schießen,
holen sie wieder auf. Beim Vorbeifahren ruft mir der Vordere zu:
"Die Eifel grüßt Bonn!" Als ich sie später wieder einhole, frage
ich kurz nach, die beiden wollen ein Jahr unterwegs sein und sich
treiben lassen - Respekt! Ich passiere mehrere Tunnel, in denen doch
tatsächlich Polizeipräsens in Form von Radarfallen gezeigt wird. Meine
gewählte Route würde mich zu früh ans nächste Gasthaus nach
Blönduós führen, daher biege ich ab und
fahre auf einer Schotterpiste weiter an der Küste entlang, so kann
ich die Zeit herrlich abbummeln - 90 km Schotterpiste reiße ich
doch glatt auf einer Backe ab! Allerdings kommen mir satte 5 Autos
entgegen und 2 überholen mich - wenn ich geahnt hätte, daß dort so ein
Riesenverkehr herrscht, hätte ich eine andere Route gewählt...
Blönduós entpuppt sich als kleines
verschlafenes Städtchen. Tanken ist kein Problem, das ansässige
Restaurant ist mir aber zu teuer, das Fastfood an der Tanke ist
auch nicht mein Ding, essen wir also im Restaurant des Gasthauses. Ich
benötige einen alten Putzlappen, um den Staub der Schotterpiste von
meinem Gepäck abzuwischen, leider versteht die Gastgeberin meinen
korrekten englischen Ausdruck "Cloth" aber nicht - sie stammt aus
Polen... :-) Das hauseigene Restaurant offeriert auch nur Fastfood,
daher werden's also doch Burger zum Abendessen - dafür sind die
günstig. Mit einem Pärchen aus Schwaben unterhalte ich mich noch
eine Weile, bevor's in die Falle geht.
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Wunderschöne
Aussichten... |
...locken unterwegs |
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Ein Strand aus Sand
und Vulkanasche |
Typische
Schotterpiste |
Tag 10 (Blönduós-Hólmavík, ca.
260 km):
Das Wetter sieht ganz gut aus, die Ringstrasse ist leider ermüdend,
da in der Gegend wenig "Highlights" (außer der nach wie vor
umwerfenden Natur) zu sehen sind. Eine Stichstrasse führt mich
zum von der Natur kurios geformten Felsen
Hvítserkur an der Küste. Je näher ich mich meinem Ziel
Hólmavík
nähere, umso mehr nimmt der Wind zu, er bläst mich fast vom
Mopped. Kurz vor dem Ziel entscheide ich, weil es noch viel zu
früh ist, eine etwas weiter entfernte Sehenswürdigkeit anzufahren
und Hólmavík
erstmal links liegen zu lassen. Beim Abfahren von einem
Parkplatz passiert's dann: Eine heftige Windböe erfaßt mich und
drückt mich nach links. Das kann ich zwar abfangen, aber als ich
dann nach rechts kippe, tappt mein Fuß ins Leere und ich kippe
um. Ein vorbeifahrender Autofahrer hat's zum Glück gesehen und
hilft mir, die BMW aus ihrem Fast- Kopfstand wieder aufzurichten.
Was für eine Schande: Soviele Kilometer Schotterpiste und nix
passiert, dann lege ich mich beim Abbiegen von einem Parkplatz
hin... Naja, zum Glück ist nicht viel passiert: ein paar neue
Schrammen am Sturzbügel, Hebelei und Spiegel weggeklappt und
einige Kratzer auf meinem Selbst- bewustsein. Die Piste bis zur
Sehenswürdigkeit ist von übelster Sorte - Wellblech, Schlaglöcher
und reichlich Schotter. Zudem ist ein Straßenbau- trupp gerade
dabei, die Straße zu verbessern, was sie durch Bewässern
derselben und Abladen einer Mischung aus dunkler Erde, Steinen
und anschließendem Planieren erreichen wollen - was zu diesem
Zeitpunkt der Bauphase ein Befahren mit dem Motorrad fast
unmöglich macht. Das Highlight selbst finde (oder erkenne) ich
nicht (ist im Navi auch nicht näher beschrieben), aber kurz
vorher passiere ich ein Örtchen mit einer verlassenen
Fischfabrik, vor der ein fast völlig verrostetes Schiffswrack ein
schönes Fotomotiv abgibt. Gegen 18:30 komme ich im schönen
Gasthaus an, sogleich meldet sich der Hunger wieder, der im
örtlichen Cafe und Restaurant gestillt werden kann. Neben dem in
Island obligaten Seafood wird eine ausgezeichnete Pasta serviert,
die den Namen "Small Course" nun wirklich nicht verdient hat.
Hier habe ich auch endlich Gelegenheit, den isländischen
"Brennivin" zu testen - er ist stark, aber nicht so stark, das
Touristen davon schreiend davonlaufen, wie die Bedienung
behauptet. Abends muß ich die Alarmanlage des Moppeds wegen der
heftigen Winde deaktivieren, sonst gibt's Fehlalarme...
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Der
Hvítserkur soll bei bestimmten Lichtverhältnissen
wie ein Troll aussehen |
Viel Treibholz, in
früheren Zeiten gerne für den Hausbau verwendet |
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Üble, aber schöne
Schotterpiste |
"Good runner, slighty
used, easy restoration project" |
Tag 11 (Hólmavík-Suðureyri, ca.
250 km):
Die ersten 50 km Richtung Suðureyri sind
furchtbar - es geht auf 400 m hoch, dazu regnet es teils kräftig
und die Temperaturen sinken bis auf etwa 2 Grad... Je tiefer
ich komme, umso besser wird das Wetter. Es geht in Kurven um die
Fjorde herum, faszinierende Ausblicke bieten sich an. Auf einer
Passage kommt ein Monstertruck von hinten bedrohlich nah
angefahren. Um ihm Platz zu machen, biege ich auf einen
Schotterparkplatz ab, schätze meine eigene Geschwindigkeit und
den Bremsweg auf Schotter aber falsch ein - Zack, liege ich schon
wieder auf der Nase... Fluchend gelingt es mir, das Mopped wieder
aufzurichten, der Sachschaden ist gering: nur der Spiegel rechts
ist schon wieder eingeklappt. Ich sollte Parkplätze in Island
meiden... Am Ziel angekommen ist niemand da - nur ein Zettel an
der Tür des Gasthauses, man möge anrufen, wenn man einchecken
will. Der Besitzer meldet sich prompt, er kommt in 20 Minuten, da
er sich im 30 km entfernten Ísafjörður
aufhält. Ich solle doch schon mal reingehen und einen Kaffee
trinken, alle Türen seien offen. Erfrischend un- konventionell...
:-) Das einzige Restaurant im Ort bietet nur Seafood an - leider
nicht mein Fall, aber die kleine Tankstelle mit Mini- Supermarkt
bietet was Eßbares an. Vor dem Fernseher im Gasthaus wird
gefuttert bis 20:00 Uhr, dann darf ich für ein oder zwei Biere
doch noch ins Restaurant. Immerhin sind dort nun gar fünf Gäste,
während ich die Riesen- Unterkunft ganz für mich alleine habe.
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Unzählige Fjorde wie
dieser faszinieren |
Man gönnt sich ein
Ruhestündchen |
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Panorama von Súðavík und Umgebung |
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Überall tolle
Ausblicke in die Fjorde |
Kunstwerk aus alten
Schiffsteilen |
Tag 12 (Suðureyri-Patreksfjörður, ca. 290 km):
Die Piste von Suðureyri Richtung Patreksfjörður
ist fantastisch, Ausblicke locken überall, es geht bis auf
knapp 500 m hoch. Nach 40 km lockt der Wasserfall
Dynjandi, der erst durch eine Kletterei von
ca. 100 Höhenmetern erzwungen werden will, aber es lohnt sich:
Der Wasserfall stürzt über mehrere Kaskaden in die Tiefe, nicht
so urgewaltig wie Dettifoss und Selfoss, dafür sehr malerisch.
Weiter geht's, das Wetter wechselt zwischen warm-sonnig und kühl
mit heftigen, aber sehr kurzen Schauern. Der Vogelfelsen Latrabjerg
muß über eine mörderische, gut 35 km lange Buckelpiste angefahren
werden. Leider zeigt sich kein einziger Papageitaucher, nur
Seeschwalben und Möwen, darum schenke ich mir die Anfahrt zum
zweiten Vogelfelsen, der ebenfalls auf dem Plan war. Das
Gästehaus in Patreksfjörður ist schnell
gefunden, eine Dusche später sitze ich im nur wenige Meter
entfernten kleinen Lokal. Mit einem "Fotografie- Kollegen" wird
der blutrote Sonnenuntergang fotografisch erkämpft - wir müssen
uns einen steilen Abhang bis zum Ufer des Fjords herunterhangeln,
damit die Straßenlaternen an der Uferstrasse das Bild nicht
stören...
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Traunhaft schöne
Piste mit Ausblick |
Dynjandi Wasserfall |
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Natürliche Farb- und Wasserspiele |
Ausblick von oben |
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...und noch eine Panoramaaufnahme einer
Bucht |
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Latrabjerg - leider fast völlig
verlassen zu dieser Jahreszeit |
Immer wieder locken Sandstrände |
Das älteste Stahlschiff Islands liegt
auf dem Trockenen |
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Patreksfjörður am Abend... |
...und in der Nacht |
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