Tag 13 (Patreksfjörður-Snæfellsjökull, ca.
410 km):
Da einige Gäste morgens recht laut sind, komme ich zeitig weg - ist
auch gut so, denn es liegen etwas über 400 km (ohne Extratouren)
an. Die ersten 150 km sind ein Wechselbad aus Sonne, Wolken und
Regen, garniert mit wechselnder Piste aus Asphalt und Schotter. Das
in einem Reiseführer erwähnte Haus "Vatnasafn" (Wassermuseum, darin
Säulen gefüllt mit Wasser aus verschiedenen Gletschern) in
Stykkishólmur kann ich beim besten Willen nicht finden, obwohl es
sogar auf dem lokalen Stadtplan steht - Schade. Der Naturpark
Snæfellsjökull ist eine echte Offenbarung, obwohl es zuerst mal
wieder herb anfängt: Auf einem Parkplatz (!) an einem Leuchtturm lege
ich mich beim Losfahren mal wieder hin, zur Abwechslung diesmal auf
die linke Seite. Ich suche mir dann eine Piste möglichst nahe am
Gletscher aus, es geht bis auf 700 m in Serpentinen hinauf, die
Piste ist schwierig, aber machbar. Der Wind pfeift recht kräftig
und fegt die dunklen Wolken langsam weg, trotzdem kann man den
eigentlichen Gletscher nur erahnen, die Ausblicke lohnen sich
trotzdem. Das "grüne Leuchten" Islands, wie ich das Leuchten der
Moose und Flechten bei bestimmtem Sonnenstand nenne, ist an vielen
Stellen besonders schön zu sehen. Nach etlichen Foto- und
Rauchstops suche ich mein Gasthaus, der Wegpunkt ist aber definitiv
falsch - das wäre nämlich in der Nähe des Gletschergipfels... Die
GPS Koordinaten auf dem "Booking" Formular sind auch falsch, im
nächsten Örtchen mit einem Gasthaus frage ich nach, um zu meinem
Erstaunen zu erfahren, dass ich hier richtig bin. Es bleibt aber
schwierig, der Zimmerschlüssel will nicht passen, daher probiere
ich ihn in jedem der 4 Gästehäuser, um doch wieder vor der
ursprünglichen Tür zu landen. Nach einigem herumfummeln öffnet sich
die Tür und enthüllt den bisher kleinsten Raum der Reise, abgesehen
von der Fährkabine. Naja... Das Essen im angeschlossenen Restaurant
ist furchtbar teuer, macht aber nix, da ich nach dem Fastfood der
letzten Tage eh etwas kürzer treten will, also gibt es nur ein
Dessert und Bier dazu. Der Wetterbericht für den morgigen Tag
verheißt nichts Gutes, es könnte kräftigen Dauerregen auf dem Weg
nach Reykjavik geben. Um 21:00 werde ich aus dem Lokal herausgefegt.
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Unbekannter Fjord |
Karge, aber
keineswegs öde Vulkanlandschaft |
Farbenprächtiges
Vulkangestein |
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Snæfellsjökull - der
Nebel lichtet sich langsam |
Kühl, windig und
neblig, dafür fotogen... |
Tag 14 (Snæfellsjökull - Reykjavik, ca. 330 km):
Der Tag fängt schlecht an: Es regnet kräftig und ich habe keine
Ahnung, wo ich mein gestern bereits bezahltes Frühstück bekommen
soll - alles ist zu. Dann halt ohne... Im vollen Regenzeug packe
ich das Mopped, die ersten 97 vom Navi angekündigten Kilometer bis
zur nächsten Abzweigung sind furchtbar - der Himmel ist grau in
grau, es regnet ohne Ende. Die Wasserfälle Hraunfossar bieten etwas
Abwechslung, der höchste Wasserfall Islands, der Glymur lädt nicht
ein: vom Parkplatz bis zum Wasserfall sind 2,5 km zu laufen - unter
diesen Wetterbeding- ungen und mit vollem Gepäck schenke ich mir
das - ein andermal. Angekommen in Reykjavik finde ich das Gasthaus
auf Anhieb, aber wie fast immer in diesem Urlaub habe ich das
Zimmer im obersten Stock, dafür ist es geräumig, was ich dazu
nutze, meine nassen Klamotten dort auszubreiten. Ich brauche
erstmal Schlaf... Um 20:00 marschiere ich Richtung City, die nur
einen knappen Kilometer entfernt ist. Nach der Einsamkeit der
Fjordlandschaften ist Reykjavik fast ein Schock: Geschäftig, groß,
etwas laut, jung und frech - Jede Menge Lokale, Bars, Shops,
Souvenirläden etc. Schließlich lande ich in einem irischen Pub mit
guter Livemusik, wo ich tatsächlich ein Kilkenny Bier genießen kann
- was mir bei der letztjâhrigen
Irlandtour nicht
vergönnt war... Während der Live- Session im Pub bemerke ich, wie
mir das Gitarre- spielen fehlt.
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Hraunfossar
Wasserfälle |
Faszinierende
Farbspiele |
Mit langer
Belichtungszeit |
Tag 15 (Reykjavik, ca.
10 km, zu Fuß):
Zum Herumfahren ist das Wetter noch zu schlecht, für einen Stadt-
rundgang reicht's. Die größte Kirche Islands, die Hallgrimskirkja,
wird besucht. Von außen beeindruckend, von innen eher schlicht.
Auf dem Weg zum Hafen finde ich eine Bäckerei, die sogar Bretzeln
hat - da kann ich nicht wiederstehen, zumal mein Gasthaus kein Früh-
stück anbietet. Die Stadtbibliothek mit Fotoausstellung bietet nur
wenige, aber durchaus interessante Exponate. Das Stadtmuseum
knöpft mir dagegen 1200 Kronen für eine Ausstellung ab, die zu
2/3 wg. "Umbau- arbeiten" nicht besichtigt werden kann - fast
schon eine Frechheit... Es lockt noch eine Art Flohmarkt in einer
Riesenhalle, wo es so ziemlich alles gibt. In einem CD- Laden
mache ich auch noch Halt, schließlich brauche ich noch passende
Musikuntermalung für die Urlaubs- DVD. Gute Idee, ich kann einige
der CD's probehören, darum findet sich auch schnell was
Geeignetes. Obwohl es bis zum Perlan Gebäude mit dem Saga- Museum gut
2,5 km weit ist, marschiere ich los. Ein künstlicher Geysir ist
im Gebäude, zusammen mit dem Museum und einem Edel- Restaurant.
Der Geysir bricht regelmässig alle 5 Minuten aus und schießt eine
fast 10m hohe Fontäne durch die offene Galerie. Das Saga Museum
mit Audio- führung wird auch besucht, eine schön gemachte
Wachsfigurensammlung in stilechter Kleidung und Umgebung, die
Geschichten werden durch den Audiovortrag erklärt. Im Supermarkt
kaufe ich einen Liter Apfelsaft und ein paar andere Kleinigkeiten
ein, dann lockt mich die Matratze. Auf dem Rückweg kaufe ich mir
in einem der zahllosen Touristennepp- Geschäfte eine schöne,
leichte Fleecejacke mit Kapuze. Einerseits hat es mir das Ding
einfach angetan, andererseits hat sich mein Fleece- Anorak zum
wiederholten Male als echte Plage erwiesen: Sobald es etwas wärmer
ist und regnet, schwitzt man sich in dem Ding zu Tode, der Anorak
ist zwar wasserfest, läßt aber auch kein Lüftchen zirkulieren.
Gegen 20:00 mache ich mich erneut auf, ich habe Hunger. Unterwegs
sehe ich eine Vierergruppe von isländischen Jugendlichen, die
sich im Stil tibetanischer Mönche gekleidet hat: Köpfe
kahlrasiert, Oberkörper nackt und mit einer bunten Tunika
angezogen - die spinnen, die Isländer! Trotz der Fülle an
Restaurants, Cafes, Bars und Take-Aways habe ich verteufelt Mühe,
ein Plätzchen zu finden, es ist Samstagabend und alles geht aus.
Bei einem Italiener habe ich schließlich nach 10 Minuten Warten
Glück. Mein Abschlußbier wollte ich mir eigentlich im englischen
Pub holen, aber da kommt man vor lauter Menschen nicht mal bis
zum Tresen - gehen wir halt wieder zum Irish Pub, die haben heute
auch wieder Livemusik. Da die Stimmung langsam steigt, werden aus
dem Abschlußbier dann doch drei, besonders, als der Live- musiker
alte Beatles- Songs spielt und die Gäste mitsingen.
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Die Hallgrimskirkja
- ein beeindruckendes Bauwerk |
Auch in Island mag
man bunte Häuser |
Die Flugzeuge kommen
recht tief über der Stadt herunter |
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Flohmarktstand |
Wer immer noch nicht
weiß, wie man den verdammten Knoten richtig bindet... |
Wachsfigur im Saga-
Museum |
Tag 16 (Reykjavik-Glymur
Wasserfall-Þingvellir, ca. 240 km):
Das Wetter lockt ins Freie, der Himmel lacht. Holen wir erst mal das
Versäumte nach: Der höchste Wasserfall Islands, der Glymur, lockt.
Daher habe ich die Wanderschuhe mit eingepackt, aber auf das, was
mich dort erwartet, bin ich nicht gefaßt: Der normale Touri macht
wohl an einem Felsvorsprung Halt - von da aus kann man den
Wasserfall aber nur sehr schlecht und lediglich den oberen Teil
sehen. Daher klettere ich in die Schlucht herunter, der Abfluß
des Wasserfalls will über einen Wackelbalken mit einem ebenso
wackligen Stahlseil als Führung überquert werden. Dann geht's
erst so richtig los: Der Hang ist teils supersteil, man kann sich
bestenfalls am Ast eines Busches festhalten, sofern einer der
Vorgänger den noch nicht herausgerissen hat. Es folgen Passagen
mit loser Erde bzw. Lehm, über die man sich mit Hilfe eines am
Weg angebrachten Führungsseils hochziehen muss. Nach einer
knappen Stunde Kletterei habe ich ein Plateau erreicht, das einen
guten Ausblick gestattet. Nachdem die Zigaretten auf dem Weg
stangenweise aus den Lungen kamen, wird's Zeit, eine oder zwei nach-
zulegen... Der Ausblick vom Gipfel ist aber sicher noch besser,
jetzt packt mich der Ehrgeiz: eine weitere halbe Stunde später
habe ich auch diese Hürde bezwungen, der Ausblick ist wirklich
atemberaubend, der Wasserfall fällt nahezu ungebremst über eine
Klippe fast 200 m in die schwindelerregende Tiefe. Nachdem einige
Fotos und ein Video gedreht sind, mache ich mir Gedanken um den
Rückweg: den gleichen, steilen Pfad wieder herunter? Mmmh... Auf
der anderen Seite lockt ein wesentlich leichter aussehender Pfad,
dazu muß allerdings der Zufluß des Wasserfalls durchquert werden.
Nachdem mir eine andere Wandergruppe den Weg vormacht, ziehe ich
Schuhe und Socken aus und stakse los... Für die nicht ganz 30 m
benötige ich fast 10 Minuten! Grund: die größeren Steine sind
glatt wie Schmierseife, die kleineren bohren sich äußerst
schmerzhaft in die Fußsohlen - im Flußbett liegen auch keine
runden Kieselsteine, sondern spitze Vulkansteine.. Aber ich
schaff's doch. Der Weg hinunter entpuppt sich aber als fast ebenso
schwierig wie der hinauf, er ist komplett tief geschottert, ich
komme nur langsam vorwärts, da die Steine immer wieder nachgeben
und ich ins Rutschen gerate. Nach insgesamt 5 1/2 Stunden komme
ich wieder am Parkplatz an und muß mich erstmal völlig ausgepumpt
ins Gras legen. Nach einer halben Stunde ausruhen, 1 Liter
Apfelsaft und ein paar Kippen mache ich mich wieder auf. Der
Nationalpark Þingvellir bietet neben einer wunderschönen
Landschaft keine weiteren Attraktionen. Ein Verkehrsschild mit
dem Wort "Geysir" lockt mich noch gut 20 Kilometer weiter, bis mir
klar wird, daß es sich dabei um die bereits auf meinem Plan
stehenden Geysire für den übernächsten Tag handelt, die noch gut
40 km entfernt sind. Das wird mir jetzt zu weit und zu spät, ich
drehe um. Gegen 19:45 bin ich zurück, eine Dusche und
Klamottenwechsel später suche ich den 2. Italiener im Hafenviertel
auf - teuer, aber das Essen ist ausgezeichnet. Der 2. irische Pub
hat zwar noch geöffnet, es sitzt aber kein einziger Gast drin...
Aber im English Pub ist noch was los, sogar mit Livemusik. Die
Wettervorhersage verheißt für den morgigen Tag nichts Gutes, mal
sehen, was ich dann mache. Ich muß mich auch mal ein wenig ums
Mopped kümmern, weder Rück- noch Bremslicht funktionieren,
außerdem müßte ich mal einen Blick auf den Ölstand werfen.
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Nicht ganz
ungefährlich... |
Das Tal des Glymur |
196 m in die Tiefe,
da kann's einem schnell schwindlig werden |
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Aus allen Perspektiven
imposant |
Ausblick von ganz oben |
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Einsam gelegenes Haus,
wer mag da bloß wohnen? |
Nationalpark
Þingvellir |
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