Island 18.08. - 17.09.2012

Tag 5 (Fähre-Hirtshals-Føroyar, ca. 1050 km Fähre):

Ich habe einigermassen gut geschlafen. Das Schiff schlingert ein wenig,
das Wetter ist schlechter geworden, aber nicht wirklich schlecht. Laut
meinem Navi sind wir noch etwa 150 km von den Føroyar Inseln entfernt.
Frühstücken wir erstmal: Kekse und eine Büchse Schokodrink.
Zurück auf Deck ist kaum noch was zu sehen, dichter Nebel macht sich
breit, die Stadt Tórshavn auf den Føroyar dagegen zeigt sich im Sonnenlicht.
Eine recht große Stadt scheint mir, hier sehe ich die ersten einstmals typischen
Grassodenhäuser. Nach nur 30 Minuten Halt geht's weiter, das Schiff steuert
zwischen den Inseln durch, eine enge Angelegenheit. Wiederholt muss das
Schiff das Nebelhorn bemühen, zwischen den Nebelfetzen sieht man immer
wieder Teile der Inseln aufblitzen. Viele Fotos werden geschossen und auch
mein kleines Fernglas kommt zu Ehren. Das Wetter in Island soll bis Montag
OK sein, am Montag jedoch sollte man sich besser in der Nähe der
Zivilisation aufhalten, wie ein Tourist mit iPad trocken bemerkt...
Mit einem Münchner Pärchen, ebefalls per Mopped unterwegs, unterhalte
ich mich noch eine Weile. Im Spielecenter finde ich eine "unbewachte"
Steckdose, an der ich unauffällig mein Handy laden kann. Unterdessen
spricht mich ein Deutscher auf meine Kamera an und wir unterhalten uns
angeregt, besonders über Island, wo er nun schon zum 7. Mal hinfährt.
Kurz danach ist mein Handy zwar voll geladen, mein kleines Handnavi aber
hin - die Scheibe ist gerissen und der Touchscreen praktisch unbedienbar,
offenbar war die vordere Tasche meiner Jeans doch nicht so gut geeignet...
Im Spielecenter steht aber ein Spielgerät, an dem ich ein neues Garmin
gewinnen könnte... Voller Zuversicht opfere ich meine letzten beiden
dänischen 20 Kronen Münzen und - leider daneben... Ein paar Jugendliche
haben sich unterdessen im Duty Free Shop eine Flasche Whisky und ein
paar Dosen Cola gekauft - das wird offenbar noch ein lustiger Abend.
Ich begnüge mich mit 2 Glas Bier von der Decksbar und horche bald
am Schlafsack.

Tórshavn mit schönen
alten Grassodenhäusern
Recht groß Was ist das?
Fußlinge? Hand-Schuhe?

Tag 6 (Fähre-Føroyar-Island, ca. 510 km Fähre, ca. 380 km Straße):

Um 05:30 wird man bereits aus dem Bett geworfen, da die Kabinen 2 Stunden
vor Ankunft bereits geräumt sein müssen. Beim Einpacken der Klamotten sehe
ich erst, daß wir nicht nur eine, sondern sogar 2 Frauen in diesem Tigerkäfig haben.
Wie die beiden Damen den herb-männlichen Geruch der Mitreisenden ertragen
haben, das ist schon heldinnenhaft... Das Wetter in Island ist bescheiden, immer
wieder nieselt und regnet es - ob ich nicht besser gleich umdrehe? Nachdem ich
ein paar Kilometer hinter mich gebracht habe, wird es doch noch trocken und
etwas sonnig. Ich dachte, ich hätte mir eine leichte Runde für den ersten Tag
ausgesucht, aber Fehlanzeige: Nach wenigen Kilometern geht es auf eine Schotter-
piste, die bis zu 14 % Steigung beinhaltet. Zwei Geländewagen halten neben mir,
mit Schweizer Flaggen bestückt. Ich kann's mir nicht verkneifen und begrüße die
Insassen mit der Frage, ob ihnen in der Schweiz eventuell die Berge ausgegangen
seien :-) In Húsavík kann ich einige Touristen beobachten, die einen Fischkutter
zwecks Walbesichtigungstour besteigen - Morgen bin ich dran. Unterwegs tanke
ich noch und hole mir im Tankstellenshop ein paar Gummiringe, um die sich immer
wieder von selbst öffnende Halterung des Navis zu bändigen. Das Gästehaus liegt
gut 70 km von Húsavík entfernt und ist nicht einfach zu finden, da der Wegpunkt
in Google Earth falsche Koordinaten geliefert hat. Aber das Gasthaus selbst gefällt
mir, schön in einem Tal gelegen. Um noch etwas zu essen zu bekommen, muß ich
allerdings nach Akureyri fahren - 30 km enfernt - die Dimensionen in Island
sind etwas anders als daheim... Angesichts der gesalzenen Preise für's Essen
(z. B. 14 Euro für eine Pizza Margherita ohne Belag) lande ich bei Subway
und leiste mir ein belegtes Baguette. Nochmal tanken und dann geht's zurück.

Schotterpiste im Hochland... ...und die Folgen :-) Super Ausblick vom
Gasthaus aus

Tag 7 (Húsavík-Walbeobachtungstour-Goðafoss, ca. 140 km):

Mein Navi erzählt mir, das ich gegen 10:08 in Húsavík ankommen werde:
zu spät für meine um 10:00 gebuchte Walbeobachtungstour... Darum muß
ich unter Mißachtung aller Geschwindigkeitsbeschränkungen die BMW mit
Tempo 160-170 gut auswringen, aber ich schaffe es tatsächlich, auf den 70km
bis Húsavík eine Viertelstunde herauszuholen. Als einer der letzten gehe ich an
Bord des umgebauten Fischkutters. Das Wetter ist erstklassig an diesem Tag,
um die 18-20 Grad. Die rund 40 Touristen bekommen etwa 5 Buckelwale und
2 Delphine zu Gesicht - bis auf die paar Unglücklichen, die aufgrund des heftigen
Schwankens des Bootes an massiver Seekrankheit leiden... Mich faszinieren die
eleganten Wale, die majestätisch ihre Runden drehen, immer wieder auftauchen
und mit ihren großen Fluken winken, bevor sie auf tiefere Tauchgänge gehen.
Nach gut 3 Stunden ist das Ganze schon wieder vorbei, wir bekommen zum
Abschluß eine Tasse heißen Kakao und einen Bagel. Der Kapitän, ich taufe ihn
wegen seines dichten roten Bartes mal "Snorri Knaeggebroed", ein echter Seebär,
verabschiedet die Gäste persönlich. Ich besichtige noch das kleine Walmuseum,
das bei mir allerdings einen leicht schalen Geschmack hinterläßt, da der Walfang
einen recht breiten Raum einnimmt. Immerhin, die ausgestellten Walskelette
stammen bis auf eines von gestrandeten Exemplaren, wie die Hinweistafeln
verkünden. Im Supermarkt kaufe ich noch Futter für den Abend ein, da ich
wenig Lust verspüre, noch einmal bis Akureyri zu fahren. Ein Blick auf's Navi,
welche Sehenswürdigkeiten liegen noch in der näheren Umgebung? Der
Wasserfall Goðafoss liegt fast auf dem Weg, den nehme ich noch mit. Wirklich
imposant das Teil und angesichts der leicht vorgerückten Stunde zeigt er sich
im besten Vorabendlicht. Der Abend wird im B&B bei Chips und Bier beendet.

Ein Buckelwal mit weit
geöffnetem Blasloch
Wo taucht der
nächste Wal auf?
Signal zum Abtauchen
Der Goðafoss - imposant... ...aus jeder Perspektive

Tag 8 (Mývatn, ca. 300 km):

Es ist kühl und regnet leicht, trotzdem sehe ich an einer Tanke eine große
Gruppe von Moppedfahren, die offenbar ins Hochland wollen: lauter KTM
und eine Husaberg, deren hintere Bremse wohl nicht zu funktionieren scheint
- schlecht im harten Gelände... Zuerst fahre ich das Gebiet rund um den
Mývatn an, dann folgt eine kleine Wanderung rund um den Vulkankrater
Hverfjall. Vorher wird noch das Lavafeld Dimmuborgir bewandert, ein
fantastisches Gebiet, das mich teils an Science- Fiction Filme aus den 50ern
erinnert. An einem Geothermiekraftwerk findet sich ein See mit türkis-
farbenem Wasser und dazu gehörendem Schwefelgestank. Kurz darauf
treffe ich ein Pärchen aus Berlin, das sich mit einer Guzzi Bellagio hierher
verirrt hat - meine Guzzi wäre mir zu schade dafür gewesen. Das geothermisch
aktive Gebiet Hverarönd am Bergrücken Námafjall ist ein echtes Highlight,
überall zischt und brodelt Dampf und Schlamm aus dem Boden, der durch
den Schwefel vielfältig verfärbt ist, man merkt hier recht deutlich, wie aktiv
die Erde noch ist. Weiter oben gäbe es noch das ein oder andere zu
besichtigen wie das Krafla- Vulkangebiet, aber dort schneit es - das ist mir
dann doch zu heftig... Die Wasserfälle Dettifoss und Selfoss werden angefahren
und erwandert, beide sind sehr spektakulär, das Wetter dagegen macht mir
aber langsam etwas Sorgen. Dann suche ich mir angesichts der vorgerückten
Stunde eine "Abkürzung" quer durch den Jökulsárgljúfur Nationalpark, die
sich als feinste Schotterpiste, mit Lehm durchsetzt sowie von Schlaglöchern
und Wellblechpassagen zerfurchte, 32 km lange Marterstrecke für Mensch
und Maschine entpuppt. Erst gegen 20:45 komme ich nach einem erlebnis-
reichen, wetter- und temperaturtechnisch stark wechselhaften Tag wieder
im Gasthaus an. Das kurz nach dem Abzweig an der Straße stehende
Thermometer zeigt mittlerweile nur noch 3 Grad an... Nach dem "Abendbrot",
bestehend aus Keksen und Kakao, muß ich doch tatsächlich feststellen,
dass ich mir an der rechten Ferse eine kleine Blase erlaufen habe - Motorrad-
stiefel sind halt auch für kleine Wanderungen eher ungeeignet. Was mir heute
aufgefallen ist: Im Gegensatz zu Schottland und Irland, wo an jedem historisch
oder sonstwie bedeutsamen Felsbrocken ein Kassenhäuschen steht, war bisher
in Island alles frei zugänglich, obwohl die meisten Attraktionen gut ausgebaut
und erreichbar sind, z. B. durch Parkplätze, markierte Wanderwege etc.

Das Hochland und
die Crosspisten locken...
Am Mývatn - Kleiner
Vulkansee
Dimmuborgir - vulkanisches Gebiet von großer Vielfalt
Die Kirkja (Kirche) Farbenprächtige Formationen... ...und Vulkanlandschaften
Geothermaler See Hverarönd, das geothermische
Gebiet zeigt sich...
in voller Farbenpracht und
mit vielfältigen Aktivitäten

Heißer Schlamm brodelt, hier
zeigt sich deutlich, wie
aktiv die Erde noch ist
Dettifoss, der größte Wasserfall
im Norden
Selfoss, nicht so gewaltig,
dafür fotogener...
...wie man sieht
 

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TIPP:
- Das Hochland ist für Enduristen und Abenteurer ein echter Magnet
- Das Wetter in Island ist typisch Inselwetter: Äußerst wechselhaft, man
   stelle sich darauf ein...
- Für manche Gebiete, wie rund um den Mývatn, sollte man sich mehr Zeit
   nehmen, hier läßt es sich nebenbei auch vortrefflich wandern.
.

Letztes Update: 29.09.2012